Liévin – Wikipedia

Liévin
Liévin (Frankreich)
Liévin (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Hauts-de-France
Département (Nr.) Pas-de-Calais (62)
Arrondissement Lens
Kanton Liévin (Hauptort)
Gemeindeverband Lens-Liévin
Koordinaten 50° 25′ N, 2° 47′ OKoordinaten: 50° 25′ N, 2° 47′ O
Höhe 32–80 m
Fläche 12,83 km²
Einwohner 30.149 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 2.350 Einw./km²
Postleitzahl 62800
INSEE-Code
Website http://lievin.fr/

Liévin (Aussprache: [lje.vɛ̃]) (nld: Lieven) ist eine Stadt mit 30.149 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im nördlichen Frankreich im Département Pas-de-Calais in der Region Hauts-de-France. Es ist Hauptort des Kantons Liévin. Der Ort gehört zur Communauté d’agglomération de Lens-Liévin, die aus 36 Gemeinden mit insgesamt 250.000 Einwohnern besteht. Liévin gilt als die grüne Stadt vor den Toren des Artois und liegt nördlich von Arras.

Liévin ist eine alte Bergbaustadt, die sich in den letzten Jahren von einem Zentrum des Kohlebergbaus zu einer modernen Industrie- und Handelsstadt entwickelt hat. Die Stadt besitzt zahlreiche Einrichtungen für Gesundheit, Kultur und Freizeit, darunter ein Krankenhaus, ein Schwimmbad, eine Universität und ein modernes überdachtes Leichtathletikstadion von internationaler Bedeutung.

Frühgeschichte

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Die Geschichte von Liévin beginnt sehr früh. In den Ausläufern des Riaumont (höchster Punkt in Liévin) sind archäologische Fundstücke aus dem Neolithikum und aus gallo-römischer Zeit gefunden worden, und 752 Gräber weisen Liévin als merowingische Bestattungsstätte aus.

15.–19. Jahrhundert

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Im Jahr 1414 lebten knapp 150 Menschen in Liévin, das in dieser Zeit nicht viel mehr als eine Ackerbauerngemeinde war. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wuchs die Bevölkerung nur unwesentlich:

  • 1759: 0600 Einwohner
  • 1789: 0900 Einwohner
  • 1820: 1223 Einwohner

Erst die Entdeckung von Kohlevorkommen in der Umgebung von Liévin im Jahr 1857 führte zu einem Wachstum von Produktivität, Reichtum und Bevölkerung.

  • Im Jahr 1914 betrug die Einwohnerzahl von Liévin 25.698.

20. Jahrhundert

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Der Erste Weltkrieg führte zu einem abrupten Ende dieses Wachstums. Die Stadt lag in Trümmern, die Kirchen und Schlösser waren zerstört, der Krieg forderte allein in Liévin 400 Opfer bei der Zivilbevölkerung und weitere 600 Opfer in der Armee.

Der Wiederaufbau und die wirtschaftliche Gesundung der Stadt wurde gut 20 Jahre später durch den Zweiten Weltkrieg erneut gebremst. Im Jahr 1940 wurde die Stadt evakuiert und unter deutsche Verwaltung gestellt. Mit Hilfe der Zeitung Voix du Nord organisierte sich in der Stadt die Résistance, aber es dauerte bis zum 2. September 1944, bis die Stadt von der britischen 8. Armee befreit wurde. Dieser Krieg forderte 220 zivile und 225 militärische Opfer unter der Bevölkerung von Liévin.

Nach dem Krieg lebte der Kohleabbau wieder auf und unterstützte den Wiederaufbau der französischen Wirtschaft.

Ende der Steinkohle

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Während der Zeit des Steinkohle-Abbaus hat es in Liévin fünf Grubenunglücke mit Toten gegeben:

  • 28. November 1861, Grube 1, 2 Tote
  • 13. August 1882, Grube 3, 8 Tote
  • 14. Januar 1885, Grube 1, 28 Tote
  • 16. März 1957, Grube 3, 10 Tote
  • 27. Dezember 1974, Grube Saint-Amé, 42 Tote

Die Kohlekrise ab Mitte der 1950er Jahre (Rückgang der Nachfrage nach in Europa geförderter Steinkohle) führte dazu, dass in bzw. um Liévin zwischen 1960 und 1970 60 der 67 Gruben geschlossen wurden. 1978, vier Jahre nach dem Grubenunglück mit 42 Toten, wurde auch die letzte Grube stillgelegt; seitdem wird in Liévin keine Kohle mehr gefördert.[1]

Die Folgen des Rückgangs der Kohleförderung für die Stadt Liévin waren gravierend. Noch heute (Stand 2010) leidet die Stadt unter einer überdurchschnittlichen Arbeitslosenquote – waren es doch 26,6 % gegenüber durchschnittlich 12,9 % im gesamten Frankreich – und hat einen hohen Anteil von Arbeitern (40,8 % der Arbeitsfähigen).[2]

21. Jahrhundert

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Depot des Louvre

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Im 21. Jahrhundert wurde Liévin zum Standort des wichtigsten Depots des Pariser Louvres.[3]

Kinderdorf Riaumont

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Das ehemalige katholische Kinderdorf „Riaumont“, das von 1960 bis 2019 auf dem Gebiet von Liévin bestand, war Schauplatz eines Rechtsextremismus- und Kindermissbrauchsskandales, welcher Thema der Arte-France-Dokumentation „Die gequälten Kinder von Riaumont“ war. Im November 2024 stand der Prozessbeginn noch aus.[4][5]

Persönlichkeiten

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Commons: Liévin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Details siehe fr:Fosse n° 3 - 3 bis des mines de Lens (frz.)
  2. Liévin (Pas-de-Calais) in der L'encyclopédie des villes de France auf JournalDuNet.com (französisch)
  3. Mona Lisa kommt nie hierher In: FAZ, erschienen am 1. Januar 2020, abgerufen am 17. November 2024.
  4. Heike Hupertz: Rechtsextreme, Sadisten und Pädophile. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 12. November 2024, abgerufen am 11. Dezember 2024.
  5. arte: Die gequälten Kinder von Riaumont. YouTube, abgerufen am 23. November 2024
  6. a b Offizieller Webauftritt der Städtepartnerschaft