Kurt Pawlik – Wikipedia
Kurt Pawlik (* 16. März 1934 in Wien; † 14. August 2022 in Hamburg) war ein österreichischer Psychologe und Hochschullehrer an der Universität Hamburg.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurt Pawlik studierte an der Universität Wien Psychologie, Philosophie, Anthropologie (Humanbiologie), Physiologie, Psychiatrie sowie Völkerkunde und schloss dort unter Hubert Rohracher 1959 als Dr. phil. (Psychologie, Anthropologie und Philosophie) mit Experimenten über Doppellaufgabenleistung ab. In den Jahren 1960 bis 1962 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der University of Illinois am Laboratory of Personality Assessment and Group Behavior bei Raymond B. Cattell, danach von 1962 bis 1966 wieder an der Universität Wien. Dort habilitierte er im Jahr 1965 im Fach Psychologie und wirkte danach auch als Hochschullehrer an der Universität Graz. Im Jahr 1965/66 ging er als Nachfolger von Gustav Lienert an die Universität Hamburg, wo er als Professor auf den Ordentlichen Lehrstuhl für Psychologie II berufen wurde. Hier verblieb er trotz ehrenhafter Rufe an die Universität Wien oder die Australian National University bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002.

Pawlik war von 1969 bis 1974 Präsident des Criminological Scientific Council beim Europarat, 1972 bis 1974 Präsident und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 1976 bis 1983 Mitglied des Fachgutachterausschusses Psychologie bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in den Jahren 1986 bis 1990 Mitglied im Exekutivkomitee des International Social Science Council in Paris, von 1996 bis 1998 zudem dort Vizepräsident und 1998 bis 2002 schließlich Präsident. Von 2000 bis 2007 war Pawlik Präsident der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften und 2005 Gründungsmitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Ab 1990 war er Mitglied der Academia Europaea.
In den Jahren 1988 bis 1992 wirkte Kurt Pawlik als Generalsekretär der International Union of Psychological Science und wurde 1992 bis 1996 auch deren Präsident sowie bis 2000 der Past President.[1] Er war dort Ehrenmitglied des Exekutivkomitees auf Lebenszeit.[2] Ihm gelang es, die „Rückkehr der westdeutschen Psychologie auf die internationale Bühne“ mit zu organisieren und vorhandene Konflikte abzubauen und mit der besseren Vertretung der DDR-Psychologie auf internationaler Ebene durch Friedhart Klix umzugehen.[3] Er hat auch maßgeblich zum Aufbau bzw. Wiederaufbau der Psychologie in China sowie in vielen Ländern Osteuropas und Afrikas beigetragen.
Kurt Pawlik starb am 14. August 2022 im Alter von 88 Jahren.[4] Er wurde auf dem Hamburger Friedhof Bergstedt beigesetzt.
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit seiner Monografie „Dimensionen des Verhaltens“ bot er eine umfassende Einführung in die Methodik der multivariaten Datenanalyse und eine erschöpfende Darstellung der Befunde zur Beschreibung individueller Unterschiede; zudem bot das Buch eine Einführung in eine Vielzahl von diagnostischen Verfahren zur Persönlichkeits- und Intelligenzmessung, darunter auch Methoden der probabilistischen Skalierung und der Erfassung von Erlebens- und Verhaltensunterschieden mit objektiven und physiologischen Messverfahren. In Hamburg etablierte er ein Tierlabor zur Erforschung der biologischen Korrelate des Lernens und des Gedächtnisses sowie ein EEG-Labor zur Erforschung der hirnelektrischen Korrelate von Wahrnehmungsprozessen und Persönlichkeitsunterschieden.
Ehrungen und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Österreichisches Ehrenzeichen und Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1. Klasse) (1994)
- Verfassungs-Portugaleser Verdienstmedaille durch den Senat der Freien und Hansestadt Hamburg (2002)
- Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (2002)
- Fellow der Chinese Psychological Society (2004)
- Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg (2006)
- Outstanding Psychologist Award for Distinguished Contributions to Global Psychology der American Psychological Association (2012)
Publikationen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Monografien
- Handbuch Psychologie: Wissenschaft – Anwendung – Berufsfelder, Springer, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-540-22178-4
- Theorien und Anwendungsfelder der differentiellen Psychologie, Hogrefe, Verl. für Psychologie 2004, ISBN 3-8017-0534-X
- Grundlagen und Methoden der differentiellen Psychologie, Hogrefe, Verl. für Psychologie 1996, ISBN 3-8017-0533-1
- Dimensionen des Verhaltens: Eine Einf. in Methodik u. Ergebnisse faktorenanalyt. psycholog. Forschung, Huber 1968
- Herausgeberwerke
- Kurt Pawlik (Herausgeber) und Dorothea Frede (Herausgeber): Forschungsfreiheit und ihre ethischen Grenzen: Referate, gehalten auf der Tagung der Joachim-Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg am 19. und 20. Oktober 2001, ISBN 3-525-86315-2
- Kurt Pawlik und Kurt H. Stapf (Herausgeber): Umwelt und Verhalten : Perspektiven und Ergebnisse ökopsychologischer Forschung, Huber 1992, ISBN 3-456-82293-6
- Kurt Pawlik (Herausgeber): Diagnose der Diagnostik : Beitr. zur Diskussion d. psycholog. Diagnostik in d. Verhaltensmodifikation, ISBN 3-12-926560-0
- Kurt Pawlik (Herausgeber): Fortschritte der Experimentalpsychologie / Hamburger Mittagsvorlesungen 1983, Springer 1984, ISBN 3-540-13252-X
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frank Rösler, Brigitte Röder und Bernhard Dahme: Nachruf auf Kurt Pawlik (16.3.1934 – 14.8.2022). In: Psychologische Rundschau, 2023, 74 (1), S. 21–23.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Kurt Pawlik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurt Pawlik im Internetauftritt der Universität Hamburg
- Paul Probst: Geschichte des Fachbereichs Psychologie an der Universität Hamburg Online in Webarchive.org
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ IUPsyS Officers and EC 1951-Present ( des vom 31. März 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf iupsys.net
- ↑ Executive Committee 2016 - 2018¨ ( vom 21. September 2018 im Internet Archive) Honorary Life Members auf iupsys.net
- ↑ Schönpflug, W., Lüer, G.: Psychologie in der Deutschen Demokratischen Republik: Wissenschaft zwischen Ideologie und Pragmatismus: Der XXII. Internationale Kongress für Psychologie 1980 in Leipzig, seine Vorgeschichte und Nachwirkungen. Springer Verlag 2011, ISBN 978-3-531-93057-2, S. 42 ff.
- ↑ Traueranzeigen Kurt Pawlik auf lebenswege.faz.net vom 20. August 2022
Personendaten | |
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NAME | Pawlik, Kurt |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Psychologe und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 16. März 1934 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 14. August 2022 |
STERBEORT | Hamburg |