Kernkraftwerk Olkiluoto – Wikipedia

Kernkraftwerk Olkiluoto
Das Kernkraftwerk Olkiluoto mit EPR (links) und BWR-2500 (Mitte und rechts)
Das Kernkraftwerk Olkiluoto mit EPR (links) und BWR-2500 (Mitte und rechts)
Lage
Kernkraftwerk Olkiluoto (Finnland)
Kernkraftwerk Olkiluoto (Finnland)
Koordinaten 61° 14′ 12″ N, 21° 26′ 32″ OKoordinaten: 61° 14′ 12″ N, 21° 26′ 32″ O
Land Finnland
Daten
Eigentümer Teollisuuden Voima OYJ
Betreiber Teollisuuden Voima OYJ
Projektbeginn 1973
Kommerzieller Betrieb 10. Okt. 1979

Aktive Reaktoren (Brutto)

3  (3550 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 2022 6931,890 + 7532,480 + 1886,130 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 281.430 + 272.090 + 1.890 GWh
Stand 31. Dezember 2022
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Das Kernkraftwerk Olkiluoto [ˈɔlkiluɔtɔ] mit seinen drei Kernreaktoren liegt auf der Insel Olkiluoto an der Westküste Finnlands in der Gemeinde Eurajoki, rund 25 Kilometer nördlich der Stadt Rauma. Block 3 des Kraftwerks ging nach wesentlichen Steigerungen von Herstellkosten und Bauzeit am 16. April 2023 als leistungsstärkster Reaktor Europas in den Betrieb.[1]

Am selben Ort wie das Kernkraftwerk befindet sich auch das nukleare Endlager Olkiluoto.

Blöcke 1 und 2 – Siedewasserreaktoren (BWR-2500)

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In Finnland sind derzeit (Stand August 2023) fünf Kernreaktoren im kommerziellen Betrieb, davon zwei WWER sowjetischer Bauart in Loviisa und zwei Siedewasserreaktoren in Olkiluoto. Letztere haben eine Nettoleistung von 880 bzw. 860 Megawatt und werden von der Gesellschaft Teollisuuden Voima Oyj (TVO) betrieben. Block 1 wurde zum ersten Mal am 21. Juli 1978 kritisch, Block 2 folgte am 13. Oktober 1979. Die Reaktoren sind seit 1979 bzw. 1982 im kommerziellen Betrieb und geben den von ihnen erzeugten Dampf an je eine Hochdruckturbine und vier folgende Niederdruckturbinen ab. Damit werden mit circa 20 Tonnen Brennstoff 7 TWh Strom – bei einem Wirkungsgrad um die 35 % – pro Jahr erzeugt. Die beiden Siedewasserreaktoren sind vom Typ BWR-2500 mit je 500 Brennelementen und 107 Steuerstäben und werden mit Meerwasser gekühlt.[2][3] Dazu wurde mit Block 3 der neue EPR mit 1600 MW kommerziell im April 2023 in Betrieb genommen. Mit diesem zusätzlichen Block in Okiluto können die seit 2022 unerwünschten Stromimporte aus Russland vermieden werden und der Anteil des Stroms aus Kernkraft steigt auf etwa 45 % des Bedarfs in Finnland. Seit dem Antrag Finnlands zum Beitritt zur NATO im Jahr 2022 wurden die Interkonnektoren zum Stromaustausch durch Russland deaktiviert.[4]

Im Oktober 2012 wurden Ergebnisse aus einem Stresstest veröffentlicht, den die EU nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima durchführen ließ.[5] Zu den besonders kritisierten Kernkraftwerken zählte dabei neben dem Kernkraftwerk Forsmark in Schweden das Kernkraftwerk Olkiluoto. Demnach bliebe z. B. den Bedienungsmannschaften in diesen Kraftwerken weniger als eine Stunde Zeit, um eine unterbrochene Stromversorgung zur Aufrechterhaltung der zwingend notwendigen Reaktorkühlung zur Abführung der Nachzerfallswärme wiederherzustellen. Andernfalls droht eine Kernschmelze.[6][7]

Am 10. Dezember 2020 kam es zu einer Notabschaltung des Reaktors von Block 2, nachdem eine erhöhte Strahlung gemessen worden war. Der Betreiber des Kernkraftwerks führte die Störung auf einen Defekt in der Aufbereitungsanlage des Kühlwassers zurück. Die finnische Strahlenschutzbehörde STUK wertete die Situation als ernste Störung, auch wenn zu keinem Zeitpunkt Beschäftigte oder die Bevölkerung gefährdet waren.[8][9][10]

Block 3 – Europäischer Druckwasserreaktor (EPR)

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Der in den Jahren 2005[11] bis 2022 gebaute Block 3 beinhaltet einen Druckwasserreaktor vom Typ EPR mit einer Leistung von 1600 MW. Der Reaktor erreichte am 21. Dezember 2021 das erste Mal die nukleare Kritikalität[12] und nahm am 16. April 2023 den kommerziellen Betrieb auf.[13] Der durch die 241 Brennstäbe in Verbindung mit 89 Steuerstäben im Reaktor erzeugte Dampf wird auf eine Hochdruckturbine und drei nachgeschaltete Niederdruckturbinen geleitet. Mit 32 Tonnen Brennstoff sollen pro Jahr um die 13 TWh Strom erzeugt werden. Dies geschieht bei einer thermischen Leistung von 4300 MW und ergibt einen Wirkungsgrad von circa 37 %. Die Kühlung erfolgt mit Meerwasser.[14][15]

Projektgeschichte

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Baustelle Block 3, 2009
Das Infozentrum des Kernkraftwerks

2003 begann die Ausschreibung für den Bau eines dritten Reaktorblocks. Daran beteiligten sich unter anderem der französische Konzern Areva und auch das russische Unternehmen Atomstroiexport. Atomstroiexport legte Pläne für einen WWER-1000/466 in Form eines AES-91 mit erweiterter Sicherheitseinrichtung für etwa 800 bis 900 Millionen US-Dollar vor. Die französische Areva bot einen Reaktor vom Typ EPR an. Ende 2003 wurde der Auftrag für Block 3 dann an Areva vergeben.[16][17][18] Offizieller Baubeginn für Block 3 in Olkiluoto war der 12. August 2005.[11] Die Firma Areva NP (heute Framatome) erstellte dabei den Kernreaktor und Siemens errichtete den konventionellen Kraftwerksteil. Zum Zeitpunkt des Baubeginns handelte es sich um den ersten Reaktor des Typs EPR. Als Kaufpreis wurden ursprünglich etwa 3 Milliarden Euro für ein „schlüsselfertiges“ Kraftwerk vereinbart und damit einige wesentliche Herstellungsrisiken auf die ausführenden Firmen verlagert.[19] Die Fertigstellung wurde für 2009 vereinbart.[20]

Kostenentwicklung

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Bereits im Jahr 2008 wurden die erste Kostensteigerung bekannt und der Herstellungspreis der Anlage wurde auf 4,5 Milliarden Euro geschätzt – wobei schon damals deutsche Kraftwerksbetreiber die Kosten von vergleichbaren Anlagen mit zirka 6 Milliarden Euro umrissen.[21] 2009 erfolgte die Korrektur der Schätzung für Block 3 auf 5,47 Milliarden Euro.[22] Zwei Jahre später kletterten die Prognosen auf 6,6 Milliarden Euro[23]. Und nach immer neu publik werdenden Verzögerungen wurde 2012 in der Zeitung taz die Prognose des Betreibers in Höhe von 8,5 Milliarden Euro rezipiert.[20] Mit dem Ende des Geschäftsjahres 2014 tätigte der Hersteller Areva weitere Abschreibungen in Höhe von 720 Millionen Euro für das Projekt und verbuchte für 2014 einen Verlust in Höhe von 4,834 Mrd. Euro[24] und im April 2015 schrieb die Zeitung Die Welt, dass die Baukosten nun auf zirka 9 Milliarden Euro geschätzt würden.[25] Parallel dazu kamen die ersten Forderungen nach Schadensersatz für die nicht produzierbare Energie auf und im Mai 2016 berichtete der öffentlich-rechtliche finnische Nachrichtenkanal YLE, dass die Verhandlungen zwischen dem Betreiber Teollisuuden Voima Oyj und dem Herstellerkonsortium über einen Vergleich der Teilung der Mehrkosten ergebnislos abgebrochen wurden. Daraufhin verklagte TVO den Areva-Konzern auf 2,6 Milliarden € Schadensersatz für Schäden aus der verspäteten Fertigstellung. Areva wiederum verklagte TVO auf die Beteiligung von 3,4 Milliarden Euro an den Mehrkosten.[26] Im März 2018 einigte sich der Betreiber TVO mit Areva und Siemens auf einen Schadensersatz wegen der Verspätung. Nach Auskunft von TVO bezahlen Areva und Siemens insgesamt 450 Millionen Euro. Die Entschädigung sollte sich um weitere 400 Millionen Euro erhöhen, wenn das Projekt nicht bis Ende 2019 fertiggestellt würde.[27]

Jahr Kostenschätzung
2008 4,50 Mrd. €
2009 5,47 Mrd. €
2012 8,50 Mrd. €
2015 9,00 Mrd. €
2022 11,00 Mrd. €

Als der Reaktor am 18. Februar 2022 schließlich seinen Probebetrieb aufnahm, waren die Investitionskosten auf das nahezu Vierfache der ursprünglich geplanten Summe gestiegen. Sie betrugen zirka 11 Milliarden Euro.[28]

Vor dem Hintergrund, dass ein wesentlicher Teil der Kostensteigerungen zu Lasten des Herstellerkonsortiums unter der Führung von Areva NP (Framatome) geht und dieser Konzern weitestgehend in französischem Staatsbesitz ist, beschäftigt sich seit 2011 auch der Haushaltsausschuss der Französischen Nationalversammlung (Assemblée nationale) mittels eines gesondert eingesetzten Untersuchungsausschusses mit den massiven Kostenüberschreitungen.[23]

Im Verlauf der Projektumsetzung war der Bau wiederkehrend mit Problemen und Fehlern verknüpft, die zu kontinuierlichen Verzögerungen führten. So kam es bereits im ersten Baujahr zu erheblichen Verzögerungen, als z. B. beim Herstellen der ersten Fundamente nicht den Spezifikationen entsprechender Beton verarbeitet wurde. In der Folge musste der Hersteller zusätzliche Nachweise erbringen, um die vorgegebene Festigkeit zu bestätigen.[29][30] Entsprechend prognostizierte die Betreiberfirma bereits Ende 2006 eine Betriebsaufnahme frühestens 2011 und korrigierte dieses Ziel zwei Jahre später auf 2012.[31][32] Im Juni 2010 wurde für die Netzsynchronisation das Jahr 2013 angestrebt[33] und musste nach neuen Problemen im Oktober 2011 auf 2014 verschoben werden.[34] Im Juli 2012 gab die Betreiberfirma bekannt, dass auch 2014 nicht mit einer Fertigstellung gerechnet werden kann, wobei man zunächst darauf verzichtete, einen neuen Termin zu nennen.[35] Dieses Muster setzte sich fort, als Areva im Dezember 2012 einen Inbetriebnahmetermin für 2015 und Anfang 2013 die Fertigstellung für 2016 in Aussicht stellte.[20][36] Anfang 2014 ließ der Areva-Konzern einen Termin verstreichen, an dem die neue Fertigstellungsprognose veröffentlicht werden sollte,[37] und gab im September 2014 bekannt, dass nun 2018 das Ziel sei.[38] Im Juni 2017 wurden schließlich erste Kalttests durchgeführt und es sollten im Herbst 2017 die ersten Warmtests folgen. Man hoffte auf die Erteilung der Betriebsbewilligung für Anfang 2018.[39] Im Oktober 2017 erreichten die Verzögerungen den Meilenstein von 10 Jahren,[40] und im November 2018 wurde die Inbetriebnahme auf Januar 2020 verschoben.[41] Am 7. März 2019 erhielt der Reaktorblock schließlich seine Betriebsgenehmigung von der finnischen Regierung. Nach Stand vom März 2019 sollte im Juni mit dem Laden des ersten Kernbrennstoffs begonnen und im Oktober die erste Netzsynchronisation erfolgen. Ab Anfang 2020 war der kommerzielle Leistungsbetrieb und die Übergabe der Anlage geplant.[42] Nach Problemen wurde aber am 10. April 2019 das Laden des Brennstoffs auf frühestens Ende August 2019 und später auf 2020 verschoben – mit dem Beginn des regulären Betriebes im Juli 2020.[43][44] Wegen anhaltender Probleme folgten zwei weitere Verschiebungen der Beladung, zuerst im Dezember 2019 auf den Sommer 2020 mit einer avisierten Netzsynchronisation im November desselben Jahres,[45] und im August 2020 auf März 2021 mit einer Netzsynchronisation im Oktober 2021. Als Grund wurden sowohl Probleme mit Tests und Ersatzteilen als auch die Covid-19-Pandemie genannt. Die kommerzielle Stromerzeugung wurde für Februar 2022 erwartet.[46][47] Am 26. März 2021 erteilte die finnische Nuklearaufsicht STUK tatsächlich die Genehmigung zur Beladung mit Brennstoff, und das Kraftwerk galt formal als fertiggestellt.[48] Jedoch verzögerten Nachbesserungen an einer Turbine die Inbetriebnahme im August 2021 erneut,[49] und es dauerte bis zum 16. Dezember 2021, bis die Aufsichtsbehörde STUK den Beginn der Kernreaktion im Probebetrieb durch einen progressiven Aufstieg der Leistung von 5 % auf 30 % und später auf 60 % genehmigte.[50]

Beihilfeverfahren

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Im Jahr 2004 leitete die Europäische Kommission (angestoßen von Greenpeace) eine Untersuchung ein, um zu prüfen, ob die Bürgschaft Frankreichs für das von einem Bankenkonsortium gewährte Darlehen von 570 Millionen Euro an den Stromerzeuger TVO (Teollisuuden Voima Oy) mit den Beihilfevorschriften des EG-Vertrags vereinbar ist. Die EU-Kommission untersuchte dabei auch, ob die Bürgschaft für das vom Areva/Siemens-Konsortium unterbreitete Angebot Einsparungen für TVO ermöglicht hat, so dass Areva/Siemens den Zuschlag für den Bau des neuen Kernkraftwerks erhielt. Der Fall wurde im September 2007 abgeschlossen, nachdem die Untersuchung zu dem Schluss kam, dass TVO die 570 Millionen Euro auch auf dem privaten Kapitalmarkt hätte aufbringen können. Ein Wettbewerbsvorteil sei durch die subventionierten Kredite nicht entstanden, weil solche auch in gleicher Weise bei den Angeboten der Wettbewerber von Areva/Siemens enthalten waren. Auch zu allen anderen Vorwürfen wurde kein Beweis gefunden.[51]

Die sechs Anteilseigner der TVO tragen 25 % der Kosten des Kernreaktors. Die Verteilung der Last der Mehrkosten sowie diverse Schadensersatzklagen sind Gegenstand laufender Gerichtsverfahren.[26] Zur Projektfinanzierung diente neben einem Exportkredit der französischen Regierung auch ein Kredit eines Bankenkonsortiums, angeführt von der BayernLB. Dieser hatte eine Höhe von 1,95 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 2,6 %. Sowohl die BayernLB als auch die Bayerische Staatsregierung – mit 75 % größter Anteilseigner der BayernLB – wurden für die als verdeckte Förderung des Kernkraftprojektes gesehen Kreditvergabe kritisiert.[52][53]

Zu Beginn des Probebetriebes kam es zu zwei Reaktorabschaltungen, am 14. Januar 2022 und am 29. Januar 2022, und am 12. März 2022 erfolgte schließlich die erste Netzsynchronisation.[54] Im Juni 2022 wurden Probleme mit Fremdmaterial in einer der Turbinen des Kraftwerksblockes festgestellt, die bis Ende Juli 2022 behoben wurden. Eine Verzögerung des Testbetriebes wurde bis in den Dezember 2022 avisiert.[55] Am Montag, dem 22. August 2022, fiel die Leistung aufgrund eines Turbinenausfalls auf Null und am darauf folgenden Sonntag kündigte der Betreiber TVO an, dass der Probebetrieb mit einer Leistung von 60 % fortgesetzt werde.[56] Am 18. Oktober 2022 stellte der Betreiber Schäden in den Speisewasserpumpen des Blocks fest, was den Übergang in den Regelbetrieb vorläufig auf den 8. März 2023 verschieben sollte.[57] Nach weiteren Verzögerungen der Ausbesserungsarbeiten wurde Anfang März 2023 berichtet, dass der Testbetrieb am 15. März wiederaufgenommen wurde und der Regelbetrieb nunmehr für den 17. April 2023 geplant sei.[58] 14 Jahre nach der geplanten Fertigstellung – am 16. April 2023 um 2:00 Uhr UTC+2 – ging der Reaktor schließlich in den regulären Betrieb.[13] Durch die starke Verzögerung der Inbetriebnahme hat sich nun auch die geplante Stilllegung entsprechend verschoben bei 60 Jahren Betrieb auf das Jahr 2083. Dabei sind Revisionen und Wartungsstillstände zu berücksichtigen, die 10 bis 15 % dieser Zeit geplant in Anspruch nehmen. Die Betriebszeit mit Stromlieferung beträgt damit geplant etwa 50 Jahre mit etwa 700 TWh erzeugtem Strom.

Am 19. November 2023 führte ein Fehler im Turbinensystem der Anlage zur automatischen Abschaltung. Zwei Tage später begann die Stromproduktion mit reduzierter Leistung erneut.[59] Lediglich eine Woche später musste der Reaktor am 28. November 2023 erneut vom Netz genommen werden, nachdem ein kurzzeitiger Kurzschluss im umgebenden Leitungsnetz einen Spannungsabfall verursachte.[60]

Vom 2. März 2024 bis 8. April 2024 war die jährliche Wartung des Blocks geplant. Der Wartungsblock wurde mehrfach verlängert bis zum 14. Mai 2024, da während der Wartung neue Mängel gefunden wurden und es Probleme mit technischen Prüfgeräten gab.[61][62][63]

Am Standort Olkiluoto war ein vierter Block geplant, dessen Bau im Mai 2015 vom Investor TVO abgesagt wurde. Als Grund hierfür wurden die starken Verzögerungen beim Bau von Olkiluoto 3 angeführt. Ein möglicher Bau in fernerer Zukunft wird hingegen nicht ausgeschlossen.[64] Die Leistung des Reaktors sollte zwischen 1000 MW und 1800 MW liegen. In Frage kamen unter anderem ein EPR oder ein KERENA (bis März 2009 als SWR 1000 bezeichnet) von Areva, ein Advanced Boiling Water Reactor von Westinghouse Nuclear, ein ESBWR von General Electric, ein APWR von Mitsubishi, ein koreanischer APR-1400 und ein russischer WWER-1200/491 (AES-2006). Ursprünglich war geplant, den Reaktor zwischen 2016 und 2018 in Betrieb zu nehmen, im Jahr 2012 wurde 2020 angestrebt.[65] Mitte 2014 beantragte der zukünftige Betreiber die Frist für eine Baugenehmigung in das Jahr 2020 zu verschieben. Der Betriebsbeginn war nun für die Mitte der 2020er Jahre geplant.[66][67] Die finnische Regierung lehnte im September 2014 die Fristverlängerung ab, da TVO nicht garantieren könne, dass der vierte Reaktor jemals fertiggestellt würde.[68] Als Ersatz für die Blöcke 1 und 2 ab etwa 2039 oder 2042 müsste der Bau wohl spätestens 2030 beginnen. Infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine seit dem Jahr 2022 hat das Projekt des 4. Blockes eine neue Priorität erhalten auch im Kontext zum Standort Loviisa mit Reaktoren russischer Bauart, der nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt ist.

Daten der Reaktorblöcke

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Im Kernkraftwerk Olkiluoto befinden sich drei Reaktorblöcke:

Reaktorblock[11] Reaktortyp Baulinie Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Olkiluoto-1 Siedewasserreaktor ASEA-BWR-2500 880 MW 910 MW 01.02.1974 02.09.1978 10.10.1979 (2039 geplant)
Olkiluoto-2 Siedewasserreaktor ASEA-BWR-2500 890 MW 920 MW 01.08.1975 18.02.1980 10.07.1982 (2042 geplant)
Olkiluoto-3 Druckwasserreaktor Areva-EPR 1600 MW 1720 MW 12.08.2005 12.03.2022[55] 16.04.2023[13] (2083 geplant)
Commons: Kernkraftwerk Olkiluoto – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Finnland bringt neuen Atomreaktor ans Netz – mit 12 Jahren Verspätung. In: Der Spiegel. 16. April 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. April 2023]).
  2. IAEA – Nuclear Power Reactors in the World. In: Internationale Atomenergie-Organisation (Hrsg.): Reference Data Series. Band 2. Wien 2008, S. 28, 32 (englisch, iaea.org [PDF]).
  3. OL1 & OL2 – Structure and technical data. Teollisuuden Voima Oyj, 2023, abgerufen am 15. April 2023 (englisch).
  4. https://www.statnett.no/en/for-stakeholders-in-the-power-industry/data-from-the-power-system/#nordic-power-flow
  5. Technical summary on the implementation of comprehensive risk and safety assessments of nuclear power plants in the European Union , Korrigendum vom 22. August 2013 zum Bericht vom 4. Oktober 2012, veröffentlicht auf europa.eu (PDF), abgerufen am 25. Oktober 2018
  6. AKW-Stresstest. Schlechte Noten für Europas Meiler. In: Süddeutsche Zeitung. 1. Oktober 2012, abgerufen am 5. Oktober 2012.
  7. AKW-Stresstest der EU in der Analyse. Die Mär von den sicheren deutschen Reaktoren. In: Tagesschau.de. 2. Oktober 2012, abgerufen am 5. Oktober 2012.
  8. Störung im finnischen Atomkraftwerk Olkiluoto 2 – Keine Radioaktivität ausgetreten. Pressemitteilung des deutschen Bundesamts für Strahlenschutz vom 10. Dezember 2020.
  9. Yle seuraa: Olkiluodon voimalassa harvinainen häiriötilanne – TVO:lla aavistus ongelman syystä, työntekijät eivät olleet vaarassa, katso tallenne tiedotustilaisuudesta. (Etwa: „Yle berichtet: Eine seltene Störung im Kraftwerk Olkiluoto – TVO hat eine Vorstellung von der Ursache des Problems, die Mitarbeiter waren nicht in Gefahr, siehe Aufzeichnung der Pressekonferenz.“) Bericht von Yleisradio vom 10. Dezember 2020, abgerufen am 10. Dezember 2020.
  10. Olkiluodon häiriötilanne – laitos on vakaassa tilassa. (Etwa: „Störung in Olkiluoto – die Anlage befindet sich in einem stabilen Zustand.“) Bericht der finnischen Strahlenschutzbehörde STUK vom 12. Dezember 2020, abgerufen am 10. Dezember 2020.
  11. a b c Power Reactor Information System der IAEA: „Finland, Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
  12. TVO: The Olkiluoto 3 EPR plant unit started up. TVO, 21. Dezember 2021, abgerufen am 21. Dezember 2021 (englisch).
  13. a b c TVO-Webseite: OL3 Power Output. Abgerufen am 15. April 2023 (englisch).
  14. OL3 – Structure and technical data. Teollisuuden Voima Oyj, 2023, abgerufen am 15. April 2023 (englisch).
  15. Teollisuuden Voima Oyj (Hrsg.): Nuclear Power Plant Unit Olkiluoto 3. Eura Print Oy, EURA Dezember 2010 (tvo.fi [PDF]).
  16. AtomStroyExport News Company TVO, that held the bid on construction of the NPP fifth power unit in Finland (Memento vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive)
  17. WNA Nuclear Power in Russia (Memento des Originals vom 19. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.world-nuclear.org
  18. 31 July 2002 (Memento vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive)
  19. OL3 Project (Memento vom 13. Mai 2008 im Internet Archive)
  20. a b c Reinhard Wolff: Das Milliardengrab. Kosten für AKW in Finnland verdreifacht. In: taz. 19. Dezember 2012, abgerufen am 11. April 2023.
  21. EPR-Atomstrom kommt teurer als gedacht. Verivox, 3. Dezember 2008, abgerufen am 9. Juli 2009.
  22. Pascal Schwendener: Der AKW-Prototyp verbrennt Milliarden. Basler Zeitung, 5. Dezember 2009, abgerufen am 10. Dezember 2009.
  23. a b La facture de l'EPR finlandais d'Areva dérape encore. In: Les Échos. 13. Oktober 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Oktober 2011; abgerufen im Jahr 2017 (französisch).
  24. 2014 Annual Results. Areva NP, 4. März 2015, abgerufen im Jahr 2015 (englisch).
  25. Gesche Wüpper: Der tiefe Sturz der französischen Nuklear-Legende. In: Die Welt. 28. April 2015, abgerufen am 4. Juni 2015.
  26. a b Stina Sirén: reuters forhandlingar mellan tvo och areva avbrutna. Yleisradio, 26. Mai 2016, abgerufen am 16. Dezember 2016 (schwedisch).
  27. Varpu Kiviranta: Teollisuuden Voima ja Areva sopuun Olkiluoto 3:n myöhästymisestä – TVO:lle satoja miljoonia euroja korvauksia. Yleisradio, 11. März 2018, abgerufen am 11. März 2018 (finnisch).
  28. Reinhard Wolff: Grüner Segen für neue Atomkraft. Finnischer Reaktor geht ans Netz. In: taz. 4. Februar 2022, abgerufen am 13. April 2023.
  29. Concreting continues at the Olkiluoto 3 construction site. In: Pressemitteilung. Teollisuuden Voima Oyj (Betreibergesellschaft), 16. März 2006, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Januar 2007 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.tvo.fi (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  30. Management of Safety Requirements in Subcontracting during the Olkiluoto 3 Nuclear Power Plant Construction Phase. Investigation Report 1/06. STUK, 10. Juli 2006, abgerufen am 1. Januar 2010.
  31. Arbeiten an Europäischem Druckwasserreaktor verzögern sich weiter. Yahoo!, 17. Oktober 2008, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 18. Oktober 2008.@1@2Vorlage:Toter Link/de.news.yahoo.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  32. Dinah Deckstein, Frank Dohmen und Cordula Meyer: Kernkraft: Die Atom-Schlamperei – Wissenschaft. In: Spiegel Online. 12. Oktober 2009, abgerufen am 9. Juni 2018.
  33. Pressemitteilung TVO vom 7. Juni 2010 (Memento vom 14. Juni 2010 im Internet Archive), abgerufen am 7. Juni 2010.
  34. Teollisuuden Voima Oyj (Hrsg.): Regular operation of Olkiluoto 3 nuclear power plant unit may be postponed further. 11. Oktober 2011 (englisch, archive.org).
  35. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/relevant.at Zugangsdatum 24. Juli 2012
  36. Verzögerungen sorgen bei Siemens für neuen Ärger. 11. Februar 2013, abgerufen am 28. November 2013.
  37. Finnisches AKW Olkiluoto 3 nicht vor 2017 fertig. solidbau.at, 4. Januar 2014, archiviert vom Original am 6. Januar 2014; abgerufen am 6. Januar 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.solidbau.at
  38. Olkiluoto 3 to be ready in 2018. In: Helsinki Times. 2. September 2014, abgerufen am 2. September 2014 (englisch).
  39. Finnland: Beginn der Kalttests bei Olkiluoto-3. nuklearforum.ch, 14. Juni 2017, abgerufen im Jahr 2018.
  40. Commissioning of Finland’s Olkiluoto 3 nuclear reactor delayed until May 2019. In: Power-Technology. 10. Oktober 2017, abgerufen am 10. Oktober 2017 (englisch).
  41. long delayed olkiluoto 3 nuclear reactor to go online in january. Yleisradio, 29. November 2018, abgerufen am 15. April 2023 (englisch).
  42. Finnish EPR receives operating licence – World Nuclear News. Abgerufen am 12. März 2019 (englisch).
  43. David Dalton: Finland’s TVO Announces Further Delay To Olkiluoto-3 EPR Project. In: Nucnet. 10. April 2019, abgerufen am 10. April 2023 (englisch).
  44. Olkiluoto 3:n käyttöönotto myöhästyy jälleen puolella vuodella. Abgerufen am 17. Oktober 2019 (finnisch).
  45. Olkiluoto 3 reactor delayed yet again, now 12 years behind schedule. Abgerufen am 31. Dezember 2019 (englisch).
  46. Further delay in commissioning of Finnish EPR. Abgerufen am 1. September 2020 (englisch).
  47. OL3 EPR regular production of electricity starts in February 2022. Abgerufen am 9. September 2020 (englisch).
  48. STUK: The third nuclear reactor of Olkiluoto received the fuel loading permit. Abgerufen am 26. März 2021 (englisch).
  49. Finland's Olkiluoto 3 nuclear reactor faces another delay. In: Reuters. reuters.com, 23. August 2021, abgerufen am 23. August 2021 (englisch).
  50. STUK has granted permission to start the OL3 reactor. Abgerufen am 16. Dezember 2021 (englisch).
  51. EU Drops Finnish Nuclear Plant Probe (26. September 2007)
  52. Michael Bergius: Wie die Atomförderung im Stillen funktioniert. In: Frankfurter Rundschau. 20. Dezember 2010, abgerufen am 11. April 2023.
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  65. (Memento vom 26. Juli 2014 im Internet Archive)
  66. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/af.reuters.com Reuters.com:Finland's TVO postpones next nuclear plant, 20. Mai 2014, abgerufen am 2. Juni 2014.
  67. http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/olkiluoto-4-gesuch-zur-verlaengerung-des-grundsatzentscheids-eingereicht Nuklearforum.ch: Olkiluoto-4:Gesuch zur Verlängerung des Grundsatzentscheids eingereicht, 2. Juni 2014
  68. http://yle.fi/uutiset/government_rejects_tvo_request_to_re-apply_for_nuclear_licence/7491990 Government rejects TVO request to re-apply for nuclear licence, YLE News 25. September 2014.