Landesbildungszentrum für Blinde – Wikipedia

Landesbildungszentrum für Blinde
Schulgebäude des Landesbildungszentrums für Blinde
Schulgebäude des Landesbildungszentrums für Blinde
Schulform Förderschule
Gründung 1845
Adresse Bleekstraße 22
Ort Hannover
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 21′ 49″ N, 9° 48′ 22″ OKoordinaten: 52° 21′ 49″ N, 9° 48′ 22″ O
Träger Niedersachsen
Schüler 170 (Stand 2020)[1]
Leitung Gesamtverantwortliche: Maria Grodzki; Schulleiter: Martin Baaske[2]
Website www.lbzb.de

Das Landesbildungszentrum für Blinde (LBZB) Hannover ist eine soziale Bildungseinrichtung des Landes Niedersachsen für die Beratung, Bildung, Ausbildung und Rehabilitation blinder und sehbehinderter Menschen.[3] Es verbindet ein Internat mit allgemeinbildenden Förderschulen der Primar- und Sekundarstufen I, Berufsfachschulen und anderen Bildungsangebote wie Frühförderung, Umschulung, Berufsausbildung, Therapien und Betreuung von Schülern in anderen, inklusiven Schulen.[4] Fachaufsicht und Schulträgerschaft hat das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie.

Das Landesbildungszentrum liegt im Stadtteil Kirchrode an der Grenze zu Kleefeld, am südlichen Waldrand der Eilenriede.

Bildungsangebot

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Bis zur Einschulung des (möglicherweise neben noch anderen Behinderungen) blinden oder hochgradig sehbehinderten Kindes bietet das Landesbildungszentrum die Frühförderung des Kindes, die Entwicklungsbegleitung der Familie und die Beratung der Eltern an.[5]

Schüler werden in zwei Förderschulen unterrichtet. In der Schule mit dem Förderschwerpunkt „Sehen (Blinde)“ entsprechend der niedersächsischen Richtlinien für die Grund-, Haupt- und Förderschule „Schwerpunkt Lernen“ mit möglichem Hauptschulabschluss, Mittlerem Schulabschluss oder dem niedersächsischen Erweiterten Sekundarabschluss I.[6] Oder in der Schule mit dem Förderschwerpunkt „Sehen (Blinde) und Geistige Entwicklung“ für Schülerinnen und Schüler, die in ihrer geistigen Entwicklung beeinträchtigt sind.[7] Außerdem werden Schüler in anderen, integrativen und inklusiven Schulen betreut.[8]

Für die berufliche Bildung gibt es verschiedene Vollzeitschulen, Ausbildungen, Berufsvorbereitungen und Qualifizierungsmodule. Unter anderem die Berufsfachschule Wirtschaft, die Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation oder die zum Hauswirtschafter.[9] Außerdem gibt es Angebote für die Rehabilitation und Umschulung von Späterblindeten.[10]

Medienzentrale im Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover

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Die Medienzentrale im Landesbildungszentrum für Blinde in Hannover ist zuständig für die mediale Versorgung blinder und hochgradig sehbehinderter Schüler sowie Auszubildenden, die in Niedersachsen inklusiv unterrichtet werden. Ferner ist sie für die Versorgung derjenigen Kinder und Jugendlichen zuständig, die stationär im LBZB beschult bzw. ausgebildet werden. In Niedersachsen werden ca. 450 blinde, hochgradig sehbehinderte und sehbehinderte Personen von der Medienzentrale im Landesbildungszentrum für Blinde in ihrem Bildungsgang mit spezifischen Medien unterstützt.

Sowohl die landesweit als auch die in den Büchereien und Fachsammlungen des LBZB bereits vorhandenen Lehr- und Lernmittel wie Punktschriftbücher, Texte in Großdruck, audiovisuelle Materialien in digitaler Form, Literatur und Nachschlagewerke auf Datenträgern, Modelle, Landkarten, taktile Grafiken werden in der Medienzentrale erstellt bzw. von der Medienzentrale beschafft, in der Datenbank erfasst und bei Bedarf an die Klientel ausgegeben.

In enger Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Kultusministerium werden die jährlichen Vergleichs- und Abschlussarbeiten sowie Abituraufgaben für blinde, hochgradig sehbehinderte und sehbehinderte Schüler erstellt.

Die Medienzentrale im LBZB arbeitet kooperativ mit den Medienzentralen in allen Bundesländern zusammen.

Straßenschild am ursprünglichen Standort der Blindenanstalt

Das Landesbildungszentrum für Blinde wurde am 27. Mai 1845 zum Geburtstag des selbst erblindeten Kronprinzen Georg V. von Hannover als „Königliche Blindenanstalt“ an der Hildesheimer Straße eingeweiht. Schon zuvor hat ihr erster Direktor, Emanuel Friedrich Flemming, sechs blinde Schüler unterrichtet, nachdem sich König Ernst August I. auf Betreiben Pastor Schlägers für Hannover als Standort einer Blindenanstalt entschieden hatte.[1]

Nach dem Ende des Königreich Hannovers 1866 wurde die Schule in „Provinzialständische Blindenanstalt“ umbenannt und zog 1893 in die Kirchröder Straße um, wo sich heute die Alice-Salomon-Schule befindet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1919 schließlich der Neubau in der nahegelegenen Bleekstraße bezogen, 150 Schüler und Auszubildende gingen dort zur Schule.[1]

Gedenktafel für eine jüdische Schülerin der Blindenanstalt

Mit Beginn des Nationalsozialismus wurde die Schule in Landesblindenanstalt umbenannt, 1937 wurde eine Handelsschule eingerichtet. Bei Bombenangriffen im Juni und November 1944 und Januar 1945 wurden mehrere Gebäude zerstört und beschädigt, vier Menschen starben. Der Unterricht wurde daraufhin teilweise nach Wunstorf und Walsrode verlegt. Nach Kriegsende wurde der Unterricht wiederaufgenommen, Kriegsblinde wurden umgeschult. Mit der Gründung Niedersachsens folgte die Umbenennung in „Niedersächsische Landesblindenanstalt“.[1]

1964 wurde unter Schulleiter Karl Heinz Baaske eine Abteilung für Schüler mit Taubblindheit gegründet. 1969 wurde der Grundstein für ein eigenes Taubblindenzentrum mit Schule und Wohnheim gelegt, und 1971 bezogen.[11] 1978 wurden Klassen für Schüler mit Mehrfachbehinderung eingerichtet, ab 1979 werden Zivildienstleistende eingesetzt. 1982 erhielt die Schule ihren aktuellen Namen „Landesbildungszentrum für Blinde“.[1]

1995 wurden zum 150-Jährigen der Schule ein Sportzentrum und das Blindenmuseum Hannover eingeweiht.[1][12][13] 2013 besuchten 150 Schüler und Auszubildende das Landesbildungszentrum und 155 Kinder die Frühförderung. Außerdem werden externe Schüler betreut.[1]

  • Emanuel Friedrich Flemming: Geschichte der Blinden-Anstalt zu Hannover. Hahn’sche Hofbuchhandlung, Hannover 1846 (Online)
  • J. Mohr: Lehren und Lernen im Blindeninstitute. In: Die Gartenlaube. Heft 44, 1895, S. 732–736 (Volltext [Wikisource] – J. Mohr, Direktor der Provinzial-Blindenanstalt in Hannover).
  • Günter Mosel: 150 Jahre Blindenbildung in Hannover. 1845–1995. Chronik hrsg. vom Landesbildungszentrum für Blinde. 1995.
  • Ludwig Hoerner, Rainer Kasties: Landesbildungszentrum für Blinde. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 381.
Commons: Landesbildungszentrum für Blinde Hannover – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Geschichte der Blindenbildung in Hannover auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 14. März 2016.
  2. Organigramm. (PDF) In: www.lbzb.niedersachsen.de. Abgerufen am 23. März 2020.
  3. Wir stellen uns vor. auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 14. März 2016.
  4. Bildungsangebote auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 15. März 2016.
  5. Frühförderung − Entwicklungsbegleitung − Beratung. auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 15. März 2016.
  6. Förderschule Schwerpunkt Sehen (Blinde) auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 15. März 2016.
  7. Förderschule Schwerpunkt Sehen (Blinde) und Geistige Entwicklung auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 15. März 2016.
  8. Mobiler Dienst am Landesbildungszentrum für Blinde auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 15. März 2016.
  9. Berufliche Bildungsmöglichkeiten am LBZB auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 15. März 2016.
  10. Umschulung für Späterblindete auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 15. März 2016.
  11. Geschichte auf den Seiten des Deutschen Taubblindenwerks. Abgerufen am 14. März 2016.
  12. Museum auf den Seiten des LBZB. Abgerufen am 14. März 2016.
  13. Das Blindenmuseum Hannover auf den Seiten der Stadt Hannover. Abgerufen am 14. März 2016.