Bischöfliches Gymnasium Petrinum – Wikipedia

Bischöfliches Gymnasium Petrinum
Blick vom Mitterbergerweg auf das Petrinum
Schulform Gymnasium
Gründung 1897
Adresse Petrinumstraße 12
Ort Linz
Bundesland Oberösterreich
Staat Österreich
Koordinaten 48° 19′ 10″ N, 14° 16′ 32″ OKoordinaten: 48° 19′ 10″ N, 14° 16′ 32″ O
Schüler etwa 550 (Stand 2024)
Lehrkräfte 59 (Stand 2023)[1]
Leitung Stefan Hametner
Website www.petrinum.at

Das Bischöfliche Gymnasium Petrinum ist eine katholische Privatschule der Diözese Linz mit über hundertjähriger Geschichte. Es befindet sich am Fuße des Pöstlingbergs im Linzer Stadtteil Urfahr.

Am 29. Juli 1895 wurde vom damaligen Bischof Franz Maria Doppelbauer der Spatenstich vorgenommen. Die offizielle Einweihung erfolgte mit der Grundsteinlegung am 2. Juli 1896 (dieser Grundstein war – wie der des Neuen Doms – aus dem Ölberg gebrochen). Bei der Fertigstellung 1897 als Collegium Petrinum maß das Gebäude eine Länge von 95,90 m, war 80 m breit und 22,5 m hoch, zudem hat das Gebäude 957 Fenster. Samt Einrichtung kostete das Knabenseminar zur Vorbereitung auf die Priesterlaufbahn der Diözese Linz 2.065.200 Kronen.[2]

Das Petrinum begann sich sehr bald als hervorragendes Gymnasium zu etablieren, bereits im ersten Jahr im neuen Gebäude zählte das Knabenseminar 340 Studenten, die sich dafür entschieden hatten, später Priester zu werden. Am 9. Juni 1903 begrüßte der damalige Bischof Franz Maria Doppelbauer Kaiser Franz Joseph im Petrinum. Während des Ersten Weltkrieges fungierte das Petrinum als Militär-Reservespital. Die Studierenden wurden während dessen in anderen Einrichtungen, wie zum Beispiel dem Stift Schlierbach, untergebracht. Am 17. September 1920 konnte die Ausbildung im Petrinum weiter gehen.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen im Jahr 1938 ließ sich der Schulbetrieb zwar zuerst fortsetzen, alle Schüler mussten jedoch der Hitlerjugend beitreten. Im Juli wurde dem Petrinum endgültig das Öffentlichkeitsrecht entzogen und in der Schule kam das Militärkommando der 5. Division unter. Adolf Hitler, der Linz zu seiner Führerstadt „erheben“ wollte, plante, die Technische Hochschule Linz am Areal des Petrinums zu bauen und das bestehende Gebäude mit einzubeziehen.

Da sich der damalige Bischof Johannes Maria Gföllner weigerte, das Areal zu verkaufen, verfügte die Landeshauptmannschaft Oberdonau am 29. Februar 1940 die Enteignung des Hauses. Gegen diese Enteignung gab es kein Rechtsmittel. Es bestand allerdings die Möglichkeit, eine Entschädigungssumme durch das Gericht zu beantragen. Durch außerordentliches Geschick, großen Mut und persönlichem Einsatz durch Rechtsanwalt Josef Stampfl und den Vertreter der Diözese Franz Zauner, konnten geschickt vorgebrachte Einwände gegen die Höhe der Entschädigungssumme so lange hinausgezögert werden, bis das Ende des Nationalsozialismus gekommen war. Stampfl und Zauner konnten so verhindern, dass das Petrinum deutsches Eigentum wurde.[3]

Das Petrinum blieb von Bomben verschont (lediglich das Freibad wurde zerstört). Als allerdings die Alliierten heranrückten, wurde das Gebäude wieder als Lazarett genutzt. Allererst marschierten Amerikaner im Gebiet von Urfahr und des Pöstlingbergs ein. Als kurz darauf allerdings die Rote Armee vorrückte, zogen sich die US-Soldaten zurück und das Petrinum wurde von den Russen besetzt. Diese zogen zwar nach weniger als einem Jahr wieder ab, hinterließen aber eine unübersehbare Spur der Zerstörung.

Im Herbst 1946 wurde der Schulbetrieb – zwar nur mit vier Klassen – wieder aufgenommen. Im Schuljahr 1950/51 gab es wieder – wie vor dem Krieg – acht Klassen und es konnte erstmals die Reifeprüfung abgehalten werden.

Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es tiefgreifende Veränderungen. Unter anderem wurde von den Schülern nicht mehr erwartet, vorwiegend geistliche Berufe zu ergreifen. 1972 wurde die vormals nur als humanistisches Gymnasium geführte Bildungsanstalt „liberalisiert“ und es war den Schülern von da an möglich, ab der fünften Klasse (9. Schulstufe) zwischen humanistischem und neusprachlichem Zweig zu wählen (Wahlmöglichkeit zwischen Altgriechisch und Französisch). Im Jahr 1983 musste die Schule aufgrund von rückläufigen Schülerzahlen auch für externe Schüler öffnen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde das Petrinum als reine Internatsschule geführt. Zehn Jahre später war der Schülermangel jedoch abermals so groß, dass über eine Veränderung nachgedacht wurde. Man kam zu dem Entschluss, auch Mädchen zuzulassen. 1999 wurde der Internatsbetrieb eingestellt (Internatsschüler bekamen Wohnmöglichkeiten in Linz angeboten) und im Zuge dessen wurde das Bischöfliche Gymnasium Kollegium Petrinum in Bischöfliches Gymnasium Petrinum umbenannt. Zur gleichen Zeit wurde auch die Regentie aufgelöst, die Agenden des Regens wurden auf die Direktion und Verwaltung übertragen. Ebenso wurde der Spiritual entpflichtet, aber gleichzeitig als neuer Schulseelsorger bestellt. Zur Zeit der Papstwahl 2005 war das Petrinum auch deshalb in den Medien präsent, weil Papst Benedikt XVI. bei seinen Oberösterreichbesuchen (noch als Kardinal) mehrmals in den alten Gemäuern nächtigte.[4]

Blick vom Linzer Schlossberg auf das Petrinum

Auf dem Gelände des Petrinums befinden sich auch mehrere Anbauten, wie das 2009 komplett sanierte Studentenwohnheim mit Kellerbar und ein Wohnhaus, in welchem u. a. Angestellten des Petrinums Wohnungen zur Verfügung gestellt werden.

Das Sportareal der Schule ist mit vier Fußball-, zwei Faustball-, zwei Beachvolleyball-, zwei Volleyball-, zwei Streetball-, drei Tennisplätzen, vier Sprintbahnen, einer Kugelstoßanlage, einer Weitsprunganlage, zwei Kletterwänden, einer Eisstocksportfläche, einem Turnsaal, einem Gymnastikraum und einem Hallenbad eines der größten aller Linzer Schulen.

Das Gebäude wird heute außerdem unter anderem von der Anton Bruckner Universität, von der Johannes Kepler Universität, von der Altenbetreuungsschule Oberösterreich und von diversen privaten Firmen genutzt.

Im Petrinum gibt es zwei Kapellen (Studentenkapelle und Volkskapelle), ein kleinerer Andachtsraum im Turm und ein Meditationsraum im Neubau. Die Studentenkapelle in den Obergeschossen des Nordtraktes wurde ganz erneuert. Ein Relief Hl. Maximilian tauft Heiden schuf von 1927 bis 1931 der Bildschnitzer Josef Furthner. Die Glasfenster malte 1968 Rudolf Kolbitsch, wie auch 1969 die drei Wandteppiche Rosenkranzgeheimnis, Fastentuch und Pfingsten.

Die Sternwarte des Petrinums wurde im Zuge der Fassaden- und Dachsanierung im Jahr 2009 wieder aktiviert, nachdem sie viele Jahre ungenutzt und in baulich schlechtem Zustand war. Die Kuppel wurde erneuert und mit einem neuen Fernrohr (einem apochromatischen Refraktor mit 203 mm Öffnung und 1800 mm Brennweite) ausgestattet. Die Sternwarte steht den Petriner Schülern im Rahmen des Physik-Unterrichts, aber auch anderen Institutionen, zur Verfügung[5][6].

Das Schulgeld beträgt 115 € pro Monat (zehnmal pro Jahr), wobei für Geschwister oder sozial Benachteiligte das Schulgeld reduziert beziehungsweise ganz erlassen werden kann.[7]

Am Ende des Schuljahres wird von den siebten Klassen traditionell der Petriner Sommerball veranstaltet, der als Maturaball für die achten Klassen angesehen wird. Im repräsentativen Festsaal findet jährlich eine Schultheateraufführung statt.

An drei Sonntagen im Jahr (Advent, Fastenzeit, Mai) gibt es die Möglichkeit, an vormittäglichen Hausmessen in der Studentenkapelle teilzunehmen, bei denen es nach der Messfeier sowohl inhaltliche (diverse Ausstellungen, Vorträge etc.) als auch kulinarische Angebote gibt. Vier Mal jährlich findet die Petrinermesse freitagabends statt.

Bischöfliche Kommissäre, Regenten und Direktoren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Stefan Hametner, Direktor seit 2023[8]
  • Klemens Keplinger, Direktor von 2013 bis 2023
  • Franz Asanger[9], Direktor von 2000 bis 2013.
  • Klaus Dopler, Regens von 1991 bis 1999
  • Franz Eiblhuber, Direktor und gleichzeitig Regens von 1931 bis 1950
  • Pater Lambert Guppenberger, Direktor von 1896 bis 1900[10]
  • Josef Maria Hackl, Regens von 1983 bis 1987, Direktor und gleichzeitig Regens von 1987 bis 1991
  • Josef Honeder, Direktor von 1991 bis 1996
  • Josef Humer, Direktor und gleichzeitig Regens von 1968 bis 1983, anschließend noch Direktor bis 1987
  • Monsignore Josef Kolda, Bischöflicher Kommissär von 1907 bis 1919
  • Martin Kühberger, Regens 1949 und 1950
  • Franz Natschläger, Direktor 1949 und 1950
  • Johann Reitshamer, Direktor und gleichzeitig Regens von 1950 bis 1968
  • Wilhelm Schöggl, Direktor von 1996 bis 2000
  • Monsignore Josef Schwarz, Bischöflicher Kommissär von 1898 bis 1907
  • Johann Zöchbaur, Direktor von 1900 bis 1931 und gleichzeitig Regens von 1919 bis 1931

Bekannte Schüler und Absolventen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Festschrift und 94. Jahresbericht Bischöfliches Gymnasium Petrinum, Herausgegeben vom Kollegium Petrinum, 1998.
  • Dehio Linz 2009, Linz nördlich der Donau, Bauten im Straßenverband, Petrinumstraße, Collegium Petrinum, S. 523–525.
Commons: Petrinum (Linz) – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Aufnahmeprozess. In: petrinum.at. Abgerufen am 16. Mai 2024.
  2. Josef Honeder: 120 Jahre Gymnasium Petrinum. In: petra.petrinum.at. Abgerufen am 2. April 2022.
  3. Josef Honeder: Das Kollegium Petrinum. Ein geschichtlicher Überblick. In: Oberösterreichische Heimatblätter, 39. Jahrgang, Heft 1, 1985, ooegeschichte.at [PDF]
  4. Und nach dem Frühstück geht mein Bruder dann an die Arbeit. In: kath.net. 23. August 2007, abgerufen am 16. Mai 2024.
  5. Einladung zum „Sterneschnuppern“. In: nachrichten.at. 7. Dezember 2009, abgerufen am 16. Mai 2024.
  6. Am Linzer Petrinum bereichert eine Sternwarte den Unterricht. In: nachrichten.at. 2. Dezember 2009, abgerufen am 16. Mai 2024.
  7. Schulgeld und Unterstützung. In: petrinum.at. Abgerufen am 16. Mai 2024.
  8. Bischöfliches Schulamt der Diözese Linz: Neue Schulleitung am Petrinum. Abgerufen am 10. September 2023.
  9. Franz Asanger. In: RegiowikiAT. Abgerufen am 16. Mai 2024.
  10. Kurzbiographien. In: specula.at. Abgerufen am 2. April 2022.