Leopold von Hohenzollern – Wikipedia
Leopold Stefan Karl Anton Gustav Eduard Tassilo von Hohenzollern (* 22. September 1835 in Krauchenwies bei Sigmaringen; † 8. Juni 1905 in Berlin) war ein deutscher Adliger, preußischer Offizier und von 1885 bis zu seinem Tode Fürst von Hohenzollern.
Er galt als „Schachfigur der großen Politik“:[1] Im Jahr 1870 drängte Bismarck ihn dazu, sich als Anwärter für die damalige spanische Thronfolge zur Verfügung zu stellen. Schon bald trat Leopold von seiner Kandidatur wieder zurück, da Frankreich mit Krieg drohte. Dennoch wurde daraus der Anlass für den Deutsch-Französischen Krieg.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Leopold war der älteste Sohn des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern (1811–1885) aus dessen Ehe mit Josephine von Baden (1813–1900), Tochter des Großherzogs Karl von Baden (1786–1818). Sein jüngerer Bruder wurde 1881 als Carol I. König von Rumänien. Leopold nahm als preußischer Offizier am Deutschen Krieg teil.
Leopold heiratete am 12. September 1861 in Lissabon Antonia Maria von Portugal (1845–1913), Tochter des portugiesischen Königspaares Maria II. da Gloria und Ferdinand II. 1868 hatten Militärs in der Revolution in Spanien Königin Isabella II. abgesetzt. Seitdem suchten die Spanier in den europäischen Fürstenhäusern nach einem Anwärter, den das Parlament zum König wählen könnte, jedoch schien trotz aller Bemühungen der interimistischen Regierung der Thron unbesetzt bleiben zu wollen. Der portugiesische Titularkönig Ferdinand II., der selbst ablehnte, verwies auf seinen Schwiegersohn. Am 11. Juni 1870[2] erklärte der spanische Ministerpräsident Juan Prim, dass er, nachdem eine große Zahl von Kandidaten für nicht geeignet erachtet worden sei, einen solchen Vorschlag habe, mit dessen Berufung alle einverstanden sein würden. Dieser Kandidat war Leopold von Hohenzollern. Zunächst lehnte Leopold ab, doch ersuchte die spanische Regierung Preußen entsprechend auf Leopold einzuwirken. Dieses Angebot wurde nun vom preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck unterstützt, der es vorher als Familienangelegenheit abgetan hatte. Vom französischen Kaiser Napoléon III. wurde die Kandidatur Leopolds jedoch strikt abgelehnt, da der Name Hohenzollern zu sehr auf die familiäre Verbindung mit Preußen hinwies.
Allerdings besaß Leopold auch französische Wurzeln: Über seine Großmutter mütterlicherseits, Stéphanie de Beauharnais, einer Adoptivtochter Napoleons I., war er indirekt enger mit den Bonapartes verwandt als mit den preußischen Hohenzollern. Seine Großmutter väterlicherseits war die französische Prinzessin Antoinette Murat, eine Nichte Joachim Murats, der Marschall und Schwager Napoleons I. war. Dennoch schrieb Leopold an König Wilhelm I.: „Ich bin bis in die innerste Faser meines Herzens Preuße und Deutscher.“ Nach der Annahme des Angebots durch Leopold am 2. Juli 1870 erklärte kurz darauf Leopolds Vater, Fürst Karl Anton, für seinen Sohn dessen Verzicht auf den spanischen Thron. Dennoch kam es, insbesondere durch die in deutschen Landen nicht akzeptierte Forderung der französischen Regierung, Deutsche sollten auf immer auf eine Thronkandidatur in Spanien verzichten, zum Deutsch-Französischen Krieg. Am 18. Januar 1871 nahm er an der Kaiserproklamation in Versailles teil.[3][4]
Im Jahr 1885 folgte Leopold seinem Vater als Fürst von Hohenzollern. Er machte sich nach dem Brand des Schlosses Sigmaringen 1893 um dessen Wiederaufbau verdient.[5]
Ehe und Nachkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Antonia Maria hatte er folgende Kinder:
- Wilhelm (1864–1927), Fürst von Hohenzollern
- ⚭ 1. 1889 Prinzessin Maria Theresia von Neapel und beider Sizilien (1867–1909)
- ⚭ 2. 1915 Prinzessin Adelgunde von Bayern (1870–1958)
- Ferdinand I. (1865–1927), König von Rumänien
- ⚭ 1893 Prinzessin Marie von Großbritannien (1875–1938)
- Karl Anton (1868–1919)
- ⚭ 1894 Prinzessin Josephine von Belgien (1872–1958)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georges Bonnin: Bismarck and the Hohenzollern Candidature for the Spanish Throne. Chatto and Windus, London 1957.
- Gordon A. Craig: Deutsche Geschichte 1866–1945. Vom Norddeutschen Bund bis zum Ende des Dritten Reiches. 67. – 72. Tsd. C. H. Beck, München 1993, ISBN 3-406-07815-X, S. 31 ff.
- Otto Pflanze: Bismarck. Band 1: Der Reichsgründer (= Beck’sche Reihe 1785). C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-54822-2, S. 454 ff.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Stammbaum ( vom 20. Juli 2011 im Internet Archive) auf der Seite der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern
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Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Von Paris nach Krauchenwies - Migration im Dienst der Dynastie am Beispiel von Antoinette Murat. Vortrag von Carmen Ziwes am 25. November 2010 in Krauchenwies
- ↑ Georg Hiltl: Der Französische Krieg von 1870 und 1871 nach besten Quellen, persönlichen Mitteilungen und eigenen Erlebnissen geschildert. 6. Auflage. Belhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig 1892, S. 6–10.
- ↑ Dr. Theodor Toeche-Mittler: Die Kaiserproklamation in Versailles am 18. Januar 1871 mit einem Verzeichniß der Festtheilnehmer, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1896.
- ↑ H. Schnaebeli: Fotoaufnahmen der Kaiserproklamation in Versailles, Berlin 1871.
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 31. Dezember 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Armin Käfer: Leopold von Hohenzollern: Kriegstreiber wider Willen - Baden-Württemberg. In: stuttgarter-zeitung.de. 9. Juli 2020, abgerufen am 5. März 2024.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Karl Anton | Chef des fürstlichen Hauses Hohenzollern 1885–1905 | Wilhelm |
Personendaten | |
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NAME | Leopold von Hohenzollern |
ALTERNATIVNAMEN | Leopold Stefan Karl Anton Gustav Eduard Tassilo von Hohenzollern (vollständiger Name); Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen |
KURZBESCHREIBUNG | Fürst von Hohenzollern, Sohn von Karl Anton Fürst von Hohenzollern |
GEBURTSDATUM | 22. September 1835 |
GEBURTSORT | Krauchenwies |
STERBEDATUM | 8. Juni 1905 |
STERBEORT | Berlin |