Karl Brunner (SS-Mitglied) – Wikipedia
Karl Josef Michael Otto Brunner (* 26. Juli 1900 in Passau; † 7. Dezember 1980 in München[1]) war ein deutscher Jurist, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei sowie SS- und Polizeiführer in Salzburg und Bozen.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karl war der erste Sohn des Oberpostinspekteurs Otto Brunner (* 9. Juni 1873 in Augsburg) und dessen Ehefrau Antonie, geborene Atzinger (* 14. Februar 1877 in Passau). Er besuchte ab 1906 zunächst die Volksschule und von 1910 bis 1917 die Kreisoberrealschule Passau. Am 13. September 1917 trat er während des Ersten Weltkriegs als Freiwilliger in das 16. Infanterie-Regiment „Großherzog Ferdinand von Toskana“ der Bayerischen Armee ein. Nach Kriegsende schied Brunner am 2. April 1919 mit dem Dienstgrad als Fähnrich aus dem Militärdienst.
Er wurde Mitglied im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund.[2] Von April bis Juni 1919 war er Mitglied der Freikorps Chiemgau und Passau und von 1922 bis 1923 Teil der Marine-Brigade Ehrhardt. Anschließend studierte er an der Universität München Jura und arbeitete ab 1927 als Rechtsanwalt.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten trat er 1933 der SA und zum 1. Mai desselben Jahres der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.903.386).[3] Später wechselte er von der SA zur SS (SS-Nummer 107.161). Beim SD war er zunächst von Januar bis September 1935 im SD-Hauptamt tätig. Von April 1937 war er bis Juni 1940 Leiter der Gestapo in München.
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war Brunner bis November 1939 Führer des Einsatzkommandos 4 der Einsatzgruppe I im deutsch besetzten Polen, die polnische Intellektuelle ermordete.[2][4] Von Februar 1940 bis April 1944 war Brunner Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD in Salzburg. Zudem war er ab März 1941 Leiter des Amtes Ia im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und von Mitte September 1943 bis zum Kriegsende SS- und Polizeiführer Alpenvorland mit Dienstsitz Bozen. Hier erteilte er am 12. September 1943 dem Südtiroler Ordnungsdienst einen schriftlichen Befehl zur Verhaftung und Deportierung der noch in Südtirol verbliebenen jüdischen Bevölkerung.[5] Am 13. Mai 1945 wurde er in Bozen gefangen genommen und geriet in britische Internierung, aus der er 1948 entlassen wurde.
Brunner wurde für die Organisation Gehlen tätig und trat 1956 in den bayerischen Staatsdienst ein, wo er als Regierungsrat im Landratsamt Pfaffenhofen tätig wurde.[6]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Brunners SS- und Polizeiränge[7] | Ernennung |
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SS-Untersturmführer | 15. Juni 1934 |
SS-Obersturmführer | 20. April 1935 |
SS-Hauptsturmführer | 20. April 1936 |
SS-Sturmbannführer | 20. April 1937 |
SS-Obersturmbannführer | 20. April 1938 |
Oberst der Polizei | 19. April 1941 |
SS-Oberführer | 1. Mai 1942 |
Generalmajor der Polizei | 21. Oktober 1942 |
SS-Brigadeführer | 9. November 1942 |
Brunner wurde am 10. Januar 1945 mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet. Die II. Klasse hatte er bereits während des Ersten Weltkriegs erworben. Außerdem bekam er noch weitere zivile Auszeichnungen verliehen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. , S. 78.
- Klaus-Michael Mallmann, Jochen Böhler und Jürgen Matthäus: Einsatzgruppen in Polen: Darstellung und Dokumentation. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-534-21353-5. (Band 12 der Veröffentlichungen der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart.)
- Dermot Bradley (Hrsg.), Andreas Schulz, Günter Wegmann: Die Generale der Waffen-SS und der Polizei. Die militärischen Werdegänge der Generale, sowie der Ärzte, Veterinäre, Intendanten, Richter und Ministerialbeamten im Generalsrang. Band 1: Abraham–Gutenberger. Biblio Verlag. Bissendorf 2003. ISBN 3-7648-2373-9. S. 168–171.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sterberegister des Standesamtes München Nr. 2523/1980.
- ↑ a b Klaus-Michael Mallmann, Jochen Böhler und Jürgen Matthäus: Einsatzgruppen in Polen: Darstellung und Dokumentation, Stuttgart 2008, S. 25.
- ↑ Bundesarchiv R 9361-II/123952
- ↑ Einsatzkommandos in Polen
- ↑ Sabine Mayr: The Annihilation of the Jewish Community of Meran. In: Georg Grote, Hannes Obermair (Hrsg.): A Land on the Threshold. South Tyrolean Transformations, 1915–2015. Peter Lang, Oxford u. a. 2017, ISBN 978-3-0343-2240-9, S. 53–75, Bezug: S. 64–65.
- ↑ Susanne Meinl, Joachim Schröder: „Einstellung zum demokratischen Staat: Bedenkenfrei“. Zur Frühgeschichte des bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz. Hrsg.: Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag, 2013, S. 108, Fußnote 41.
- ↑ Gefangene des Special Camp 11 – SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei Karl Brunner
Personendaten | |
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NAME | Brunner, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Brunner, Karl Josef Michael Otto (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei |
GEBURTSDATUM | 26. Juli 1900 |
GEBURTSORT | Passau |
STERBEDATUM | 7. Dezember 1980 |
STERBEORT | München |