Kloster Habsthal – Wikipedia

Kloster Habsthal

Das Kloster Habsthal, eigentlich Benediktinerinnenkloster Unserer Lieben Frau Habsthal, ist ein von Benediktinerinnen geführtes Kloster in Habsthal, einem Teilort Ostrachs im baden-württembergischen Landkreis Sigmaringen.

Das Kloster, das an der Oberschwäbischen Barockstraße, am Oberschwäbischen Pilgerweg und am „Habsthaler Jakobsweg“ von Bad Saulgau nach Pfullendorf, einer Etappe des Via Beuronensis, liegt, ist ein wenig bekanntes barockes Kleinod in Oberschwaben. Es gehört der Schweizerischen Benediktinerinnenföderation an.

Karte mit den Besitzungen des Klosters um 1600
Kloster Habsthal (Ansicht von 1671)
Karte „Grundriss des Kameralgutes Habsthal und Abteilungen desselben in drei Höfen, namentlich St. Crescentia-, St. Aloisi- und St. Xaveri-Hof“ (1781)
Kloster Habsthal (Aquarell um 1830)

Das Kloster hat seinen Ursprung in der Stadt Mengen. Dort taten sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts einige Frauen zusammen, um in klösterlicher Weise miteinander zu leben. Diese Mengener Beginengemeinschaft war im damaligen Amtshaus – dem heutigen Gasthof Lamm – ansässig.[1] Sie pflegten Kranke, versorgten Arme und kümmerten sich um Waisenkinder.[2]

Die Frauen erhielten schon bald kirchliche Anerkennung und suchten sich dann über Beziehungen Stifter für die Gründung eines neuen Klosters. Diese fanden sie in Pfalzgraf Hugo IV. von Tübingen und König Rudolf von Habsburg, die ihnen Grundstücke und Gebäude in Habsthal zur Verfügung stellten.

„Im Namen … Amen. Wir Hugo, von Gottes Gnaden Pfalzgraf von Tübingen, thun kund allen, welche sowohl gegenwärtig, als künftig diesen Brief hören lesen. Damit dasjenige nicht, was von Menschen gehandelt wird, durch die Vergessenheit, als eine Stiefmutter der Dinge verloren gehe, pflegt man solche Sachen weislich in Schriften zu verfassen und den Nachkommen zu hinterlassen; deswegen thun wir kraft dieses Briefes bezeugen, daß wir das Eigentum der Besitzungen in Habsthal mit allen ihren Zugehörungen und was wir für Recht daran zu haben glauben, auf Bitte Fratris Joannis zu Ravensburg, Ordens der Prediger, zu Ehren Gottes und der glorwürdigen Jungfrau Maria, zu Heil unser und unserer Voreltern Seelen, in die Hand des genannten F. Joannis freiwillig übergeben, denen in Christo Jesu ehrwürdigen Priorin und Convent der Schwestern zu Mengen mit vollem Recht. Dies ist geshehen a. D. Christi 1259, Indictione 2da. auf dem Zwischenweg bei Altheim in Gegenwart des benannten F Joannis und seines Gesellen Conradi von Überlingen, Hr. Crafftonis, Kirchherr zu Altheim, Herrn v. Iselingen, Marquardus genannt, Miller von Iselingen und Werner, seines Bruders, - Wolframs Advocaten von Altensteig und Eberhards Edlen von Jungingen. Am Zinstag in der Kreuz- oder Betwochen um 9 Uhr. Zu dessen Bezeugnis und Gewißheit der Sachen haben wir angeordnet, daß dieser Brief mit unserem Insigel bekräftigt werde.“

Lateinische Originalurkunde des Pfalzgrafen Hugo IV von Tübingen vom 20. Mai 1259, StA Sigmaringen, Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv, Rubr. 78, Nr. 183; Übersetzung von Raiser, 1825 veröffentlicht[3]

Die Frauen zogen im Jahr 1259 von Mengen nach Habsthal. Dort schlossen sich wiederum wohl über Beziehungen mit dem Dominikaner Johannes von Ravensburg dem Dominikanerorden an. Als Dominikanerinnen lebten sie fortan nach den Regeln des heiligen Augustinus, hielten strenge Klausur und pflegten das Chorgebet.[2]

Sie hatten offenbar guten Zulauf und wurden immer wieder mit Grundstücken, ja sogar mit ganzen Höfen beschenkt. Das Kloster konnte in den Gemarkungen Habsthal, Rosna und Bernweiler eine kleine Herrschaft aufbauen und besaß dort die Niedere Gerichtsbarkeit.

1806 löste Napoleon den Konvent auf.[2] Das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen erhielt durch die Rheinbundakte (Art. 23) die Besitzungen der Klöster Habsthal und Wald. Fürst Anton Aloys ließ die Klosterfrauen unter großen Einschränkungen im Kloster weiterleben; es waren eine Priorin, 17 Ordensfrauen und drei Laienschwestern.

Das Dominikanerinnenkloster wurde 1840 aufgehoben[4] und die Klostergebäude als Bildungsanstalt für angehende Lehrer benutzt. Von 1856 bis 1875 war in Habsthal eine Straf- und Korrekturanstalt untergebracht. 1892 erwarben Benediktinerinnen aus dem schweizerischen Hermetschwil im Kanton Aargau das Klostergebäude. Die Nonnen errichteten den Sitz der Äbtissin sowie das Noviziat in Habsthal. Die zwei Schwestern, die heute den Konvent bilden, stehen in der monastischen Tradition.[2] Ordinarius der Ordensgemeinschaft ist seit 2020 Prior Peter Stuefer aus der Abtei Muri-Gries in Südtirol.[1]

Das Kloster und die Ortschaft Habsthal feierten über Christi Himmelfahrt, 21. und 22. Mai 2009, 750-jähriges Bestehen mit Erwin Teufel und weiterer Prominenz aus kirchlichen, adligen und politischen Kreisen. Geleitet wird das Kloster seit 2010 von der aus dem Schwarzwald[5] stammenden Priorin Kornelia Kreidler OSB. Das Klostergebäude wies im Dachstuhl große Schäden auf, so dass Sanierungsarbeiten dringend erforderlich waren. Ein Förderverein wurde dafür gegründet. Seit 2014 sind die Dach- und Fassadensanierung abgeschlossen; seit 2013 betreibt die Klostergemeinschaft mit Hilfe von Ehrenamtlichen einen Klosterladen.[6]

Liste der Äbtissinnen und Priorinnen

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Als Äbtissinnen, Priorinnen, Subprorinnen, Chorfrauen (C), Laienschwestern (L) und Novizinnen (N) des Klosters Habsthal sind bekannt:

Datum Äbtissin / Priorin Anmerkung Subpriorin C / L / N
~ 1490 Brigitte von Hornstein (P)
1685 17 / 14 / ?
1697–1714 Maria Augustina Lippin (P) aus Bregenz, * um 1663 M. Josepha Schwarzin 21 / ≥ 4 / 1 (1697)
1724–1758 Maria Theresia Schirdtim (P)
auch Schietin
aus Überlingen, * um 1684 Amanda Lauinger 17 / 3 / 1 (1722)
1783–1791 M. Conrada Egger/in (P) aus dem Allgäu
1791–1801 Creszenzia Örtlin (P) Conrada Egger/in
1801–1825 M. Conrada Egger/in (P) aus dem Allgäu; † 1825 Creszenzia Örtlin 14 / 4 / 2 (1803)
    1806 Auflösung des Konvents. 17 / 3 / ?
    1841 Die sieben überlebenden Dominikanerinnen müssen das Kloster verlassen. Σ = 7
    1892 Die ersten neun Benediktinerinnen aus Hermetschwil ziehen in Habsthal ein. 2 / - / 7
1892–1898 M. Gertrudis Stocker (P)
1898–1903 M. Gertrudis Stocker (Ä) Erste Äbtissin von Hermetschwil-Habsthal Σ = 24
1903–1918 M. Benedikta Deupoz (Ä)
1918–1943 M. Margareta Baiker (Ä)
1943–1985 M. Scholastika Beil (Ä) Σ = ≥ 22 (1979)
1986–1990 M. Raphaela Nowak (P) aus Hamburg
Trennung der beiden Klöster Hermetschwil und Habsthal; Kloster Habsthal wird zum unabhängigen Konventualpriorat erhoben
1990–2010 Walburga Wolf (P) aus Gleiwitz
seit 2010 Kornelia Kreidler (P) aus dem Schwarzwald, 57 (2021);
mit ihr nur noch Schwester Walburga (87) im Kloster
Σ = 5 (2009)
Σ = 3 (2015)
Σ = 2 (2021)

Klostergebäude

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Das Klostergebäude wurde im 13. Jahrhundert nach dem St. Gallener Planschema als Vierflügelanlage mit geosteter Kirche errichtet. An seiner nordwestlichen Ecke befindet sich leicht abseits ein barocker Ölberg um 1520.[7]

Portal der Klosterkirche mit Fresko von Pater Tutilo
Klosterkirche

Die Klosterkirche St. Stephan wurde 1650 nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg nach Plänen von Jodokus Beer z. T. neu aufgebaut und erweitert. Die barocke Ausstattung wurde 1750 vollendet; sie zeigt sich nun als Saalkirche mit gerade geschlossenem Chor.[4] St. Stephan birgt eine Menge künstlerischer Schätze und verdeutlicht in den Kunstwerken die Marienverehrung, die im Mittelpunkt ihrer fast 600 Jahre ansässigen Theologie stand. Dies widerspiegelt sich heute noch in der barocken Ausstattung der Kirche. In der Barockzeit beauftragten die Dominikanerinnen berühmte Meister, so hat zum Beispiel der Maler Gottfried Bernhard Göz, der der Wallfahrtskirche Birnau zu ihrer Pracht verhalf, in Habsthal das Deckenfresko gestaltet. Der Stuck stammt von Joseph Anton Feuchtmayer, Franz Joseph Spiegler hat eines der Marienbilder gemalt.[8] Über dem Nonnenchor befindet sich die Marienverehrung durch Dominikanerinnen, im Langhaus der Heilige Dominikus und im Chor die Verehrung der Heiligen Eucharistie durch die vier Erdteile. Zur Ausstattung zählen der um 1750 entstandene Hochaltar, des drehbare Tabernakel mit der darin gezeigten Abendmahlsszene mit einer plastischen Gruppe von Christus und den Aposteln. Die Altarblätter zeigen die Gründungsgeschichte des Klosters, das Martyrium des Heiligen Stephanus sowie der Heiligen Rosa von Lima. Sie sind ein Werk von Matthäus Zehender von 1691. Das Seitenaltargemälde im Langhaus mit der Vermählung der Heiligen Katharina wurde 1747 durch Spiegler geschaffen.[4]

Auf der Nonnenempore befindet sich die Orgel. Diese wurde 1907 von den Benediktinerinnen bei Gebr. Späth Orgelbau in Ennetach bestellt. Der Auftrag war eine Gegenleistung für das von der Pfarrgemeinde eingeräumte Recht, die Nonnenempore wieder für das Chorgebet benutzen zu dürfen. Die fast original erhaltene Orgel hat im Laufe der Jahrzehnte mehrere Restaurierungen erfahren, zuletzt im Jahre 2003 durch die Orgelbauwerkstatt Harald Rapp aus Ennetach. Dabei wurden die alten Zink- durch neue Zinn-Pfeifen ersetzt. Die Orgel besitzt nun 18 Register.[9]

Der 2013 vom Regisseur Sobo Swobodnik gedrehte Dokumentarfilm „Silentium – vom Leben im Kloster“ berichtet vom normalen Alltag im Kloster Habsthal. Der 84-minütige Film feierte am 9. Mai 2015 im Kulturkino Linse in Weingarten Premiere. Offizieller Kinostart in Deutschland war der 14. Mai 2015.[10]

  • Otto Beck: Kloster Habsthal (= Kleine Kunstführer. Nr. 1666). 2. Auflage. Schnell & Steiner, Regensburg 2007, ISBN 978-3-7954-5376-3.
  • Georg Dehio (Hrsg.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Baden-Württemberg I: Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München 2011, ISBN 978-3-422-03024-4, Habsthal, S. 267 f.
  • Uli Fricker: Gott will nicht, dass ich dieses Kloster schließe. In: Südkurier. Nr. 263, 13. November 2021, S. 3.
  • Doris Muth: Die Säkularisation des Klosters Habsthal. In: Die Säkularisation in den Fürstentümern Hohenzollern vor 200 Jahren (= Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. Band 38/39). 2003, S. 327–352.
  • Doris Muth, Sr. Kornelia Kreidler OSB: Das Kloster Habsthal. In: Edwin Ernst Weber (Hrsg.): Kloster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart (= Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen. Band 9). Kunstverlag Fink, Lindenberg 2005, ISBN 3-89870-190-5, S. 120–165.
  • Doris Muth, Sr. Kornelia Kreidler OSB: Kloster Habsthal in Geschichte und Gegenwart. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2009, ISBN 978-3-89870-575-2.
  • Johann Nepomuk von Raiser: Geschichte des Klosters Habsthal, vormals Mengen. In: Johann Daniel Georg Memminger (Hrsg.): Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie, Jg. 1825, 2. Heft. Stuttgart/Tübingen 1826, S. 419–432. (Digitalisat)
  • Karl Theodor Zingeler: Ordnungen, gebott und verbott für das Kloster Habsthal. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern, Bd. 10 (1876/77), S. 66–73.
  • Karl Theodor Zingeler: Statuta und Ordnungen Klosters Habstall de anno 1521. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern, Bd. 10 (1876/77), S. 74–81.
  • Karl Theodor Zingeler: Urkunden zur Geschichte des Klosters Habsthal. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern, Bd. 11 (1877/78), S. 35–80.
  • Edward von Hornstein-Grüningen: Fragmente zur Geschichte des Klosters Habsthal. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern, Bd. 17 (1883/84), S. 55–58.
  • Johann Adam Kraus: Lasten des Klosters Habsthal um 1700. In: Verein für Geschichte, Kultur- und Landeskunde Hohenzollern (Hrsg.): Hohenzollerische Heimat, 13. Jahrgang, Nr. 3/Juli 1963, S. 45–46.
Commons: Kloster Habsthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Vera Romeu: Himmelfahrt. 750 Jahre sind für die Klosterschwestern ein guter Grund zum Feiern. In: Schwäbische Zeitung vom 19. Mai 2009
  2. a b c d Vera Romeu: Kloster Habsthal. Viele Gäste feiern mit dem Klosterdorf. In: Schwäbische Zeitung vom 23. Mai 2009
  3. Walter Kempe: Beitrag zur Geschichte Habsthals. In: Hohenzollerischer Geschichtsverein (Hrsg.): Hohenzollerische Heimat, 42. Jahrgang, Nr. 2/Juni 1992 (S. 43)
  4. a b c Dehio (2011), S. 267
  5. Uli Fricker: „Gott will nicht, dass ich dieses Kloster schließe“. Nr. 263. Südkurier, 13. November 2021, S. 3.
  6. Vera Romeu: 750-jähriges Jubiläum. Kloster reklamiert mehr Wahrnehmung. In: Schwäbische Zeitung vom 23. April 2009
  7. Dehio (2011), S. 268
  8. Kunst kann Theologie vermitteln. In: Schwäbische Zeitung vom 4. Juli 2008
  9. Sr. Kornelia Kreidler OSB: Schätze der Paramentenkunst und andere Kostbarkeiten aus dem Benediktinerinnenkloster Unserer Lieben Frau Habsthal. Informationsbroschüre zur Ausstellung im Kloster Habsthal von Samstag, 8. September 2007 bis Sonntag, 14. Oktober 2007
  10. Karlheinz Fahlbusch (kf): „Silentium“: Film über Leben im Kloster Habsthal geht unter die Haut. In: Südkurier vom 13. Mai 2015

Koordinaten: 47° 59′ 29″ N, 9° 19′ 18″ O