Labiovelar – Wikipedia
In der Phonetik beschreibt labiovelar den Artikulationsort eines Lautes an den Lippen (lat. labium) und dem Gaumensegel (lat. velum). Dabei kann „Labiovelar“ entweder für einen labialisierten velaren Konsonanten oder einen an zwei Artikulationsorten gleichzeitig (doppelt) gesprochenen labial-velaren Konsonanten stehen.[1][2][3] Labiovelare Konsonanten werden deutsch auch als Lippengaumenlaute bezeichnet.
Labiovelare
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als labialisierte Velare oder Labiovelare [kʷ], [gʷ], [xʷ], [ɣʷ] bezeichnet man mit Lippenrundung gesprochene Velare [k], [g], [x], [ɣ] etc.
Der üblichste Labiovelar ist der labialisierte stimmhafte velare Approximant [w] (wie in engl. witch [ ] „Hexe“). Manche Varianten des Englischen unterscheiden hiervon den stimmlosen labiovelaren Frikativ [ʍ] wie in which [ ] „welcher“.
Auch die indogermanische Ursprache verfügte über eine Reihe Labiovelare, nämlich [kʷ], [gʷ] (bzw. nach der Glottaltheorie [kʷˀ]), und [gʷʰ]. Diese sind allerdings nur im westlichen (germanische und keltische Sprachen) und südlichen Ausbreitungsbereich nachweisbar, nämlich den italischen, griechischen, anatolischen und in geringerem Maße noch in den mit Letzteren enger verwandten tocharischen Sprachen. Im Griechischen und Keltischen haben sie sich teilweise zu reinen Labialen entwickelt.
In den übrigen Sprachen (mit Palatalisierung, den sogenannten Satemsprachen) fielen sie durch Delabialisierung mit den einfachen Velaren zusammen.
Labial-Velare
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die labial-velaren Konsonanten werden gleichzeitig an den Lippen (lat. labium) und dem Gaumensegel (lat. velum) gesprochen. Es handelt sich hierbei nicht um einen Konsonantencluster, sondern einen einfachen Laut, der an zwei Artikulationsorten gleichzeitig gesprochen wird. Solche Laute kommen in Sprachen West- und Zentralafrikas sowie Neuguineas sowie am Wortende im Vietnamesischen vor. Beispiele für labial-velare Konsonanten sind:
- [k͡p] Logba ò-kpàyɔ̀ [ ] „Gott“
- [g͡b] Ewe Ewegbe [ ] (Eigenbezeichnung der Sprache)
- [ŋ͡m] Vietnamesisch cung [ ] „Sektor“
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- John Clark; Collin Yallop; Janet Fletcher: An Introduction to Phonetics and Phonology. 3rd Edition. Blackwell Textbooks in Linguistics, Wiley-Blackwell, 2006
- T. Alan Hall: Phonologie: Eine Einführung. De Gruyter Studienbuch, de Gruyter, Berlin / New York 2000, ISBN 3-11-015641-5
- Peter Ladefoged; Ian Maddieson: The Sounds of the World’s Languages. Blackwell, Oxford 1996, ISBN 0-631-19814-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Christian Ebert: Phonetik & Phonologie. Artikulatorische Phonetik. (Hall, Kapitel 1.1 – 1.5; Clark & Yallop, Chapter 2 & 3) Universität Bielefeld. Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. WS 2005/2006 ( des vom 24. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Christian Ebert: Phonetik & Phonologie. Artikulatorische Phonetik. Universität Bielefeld. Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. WS 2005/2006 (Clark & Yallop, Chapter 2 & 6) ( des vom 8. Mai 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Christian Ebert: Phonetik & Phonologie. Artikulatorische Phonetik. (Hall, Kapitel 1.1 – 1.5; Clark & Yallop, Chapter 2 & 3) Aufgaben & Lösungen, Universität Bielefeld. Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft. WS 2005/2006 ( des vom 24. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.