Klosterholz – Wikipedia

Wandgemälde an der Seewarte zeigt das Leben bei Klosterholz Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Marineschule Mürwik im Hintergrund und der Flensburger Straßenbahn im Vordergrund. Das Bild entstand nach Vorstellungen eines modernen Künstlers und ist daher nicht fotografisch genau.
Direkt neben dem ungefähr 1912 errichteten Eckhaus stand bis ungefähr 1925 die Reetdachkate Parkstraße Nr. 4 (Foto 2015)[1][2]
Der Kreuzungsbereich der ehemaligen Katensiedlung mit der Seewarte im Jahr 2015
Das moderne Ärztehaus Mürwiker Straße 162 mit der Förde-Apotheke (Foto 2015).
Bushaltestellenschild Seewarte für die Buslinien nach Solitüde, Tremmerup und Glücksburg

Klosterholz (dänisch: Klosterskov)[3] ist eine ehemalige Katensiedlung Flensburg-Mürwiks, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts im Kreuzungsbereich der Mürwiker Straße mit der Blücherstraße und Swinemünder Straße[4][5][6] zum alten Zentrum von Mürwik entwickelte.[7]

Noch heute befinden sich an der Kreuzung der Ortschaft[8] mehrere kleine Geschäfte sowie die Seewarte, ein Gebäudekomplex mit namensgleichen Hotel. Bei Positionsbeschreibungen wird häufig auf die Seewarte Bezug genommen. So befindet sich insbesondere umgangssprachlich etwas „bei der Seewarte“.[9] Die dortigen Bushaltestellen tragen ebenfalls den Namen Seewarte und nicht Klosterholz.[10][11]

Klosterholz ist seit dem Jahr 1590 belegt.[4] Es war ursprünglich im Besitz des Flensburger Klosters, was sich im Namen widerspiegelt.[12][13] Der zweite Bestandteil des Namens „Holz“ verweist unschwer erkennbar, wie auch beim nahegelegenen Twedter Holz auf ein Gehölz.[14] Noch Anfang des 18. Jahrhunderts befand sich Klosterholz offenbar im Besitz des Klosters.[15] Später gehörte Klosterholz zum Freihof Mürwik.[4] Schon auf Flensburger Stadtkarten vom Ende des 18. Jahrhunderts wurde Klosterholz eingezeichnet und explizit genannt.[15][16] Die ursprünglich kleine Siedlung bestand noch um 1841 aus ungefähr vier Katen.[17][13][18] Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde am Rande der Ortschaft Klosterholz und zugleich nahe dem Mürwiker Park das Parkhotel errichtet (Swinemünder Straße 11).[19]

Anfang des 20. Jahrhunderts siedelte sich die Kaiserliche Marine an der Flensburger Förde in Mürwik an.[20] Es begann eine Zeit reger Bautätigkeit.[6] 1906 wurde bei Klosterholz das Hotel Seewarte errichtet.[21] Bald darauf im Jahr 1910 wurde 700 Meter (Luftlinie) nördlich von Klosterholz die am Wasser gelegene Marineschule Mürwik fertiggestellt. Im selben Jahre wurde auch die bei Klosterholz gelegene Kaiserliche Post fertiggestellt. Am 1. April 1910 wurden Fruerlund, Twedt, Twedter Holz und Engelsby von Flensburg eingemeindet. Klosterholz war als Teil von Mürwik ebenfalls betroffen. Das besagte ursprüngliche Mürwik war wesentlich kleiner als der heutige Stadtteil und gehörte damals noch zu Fruerlund.[22][6] 1911 erhielt der Weg der ehemals zum Freihof führte den Namen Parkstraße (heute: Swinemünder Straße).[23] 1911/12 wurde sodann die Kaiser-Wilhelm-Straße (heute: Mürwiker Straße) gebaut. Die Straße verband Klosterholz sowie Mürwik mit der Stadt und führte weiter zur Marineschule.[24][23] 1913 bestand Klosterholz aus mehr als zehn Gebäuden.[25] Bei Klosterholz wurden nahezu zeitgleich zum Bau der neuen Straße die ersten städtisch anmutenden mehrgeschossigen Wohn- und Geschäftshäuser Mürwiks errichtet. So entstand innerhalb kürzester Zeit das Zentrum des neuen von der Marine geprägten Stadtteils Mürwik. Während des Ersten Weltkrieges geriet die Bautätigkeit zeitweilig ins Stocken.[26]

Langsam verschwand mit der Neubebauung das alte Klosterholz. Die letzten alten Häuser verschwanden wohl in den 1920er Jahren.[5][27] Im selben Jahrzehnt begann auch die Bebauung des ursprünglichen Verbindungsweges von Klosterholz nach Osbek. Zeitgleich mit seiner Bebauung erhielt dieser Weg den Namen Klosterholzweg.[28] 1924 wurde bei Klosterholz das erste Ladenlokal der „Bäckerei Hansen Mürwik GmbH“ eröffnet.[29] Kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Parkhotel geschlossen.[30] Beim Luftangriff vom 27. Oktober 1942 mit drei Mosquito-Bombern auf die Stadt wurden im Bereich von Klosterholz achtunddreißig Gebäude beschädigt. Vollständig zerstört wurde das Wohnhaus der Familie Engel in der Parkstraße 9.[31][32]

Nach dem Krieg wurde die Swinemünder Straße in Parkstraße umbenannt und die Kaiser-Wilhelm-Straße in Mürwiker Straße. Der Verbindungsweg zwischen Klosterholz und Osbek blieb unter dem Namen Klosterholzweg erhalten. Auch der alte Verbindungsweg zum Dorf Engelsby, bestehend aus der Blücherstraße und dem Engelsbyer Weg, blieb erhalten, wurde aber ungefähr in den 1980er Jahren am Ende der Blücherstraße für Autos unpassierbar gemacht.[23][33] In den 1960er Jahren entstand 1,3 Kilometer weiter nördlich entfernt das neue Zentrum des Stadtteils, der Twedter Plack.

Heutige Geschäfte

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Von 1940 bis zum Ende der 1970er Jahre befand sich beim Hotel Seewarte ein Kino, namens Mürwiker Park-Lichtspiele, das zumeist verkürzt Pali genannt wurde.[21] In dem Kinosaal befand sich anschließend über viele Jahre ein Supermarkt der Kette Netto Marken-Discount.[34] Seit 2013 befindet sich im ehemaligen Kinosaal das polnische Spezialitätengeschäft Marek,[35] das zuvor in einer unteren Etage der Seewarte zu finden war. Das Geschäft soll das einzige seiner Art zwischen Kopenhagen und Kiel sein, weshalb die Kunden aus ganz Jütland sowie Südschleswig heranreisen. Inhaber Marek Borowski bietet seinen Kunden insbesondere polnische Fleischwaren, Wurstwaren, Obst, Gemüse, Käse- und Milchprodukte, aber auch polnische Kosmetikartikel an. Neben polnischen Waren sind aber dennoch auch einige deutsche Markenprodukte im Sortiment zu finden.[36] Auch das Hotel Seewarte, das mittlerweile wohl das älteste Hotel der Stadt sein dürfte, existiert weiterhin.[37] Neben dem Hotel befindet sich seit vielen Jahrzehnten das modern gebaute Ärztehaus Mürwiker Straße 162 mit der Förde-Apotheke.[38]

Die erste Filiale des Bäcker Hansens befindet sich noch heute in der Mürwiker Str. 161. Die Bäckerei Hansen Mürwik besitzt heute, neben dem Stammhaus in Mürwik, zahlreiche weitere Ladengeschäfte die über die ganze Stadt verteilt sind, beispielsweise beim ZOB oder auch beim Holm, nahe dem Thingplatz.[39] In der Blücherstraße Nr. 1, wo sich bis Anfang der 1980er Jahre noch ein Supermarkt von Kaiser’s Tengelmann befand, befindet sich heute die Spielstätte Beer und Speeldeel. Des Weiteren befindet sich seit über zwanzig Jahren die Gastwirtschaft Bärlinchen an der Ecke Swinemünder Straße 2.[40]

Einzelnachweise

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  1. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 136 und 138 f.
  2. Vgl. mit dem Foto: Flensburger Tageblatt: 100 Jahre Eingemeindung: Der graue Esel und des Kaisers Piste, vom: 6. Mai 2010; abgerufen am: 16. Mai 2016
  3. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 132
  4. a b c Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Klosterholzweg
  5. a b Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 136 und 138
  6. a b c Flensburger Tageblatt: Twedt: Die Mutter von Mürwik, vom: 1. April 2010; abgerufen am: 16. Mai 2016
  7. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 126
  8. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 139
  9. Vgl. Fördeschnack. Flensburg Mürwik: Einbruch bei Bastians Currywurst & Meer – 1000 Euro Belohnung für sachdienliche Hinweise, vom: 8. Oktober 2015; abgerufen am: 18. Mai 2016
  10. Vgl. Flensburg-Mobil. Bushaltestelle Seewarte (Richtung: Solitüde / Tremmerup / Glücksburg/Holnis) sowie Flensburg-Mobil. Bushaltestelle Seewarte (Richtung: Marienhölzung / Am Lachsbach / ZOB), jeweils abgerufen am: 17. Mai 2016
  11. Schon die Haltestelle der Flensburger Straßenbahn soll den Namen Seewarte getragen haben.
  12. Gerhard Kraack u. a.: Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, DNB 730485641, S. 443
  13. a b Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 136
  14. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Twedterholz
  15. a b Vgl. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Klosterholzweg
  16. Flensburg Atlas, Flensburg 1978, Karte 11
  17. Hans Nicolai Andreas Jensen: Versuch einer kirchlichen Statistik des Herzogthums Schleswig, Band 3. Flensburg 1841, S. 961
  18. Weitere Nachweise als Wohnplatz beispielsweise auf dort Adelby.com, abgerufen am: 17. Mai 2017
  19. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 136 und 139
  20. Gerhard Kraack u. a.: Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, DNB 730485641, S. 405 f.
  21. a b Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 542
  22. Gerhard Kraack u. a.: Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, DNB 730485641, S. 406
  23. a b c Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 67
  24. Flensburger Tageblatt: 100 Jahre Eingemeindung: Der graue Esel und des Kaisers Piste, vom: 6. Mai 2010; abgerufen am: 16. Mai 2016
  25. Jörg Hillmann, Reinhard Scheiblich: Das rote Schloß am Meer. Die Marineschule Mürwik seit ihrer Gründung. Hamburg 2002, Seite 58
  26. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 67 und 126
  27. Ungefähr südwestlich von Bäcker Hansen befand sich bis in die 1950er Jahre noch ein altes einstöckiges Gebäude, das später abgerissen wurde.
  28. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 536
  29. Flensburg Journal: Bäckerei Hansen. 90 Jahre Bäckerei Hansen Mürwik (Memento des Originals vom 17. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.flensburgjournal.de, vom: 31. Juli 2014; abgerufen am: 17. Mai 2016
  30. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 139
  31. Broder Schwensen, Dieter Nickel: Flensburg im Luftkrieg 1939–1945. Flensburg 2009, S. 123 f.
  32. Vgl. Stadtarchiv Flensburg: Bombenschaden Wohnhaus Engel, Parkstraße 9 (Flensburg-Mürwik) sowie: Fotodokumentation und Teilstadtplan von Bombenschäden nach Luftangriff an: Villa Bauer Landstraße 15 a, Wasserwerk, Bauwerft FSG, Luftwaffenbauamt Exe, Papiermühle, Parkstraße 9, Kaiser-Wilhelm-Straße 154, von: 28. Oktober 1942, jeweils abgerufen am: 17. Mai 2016
  33. Fruerlund, Stadtumbau in Flensburg, Ein Quartier erfindet sich neu (Memento des Originals vom 24. Juni 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ihrsan.de, Flensburg 2016, Seite 11
  34. Fotos zum Supermarkt Netto bei der Seewarte: Regensburger-Busse. Flensburg: 7 Fotos von Aktiv Bus; abgerufen am: 17. Mai 2016
  35. Seewarte. Die Geschichte der Seewarte Flensburg, abgerufen am: 17. Mai 2016
  36. MoinMoin: Polnische Spezialitäten in Flensburg (Memento des Originals vom 17. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.moinmoin.de, vom: 24. April 2013; abgerufen am: 17. Mai 2016
  37. Dittmer’s Gasthof entstand zwar früher entwickelte sich aber erst in jüngerer Zeit zu Dittmer’s Hotel. Dessen Gebäude Neumarkt 3 am Rande der Flensburger Innenstadt wurde 1852 errichtet. Ob das Gebäude seit der Errichtung durchgehend als Gasthof diente ist unklar. Dittmer’s Hotel gehört heute zum Hotel Nordic in Mürwik. Vgl. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 602 sowie Dittmer’s Hotel Impressum (Memento des Originals vom 13. August 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dittmersgasthof.de, abgerufen am: 10. Februar 2016
  38. Vgl. Flensburg Mobil. Ärztehaus - Mürwiker Str. und Flensburg Mobil. Förde-Apotheke sowie Förde-Apotheke (Seite der Apotheke), jeweils abgerufen am: 17. Mai 2016
  39. Flensburg Journal: Bäckerei Hansen. 90 Jahre Bäckerei Hansen Mürwik (Memento des Originals vom 17. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.flensburgjournal.de, vom: 31. Juli 2014; abgerufen am: 17. Mai 2016
  40. Baerlinchen, abgerufen am: 17. Mai 2016
Commons: Klosterholz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 48′ 26,6″ N, 9° 27′ 34,1″ O