Karl Twesten – Wikipedia
Karl Twesten (* 22. April 1820 in Kiel; † 14. Oktober 1870 in Berlin) war ein deutscher Politiker und Jurist.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Johann Friedrich Karl Twesten war das zweite Kind und einziger Sohn des Theologen August Twesten und dessen Frau Tine geb. Behrens. Er studierte Jura an den Universitäten in Berlin und Heidelberg. Nach diversen Anstellungen an Gerichten wurde er 1855 Stadtgerichtsrat in Berlin.
1861 veröffentlichte er die politische Schrift Was uns noch retten kann, in der er den als reaktionär geltenden preußischen General Edwin von Manteuffel einen „unheilvollen Mann in unheilvoller Stellung“ nannte. Daraufhin forderte Manteuffel ihn zu einem Duell heraus, bei dem Twesten verwundet wurde (rechten Arm zerschossen). Sowohl Twesten als auch Manteuffel wurden daraufhin wegen illegalen Zweikampfes zu drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.[1] Im selben Jahr gründete er mit anderen die Deutsche Fortschrittspartei, für die er seit 1862 im preußischen Abgeordnetenhaus saß. Wegen verleumderischer Beleidigungen in einer seiner Parlamentsreden kam es 1866 zu dem damals aufsehenerregenden „Prozess Twesten“, der letztendlich zum Ausscheiden Twestens aus dem Justizdienst führte.[2]
Obwohl er zunächst im Verfassungskonflikt gegen König Wilhelm I. und Otto von Bismarcks Lückentheorie stand, befürwortete er 1866 die Indemnitätsvorlage und verteidigte den Preußisch-Österreichischen Krieg. Im selben Jahr gründete er mit Eduard Lasker und Hans Victor von Unruh die Nationalliberale Fraktion im Abgeordnetenhaus. 1867 wurde er Abgeordneter im Reichstag des Norddeutschen Bundes.[3] Als Abgeordneter vertrat er bis zu seinem Tode den Wahlkreis Breslau 11 (Reichenbach – Neurode).[4]
Karl Twesten starb 1870 im Alter von 50 Jahren in Berlin. Die Beisetzung erfolgte im Erbbegräbnis der Familie Twesten auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I vor dem Halleschen Tor. Auch seine Eltern August (1789–1876) und Catharina Amalia Margarethe Twesten geb. Behrens (1795–1878) fanden später dort ihre letzte Ruhestätte. An der sechsachsigen verputzten Grabwand aus Ziegelstein erinnern Marmortafeln an die hier bestatteten Familienmitglieder.[5]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Woran uns gelegen ist (1859)
- Schiller in seinem Verhältniß zur Wissenschaft (1863)
- Der preussische Beamtenstaat (1866)
- Die Zeit Ludwig's XIV. : Vortrag gehalten im Berliner Handwerker-Verein. Lüderitz, Berlin 1871 (Digitalisat)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heinz Marzulla: Ehrensache! Das Pistolenduell - Geschichte, Regeln und Waffen. Ares Verlag, Graz 2005, ISBN 3-902475-12-9, S. 62.
- ↑ Wilhelm Küpper: August Wilhelm Heffter (1796–1880). Ein preußischer Kriminalist und Universaljurist im 19. Jahrhundert. In: Festschrift 200 Jahre Juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Hrsg. von Stefan Grundmann u. a. De Gruyter, Berlin / New York 2010, ISBN 9783899496291, S. 179–204, S. 187–189 (als Vorschau online bei Google Books). – Vgl. weiter Adalbert Hess: Das Parlament das Bismarck widerstrebte. Zur Politik und sozialen Zusammensetzung des preußischen Abgeordnetenhauses der Konfliktszeit (1862–1866). Springer, Wiesbaden 1964, ISBN 978-3-322-96058-0, S. 118 f. Nr. 13 (als Vorschau online bei Google Books).
- ↑ Bernd Haunfelder, Klaus Erich Pollmann: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867–1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-5151-3, Foto S. 331, Kurzbiographie S. 478–479.
- ↑ Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 73.
- ↑ Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 228.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Veronika Renner: Karl Twesten – Vorkämpfer der liberalen Rechtsstaatsidee. Freiburg im Breisgau, 1954.
- Hermann von Petersdorff: Twesten, Carl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 34–37.
- Gerd Fesser: Twesten, Carl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 507 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Karl Twesten im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Karl Twesten in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Personendaten | |
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NAME | Twesten, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Twesten, Carl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker und Jurist |
GEBURTSDATUM | 22. April 1820 |
GEBURTSORT | Kiel |
STERBEDATUM | 14. Oktober 1870 |
STERBEORT | Berlin |