Pädiatrie – Wikipedia

Wiegen im Rahmen der Früherkennung

Die Pädiatrie oder Kinderheilkunde ist die Lehre von der Entwicklung des kindlichen und jugendlichen Organismus, seinen Erkrankungen sowie deren Behandlung und Vorbeugung. Eingeführt wurde der Begriff Pädiatrie bzw. Pädiatrik (von altgriechisch παιδιατρική [τέχνη] paidiatriké [téchne] „die kinderärztliche [Kunst]“, von παῖς pais „Kind“ und ἰατρός iatros „Arzt“) zuerst 1880 im Englischen als „pediatrics“ durch William Osler.[1]

Die vom Kinderarzt ausgeübte Kinderheilkunde wird als Fachgebiet heute als Kinder- und Jugendmedizin bezeichnet.

Facharztweiterbildung

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Die Facharztausbildung (in Deutschland Weiterbildung genannt) und die folgende Anerkennung als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin sind länderspezifisch durch Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern geregelt. Dabei dienen die organisatorischen und inhaltlichen Empfehlungen der Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer als Grundlage. Sie werden größtenteils aber nicht in jedem Detail berücksichtigt.

Facharzt/Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin

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Nach der Muster-Weiterbildungsordnung 2018 umfasst die Weiterbildung in Kinder- und Jugendmedizin die Prävention, Diagnostik, Therapie, Rehabilitation und Nachsorge aller körperlichen, psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsstörungen und Behinderungen des Säuglings, Kleinkindes, Kindes, Jugendlichen und Heranwachsenden in seinem sozialen Umfeld von der pränatalen Periode bis zur Transition in eine Weiterbetreuung.

Um in Deutschland als Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin tätig zu werden, muss man eine mindestens fünfjährige Weiterbildung absolvieren.

Schwerpunkte im Gebiet Kinder- und Jugendmedizin

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Im Gebiet Kinder- und Jugendmedizin besteht die Möglichkeit, sich nach der Anerkennung als Kinder und Jugendarzt/Kinder und Jugendärztin durch eine jeweils 24 Monate dauernde Weiterbildungszeit in den Schwerpunkten Kinder- und Jugend-Hämatologie und -Onkologie, Kinder- und Jugend-Kardiologie, Neonatologie, Neuropädiatrie zu spezialisieren:

Zusatzweiterbildung

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Außerdem sieht die Weiterbildungsordnung eine große Zahl von Zusatzweiterbildungen vor, von denen fünf eine abgeschlossene Ausbildung zum Kinder- und Jugendmediziner voraussetzen, und die Kinder- und Jugend-Orthopädie eine Zusatzweiterbildung für Fachärzte für Unfallchirurgie und Orthopädie darstellt: Kinder- und Jugend-Endokrinologie und -Diabetologie, Kinder- und Jugend-Gastroenterologie, Kinder- und Jugend-Nephrologie, Kinder- und Jugend-Pneumologie, Kinder- und Jugend-Rheumatologie

Eine eigenständige Bedeutung hat die Sozialpädiatrie, die sich mit der umfassenden Betreuung entwicklungsgestörter Kinder befasst. Sie taucht nicht als eigene Schwerpunkt- oder Zusatzweiterbildungsbezeichnung auf. Sozialpädiatrisch tätige Kinder- und Jugendmediziner sind in der Regel neuropädiatrisch weitergebildet. Dieser Fachbereich kooperiert eng mit Ärzten und Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die ein eigenständiges Fach mit eigener Weiterbildungsordnung darstellt. In der Schweiz entspricht die Sozialpädiatrie weitgehend der Entwicklungspädiatrie, die ein Schwerpunkt und Kerngebiet der Schweizer Kinder- und Jugendmedizin ist.

Ein weiteres eng an die Kinder- und Jugendmedizin gekoppeltes Fach ist die Humangenetik, ein forschendes Fach der klinischen Wissenschaften. Sie liefert einen wesentlichen Beitrag in der Diagnostik erblicher Erkrankungen. Viele Kinder- und Jugendärzte führen die Zusatzbezeichnung Humangenetik, die aber nicht allein auf die Gruppe der Kinder- und Jugendmediziner begrenzt ist.

Kinderchirurgie und Kinderorthopädie

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Die Kinder- und Jugendmedizin ist ein nicht-operierendes Fach. Die Kinderchirurgie ist wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie eine eigenständige Spezialisierung, während die Kinderorthopädie eine Zusatzbezeichnung des Facharztes für Orthopädie und Unfallchirurgie ist.

Die erste Universitäts-Kinderklinik wurde 1850 in Würzburg von Franz Rinecker begründet[2][3] und von Carl Gerhardt weitergeführt.[4] Am Ende des 19. Jahrhunderts[5] löste sich die Kinderheilkunde als Spezialfach definitiv von der Inneren Medizin. Unter Otto Heubner entstand 1894 an der Universität Berlin ein Lehrstuhl für Kinderheilkunde.[6] In Deutschland ging die Zahl der pädiatrischen Krankenhausbetten zwischen 1995 und 2021 von rund 25.000 auf rund 18.000 zurück.[7]

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) bestand für Fachärzte der Pädiatrie, die im schulärztlichen Bereich tätig waren, die Möglichkeit der auf einem zweijährigen Zusatzstudium basierenden Form der ärztlichen Weiterbildung zum Jugendarzt.

Ärztliche Organisationen für Kinder- und Jugendmedizin

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  • Walter Birk: Leitfaden der Kinderheilkunde für Studierende und Ärzte. Walter de Gruyter & Co., Berlin.
    • I. Teil: Säuglingskrankheiten. 7., umgearbeitete Auflage. 1930.
    • II. Teil: Kinderkrankheiten. 3., verbesserte Auflage. 1928.
  • Peter Emmerich, Friedrich Carl Sitzmann, Hans Truckenbrodt (Hrsg.): Kinderärztliche Notfälle. Begründet von Bernhard de Rudder und Adolf Windorfer. 11. Auflage. Thieme, Stuttgart u. a. 1989, ISBN 3-13-391911-3.
  • Stefan Illig und Martin Claaßen (Hrsg.): Klinikleitfaden Pädiatrie. 10. Auflage. Urban & Fischer Verlag / Elsevier, München 2017, ISBN 978-3-437-17290-8.
  • B. Koletzko: Kinder- und Jugendmedizin. 13. Auflage. Heidelberg 2007.
  • Dietmar Wigger, Markus Stange: Medikamente in der Pädiatrie, inklusive Neonatologie/Intensivmedizin. 6. Auflage. Elsevier und Urban-&-Fischer-Verlag, München 2021, ISBN 978-3-437-21512-4.
Commons: Pädiatrie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikibooks: Pädiatrie – Lern- und Lehrmaterialien
Wiktionary: Pädiatrie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Kinderheilkunde – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. M. K. Hostetter: What we don’t see. In: New England Journal of Medicine, Band 366, 2012, S. 1328–1334.
  2. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 518–527.
  3. Gundolf Keil: Rinecker und die Anfänge der Pädiatrie. In: Der Kinderarzt, Band 29, 1998, S. 198–202 und 345–352.
  4. Eduard Seidler: Carl Gerhardt und seine Rede: „Die Aufgaben und Ziele der Kinderheilkunde“ (1879). In: Monatsschrift für Kinderheilkunde, Band 131, 1983, S. 545–548.
  5. Vgl. auch Gundolf Keil: Die Kinderheilkunde zur Zeit Röntgens. In: Pädiatrische Praxis, Band 57, 1996, S. 767–774.
  6. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin / Göttingen / Heidelberg 1960, S. 50.
  7. Silke Fokken, Tobias Großekemper, Milena Hassenkamp, Kirsten Haug, Jean-Pierre Ziegler: »Die Sicherheit unserer Patienten ist ernsthaft in Gefahr«. In: Der Spiegel. Nr. 50, 2022, S. 112–115.
  8. Homepage. DGAAP, abgerufen am 5. Mai 2018.
  9. Our Vision & Mission. European Academy of Paediatrics – The Paediatric Section of UEMS, abgerufen am 5. Mai 2018.
  10. Dominik A. Ewald, Gottfried Huss, Silke Auras, Juan Ruiz-Canela Caceres, Adamos Hadjipanayis: Development of a core set of quality indicators for paediatric primary care practices in Europe, COSI-PPC-EU. In: European Journal of Pediatrics. 14. April 2018, ISSN 0340-6199, S. 1–13, doi:10.1007/s00431-018-3140-z.
  11. Primary Care Paediatrics. Abgerufen am 5. Mai 2018.