Löwenbund – Wikipedia

Die Gesellschaft mit dem Lewen (auch als Löwengesellschaft und Löwenbund bezeichnet) war eine am 17. Oktober 1379 von 17 Grafen, Rittern und Edelknechten in Wiesbaden gegründete Adelsgesellschaft. Obwohl der Bund schon nach weniger als drei Jahren Aktivität nicht mehr in den Quellen nachzuweisen ist, wird er als „eine der bedeutendsten Adelsverbindungen des 14. Jahrhunderts“ bewertet.[1]

Ausgehend von den Grafen von Nassau und den Grafen von Katzenelnbogen, worauf das Wappentier und die ersten Treffpunkte Wiesbaden und Sankt Goar hinweisen, entstand die Gesellschaft zunächst in der Wetterau.[2] Es schlossen sich mit der Zeit weitere Adelige an, so dass die Gesellschaft am Ende in sechs Teilgesellschaften, Lothringen, Franken, Niederlande,[3] Schwaben, Elsass und Breisgau aufgeteilt wurde.

Die Gesellschaft rekrutierte sich aus Anhängern des Gegenpapstes Clemens VII. Für den Ort und Zeitpunkt der Gründung des Löwenbundes soll der Erzbischof von Mainz Adolf I. von Nassau, der Bruder des Grafen Walram von Nassau, mitbestimmend gewesen sein, der sich zur gleichen Zeit für Papst Clemens VII. entschieden hatte. Alle Gründungsmitglieder waren Parteigänger des Mainzer Erzbischofs. Der Löwenbund bekannte sich offen zu Clemens VII. Die Ausarbeitung des sehr umfangreichen und ausgefeilten Vertragswerkes wird erzbischöflich-mainzischen Kanzlisten zugeschrieben. Andere Mitglieder waren Anhänger Herzog Leopolds von Österreich, ebenfalls ein Unterstützer Clemens’.

Die Mitglieder des Löwenbundes verpflichteten sich, einander Schutz zu gewähren und Hilfe zu leisten gegen Angriffe von außen. Etwaige Streitigkeiten untereinander sollten den drei jeweils für ein Jahr gewählten Hauptleuten gemeldet und von diesen mit Hilfe von Schiedsleuten auf einem Schiedstag in Wiesbaden oder einer anderen zu bestimmenden Stadt geschlichtet werden. Die beiden jährlichen Mitgliedsversammlungen fanden abwechselnd in Wiesbaden und Sankt Goar statt.

Als Wahrzeichen und Erkennungsmal sollte jeder Ritter einen goldenen Löwen und jeder Knappe einen silbernen Löwen führen. Wer das unterließ, hatte einen Turnosen[4] zu zahlen, der den armen Leuten zu Ehren des Heiligen Georgs, des Patrons der Ritterschaft, zukam.

Der Vertrag wurde zunächst für drei Jahre bis zum 25. Dezember 1382 abgeschlossen und auf der katzenelnbogischen Burg Rheinfels aufbewahrt. Bereits im Gesellschaftsvertrag war aber vermerkt, dass, sollte sich die Gesellschaft zu diesem Zeitpunkt gerade in einer kriegerischen Auseinandersetzung befinden, sich das Bündnis bis Kriegsende verlängern würde.[1]

Das offene Bekennen der Löwenbundgenossen zu Gegenpapst Clemens VII. provozierte die benachbarten Anhänger Papst Urbans VI. Am 11. Januar 1381 vereinigten sich in Wesel die Pfalzgrafen und die Erzbischöfe von Trier und Köln zum sogenannten „Kurfürstenbündnis“, dessen Ziel es war, gemäß den Beschlüssen des Urban-Bundes König Wenzels die Clementisten notfalls mit Kriegsgewalt zum Gehorsam zurückzubringen.

Der Löwenbund wuchs schnell durch den Beitritt vieler Fürsten, Grafen, Herren, Ritter und Knechte. So trat Ulrich von Württemberg 1380 dem Bund bei. Die Löwengesellschaft dehnte sich an Main, Rhein und Lahn, in Schwaben, im Elsass, im Breisgau, in Lothringen und in Franken so sehr aus, dass viele Untergruppen unter Führung von „Königen“ gebildet werden mussten.

Am 28. Juni 1380 verbündete sich die „Löwengesellschaft“ mit der Stadt Basel.[5] Diese wurde damals von einer Gruppe Adeliger beherrscht, die im Dienstverhältnis mit Österreich und dessen Herzog Leopold standen.

Der große Einfluss der Löwengesellschaft zeigte sich auch darin, dass sich am 21. Dezember 1380 eine weitere, selbständige „Gesellschafft mit sant Wilhalmen“ im Umfeld der Grafen von Helfenstein bildete. Diese Gesellschaft übernahm die Statuten der „Löwen“ wortwörtlich und schloss am 1. März 1381 einen Bündnisvertrag mit den Löwen.[6] Am 8. März 1381 verband sich die „Gesellschaft mit Sankt Wilhelm“ mit der fränkischen „geselschaft mit sant Gyren“.

Als Gegenreaktion der Städte entstand unter anderem der zweite Rheinische Städtebund im März 1381, der sich noch im Gründungsjahr mit dem Schwäbischen Städtebund vereinigte. Es kam zu ausgedehnten Kampfhandlungen, bis am 9. April 1382 unter Vermittlung von Herzog Leopold von Österreich der Landfrieden von Ehingen geschlossen wurde.[7]

Dies war die letzte offizielle Nennung des Löwenbundes. Eine Reihe von namentlich hier erwähnten Mitgliedern der Gesellschaft beteiligte sich an der Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386, wovon über ein Dutzend ihr Leben ließen. Ob dies aber im Rahmen der Gesellschaft geschah, ist nicht erwiesen.

Einzigartig für die Zeit an der Löwengesellschaft war die planvolle Ausdehnung und die Einrichtung einer funktionierenden Struktur von Teilgesellschaften. So konnte zum Beispiel, im Zuge der Fehdehilfe, frei auf dem Gebiet der „Tochtergesellschaften“ operiert werden.[8] Für den möglichen Kriegsfall wurden im Bündnisvertrag konkrete Regelungen getroffen: „So soll ieder Graf vier mit Glaͤfen, ye der Herre zwei und ye der Ritter und Kneht selber oder einen dar zuͦ tugen mit einer Glaͤfen schicken“.[9]

Eine Reduktion der Löwengesellschaft auf ein „nur“ städtefeindliches Bündnis greift also zu kurz, wenn auch einzelne Mitglieder wie Reifenberg, Hattstein und Cronberg, erklärte Feinde der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main, zu den Gründungsmitgliedern gehörten.[10][11]

Gründungsmitglieder

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Grafen

Kleriker

Ritter

Edelknechte

  • Kuno von Reifenberg
  • Frank von Cronberg
  • Wolf von Sachsenhausen

Quelle Basel Staatsarchiv:[12]

Weitere Mitglieder

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Quelle Basel Staatsarchiv:[13]

Basler, oder aus dem Umfeld der Stadt Basel

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Quelle Basel Staatsarchiv:[14]

  • Holger Kruse, Werner Paravicini, Andreas Ranft (Hrsg.): Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1991, ISBN 3-631-43635-1 (Kieler Werkstücke. Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters 1).
  • Sonja Zielke-[Dünnebeil], Die Löwen-Gesellschaft, ein Adelsbund des 14. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 138 (1990) S. 27–97.
  • Arthur Funk: Zur Geschichte des Schloßbergs bei Nieder Modau. Verein für Heimatgeschichte, Ober-Ramstadt 1985.
  • Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. Revidierter Nachdruck der 2. neubearbeiteten und erweiterten Auflage. Stauda, Kassel 1980, ISBN 3-7982-0400-4.

Einzelnachweise

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  1. a b Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland. In: Holger Kruse, Werner Paravicini, Andreas Ranft (Hrsg.): Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters. Band 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-43635-1, S. 103.
  2. Andreas Ranft: Adelsgesellschaften: Gruppenbildung und Genossenschaft im spätmittelalterlichen Reich. In: Kieler historische Studien. Band 38. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-5938-8, S. 209 (zugleich: Kiel, Universität, Habilitationsschrift).
  3. diese heute verwirrende Bezeichnung meinte das Gebiet zwischen Main, Rhein und Lahn.
  4. Ein Turnose ist eine alte Münzwährung. Der Turnos, auch die Turnose, ist die deutsche Kopie der Gros tournois, die der französische König Louis IX. (Ludwig der Heilige, 1226–1270) im Jahr 1266 zum ersten Mal ausprägen ließ. Nach: muenzen-lexikon.de (Memento vom 24. November 2007 im Internet Archive)Vorlage:Webarchiv/Wartung/Linktext_fehlt
  5. Andreas Ranft: Adelsgesellschaften: Gruppenbildung und Genossenschaft im spätmittelalterlichen Reich. In: Kieler historische Studien. Band 38. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-5938-8, S. 209 (zugleich: Kiel, Universität, Habilitationsschrift)., bezieht sich auf: K. Ruser: Zur Geschichte der Gesellschaften von Herren und Knechten in Süddeutschland während des 14. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 34/35, 1975/76, S. 58. dieser bezieht sich wiederum auf: StA Basel, Ratsbuch A2, foul. 133r-134r
  6. Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland. In: Holger Kruse, Werner Paravicini, Andreas Ranft (Hrsg.): Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters. Band 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-43635-1, S. 111., bezieht sich auf: Wien, HHStA, Allgemeine Urkundenreihe
  7. Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland. In: Holger Kruse, Werner Paravicini, Andreas Ranft (Hrsg.): Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters. Band 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-43635-1, S. 117.
  8. Andreas Ranft: Adelsgesellschaften: Gruppenbildung und Genossenschaft im spätmittelalterlichen Reich. In: Kieler historische Studien. Band 38. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-5938-8, S. 210 (zugleich: Kiel, Universität, Habilitationsschrift).
  9. Andreas Ranft: Adelsgesellschaften: Gruppenbildung und Genossenschaft im spätmittelalterlichen Reich. In: Kieler historische Studien. Band 38. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-5938-8, S. 209 (zugleich: Kiel, Universität, Habilitationsschrift)., bezieht sich auf: K. Ruser: Zur Geschichte der Gesellschaften von Herren und Knechten in Süddeutschland während des 14. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 34/35, 1975/76, S. 58
  10. Karl Ernst Demandt: Geschichte des Landes Hessen. Bärenreiter-Verlag, Kassel 1959.
  11. Arthur Funk: Die Geschichte des Schlossberges bei Nieder Modau.
  12. zeitgenössische Kopie des Bundbriefes in: Basel, Staatsarchiv, Ratsbuch A2, fol. 133r-134r, zitiert nach: Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland. In: Holger Kruse, Werner Paravicini, Andreas Ranft (Hrsg.): Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters. Band 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-43635-1, S. 105–106.
  13. zeitgenössische Kopien im Staatsarchiv Marburg: Samtarchiv Nachtrag, 1,13 und Fehdebriefe der Löwengesellschaft vom August 1380: Stadtarchiv Frankfurt, Reichssachen 1380, Nr. 108 und Kopialbuch 12, fol. 10v; zitiert nach: Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland. In: Holger Kruse, Werner Paravicini, Andreas Ranft (Hrsg.): Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters. Band 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-43635-1, S. 106–107.
  14. Basel, Staatsarchiv, Ratsbuch A2, fol. 134v, zitiert nach: Ritterorden und Adelsgesellschaften im spätmittelalterlichen Deutschland. In: Holger Kruse, Werner Paravicini, Andreas Ranft (Hrsg.): Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters. Band 1. Peter Lang, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-631-43635-1, S. 107.