Kombatit – Wikipedia
Kombatit | |
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Gelbe Kombatitkristalle auf Matrix aus der Typlokalität Kombat Mine, Grootfontein, Namibia | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer | 1985-056[1] |
IMA-Symbol | Kb[2] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) | Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana | III/D.10 III/D.10-180 8.BO.20 41.01.04.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m |
Raumgruppe | C2/c (Nr. 15) |
Gitterparameter | a = 12,68 Å; b = 22,57 Å; c = 11,28 Å[3] |
Formeleinheiten | Z = 4[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 bis 3[4] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,3; berechnet: 7,979[4] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {010}[4] |
Bruch; Tenazität | spröde |
Farbe | hellgelb |
Strichfarbe | blassgelb[5] |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Diamantglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindex | n > 1,90[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ[4] |
Kombatit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb14[Cl4|O9|(VO4)2][3] und damit chemisch gesehen ein Blei-Vanadat mit zusätzlichen Chlor- und Sauerstoff-Ionen sowie das Vanadium-Analogon zum Sahlinit.
Kombatit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, konnte jedoch bisher nur in Form unregelmäßiger, trüber Körner bis etwa 0,2 mm Größe gefunden werden. Das Mineral ist durchscheinend und zeigt auf den Oberflächen der hellgelben Körner einen diamantähnlichen Glanz. Auch seine Strichfarbe ist blass- beziehungsweise hellgelb.
Etymologie und Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals entdeckt wurde Kombatit im gleichnamigen Kupfer-Bergwerk nahe der privaten Siedlung Kombat in der namibischen Region Otjozondjupa. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch R. C. Rouse, Pete J. Dunn und J. Innes, die das Mineral nach dessen Typlokalität benannten.
Rouse, Dunn und Innes sandten 1985 ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1985-056[1]), die den Kombatit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung wurde im Folgejahr in englischer Sprache in der Fachzeitschrift Neues Jahrbuch für Mineralogie (Monatshefte) veröffentlicht.
Das Typmaterial des Minerals wird im Geological Survey of Canada (GSC) in Ottawa (Kanada) unter der Katalog-Nr. 64563 aufbewahrt.[6]
Klassifikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da der Kombatit erst 1985 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. III/D.10-180. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Halogenide“ und dort der Abteilung „Oxihalogenide“, wo Kombatit zusammen mit Asisit, Blixit, Chubutit (von der IMA zurückgewiesen), Damarait, Ekdemit, Heliophyllit, Hereroit, Mendipit, Mereheadit, Nadorit, Parkinsonit, Penfieldit, Perit, Philolithit, Pinalit, Rickturnerit, Rumseyit, Sahlinit, Schwartzembergit, Seeligerit, Sundiusit, Symesit, Telluroperit, Thorikosit, Vladkrivovichevit und Yeomanit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[5]
Die seit 2001 gültige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kombatit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen; (OH, usw.) : RO4 ≥ 1 : 1“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Sahlinit die „Sahlinitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BO.20 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kombatit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er ebenfalls zusammen mit Sahlinit in der unbenannten Gruppe 41.01.04 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A2+)m (XO4)p Zq, mit m : p > 4 : 1“ zu finden.
Chemismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Analyse mithilfe der Elektronenmikrosonde ergab eine durchschnittliche Zusammensetzung von 92,4 % PbO, 5,9 % V2O5, 4,2 % Chlor (Cl) und 0,9 % O=Cl (Σ= 101,6 Gew.-%), was der empirischen Formel Pb13,7V2,1O17,1Cl3,9 für (O,Cl)=21 entspricht.[8]
Das Ergebnis der Analyse kommt sehr nah an die idealisierte chemische Zusammensetzung Pb14[Cl4|O9|(VO4)2], die 84,91 % Blei, 4,15 % Chlor, 2,98 % Vanadium und 7,96 % Sauerstoff enthält.[9]
Kristallstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kombatit kristallisiert isostrukturell (im gleichen Strukturtyp) mit Sahlinit im monoklinen Kristallsystem in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 12,68 Å; b = 22,57 Å; c = 11,28 Å und β = 118,1° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Die Kristallstruktur von Kombatit besteht aus Doppelschichten parallel der b-Fläche (010) beziehungsweise rechtwinklig zur y-Achse. Je zwei Schichten aus PB(O,Cl)5-8-Polyedern sind mit VO4-Tetraeder verknüpft und durch eine Schicht aus Cl-Atomen mit den benachbarten Doppelschichten verbunden.[3]
Bildung und Fundorte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kombatit bildet sich in geschichteten Mangan-Erzen. Als Begleitminerale treten unter anderem Calcit, Hämatit, Hausmannit und Kentrolith, ein dem Harkerit ähnliches Mineral, auf.[4]
Außer an seiner Typlokalität, der Kombat Mine in Namibia, kennt man das Mineral bisher nur noch aus der Wesley Mine bei Westbury on Trym knapp 5 km nördlich von Bristol in England (Stand 2021).[10]
Verwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund seiner extremen Seltenheit ist Kombatit allenfalls für Sammler von Interesse.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- R. C. Rouse, Pete J. Dunn, J. Innes: Kombatite, the vanadium analogue of sahlinite, from the Kombat mine, South West Africa. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. 1986, S. 519–522.
- John Leslie Jambor, Kenneth W. Bladh, T. Scott Ercit, Joel D. Grice, Edward S. Grew: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 927–935 (rruff.info [PDF; 900 kB; abgerufen am 30. Oktober 2021]).
- Mark Cooper, Frank C. Hawthorne: The crystal structure of kombatite, Pb14(VO4)2O9Cl4. In: American Mineralogist. Band 79, 1994, S. 550–554 (minsocam.org [PDF; 542 kB; abgerufen am 30. Oktober 2021]).
- Pete J. Dunn: Rare minerals of the Kombat mine. In: The Mineralogical Record. Band 22, Nr. 6, 1991, S. 421–425.
- Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord, Brian Mason, Abraham Rosenzweig: Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York (u. a.) 1997, ISBN 0-471-19310-0, S. 817.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kombatit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Kombatite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy (englisch).
- Kombatite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Kombatite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 469 (englisch).
- ↑ a b c d e f Kombatite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 30. Oktober 2021]).
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – K. (PDF 226 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 30. Oktober 2021.
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ John Leslie Jambor, Kenneth W. Bladh, T. Scott Ercit, Joel D. Grice, Edward S. Grew: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 927–935 (rruff.info [PDF; 900 kB; abgerufen am 30. Oktober 2021]).
- ↑ David Barthelmy: Kombatite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 30. Oktober 2021 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Kombatit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 30. Oktober 2021.