Kultur- und Kongresszentrum Gera – Wikipedia
Das Kultur- und Kongresszentrum Gera (KuK; ehemals Haus der Kultur bzw. HdK) ist ein Veranstaltungs- und Tagungsgebäude im Stadtzentrum von Gera. Es entstand ab 1977[1] im Zuge der weiteren Ausgestaltung des „sozialistischen Stadtzentrums“ und wurde am 2. Oktober 1981 unter Anwesenheit Kurt Hagers seiner Bestimmung übergeben.[1] Es verfügt über einen Mehrzwecksaal mit 1700 Plätzen und mehrere Gaststätten; eine Bowlingbahn wurde etwa um die Jahrtausendwende abgebrochen. Eine Besonderheit ist die 450 m²[2] große Reliefwand „Lied des Lebens“ im Foyer, an deren Ausgestaltung 25 Bildhauer der DDR unter Leitung von Jo Jastram mitgewirkt haben.
Für die Planung der raumakustischen Ausstattung des Gebäudes (großer Saal, kleiner Saal „Treffpunkt“ – inzwischen nicht mehr existent, Foyers) zeichnete Gisela Herzog[3] vom Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamt der Deutschen Post in Berlin-Adlershof verantwortlich. Ebenfalls unter Gisela Herzogs raumakustischer Planung entstanden die Säle in der Stadthalle Chemnitz und die Säle sowie Produktions- und Sendestudios im Funkhaus Nalepastraße in Berlin-Oberschöneweide. Alle genannten Säle weisen eine sehr hochwertige Raumakustik auf, die Säle und Studios im Funkhaus Nalepastraße gelten als zu den weltweit akustisch besten gehörend.[4]
Über den Großen Saal im Kultur- und Kongresszentrum Gera heißt es in einer die Planungs-, Bau- und Inbetriebnahmephase abschließenden Publikation:
„Alle zu beurteilenden Parameter während eines Konzertes, bei dem der Saal zu etwa 75% mit Zuhörern besetzt war, ergaben auf allen Testplätzen geringfügige Abweichungen jeweils vom Best- bzw. Optimalwert. Der akustische Gesamteindruck wurde mit 1,8 innerhalb einer 5teiligen Skala bewertet, wobei die Ziffer 1 dem Bestwert entspricht. [...] Deshalb kann als Ergebnis aus objektiven und subjektiven Untersuchungen festgestellt werden, daß durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Architekten, Projektanten und Akustikern ein Mehrzwecksaal geschaffen wurde, in dem auch Konzerte mit ausgezeichneter Klangqualität dargeboten werden können.“[5]
Zu DDR-Zeiten wurden aus dem damaligen Haus der Kultur unter anderem mehrere Ausgaben der alljährlichen Weihnachts-Fernsehshow Zwischen Frühstück und Gänsebraten gesendet. Heute dient das Kultur- und Kongresszentrum etwa als Austragungsort für Konzerte (vornehmlich aus den Bereichen Schlager und volkstümliche Musik, aber auch jüngere Künstler wie Annett Louisan oder Ich+Ich); Auftritte von Komikern, Zauberkünstlern o. Ä.; Publikumsmessen (Autoausstellung „Autofrühling“; Reisemesse) oder politische Veranstaltungen (wie den PDS-Bundesparteitag 2002; siehe Geraer Dialog[6]).
Modernisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2006 beschloss die Stadt Gera, das Kultur- und Kongresszentrum Gera mit kleinen Investitionen Schritt für Schritt zu sanieren, um die Attraktivität des Veranstaltungsorts zu erhalten.[7]
Die umfangreichste Modernisierung war der Austausch des Beleuchtungssystems in den beiden Foyers des Gebäudes, der von Mai bis November 2007 dauerte. Das alte Beleuchtungssystem aus dem Eröffnungsjahr basierte auf einer Vielzahl von Glühlampen und war wegen der hohen Ausfallrate und der schlechten Energieeffizienz nicht mehr zeitgemäß.
Das neue Beleuchtungssystem Lichtregen wurde von Produktdesign-Studenten der Bauhaus-Universität Weimar entworfen und basiert auf 160 Sonderleuchten mit dimmbaren Leuchtstofflampen sowie auf einem gestalterischen Konzept, wie diese Leuchten in den Foyers angeordnet werden. Dieses Beleuchtungssystem sollte in erster Linie die Wirtschaftlichkeit erhöhen, zudem jedoch die Attraktivität des Gebäudes steigern.[8]
Im Zuge des Leuchteneinbaus wurden weitere umfassende Renovierungsarbeiten in den Foyers durchgeführt. Die schrittweise Modernisierung anderer Gebäudeteile dauert an.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Dietrich Lauterbach, Peter Wirth: Die Bezirksstadt im Prozeß der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft (seit 1971). In: Hans Embersmann (Hg.): Gera. Geschichte der Stadt in Wort und Bild. S. 230–264; hier S. 259/260.
- ↑ Die Bildende Kunst, Heft 1/1983, S. 31, spricht von 520 m²
- ↑ Gerhard Steinke, Gisela Herzog: Der Raum ist das Kleid der Musik. Musik-Aufnahmesäle und Hörspielstudios im Funkhaus Berlin-Nalepastraße sowie weitere Aufführungs- und Hörräume. Raumakustische Eigenschaften, aufnahmetechnologische Bedingungen. Kopie & Druck Adlershof, Berlin 2012, ISBN 978-3-9811396-8-6.
- ↑ Daniel Barenboim in VDT Magazin, 2/2003
- ↑ Gisela Herzog: Die raumakustische Gestaltung der Mehrzwecksäle im Haus der Kultur Gera. In: Rundfunk- und Fernsehtechnisches Zentralamt (Hrsg.): Technische Mitteilungen des RFZ. Band 4 / 1982, ISSN 0040-1455, S. 73–80.
- ↑ Holger Kulick: Gabi Zimmer setzt sich durch, Der Spiegel, 13. Oktober 2002
- ↑ Internetseite der Stadt Gera: KuK muss als Veranstaltungshalle erhalten und schrittweise aufgewertet werden, 2. August 2006
- ↑ Internetseite Lichtregen-Konzept: www.lichtregen.de
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Siegfried Mues, Klaus Brodale: Stadtführer Gera. Gondrom Verlag, Bindlach 1995, ISBN 3-8112-0821-7
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 50° 52′ 39,4″ N, 12° 4′ 51,7″ O