Simeticon – Wikipedia

Strukturformel
Strukturformel von Simeticon
Allgemeines
Freiname Simeticon
Andere Namen
  • α-(Trimethylsilyl)-ω-methylpoly[oxy(dimethylsilylen)] (WHO)
  • Simeticonum (Latein)
  • Dimeticon-Siliciumdioxid
  • SIMETHICONE (INCI)[1]
Summenformel (C2H6OSi)n · (SiO2)m
Kurzbeschreibung

viskose, grauweiße, opaleszierende Flüssigkeit[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 8050-81-5
EG-Nummer (Listennummer) 617-098-1
ECHA-InfoCard 100.107.016
PubChem 6433516
DrugBank DB09512
Wikidata Q419415
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A03AX13

Wirkstoffklasse

Carminativa

Eigenschaften
Molare Masse variabel
Dichte

0,965–0,970 g·cm−3 [3]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser und Methanol, sehr schwer löslich bis praktisch unlöslich in absolutem Ethanol, teilweise mischbar mit Dichlormethan, Ethylacetat, 2-Butanon und Toluol[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[4]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[4]
Toxikologische Daten

900 mg·kg−1 (LD50Hundi.v.)[5]; zitiert nach [6]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Simeticon (auch Simethicon) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Carminativa, der oral eingenommen wird und Völlegefühl und Schmerzen lindern kann, die durch zu viel Gas im Magen-Darm-Trakt ausgelöst werden. Bei Vergiftungen mit Tensiden wird Simeticon als Antidot gegen die übermäßige Schaumbildung eingesetzt.

Klinische Angaben

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Anwendungsgebiete

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Bei einer Überempfindlichkeit gegen Simeticon sowie bei einem Darmverschluss (Ileus) dürfen Simeticon-haltige Arzneimittel nicht verabreicht werden.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

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Obwohl bisher keine Wechselwirkungen bekannt sind, sind auf Grund der oberflächenaktiven Eigenschaften der Wirksubstanz Einflüsse auf die Resorption anderer Arzneisubstanzen nicht auszuschließen. Die hier beschriebenen Interaktionen sind Einzelfälle.

  • Digoxin: erhöhte Spiegel von Digoxin[10]
  • Ribavirin: erniedrigte Spiegel von Ribavirin – AUC = −14 %
  • Warfarin: erhöhte Spiegel von Warfarin
  • Carbamazepin: Toxizitätssteigerung von Carbamazepin – Einzelbericht[11]

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

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Da Simeticon nicht vom Körper aufgenommen wird, können die entsprechenden Arzneimittel während der Schwangerschaft und Stillperiode eingenommen werden. Allerdings sollte während der Schwangerschaft die Anwendungsdauer drei Tage nicht überschreiten und danach ein therapiefreies Intervall von 14 Tagen eingehalten werden.[12]

Pharmakologische Eigenschaften

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Gestörte Verdauungsvorgänge führen oft zu Blähungen. Die vermehrten Gase liegen im Magen-Darm-Trakt als träger, feinblasiger Schaum vor. Dadurch wird die normale Aufnahme der Gase durch die Darmwand erschwert oder völlig unmöglich gemacht. Simeticon ist ein stabiles, oberflächenaktives Polydimethylsiloxan. Es verringert die Oberflächenspannung der im Nahrungsbrei und im Schleim des Verdauungstraktes eingebetteten Gasblasen, die dadurch zerfallen. Die dabei frei werdenden Gase können von der Darmwand resorbiert sowie durch die Darmperistaltik eliminiert werden. Simeticon wirkt ausschließlich physikalisch, beteiligt sich nicht an chemischen Reaktionen und ist pharmakologisch und physiologisch eine inerte Substanz. In einer Konzentration von 0,1 mg/ml zerstört Simeticon Schäume in 3 bis 6 Sekunden, auch eine Schaumverhinderung findet bei dieser Konzentration statt. Diese hält für etwa 24 Stunden an.[13]

Nach der oralen Gabe von Simeticon findet keine Resorption statt, der Wirkstoff wird nach der Magen-Darm-Passage unverändert wieder mit dem Stuhl ausgeschieden.[12]

Chemische Eigenschaften

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Simeticon – α(Trimethylsilyl)-ω-methylpoly[oxy(dimethylsilylen)] mit Siliciumdioxid – ist die Kurzbezeichnung für mit 4 % bis 7 % Siliciumdioxid aktiviertes Dimeticon, es enthält 90,5 % bis 99,0 % Polydimethylsiloxan. Das Siliciumdioxid wird an der Oberfläche durch Einbau von Methylsilyl-Gruppen verändert.

Monopräparate:
Aero-OM (A, CH), Antiflat (A), Elugan (D), Endo-Paractol (D), Espumisan (D), Flatulex (CH), Lefax (D), Lefaxin (A), Sab simplex (D, A), Uluxan (CH), Air-X (TH), sowie diverse Generika

Kombinationspräparate:
Andursil (CH), Enzym-Lefax (D), Helopanflat (A), Imodium akut Duo (D, A, CH), Rennie Deflatin (CH)

Markennamen:
Compounds: Dow Corning Q7-2243 (CEP), Dow Corning AF M Compound (CEP) Emulsion: Dow Corning Q7-2587 Emulsion

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu SIMETHICONE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 28. Dezember 2019.
  2. a b Europäische Arzneibuch-Kommission (Hrsg.): Europäische Pharmakopöe 5. Band 5.0–5.8, 2006.
  3. The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals. 14. Auflage. Merck & Co., Whitehouse Station NJ 2006, ISBN 978-0-911910-00-1.
  4. a b Datenblatt Simethicone bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 26. Dezember 2022 (PDF).
  5. AMA Archives of Surgery, 78(220), 1959
  6. Simethicone/Acute Effects. Abgerufen am 19. März 2023.
  7. O. [Hrsg.] H. P. [Hrsg.]; Trentz R.; Bruch Berchtold: Berchtold Chirurgie mit StudentConsult-Zugang. Urban & Fischer in Elsevier, München 2006, ISBN 978-3-437-44480-7.
  8. G. Holtmann et al.: A randomized placebo-controlled trial of simethicone and cisapride for the treatment of patients with functional dyspepsia. In: Aliment Pharmacol Ther., Band 16, Heft 9, 2002, S. 1641–1648, PMID 12197843.
  9. Simeticon bei Säuglingskoliken wirksam und verträglich. Anwendungsbeobachtung. In: Pharmazeutische Zeitung, 28/2004.
  10. J C McElnay et al.: Interaction of digoxin with antacid constituents. In: Br Med J., 1978 June 10, 1(6126), S. 1554; PMID 656806; PMC 1604992 (freier Volltext).
  11. Ozlem Guneysel et al.: Carbamazepine overdose after exposure to simethicone: a case report. In: Journal of Medical Case Reports, 2008, 2, S. 242 Volltext (PDF; 201 kB) doi:10.1186/1752-1947-2-242.
  12. a b Fachinformation (Mustertext des BfArM für Simeticon). (RTF; 33 kB) Stand: 21. Dezember 2000.
  13. M. Dittrich, S. E. Miederer, B. Havertz, R. Krastev: Schaumzerstörung und Schaumverhinderung: Der Wirkmechanismus von Simeticon in vitro. In: Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen. Nr. 8, 2010, S. 1–7 (kup.at [PDF; abgerufen am 26. Juli 2010]).