Kirch-Göns – Wikipedia

Kirch-Göns
Stadt Butzbach
Wappen von Kirch-Göns
Koordinaten: 50° 28′ N, 8° 39′ OKoordinaten: 50° 28′ 15″ N, 8° 39′ 11″ O
Höhe: 231 m ü. NHN
Fläche: 6,42 km²[1]
Einwohner: 1375 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 214 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 35510
Vorwahl: 06033
Luftaufnahme 2007
Luftbild von Kirch-Göns im Spätsommer, aus Südwesten

Kirch-Göns liegt im hessischen Wetteraukreis und ist der nördlichste Stadtteil der Stadt Butzbach mit etwa 1400 Einwohnern.

Vermutlich 1015 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Kloster Michelsberg zu Bamberg zahlreiche königliche Höfe, so auch einen Teil des Reichsgutes in Kirch-Göns. Das Bestehen eines Ortes mit dem Namen Kirchunnesse ist für die Zeit ab 1145/53 urkundlich belegt. 1541 wurde mit dem ersten evangelischen Pfarrer Ebert die Reformation eingeführt.

Kirch-Göns gehörte zu dem Teil des Amtes Hüttenberg, einem nassauisch-hessischen Kondominat, der bei der Teilung von 1703 an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt fiel. Hier gehörte es zum hessischen Amt Hüttenberg.[3]

1803 fasste die Landgrafschaft ihre nördlich des Mains gelegenen Gebiete in dem Fürstentum Oberhessen (später: Provinz Oberhessen) zusammen, wo nun auch Kirch-Göns lag. 1806 wurde die Landgrafschaft von Napoleon zum Großherzogtum Hessen erhoben. Dieses führte 1821 eine Verwaltungsreform durch, in der das Amt Hüttenberg aufgelöst wurde. Übergeordnete Verwaltung war nun der Landratsbezirk Gießen,[4] zuständiges Gericht das Landgericht Gießen.[4]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Kirch-Göns:

„Kirchgöns (L. Bez. Giessen) evangel. Pfarrdorf; liegt an dem Günsbach, so wie an der von Giessen nach Frankfurt ziehenden Chaussee, 212 St. von Giessen entfernt, hat 86 Häuser und 482 Einwohner, die außer 16 Juden evangelisch sind, sodann 1 Kirche und 1 Rathhaus. – Der Name der Gönser Mark, so wie eines Dorfes Göns (Gunnissen, Gunnisheim) wird in sehr alten Nachrichten erwähnt. Im Jahr 1703 kam der Ort aus der Gemeinschaft mit Nassau-Weilburg, ausschließend an Hessen. Den 15. Juli 1815 brannten hier 51 Gebäude ab, wofür die Brandentschädigung 12,592 fl. 10 kr. betrug.“[5]

Kirch-Göns gehörte zum Gebiet des Gemeinen Rechts, das hier ohne die Überlagerung von Partikularrecht galt. Dieses behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[6]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Kirch-Göns, am 1. August 1972 kraft Landesgesetz mit weiteren Gemeinden, in die Stadt Butzbach eingegliedert.[7][8] Für Kirch-Göns wurde wie für die übrigen Stadtteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[9]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Kirch-Göns angehört(e):[1][10][11]

Seit Ende des 14. Jahrhunderts lag Kirch-Göns im Bezirk des Gerichts Hüttenberg.[1] In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch weiter durch die Ämter, hier das Amt Hüttenberg ausgeübt.

Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Gießen das Gericht erster Instanz. Die zweite Instanz war weiter das Hofgericht Gießen. In der erstinstanzlichen Rechtsprechung wechselte die Zuständigkeit:[1]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Kirch-Göns 1386 Einwohner. Darunter waren 36 (2,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 252 Einwohner unter 18 Jahren, 525 zwischen 18 und 49, 270 zwischen 50 und 64 und 336 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 531 Haushalten. Davon waren 153 Singlehaushalte, 165 Paare ohne Kinder und 173 Paare mit Kindern, sowie 30 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 120 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 339 Haushaltungen lebten keine Senioren.[16]

Einwohnerentwicklung

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• 1806: 419 Einwohner, 84 Häuser[14]
• 1829: 482 Einwohner, 86 Häuser[5]
• 1867: 639 Einwohner, 106 bewohnte Gebäude[17]
• 1875: 616 Einwohner, 112 bewohnte Gebäude[18]
Kirch-Göns: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2022
Jahr  Einwohner
1791
  
400
1800
  
400
1806
  
419
1829
  
482
1834
  
513
1840
  
582
1846
  
604
1852
  
608
1858
  
581
1864
  
638
1871
  
613
1875
  
616
1885
  
639
1895
  
632
1905
  
665
1910
  
699
1925
  
786
1939
  
849
1946
  
1.360
1950
  
1.404
1956
  
1.330
1961
  
1.285
1967
  
1.368
1970
  
1.335
1980
  
?
1990
  
?
2008
  
1.418
2010
  
1.430
2011
  
1.386
2015
  
1.443
2022
  
1.375
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Stadt Butzbach[19]; Zensus 2011[16]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1829: 466 evangelische (= 96,68 %), 16 jüdische (= 3,32 %) Einwohner[5]
• 1961: 991 evangelische (= 77,12 %), 273 katholische (= 21,25 %) Einwohner[1]

Eine jüdische Gemeinde konnte sich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr entwickeln. In Kirch-Göns erinnern noch der jüdische Friedhof sowie an der Hauptstraße 36 vier Stolpersteine an die ehemals jüdische Bevölkerung.

Ortsvorsteher ist Stefan Euler von der CDU.[20]

Das Wappen wurde am 8. September 1969 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.

Blasonierung: „In Rot über zwei gekreuzten goldenen Schwertern ein silberner Kirchturm mit goldener Tür und romanischem Doppelfenster, bekrönt von einem rechtsgewendeten Hahn über einem rhombisch gefassten Turmkreuz.“[21]

Kulturdenkmäler

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Wirtschaft und Infrastruktur

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Bekannt war der Ortsteil vor allem unter den in Deutschland stationierten US-amerikanischen Soldaten, da sich hier die große Ayers-Kaserne mit bis zu 6500 Soldaten befand, die 1997 geschlossen wurde. Im Jahre 2003 wurde das 104 Hektar große Gelände von einer international tätigen Spedition aus dem benachbarten Niederkleen übernommen. Das Gelände erhielt den Namen Magna Park und entwickelte sich zu einem Logistikpark mit Niederlassungen von u. a. UPS, Bosch und LIDL.

Verkehr:

In Kirch-Göns halten Regionalbahnen der Main-Weser-Bahn (Frankfurt-Gießen-Kassel). Die Bundesstraße 3 führt als Ortsumgehung am Ort vorbei und geht beim vier Kilometer entfernten Lang-Göns nahtlos in die beginnende Bundesautobahn 485 über.

Infrastruktur: Kirch-Göns hat in den letzten Jahren wichtige Infrastruktur verloren (keine Metzgerei, keine Bäckerei), hingegen seit Mai 2021 ein neues Feuerwehrhaus erhalten. Zudem ist eine gut ausgestattete Mehrzweckhalle vorhanden, die neben Sportveranstaltungen auch für Konzerte benutzt wurde.

  • Dieter Wolf: Dorfgeschichte im Überblick [Kirchgöns]. In: Dorfchronik-Ausschuss (Hrsg.): 850 Jahre Kirch-Göns. Butzbach-Kirch-Göns 2000, S. 8–66.
  • Literatur über Kirch-Göns nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Kirch-Göns – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge der Rheinbundakte.
  3. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung.
  4. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  5. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Kirch-Göns, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen am 11. September 2023.
  3. L. Ewald: Beiträge zur Landeskunde. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landes-Statistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Jonghaus, Darmstadt 1862, S. 54.
  4. a b Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (407–408) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  5. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 141 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Arthur B. Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 100, Anm. 6 und S. 9, 11.
  7. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg (GVBl. II 330-19) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 230, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 361 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  9. Hauptsatzung. (PDF; 304 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Butzbach, abgerufen im April 2024.
  10. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Die Zugehörigkeit des Amtes Hüttenberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  13. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 16, § 28 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 262 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  16. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 50 und 104, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  17. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 118 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  18. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Einwohnerzahlen der einzelnen Stadtteile. In: Webauftritt. Stadt Butzbach, archiviert vom Original; abgerufen am 22. Mai 2018. (archivierte Zahlen)
  20. Ortsbeiräte Stand Juni 2016
  21. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Kirch-Göns, Landkreis Friedberg vom 8. September 1969. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1969 Nr. 39, S. 1643, Punkt 1358 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,7 MB]).