Kastell Aardenburg – Wikipedia

Kastell Aardenburg
Alternativname Radannum
Limes Gallia Belgica
Niedergermanischer Limes (?)
Abschnitt Küstenverteidigung
Datierung (Belegung) 175 bis um 275
Typ Kohortenkastell
Einheit Cohors I Tungrorum (?)
Cohors I Thracum[1] (?)
Größe 150 m × 240 m = 3,6 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand in Teilen restauriertes Bodendenkmal
Ort Aardenburg
Geographische Lage 51° 16′ 21,5″ N, 3° 26′ 48,1″ OKoordinaten: 51° 16′ 21,5″ N, 3° 26′ 48,1″ O
Höhe m NAP
Vorhergehend Kastell Oostkapelle (NLD)
(nördlich)
Anschließend Kastell Oudenburg (BEL)
(westsüdwestlich)
Kastell Maldegem (BEL)
(südlich, zeitlich vorausgehend)

Das Kastell Aardenburg (möglicherweise das antike Radannum) ist ein römisches Auxiliarkastell auf dem Gebiet der zur Gemeinde Sluis gehörenden Ortschaft Aardenburg in der niederländischen Provinz Zeeland, unmittelbar an der Grenze zu Belgien. Zu dem Befundensemble gehört auch noch ein weitläufiger Vicus.

Topographisch liegt Aardenburg am westlichen Ende eines pleistozänen Decksandrückens, der sich weit in die Küstenebene erstreckt. Dieser Sandrücken verläuft von Osten nach Westen und war in der antiken Zeit im Norden von Salzwiesen und im Süden von einem Torfgebiet begrenzt. Über das Flüsschen Eede waren Kastell und Vicus mit dem Meer verbunden. Es fällt schwer, in dem heute eher unbedeutenden Bach einen Anlass für die Gründung einer Siedlung zu sehen, weswegen auch alternative Theorien zur maritimen Anbindung Aardenburgs diskutiert wurden. Auf dem Landwege war Aardenburg über zwei Straßen mit dem menapischen Hinterland verbunden. Eine Straße verband Aardenburg mit dem gallo-römischen Vicus in Brügge und dem Kastell Oudenburg im flämischen Küstengebiet. Eine zweite Straße verlief in südöstlicher Richtung über Eede, das Kastell Maldegem, Knesselare-Kouter und Aalter in Richtung Kruishoutem.[2]

Wenn die bisweilen geäußerte Annahme zuträfe, dass die Schelde die Grenze der Provinzen Germania inferior und Gallia Belgica gebildet habe, wäre das Kastell nicht Bestandteil des Niedergermanischen Limes gewesen, sondern müsste zur Küstenverteidigung der Provinz Gallia Belgica gezählt werden. Es ist jedoch nicht undenkbar, dass nicht der Fluss Schelde selber die Grenze bildete, sondern jene etwas südlicher lag und Aardenburg, sowie Gebiete südlich davon, quasi als Brückenkopf in die Provinz Germania inferior mit einbezog, so dass eine Zuordnung Aardenburgs zur Germania inferior nicht auszuschließen ist, wie sich auch heute das niederländische Territorium über die Scheldemündung hinaus nach Süden erstreckt.[3][4]

Im heutigen Landschafts- und Siedlungsbild liegt das Bodendenkmal im östlichen Teil der Ortschaft Aardenburg, rund zwölf Kilometer Luftlinie von der Nordseeküste entfernt.[2]

Forschungsgeschichte

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Die erste archäologische Ausgrabung auf Aardenburger Gebiet fand im Jahr 1949 durch den Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek (ROB) statt. Erste römische Befunde wurden 1955 entdeckt. Von 1957 bis zu seiner Pensionierung 1986 war Jan Adriaan Trimpe Burger, der erste Provinzialarchäologe Zeelands, derjenige, der die archäologischen Aktivitäten in Aardenburg vorantrieb und dessen Name die lokale provinzialrömische Forschung prägte. 1988 wurde zum letzten Mal durch den ROB in der Stadt gegraben, seit 1999 werden archäologische Untersuchungen nur noch von privatwirtschaftlichen Grabungsunternehmen durchgeführt.[5]

Ein Problem der jahrzehntelangen Ausgrabungstätigkeiten war, dass diese lange nicht ausgewertet und publiziert wurden. Forscher der Zeeland Cultural Heritage Foundation (SCEZ), des archäologischen Privatunternehmens Hazenberg Archaeology und des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz analysieren daher seit etlichen Jahren mit Unterstützung der Universität Gent kooperativ die Ergebnisse jahrzehntelang zurück liegender Grabungen, wobei ständig neue Erkenntnisse gewonnen werden.

Viel diskutiert wurde in der niederländischen Archäologie die Frage, ob es sich bei der Befestigungsanlage tatsächlich um ein Militärkastell oder nicht vielmehr um eine befestigte Stadt handele (siehe weiter unten).

Das römische Aardenburg gliederte sich in zwei Teile, den Bereich des Kastells und den Bereich des Vicus. Das Militärlager befand sich auf dem höchsten Punkt des Sandrückens. Das Zentrum des Vicus erstreckte sich im Wesentlichen östlich davon. Die Größe des gesamten Gebiets wurde früher auf rund einen Quadratkilometer geschätzt, neuere Forschungen haben jedoch ergeben, dass sich die Spuren römischer Besiedlung nach Norden noch bis zu etwa drei Kilometer nördlich des Stadtzentrums erstrecken. Über die Gräberfelder ist bislang nur wenig bekannt geworden, die größte Nekropole befand sich wahrscheinlich westlich des Kastells.[2]

Rekonstruktion des Westtores (2010)
Rekonstruktion des nördlichen Turms des Westtores (2010)

Das Kastell Aardenburg war ein massives Steinkastell, das eine Fläche von 150 m mal 240 m (entspricht 3,6 Hektar) bedeckte und nach Nordnordosten ausgerichtet war.[6] Befestigt war das Militärlager mit einer 1,2 m breiten und vermutlich vier bis fünf Meter hohen Wehrmauer, von der Mitte der 1970er Jahre der südliche Abschnitt der westlichen Mauer nebst einem Tor (der Porta principalis sinistra), dessen beiden Tortürmen, einem Zwischenturm und dem südsüdwestlichen Eckturm entdeckt worden war. Die Türme des Tores waren mit Tournai-Kalkstein, der Tordurchgang mit Tuff aus der Eifel ausgeführt worden. Zur Fundamentierung des Torhauses waren senkrecht in den Boden gerammte Rundhölzer verwendet worden. Die Türme besaßen alle einen runden Grundriss. Der Außendurchmesser des Eckturms betrug rund acht Meter. In einem Abstand von sieben Metern zur Mauer verlief als Annäherungshindernis ein mächtiger Spitzgraben.[2]

Bei der Errichtung der Hauptgebäude des Kastellinneren sowie bei der Anlage des Straßennetzes wurde, wie schon bei der Wehrmauer, hauptsächlich Tournai-Kalkstein benutzt, in geringeren Mengen auch rheinischer Tuff und weißer, französischer Kalkstein.[2] Bereits während der Ausgrabungen 1961 waren Spuren der Principia[7] (Stabsgebäude) aufgedeckt worden. Die Principia hatten eine Breite von 45 Meter, besaßen einen großen Vorhof von rund 25 Metern Länge und 40 Metern Breite, eine Appellhalle und um diese herum angeordnete kleinere Funktionsräume. In der hinteren Mitte befand sich das Fahnenheiligtum (Aedes), das mit einer Apsis abschloss. Aufgrund der Form des Fahnenheiligtums konnte man die Errichtung des Stabsgebäudes grob auf die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts datieren. Grundsätzlich erinnerte der Aufbau der Principia von Aardenburg an die Strukturen derjenigen Principia, die man von den Limites der beiden germanischen Provinzen und Raetiens her kannte.[8]

Neben Teilen der Lagerstraßen, einigen Brunnen (Holz- und Steinvarianten) und Abfallgruben wurden auch Spuren von Mannschaftsbaracken entdeckt, die mit Holzbalken fundamentiert worden waren. Der Grundriss der Baracken entsprach dem militärischen Standard, die Aufteilung der Contubernia der typischen Gliederung in Arma und Papilio. In einer Abfallgrube des dritten Jahrhunderts wurde ein großes Kalksteinfragment mit einer Inschrift entdeckt:

] M O [
] R M A [

Unterhalb der zweiten Zeile befinden sich die Fragmente weitere Zeichen, die als die Ziffern V oder X und C oder O gedeutet werden können. Die mögliche Lesung wurde unterschiedlich interpretiert. Nach Jules Bogaers handelte es sich um den Teil einer Gebäudeinschrift und er ergänzte RMA zu ARMAMENTARIVM (Waffenkammer/Zeughaus), und die Buchstaben MO zu COMMODVS. Nach einer jüngeren Lesart von Ton Derks beziehen sich die Buchstaben auf die Ehrentitel eines römischen Kaisers, wobei MO zu MAXIMO und RMA zu GERMANICO zu ergänzen wäre.[9] Die undeutlichen Zeichen unter der zweiten Zeile könnten Zahlen gefolgt von COS sein. Somit könne die Inschrift wie folgt gelesen werden:

M A X I ] M O [
G E ] R M A [ N I C O
] XX C [

Diese Titelkombination wurde von Hadrian, Marcus Aurelius und Commodus verwendet. In Anbetracht der Kastellgründung unter Marcus Aurelius und/oder Commodus, bezieht sich die Inschrift wahrscheinlich auf einen dieser beiden Kaiser.[2]

Auffällig ist ein Befund innerhalb des Kastells, südlich der Principia, der sich als Fundament eines gallo-römischen Umgangstempels erwies. Der Tempel hatte bei einem quadratischen Grundriss eine Seitenlänge von sechs Metern, seine Ausrichtung folgte nicht dem Schema der Befestigungsanlage, weshalb die Archäologen davon ausgingen, dass er erst zu einem späteren Zeitpunkt errichtet worden sein könnte. Auch der Umstand, dass ein Tempel innerhalb eines römischen Militärlagers völlig atypisch und singulär wäre, sprach gegen einen Zusammenhang. Der kleine Sakralbau wurde, möglicherweise zu Beginn des siebten Jahrzehnts des dritten Jahrhunderts, durch einen Brand zerstört.[2][10]

Über die Einheiten, die in Aardenburg stationiert waren, kann zurzeit nur spekuliert werden. Trimpe Burger schlug bezüglich der Ziegelstempel vor, dass die Stempel CIIA und CIIS militärischen Ursprungs seien und dass das „C“ für „Cohors“ und das „II“ für „Secunda“ stünde.[11] Darüber hinausgehend interpretierte Hugo Thoen den Stempel CIIA als den der „C(ohors) II (Secunda) A(ntoniniana)“ und den Stempel CIIS als den der „Co(hors) II (Secunda) S(everiana)“.[8] CIIA- und CIIS-Stempel fanden sich nicht nur im Kastell, sondern auch im Vicus und am Fundort „Hof   van Buize I“. Dort wurde ein Ofen ergraben, dessen Boden mit Ziegelplatten, die solche Stempel trugen, gefliest war. Zweimal wurde in Aardenburg der Stempel PRIMACORT gefunden, in beiden Fällen in einer Grube, die wahrscheinlich auf den Übergang vom 2. zum 3. Jahrhundert zu datieren ist, und auf Ziegelplatten, die einer Suspensura entstammten.[12] Ein dritter Stempel, von dem nur noch die Anfangsbuchstaben PRIM--- erhalten waren, wurde auf dem Oude Vlasmarkt entdeckt. Jules Bogaers las die Stempel als Prima Co(ho)r(s) T(hracum).[12] Dem gegenüber schlug Trimpe Burger die Lesung „Prima Co(ho)r(s) T(ungrorum)[13] vor.[2]

Trimpe Burger hatte, basierend auf den Münz- und Terra-Sigillata-Funden[14] die Errichtung des Kastells noch auf das Jahr 170 datiert und als Enddatum das Jahr 275 angenommen. Die Zeit seiner Existenz teilte er in zwei Phasen ein, eine frühe Phase von 170 bis 225 und eine späte Phase von 225 bis 275.[15] Zwischen diesen Bauphasen und vor seiner Wiederinbetriebnahme sei das Gelände gründlich saniert worden.[16] Wouter Dhaeze geht jedoch nach einer jüngeren Analyse des keramischen Fundmaterials davon aus, dass das Militärlager erst im Jahre 175 erbaut worden sein könnte. Ferner wird die Annahme zweier Siedlungsphasen, die Dierendocnck postuliert hatte, heute um die Annahme einer Funktionsänderung des Bauwerks beim Wechsel der beiden Perioden ergänzt. Zwischen den beiden Phasen fand um 225 ein Übergang von einer militärischen zu einer zivilen Nutzung statt[17] (siehe auch weiter unten).[2]

Diskussion und Konklusion

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Das gemeinsame Auftreten sowohl militärischer als auch ziviler Befunde und Funde hat in der niederländischen Archäologie zu vielen kontroversen Diskussionen geführt. Unter anderem Wim van Es[18] und Johan H. F. Bloemers[19] bezweifelten den militärischen Charakter von Aardenburg. Sie wiesen darauf hin, dass in der hohen Kaiserzeit Rundtürme nur zur Befestigung von Städten, nicht aber von Kastellen errichtet wurden. Auch Guus Besuijen versuchte in einigen Publikationen[20][21] den militärischen Aspekt Aardenburgs in den Hintergrund zu stellen.[2][22]

Andere Archäologen wie Jan Adriaan Trimpe Burger,[23] Hugo Thoen[8] und Robert M. van Dierendonck[15] stellten hingegen dar, dass der militärische Charakter nicht von der Hand zu weisen sei und dass die Festung zumindest für eine gewisse Zeit ein Kastell gewesen sein müsse.[24] Thoen und Marc Rogge[25] stellten auch die These zur Diskussion, dass die Frage, ob Aardenburg nun militärischer oder ziviler Natur ist, letztlich nicht relevant sei, da die severischen Kaiser Septimius Severus (193–211) und Severus Alexander (222–235) zahlreiche zivile Städte in das militärische Defensivsystem integriert hätten, wodurch die Unterscheidung zwischen militärisch und zivil letztlich undeutlich geworden sei. Auch wenn das Kastell vor der Zeit der Severerkaiser errichtet worden wäre, scheine es auf Grund der Befundlage, als ob das Bauwerk sofort als militärisches Gebäude konzipiert worden sei.[2]

Etliche Funde und Befunde weisen zweifellos auf eine militärische Präsenz hin. Allein die Principia sprechen dafür, dass Aardenburg, zumindest temporär, ein militärischer Stützpunkt gewesen sein muss. Auch wenn die Funde zivilen Charakters den Militaria gegenüber dominieren,[21] lässt sich ihre Existenz nicht verleugnen. Dazu gehören mehrere Bronzeschnallen, ein Schwertgürtelhalter, Fragmente einer Lorica hamata und eines Pilums, Lederbeschläge, eine Pfeilspitze, ein Schwertspitzenschutz aus Knochen sowie einige Scherben Terra Sigillata mit besitzanzeigenden lateinischen Graffiti. Dachziegel mit den Stempels CIIA, CIIS und PRIMACORT unterstreichen den militärischen Kontext. Andererseits stammen aus der Befestigung auch Funde zivilen Charakters, die quantitativ sogar gegenüber den Militaria dominieren. Darunter befinden sich Schmuck, Toilettenutensilien und Möbelteile. Hinzu kommt die Existenz des Tempelgebäudes, dessen Funktion und Ausrichtung nicht in das militärische Konzept passen. Es gibt überhaupt nur zwei ähnliche Baubefunde, in Traiectum (Utrecht) und im Kastell Rutupiae (Richborough), bei denen aber in beiden Fällen nicht klar ist, ob es sich tatsächlich um Tempel handelt.[2]

Ein möglicher Durchbruch in der Diskussion bot sich schließlich durch eine Untersuchung von Robert M. van Dierendonck und Louis J.F. Swinkels an. Anhand der geborgenen Fragmente von Wandmalereien versuchten sie nachzuweisen, dass die Befestigung sowohl eine militärische Phase (zwischen 175 und 225) als auch eine zivile Phase (von 225 bis 275) gehabt haben könnte. Nach ihrer Meinung spiegelt die Entwicklung des Ortes in der Qualität der Wandmalereien eine Änderung der Funktionen der Siedlung wider. Aufgrund der minderen Qualität der Wandmalereien aus den Jahren 170–225 wird deren Anfertigung der Arbeit von Soldaten zugeschrieben, während die hochwertigeren Arbeiten der zweiten Phase Auftragsarbeiten spezialisierter und hochqualifizierter Maler sein könnten, die durch betuchte Zivilisten finanziert worden wären.[17][2]

Es ist bislang unklar, ob es im Ardenburger Bereich vor der Errichtung des Kastells eine zivile Siedlung gab. Bislang fehlen Bauwerke aus dem 1. Jahrhundert oder der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Der einzige schwache Hinweis sind einzelne Scherben, die um die Mitte des 2. Jahrhunderts datieren. Der Vicus, der bekannt ist, entstand vermutlich zeitgleich mit dem Bau des Militärlagers. 200 Meter östlich der Ostmauer wurde ein vollständiges Vicusgebäude dieser Periode freigelegt. Um die Mitte des 3. Jahrhunderts scheint der Wohlstand des Vicus kontinuierlich rückläufig zu sein. Um 275 wurde der Vicus durch germanische Raubzüge zerstört. Zunehmende regelmäßige Überschwemmungen des Geländes ab dem Wechsel vom 3. zum 4. Jahrhundert machten eine Wiederbesiedlung unwahrscheinlich und auch archäologisch schwer nachweisbar.[2]

Bei den jüngeren Auswertungen der Altgrabung im Rahmen der weiter oben erwähnten Kooperation der Zeeland Cultural Heritage Foundation (SCEZ), des archäologischen Privatunternehmens Hazenberg Archaeology und des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz wurden auch Thermen im Vicus von Aardenburg nachgewiesen. Das Balineum befand sich östlich des Kastells im Bereich der heutigen Beekmanstraat. Das Bad bestand aus mehreren Räumen für kalte, warme und heiße Bäder. Es wurde über ein Praefurnium beheizt, das sowohl das Wasser erhitzte, als auch die heiße Luft der Fußboden- und Wandheizungen erzeugte. Südlich der Thermen lag ein Handwerkerviertel mit Öfen, mit denen möglicherweise Salz und Garum erzeugt, und/oder in denen Kalk gebrannt und/oder Eisen geschmolzen oder weiterverarbeitet wurde.[26]

Präsentation und Denkmalschutz

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Im Ortsbild von Aardenburg sind die Grundrisse der Westmauer des Kastells durch Restaurierung und Rekonstruktion sichtbar gemacht worden. Im Gemeentelijk Archeologisch Museum Aardenburg (Archäologisches Gemeindemuseum Aardenburg) werden die römische Geschichte des Ortes präsentiert und Artefakte aus den Ausgrabungen präsentiert.[27]

Die umfangreichen römischen Hinterlassenschaften im Boden von Aardenburg wurden mit insgesamt sieben verschiedenen Bodendenkmälern (Rijksmonumenten) auf Grundlage des monumentenwet (Denkmalschutzgesetz) von 1988[28] unter besonderen Schutz gestellt. Es sind dies im Einzelnen:

  • Rijksmonument 330202[29]:
    Gelände mit Spuren römischer Besiedlung und von einem Gräberfeld[30]
  • Rijksmonument 330373[31]:
    Gelände mit Spuren römischer Besiedlung und Resten einer römischen Straße[32]
  • Rijksmonument 330379[33]:
    Gelände mit Fundamenten der Befestigungsmauer und Resten des vorgelagerten Spitzgrabens; Spuren von einem Weg und von Besiedlung[34]
  • Rijksmonument 330419[35]:
    Fundamente des Zugangstores mit anschließender Wehrmauer und Spuren des vorgelagerten Spitzgrabens, eines Weges und von Besiedlung[36]
  • Rijksmonument 330428[37]:
    Fundamente des Zugangstores mit anschließender Wehrmauer sowie Spuren eines Spitzgrabens, eines Zugangsweges und einer Brücke[38]
  • Rijksmonument 330445[39]:
    Fundamente der Wehrmauer mit einem Eckturm und Spuren des Spitzgrabens; von besonderer wissenschaftlicher Bedeutung[40]
  • Rijksmonument 531070[41]:
    Gelände mit Resten des römischen Kastells, Fundamenten einer Kirche aus dem frühen Mittelalter (10. Jahrhundert), bemaltem Grabgewölbe aus dem Spätmittelalter (13. bis 14. Jahrhundert), Grabsteinen   aus dem Spätmittelalter und/oder der Neuzeit, die sich im Kirchenboden befinden, sowie verschiedenen Gräbern aus dem Spätmittelalter und/oder der Neuzeit außerhalb der Kirche[42]
  • Jacqui L. Bolt und Robert M. van Dierendonck: Aardenburg en Zeeland in het Romeinse Rijk. Hazenberg Archeologie, Leiden, 2013, ISBN 978-90-818683-6-5.
  • Wim De Clerq und Robert M. van Dierendonck: Zeeland en Noordwest-Vlaanderen in het Imperium Romanum. In: Extrema Galliarumn, Zeeuws Tijdschrift 53–54 (2008), S. 5–34, (Digitalisat).
  • Wouter Dhaeze: De Romeinse kustverdediging langs de Noordzee en het Kanaal van 120 tot 410 na Chr. Een onderzoek naar de rol van de militaire sites in de kustverdediging en drie casestudies over de militaire versterkingen van Maldegem-Vake, Aardenburg en Boulogne-sur-Mer. Dissertation Universität Gent, Gent 2011, S. 287–295, (Digitalisat).
  • Wouter Dhaeze: Studie van enkele volledige aardewerkcontexten uit het centrale nederzettingsareaal van Romeins Aardenbug. In: Robert M. van Dierendonck und Wouter K. Vos (Hrsg.): Onderzoek naar de ontwikkeling, structuur en datering van de Romeinse castella en hun omgeving, opgegraven in de periode 1955 - heden. Hazenberg, Leiden 2013, ISBN 978-90-818683-4-1, S. 209–286.
  • Wouter Dhaeze: Romeinse forten langs de Noordzee. Schakels in een kustverdediging? Testerep magazine 9 (2021).
  • Wouter Dhaeze: The Roman North Sea and Channel Coastal Defence. Universa, Wetteren 2022, ISBN 978-90-6281-034-5.
  • Robert M. van Dierendonck und Wouter K. Vos (Hrsg.): De Romeinse Agglomeratie Aardenburg. Onderzoek naar de ontwikkeling, structuur en datering van de Romeinse castella en hun omgeving, opgegraven in de periode 1955 - heden. Hazenberg, Leiden 2013, ISBN 978-90-818683-4-1, (Downloadbar auf archaeology.datastations.nl)
  • Paul van der Heijden: Romeinen langs Rijn en Nordzee. De limes in Nederland. Matrijs, Utrecht 2020, ISBN 978-90-5345-561-6, S. 109f.
  • Berber van der Meulen-van der Veen: The Late Roman limes revisited. The changing function of the Roman army in the Dutch river/coastal area (AD 260-406/7). Mres thesis, Vrije Universiteit Amsterdam, 2017, (Digitalisat).
  • Jean-Luc Meulenmeester: Vorsten, burgers en soldaten. Romeinen en middeleeuwers in Oudenburg, Middelburg en Aardenburg. Gemeinde Maldegem, Maldegem 2007.
  • Joris Sergant et al.: De Schelde-oversteek van de weg Bavay-Aardenburg te Kerkhove. Multidisciplinair onderzoek naar Romeinse sporen in het Scheldealluvium (W.-Vl.). Signa, 8 (2019), S. 149–159, (Digitalisat).
  • Hugo Thoen: Maldegem-Vake en Aardenburg. Romeinse verdedigingswerken. In: Nehalennia 95 (1993), S. 22–28.
  • Jan Adriaan Trimpe Burger: Aardenburg. In: Nieuwsbulletin KNOB, Jahrgang 14 (1961), S. 74, 93–94, 128, 147–148, 207 und 244, (Digitalisat).
  • Jan Adriaan Trimpe Burger: Aardenburg. In: Nieuwsbulletin KNOB, Jahrgang 15 (1962), S. 82, 102, 164–165 und 197–198, (Digitalisat).
  • Jan Adriaan Trimpe Burger: Aardenburg. In: Nieuwsbulletin KNOB (1965), S. 138–139.
  • Jan Adriaan Trimpe Burger: The Islands of Zeeland and South Holland in Roman Times. In: Berichten van de Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek (BROB) 23 (1973), S. 135–148.
  • Jan Adriaan Trimpe Burger: Aardenburg - Rodanburg - Burg aan de Rudannâ. In: Naamkunde 17 (1985), S. 335–346, (Digitalisat).
  • Arco Willebordse: Op de rand van zee en land, op de grens van klei en zand. Het noordwesten van Vlaanderen in der Romeinse tijd. In: Jean-Luc Meulenmeester et al. (Red.): Vorsten, burgers en soldaten. Romeinen en middeleeuwers in Oudenburg, Middelburg en Aardenburg. Gemeinde Maldegem, Maldegem 2007, S. 5–9.

Einzelnachweise

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  1. AE 1975, 00640
  2. a b c d e f g h i j k l m n Wouter Dhaeze: De Romeinse kustverdediging langs de Noordzee en het Kanaal van 120 tot 410 na Chr. Een onderzoek naar de rol van de militaire sites in de kustverdediging en drie casestudies over de militaire versterkingen van Maldegem-Vake, Aardenburg en Boulogne-sur-Mer. Dissertation Universität Gent, Gent 2011, S. 287–295.
  3. Siegmar von Schnurbein: Germanien in römischer Sicht. Germania Magna und die römischen Provinzbezeichnungen. In: RGA-E 34, De Gruyter, Berlin/New York 2004, S. 25–36.
  4. Marie-Thérèse und Georges Raepsaet-Charlier: Gallia Belgica et Germania Inferior. Vingt-cinq années de recherches historiques et archéologiques. In: Hildegard Temporini (Hrsg.): Band 4 Politische Geschichte (Provinzen und Randvölker: Gallien [Forts.], Germanien). De Gruyter, Berlin/Boston 2016, S. 3–299.
  5. Gerti de Koeijer: Romeins Aardenburg auf archeologieonline.nl (niederländisch), abgerufen am 26. August 2022.
  6. Jan Adriaan Trimpe Burger: Aardenburg - Rodanburg - Burg aan de Rudannâ. In: Naamkunde 17 (1985), S. 335–346.
  7. Bei 51° 16′ 19″ N, 3° 26′ 50″ O
  8. a b c Hugo Thoen: Maldegem-Vake en Aardenburg. Romeinse verdedigingswerken. In: Nehalennia 95 (1993), S. 22–28.
  9. Guus Besuijen: RODANVM. A Study of the Roman Settlement at Aardenburg and its Metal Finds. Sidestone Press, Leiden 2008, S. 53, (Online abrufbar auf der Webpräsenz des Verlages).
  10. Romeinse tempel verhuist (tijdelijk) uit Aardenburg, 'we hebben gelukkig een kruiwagen' auf omroepzeeland.nl (niederländisch)
  11. Jan Adriaan Trimpe Burger: The Islands of Zeeland and South Holland in Roman Times. In: Berichten van de Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek (BROB) 23 (1973), S. 135–148.
  12. a b Jules Bogaers: Thracische hulptroepen in Germania Inferior. In: Oudheidkundige Medede(e)lingen uit het Rijksmuseum van Oudheden te Leiden (OMROL) 55 (1974), S. 198–220.
  13. Jan Adriaan Trimpe Burger: De Romeinen in Zeeland. Onder de hoede van Nehalennia. O.V., Goes 1997, S. 38.
  14. Johannes S. Boersma: The Roman coins from the province of Zeeland. In: Berichten van de Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek (BROB), Jahrgang 17 (1967), S. 65–97.
  15. a b Robert M. van Dierendonck: The Roman Wall-paintings and the Character of the Roman Settlement at Aardenburg (The Netherlands). In: Cahiers d'archéologie romande 43 (1987), S. 197–199.
  16. Jan Adriaan Trimpe Burger: De Romeinen in Zeeland. Onder de hoede van Nehalennia. O.V., Goes 1997, S. 30.
  17. a b Robert M. van Dierendonck und Louis J.F. Swinkels: Wall-painting fragments found in the Roman settlement at Aardenburg. In: Berichten Rijksdienst voor het Oudheidkundig Bodemonderzoek (BROB) 33 (1983), S. 153–196.
  18. Willem Albertus van Es: Romeinen in Nederland. Fibula-Van Dishoeck, Haarlem 19813, S. 112–114.
  19. Johan H.F. Bloemers, Louwe Kooijmans, L.P. und Herbert Sarfatij: Verleden land. In Dies. (hrsg.): Archeologische opgravingen in Nederland. Meulenhoff, Amsterdam 1981, S. 120.
  20. Guus Besuijen: Was Aardenburg een militaire of civiele nederzetting? Metaalvondsten dragen de oplossing aan. In: Zeeuws Tijdschrift, 58.3-4 (2008), S. 63–64.
  21. a b Guus Besuijden: RODANVM. A study of the Roman settlement at Aardenburg and its metal finds. Sidestone Press, Leiden 2008, (Online abrufbar auf der Webpräsenz des Verlages).
  22. Guus Besuijen und Robert van Dierendonck: Aardenburg, militair fort, stad of beide? auf romeinsekust.nl (niederländisch), abgerufen am 26. August 2022.
  23. Jan Adriaan Trimpe Burger: De Romeinen in Zeeland. Onder de hoede van Nehalennia. O.V., Goes 1997, S. 25–26.
  24. Hugo Thoen: Le camp romain de Maldegem (Flandre orientale, Belgique) et les invasions des Chauques en 172-174 de notre ère. In: Hugo Thoen et al. (Hrsg.): Liber amicorum Jacques A.E. Nenquin. RUG Seminarie voor archaeologie, Gent 1991, S. 185–200.
  25. Marc Rogge: Van nieuw evenwicht tot chaos (van Marcus Aurelius tot Severus Alexander, 161-235). In: Danny Lamarcq und Marc Rogge (Hrsg.): De taalgrens. Van de oude tot de nieuwe Belgen. Davidsfonds, Leuven 1996, S. 59–67.
  26. Aardenburg had een Romeins badhuis auf historiek.net (niederländisch), abgerufen am 29. August 2022.
  27. Offizielle Webpräsenz des Gemeentelijk Archeologisch Museum Aardenburg auf cultuurforumaardenburg.nl (niederländisch), abgerufen am 27. August 2022.
  28. Text des monumentenwet 1988 auf der offiziellen Webpräsenz overheid.nl für Informationen und Dienste aller Regierungsorgane (niederländisch), abgerufen am 25. August 2022.
  29. Rijksmonument 330202 im Monumentenregister
  30. Bei 51° 16′ 11,5″ N, 3° 26′ 59″ O
  31. Rijksmonument 330373 im Monumentenregister
  32. Bei 51° 16′ 15″ N, 3° 27′ 3,45″ O
  33. Rijksmonument 330379 im Monumentenregister
  34. Bei 51° 16′ 16,75″ N, 3° 26′ 27,4″ O
  35. Rijksmonument 330419 im Monumentenregister
  36. Bei 51° 16′ 19″ N, 3° 26′ 33,5″ O
  37. Rijksmonument 330419 im Monumentenregister
  38. Bei 51° 16′ 21,45″ N, 3° 26′ 48,1″ O
  39. Rijksmonument 330445 im Monumentenregister
  40. Bei 51° 16′ 24,15″ N, 3° 26′ 50,15″ O
  41. Rijksmonument 531070 im Monumentenregister
  42. Bei 51° 16′ 22,1″ N, 3° 26′ 53,5″ O