Kettensatz (Allgemeine Topologie) – Wikipedia
In der Allgemeinen Topologie, einem der Teilgebiet der Mathematik, behandelt der Kettensatz die Frage, unter welchen Bedingungen in einem topologischen Raum die Vereinigung zusammenhängender Unterräume ihrerseits zusammenhängend ist.[1]
Formulierung des Satzes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Satz lässt sich formulieren wie folgt:[1][2][3][4]
- Gegeben seien ein topologischer Raum und darin eine Familie zusammenhängender Unterräume.
- Die Unterraumfamilie sei verkettet in folgendem Sinne:
- Zu je zwei Indizes gebe es darin stets eine endliche Teilfamilie mit:
- (a) und
- (b) Je zwei aufeinanderfolgende Mengen der endlichen Teilfamilie mögen sich überschneiden. Für gelte stets .
- Dann gilt:
- Die Vereinigung
- bildet einen zusammenhängenden Unterraum von .
Verschärfung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die obige Bedingung (b) lässt sich – bei gleicher Behauptung – dahingehend abschwächen, dass man lediglich folgendes fordert:[4]
- (b') Von je zwei aufeinanderfolgenden Unterräumen der endlichen Teilfamilie enthalte stets mindestens einer der beiden einen Berührpunkt des anderen; m. a. W.: Für gelte stets oder .
Folgerungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kettensatz zieht – schon in seiner einfachen Version – folgende Resultate unmittelbar nach sich:
- (1) Hat in einem topologischen Raum eine Familie zusammenhängender Unterräume nichtleeren Durchschnitt, so bildet die Vereinigung dieser Unterräume ihrerseits einen zusammenhängenden Unterraum. [2][5][6]
- (2) Wenn je zwei Punkte eines topologischen Raums in einem zusammenhängenden Unterraum dieses Raums enthalten sind, so ist dieser Raum zusammenhängend. [7]
- (3) In einem topologischen Raum ist die Zusammenhangskomponente eines Punktes gleich der Vereinigung all derjenigen zusammenhängenden Unterräume, welche diesen Punkt enthalten, also der größte unter allen zusammenhängenden Unterräumen, denen dieser Punkt zugehört. [8][2][7][9]
In der verschärften Version des Kettensatzes ergibt sich auch sogleich das folgende Resultat:
- (4) In einem topologischen Raum bildet eine Vereinigung zusammenhängender Unterräume, bei denen von je zweien stets mindestens einer der beiden einen Berührpunkt des anderen enthält, einen zusammenhängenden Unterraum.[10]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- P. Alexandroff, H. Hopf: Topologie. Erster Band. Berichtigter Reprint (= Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen mit besonderer Berücksichtigung der Anwendungsgebiete. Band 45). Springer Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1974 (MR0185557).
- Thorsten Camps, Stefan Kühling, Gerhard Rosenberger: Einführung in die mengentheoretische und die algebraische Topologie (= Berliner Studienreihe zur Mathematik. Band 15). Heldermann Verlag, Lemgo 2006, ISBN 3-88538-115-X (MR2172813).
- Lutz Führer: Allgemeine Topologie mit Anwendungen. Vieweg Verlag, Braunschweig 1977, ISBN 3-528-03059-3.
- K. D. Joshi: Introduction to General Topology. Wiley Eastern Limited, New Delhi / Bangalore / Bombay / Calcutta 1983, ISBN 0-85226-444-5.
- Willi Rinow: Lehrbuch der Topologie (= Hochschulbücher für Mathematik. Band 79). VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1975 (MR0514884).
- Horst Schubert: Topologie. 4. Auflage. B. G. Teubner Verlag, Stuttgart 1975, ISBN 3-519-12200-6 (MR0423277).
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Thorsten Camps et al.: Einführung in die mengentheoretische und die algebraische Topologie. 2006, S. 87
- ↑ a b c Lutz Führer: Allgemeine Topologie mit Anwendungen. 1977, S. 86
- ↑ P. Alexandroff, H. Hopf: Topologie. 1974, S. 48
- ↑ a b Willi Rinow: Lehrbuch der Topologie. 1975, S. 141–142
- ↑ Horst Schubert: Topologie. 1975, S. 38
- ↑ Tatsächlich folgt aus (1) auch direkt der Kettensatz in seiner einfachen Version; vgl. Thorsten Camps et al., op. cit., S. 86–87.
- ↑ a b Alexandroff/Hopf, op. cit., S. 49
- ↑ Thorsten Camps et al., op. cit., S. 94
- ↑ Schubert, op. cit., S. 39
- ↑ K. D. Joshi: Introduction to General Topology. 1983, S. 145