Ketten (Geisa) – Wikipedia

Ketten
Gemeinde Geisa
Koordinaten: 50° 39′ N, 9° 56′ OKoordinaten: 50° 38′ 48″ N, 9° 55′ 44″ O
Höhe: 400 m ü. NN
Einwohner: 212 (1. Jan. 2022)[1]
Eingemeindung: 25. März 1994
Eingemeindet nach: Rockenstuhl
Postleitzahl: 36419
Vorwahl: 036967
Karte
Die Lage des Ortes
Die Kirche in Ketten (2013)

Ketten ist ein Ortsteil von Geisa im Wartburgkreis in Thüringen.

Der Ortsteil Ketten liegt im Biosphärenreservat Rhön, am Fuß des 639,4 Meter hohen Rößberges an der hessisch-thüringischen Landesgrenze südlich von Geisa. Südwestlicher Nachbarort ist das hessische Gotthards. Ketten liegt im südlichsten Zipfel des Wartburgkreises. Die geographische Höhe des Ortes beträgt 400 m ü. NN.[2]

Der Ortsname Ketten wurde erstmals 1062 erwähnt. Es folgt ein Beleg vom 9. März 1186.[3] Das Dorf gehörte im Mittelalter zum Herrschaftsgebiet des Klosters Fulda, es war dem Amt Rockenstuhl zugeteilt. Die niedere Gerichtsbarkeit und Verwaltung wurde von einem Ortsadeligen ausgeübt. Das ehemalige Schloss der Herren von Ketten wurde um 1790 abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt war der Ort bereits Teil der Herrschaft der Herren von Tann, sie besaßen das Dorf vom 16. bis 18. Jahrhundert. Im Ortskern steht eine kleine St.-Georgs-Kirche, sie wurde 1807 restauriert. Am Ortsrand befindet sich ein aufgelassener Steinbruch, der in der Winterzeit für die Bauern Arbeitsgelegenheiten bot. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lag Ketten im streng bewachten Grenzgebiet und konnte nur mit einem Passierschein über eine einzige Wegeverbindung besucht werden, die Isolation des Dorfes verhinderte jede wirtschaftliche Entwicklung. Mitte Januar 1990 wurden die letzten Barrikaden des Grenzsicherungs- und Signalzaunes (GSSZ) im 500 Meter breiten „Todeskorridor“ beseitigt, die fast 30 Jahre die uralte Wegeverbindung zwischen Motzlar und Ketten versperrt hatten. Somit war der Weg für die Versorgungsfahrzeuge zehn Kilometer kürzer und damit auch der Weg in die Bundesrepublik. In Ketten hat nach 1990 ein Vollerwerbslandwirt die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen übernommen, er bietet in seinem Hofladen Rhöner Wurstspezialitäten an. Ein bedeutender Teil der Flur entlang des Grenzstreifens wurde dem Naturschutz gewidmet und bildet die Pflegezone des Biosphärenreservates. Mit Bestürzung wurden deshalb im Sommer 2012 die Pläne einer Ausweitung des Schutzgebietes von der Bevölkerung aufgenommen. Die seit September 2012 vom Thüringer Landwirtschaftsminister Jürgen Reinholz persönlich moderierten Beratungen sollen eine einvernehmliche Lösung zwischen den berechtigten Interessen der Einwohner, der Landwirtschaftsbetriebe und den Naturschutzbelangen herbeiführen.[4]

Tourismus besitzt einen zunehmenden Wert in der industriell noch nicht erschlossenen Grenzregion.[5] Vom 25. März 1994 bis zum 31. Dezember 2008 bildeten Geismar, Ketten, Spahl, Walkes, Reinhards und Apfelbach die Gemeinde Rockenstuhl.[6]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Auf dem Gipfel des Rößberges wurde 1947 ein Flurkreuz errichtet. Die Bevölkerung ist mehrheitlich katholisch und übt die Bräuche und Festtage des Kirchenjahres aus. Einige Einwohner von Ketten errichteten 2007 am Ortsrand eine kleine Mariengrotte. Die Einwohner des Ortes begeben sich beim sogenannten „Bildtannenfest“ zu einem Platz an der Flurgrenze zu Gotthards. Das kulturelle Leben wird auch in Ketten vom Karnevalsverein und dem Kirmesverein geprägt, zudem gibt es noch einen Feuerwehrverein und den lokalen Barcadi-Club.

  • Michael Mott: Nach 30 Jahren Wartezeit / Die letzten Barrikaden des Grenzsicherungs- und -signalzaunes sind gefallen: Direkter Weg zwischen Ketten und Motzlar wieder frei, in: Fuldaer Zeitung, 26. Jan. 1990, S. 14.
  • Michael Mott: Das buchische Rittergeschlecht von Ketten / Fuldaer Ministerialen vom 12. bis 15. Jahrhundert, in: „Buchenblätter“, Fuldaer Zeitung, 65. Jahrgang, 8. Juli 1992, S. 69–70, 13. Juli 1992, S. 73–74, 28. Juli 1992, S. 77–78.
Commons: Ketten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ketten - Walkes - Apfelbach • Stadtverwaltung Geisa. Abgerufen am 10. August 2024 (deutsch).
  2. Amtliche topographische Karten Thüringen 1:10.000. Wartburgkreis, LK Gotha, Kreisfreie Stadt Eisenach. In: Thüringer Landesvermessungsamt (Hrsg.): CD-ROM Reihe Top10. CD 2. Erfurt 1999.
  3. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 140.
  4. Kompromiss im Biosphärenreservat: Einigung mit Landwirten. Südthüringer Zeitung, Lokalseite Bad Salzungen, 12. September 2012, abgerufen am 12. September 2012: „Der Umweltminister äußerte Verständnis für die Rhöner Grundstückseigentümer, insbesondere mit Blick auf die Erfahrungen aus dem Sperrgebiet. ‚Den Leuten wird kein Land weggenommen, es wird keine Enteignung geben‘, versprach er. Nachdem vor einigen Wochen die Landwirte den Moderationsprozess für gescheitert erklärt, und sich die Landtagsabgeordneten Manfred Grob und Michael Heym (beide CDU) eingeschaltet hatten, gab es weitere Gesprächsrunden, die letzte unmittelbar vor der öffentlichen Veranstaltung am Montag. Das Ergebnis war ein Kompromiss, den Dr. Aribert Bach, Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes, vorstellte. ‚Wir haben sachlich und konstruktiv, aber sehr kritisch diskutiert‘, schätzte er ein. So wird für landwirtschaftliche Flächen, die neu in die Pflegezone kommen sollen, eine neue Kategorie B definiert. ‚Es soll kein Ackerland, sondern nur Grünland betroffen sein.‘“
  5. Ketten auf der Website der Stadt Geisa Abgerufen am 24. Juli 2024.
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1994