Karl-May-Verlag – Wikipedia

Der Karl-May-Verlag ist ein 1913 in Radebeul gegründeter und 1959 nach Bamberg übersiedelter Verlag, in dem hauptsächlich Bücher von und um Karl May veröffentlicht werden, angefangen mit der Reihe Karl May’s Gesammelte Werke im grün-goldenen Einband über Reprints der Erstausgaben bis hin zu Bibliografien, Biografien und weiterer Sekundärliteratur zum Autor und dessen Werk.

Am 1. Juli 1913 gründeten Klara May (Witwe, Universalerbin und Nachlassverwalterin), Friedrich Ernst Fehsenfeld (Mays bisheriger Hauptverleger) und der Jurist Euchar Albrecht Schmid (als Geschäftsführer) den „Verlag der Karl-May-Stiftung Fehsenfeld & Co.“ in Radebeul, der ab 1915 den Namen „Karl-May-Verlag“ (KMV) trug. Verlagssitz war Schmids Villa. Ihnen gelang es, alle Rechtsstreitigkeiten wegen einiger Romane beizulegen und die Rechte an in anderen Verlagen erschienenen Werken (z. B. die in der Union Deutsche Verlagsgesellschaft erschienenen Jugenderzählungen und die bei Verlag H. G. Münchmeyer, Dresden erschienenen Lieferungsromane) zu erwerben. Diese Bände wurden in die bereits aus dem Verlag Fr. E. Fehsenfeld, Freiburg i. Br. stammende 33-bändige Reihe „Karl May’s gesammelte Reiseerzählungen“ eingegliedert. Diese Reihe wurde in „Karl May’s Gesammelte Werke“ (ab Band 91 mit dem Zusatz „und Briefe“) umbenannt und teilweise erhielten die Bände dabei neue Titel.

Dabei griff der Verlag zum Teil erheblich in die Textstrukturen ein. Insbesondere die Kolportage-Romane aus dem Münchmeyer-Verlag wurden deutlich überarbeitet, wobei auch schon Münchmeyer entsprechend den damaligen Verlagsgebräuchen stark in Mays Texte eingegriffen haben soll. Im Zuge der fortschreitenden Herausgabe immer weiterer Bände der Gesammelten Werke wurde auch immer wieder die Zusammenstellung in denjenigen Bänden geändert, die thematische Sammlungen von einzeln veröffentlichten Geschichten sind. Deshalb sind in Bänden mit identischem Titel und Nummerierung aus verschiedenen Jahrzehnten teilweise unterschiedliche Erzählungen enthalten. Die Bearbeitungen wurden von Euchar Albrecht Schmid, festen Mitarbeitern des Verlages und außenstehenden Karl-May-Anhängern vorgenommen. Besonders einflussreich waren Franz Kandolf, Rudolf Beissel und Max Finke. Auf die mehrfach öffentlich geäußerte Kritik an diesen Bearbeitungen (u. a. von Arno Schmidt) reagierte der KMV unter der Ägide von Roland Schmid mit der Rückbearbeitung der Bände 28–33 der Gesammelten Werke, die vornehmlich von Hans Wollschläger angeregt und durchgeführt wurden.

Zu den weiteren Zielen des KMV gehörten Mays Rehabilitierung gegenüber Literaturwissenschaft und Kritik sowie die Förderung der Karl-May-Stiftung.[1]

Im Karl-May-Verlag erschienen von 1920 bis 1933 die Karl-May-Jahrbücher, die seit 1918 von Friedrich Barthel herausgegeben wurden[2].

Seit dem vertraglichen Ausscheiden Fehsenfelds 1921 und der Trennung von der Karl-May-Stiftung (als Klara Mays Erbin) 1960, bei der Teile des Nachlasses an den Verlag übergingen,[3] liegt der KMV in den Händen der Familie Schmid. Auf Grund des Verhältnisses der Behörden in der SBZ und der DDR zu Karl May siedelte der KMV 1959 nach Bamberg über, ist aber seit 1996 auch wieder in Radebeul vertreten. Bände in „klassischer“ Ausstattung erschienen auch schon vor 1959 in Bamberg. Verlagsnamen waren „Ustad Verlag“ und „Bayrische Verlagsanstalt“. Die Reihe lief unter „Karl-May-Bücherei“, Copyrightangabe Joachim Schmid Verlag. Auf dem Buchrücken war Ustad-Verlag oder Karl-May-Bücherei vermerkt. Die Tausender der Gesamtauflage wurden weitergezählt. Mit Ablauf der urheberrechtlichen Schutzfrist 1963 verlor der KMV seine Monopolstellung. Es folgte eine forcierte Kommerzialisierung Mays. Der Name Karl May ist eingetragenes Warenzeichen der „Karl May Verwaltungs- und Vertriebs-GmbH“ des KMV.[4]

Nachdem sich Lothar Schmid 2007 aus Altersgründen aus der Geschäftsführung zurückgezogen hatte, wird der Verlag inzwischen vom Enkel des Verlagsgründers, Bernhard Schmid, geleitet. Der KMV ist einer der wenigen erfolgreichen monothematischen Verlage der Welt.

Karl May’s Gesammelte Werke (und Briefe)

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Sämtliche Werke wurden vor der Herausgabe bearbeitet, wobei der teils erhebliche Umfang der Bearbeitungen und Umschreibungen (insbesondere bei den Bänden 50 bis 68) zu Kritik geführt hat.

Band Titel Werkzyklus Jahr[5]
01 Durch die Wüste Orientzyklus 1913
02 Durchs wilde Kurdistan
03 Von Bagdad nach Stambul
04 In den Schluchten des Balkan
05 Durch das Land der Skipetaren
06 Der Schut
07 Winnetou I Winnetou-Trilogie
08 Winnetou II
09 Winnetou III
10 Sand des Verderbens (früher: Orangen und Datteln) Sammelband: Orient, u. a. Marienkalendergeschichten
11 Am Stillen Ozean Sammelband: Südsee, Ostasien
12 Am Rio de la Plata Südamerika-Dilogie („El Sendador“)
13 In den Kordilleren
14 Old Surehand I Surehand-Trilogie (Haupthandlung)
15 Old Surehand II (früher: Bd. 19 Old Surehand III)
16 Menschenjäger (Im Lande des Mahdi I) Mahdi-Trilogie
17 Der Mahdi (Im Lande des Mahdi II)
18 Im Sudan (Im Lande des Mahdi III)
19 Kapitän Kaiman (früher: Bd. 15 Old Surehand II) ehemals Surehand-Trilogie, nun Sammelband div. Wild-West-Geschichten
20 Die Felsenburg (früher: Satan und Ischariot I) Satan-und-Ischariot-Trilogie
21 Krüger-Bei (früher: Satan und Ischariot II)
22 Satan und Ischariot (früher: Satan und Ischariot III)
23 Auf fremden Pfaden Sammelband: u. a. Marienkalendergeschichten
24 „Weihnacht!“
25 Am Jenseits
26 Der Löwe der Blutrache (Im Reiche des Silbernen Löwen I) Im Reiche des silbernen Löwen
27 Bei den Trümmern von Babylon (Im Reiche des Silbernen Löwen II)
28 Im Reiche des Silbernen Löwen (Im Reiche des silbernen Löwen III)
29 Das versteinerte Gebet (Im Reiche des silbernen Löwen IV)
30 Und Friede auf Erden
31 Ardistan (Ardistan und Dschinnistan I) Ardistan und Dschinnistan
32 Der Mir von Dschinnistan (Ardistan und Dschinnistan II)
33 Winnetous Erben (Winnetou IV) Anschluss an die Winnetou-Trilogie
34 „Ich“ Autobiografie & biografische Texte 1917
35 Unter Geiern enthält Der Sohn des Bärenjägers und Der Geist des Llano Estacado 1914
36 Der Schatz im Silbersee 1913
37 Der Ölprinz 1915
38 Halbblut (Der schwarze Mustang) enthält zudem die Erzählungen aus Die Rose von Kaïrwan 1917
39 Das Vermächtnis des Inka 1913
40 Der blaurote Methusalem 1914
41 Die Sklavenkarawane 1915
42 Der alte Dessauer Geschichten über Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau 1921
43 Aus dunklem Tann Erzgebirgische Dorfgeschichten
44 Der Waldschwarze
45 Zepter und Hammer Fortsetzungs- bzw. Doppelroman (ohne Übertitel) 1926
46 Die Juweleninsel
47 Professor Vitzliputzli Humoresken 1927
48 Das Zauberwasser Sammelband: u. a. Marienkalendergeschichten
49 Lichte Höhen Himmelsgedanken (Gedichte und Sinnsprüche), Babel und Bibel (Drama) 1956
50 In Mekka (von Franz Kandolf) Fortsetzung von Am Jenseits 1923
51 Schloss Rodriganda Waldröschen 1924
52 Die Pyramide des Sonnengottes (früher: Vom Rhein zur Mapimi)
53 Benito Juarez
54 Trapper Geierschnabel 1925
55 Der sterbende Kaiser
56 Der Weg nach Waterloo Die Liebe des Ulanen 1930
57 Das Geheimnis des Marabut
58 Der Spion von Ortry
59 Die Herren von Greifenklau
60 Allah il Allah! Orient-Roman, bearbeitete Episoden aus Deutsche Herzen – Deutsche Helden 1931
61 Der Derwisch Deutsche Herzen – Deutsche Helden (Haupthandlung) 1933
62 Im Tal des Todes 1934
63 Zobeljäger und Kosak 1934
64 Das Buschgespenst Teile aus Der verlorne Sohn 1935
65 Der Fremde aus Indien 1939
66 Der Peitschenmüller Teile aus Der Weg zum Glück (Roman um König Ludwig II. von Bayern) 1958
67 Der Silberbauer 1959
68 Der Wurzelsepp 1960
69 Ritter und Rebellen Episoden aus Der beiden Quitzows letzte Fahrten
70 Der Waldläufer Karl Mays Bearbeitung des Romans Le Coureur de Bois von Gabriel Ferry 1959
71 Old Firehand Sammelbände: Frühwerk 1967
72 Schacht und Hütte 1968
73 Der Habicht Teil aus Der Weg zum Glück 1967
74 Der verlorene Sohn Teile aus Der verlorne Sohn 1985
75 Sklaven der Schande 1993
76 Der Eremit 1994
77 Die Kinder des Herzogs Teil aus Waldröschen 1995
78 Das Rätsel von Miramare Teile aus Der Weg zum Glück und Deutsche Herzen – Deutsche Helden 1996
79 Old Shatterhand in der Heimat Sammelband: u. a. Fragmente und Illustrationenstexte 1997
80 Auf der See gefangen Abenteuerroman und zwei Wildwest-Geschichten (zeigen Entwicklung der Winnetou-Figur) 1998
81 Abdahn Effendi Sammelband: Spätwerk 2000
82 In fernen Zonen Reisetagebuch und Beiträge zu Mays Weltreisen 1999
83 Am Marterpfahl Prozess- und Verteidigungsschriften 2001
84 Der Bowie-Pater Sammelband: Frühwerk 2003
85 Von Ehefrauen und Ehrenmännern Prozess- und Verteidigungsschriften 2004
86 Meine dankbaren Leser 2005
87 Das Buch der Liebe 2006
88 Deadly Dust jeweils zwei Wildwest-Erzählungen – Urfassungen von Teilen von Winnetou III (Bd. 88), Winnetou II und Episode aus Deutsche Herzen – Deutsche Helden (Bd. 89) 2008
89 Im fernen Westen 2011
90 Verschwörung in Wien Teile aus Der Weg zum Glück und Der verlorne Sohn, Humoresken, Fragmente 2014
91 Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld I 2007
92 Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld II 2008
93 Briefwechsel mit Sascha Schneider 2009
94 Briefwechsel mit Joseph Kürschner 2013
95 Briefwechsel mit seinen „Kindern“ I 2020
96 Briefwechsel mit seinen „Kindern“ II 2020

Des Weiteren enthält die Reihe zahlreiche unnummerierte Sonderbände, die entweder Anthologien, Sachtexte zu May oder Fremdtexte enthalten. Erwähnenswert ist der Großband Karl May und die Musik, der Mays Kompositionen (u. a. Ernste Klänge) enthält.

Karl Mays magischer Orient

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2016 wagte der Karl-May-Verlag mit der Reihe Karl Mays magischer Orient[6] einen Ausflug in die Fantasy. Eine Gruppe Autoren führt darin den Orientzyklus Karl Mays mit phantastischen Elementen und Fabelwesen unter der Herausgeberschaft von Thomas Le Blanc fort. Folgende Werke sind bis dato erschienen:

Anthologie:

Bände:

  1. Im Banne des Mächtigen 2016, Alexander Röder
  2. Der Fluch des Skipetaren 2016, Alexander Röder
  3. Der Sturz des Verschwörers 2017, Alexander Röder
  4. Die Berge der Rache 2017, Alexander Röder
  5. Sklavin und Königin 2018, Alexander Röder, Karl-Ulrich Burgdorf, Friedhelm Schneidewind und Jacqueline Montemurri; Prolog: Thomas Le Blanc, Epilog: Tanja Kinkel
  6. Auf der Spur der Sklavenjäger 2018, Alexander Röder
  7. Der Herrscher der Tiefe 2019, Jacqueline Montemurri, Epilog: Bernhard Hennen
  8. Das magische Tor im Kaukasus 2019, Friedhelm Schneidewind, Epilog: Bernhard Hennen
  9. Das Geheimnis des Lamassu 2020, Jacqueline Montemurri, Epilog: Nina Blazon

Weitere Autoren des Verlages

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  • Bernhard Schmid und Jürgen Seul (Hrsg.): 100 Jahre Karl-May-Verlag. Verlagsarbeit für Karl May und sein Werk (1913-2013). Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul 2013, ISBN 978-3-7802-0276-5
  • Lothar und Bernhard Schmid (Hrsg.): Der geschliffene Diamant. Karl-May-Verlag Bamberg/Radebeul 2003, ISBN 3-7802-0160-7
  1. Jürgen Wehnert: Der Karl-May-Verlag. In: Gert Ueding (Hrsg.): Karl-May-Handbuch. 2. erweiterte und bearbeitete Auflage. Königshausen & Neumann, Würzburg 2001, ISBN 3-8260-1813-3. S. 554 ff.
  2. Wilhelm Kosch u. a. (Hg.): Deutsches Literaturlexikon. Das 20. Jahrhundert. Bd. 1: Aab-Bauer. De Gruyter Verlag, Berlin 2000. ISBN 3-908255-01-5. S. 649
  3. René Wagner: Karl-May-Stiftung (Radebeul). In: Ueding, Karl-May-Handbuch, S. 549 ff.
  4. Jürgen Wehnert: Der Karl-May-Verlag. In: Ueding, Karl-May-Handbuch, S. 554 ff.
  5. Im genannten Jahr erstmals im Karl-May-Verlag innerhalb der Gesammelten Werke erschienen.
  6. http://magischer-orient.karl-may.de/