Liberty University – Wikipedia
Liberty University | |
---|---|
Motto | Knowledge Aflame[1] |
Gründung | 1971 |
Trägerschaft | privat |
Ort | Lynchburg, Virginia |
Präsident | Jerry Prevo[2] (seit 2020)[3] |
Studierende | 93.349 (Herbst 2020)[4] |
Mitarbeiter | 3.149 Dozenten (Herbst 2020)[4] |
Stiftungsvermögen | 1,71 Mrd. US-Dollar (2020)[5] |
Hochschulsport | Conference USA |
Website | www.liberty.edu |
Die Liberty University ist eine private, christliche Universität in Lynchburg im US-Bundesstaat Virginia. Sie wurde 1971 durch den fundamentalistischen Baptistenprediger Jerry Falwell gegründet. Gemessen an der Gesamtzahl an Studierenden war die Universität im Studienjahr 2017/2018 die größte der USA.[6]
Geschichte, Ausrichtung und Bewertung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Universität wurde 1971 vom baptistischen Pfarrer und Fernsehprediger Jerry Falwell gegründet. Sein Sohn Jerry Falwell Jr. folgte ihm als Präsident der Liberty University. Die Universität hat enge Verbindungen zur religiösen Rechten und wurde lange Zeit von der von Falwell mitgegründeten Organisation Moral Majority finanziert. Im Forbes-Hochschulranking der besten 650 US-Colleges von 2015 rangierte die Liberty University auf Platz 639.[7]
Akkreditierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es werden 60 Hochschulabschlüsse angeboten. Die juristische Fakultät („Law School“) erlangte 2010 die vollständige Zulassung durch die American Bar Association und eine Level-VI-Akkreditation durch die Southern Association of Colleges and Schools (SACS), die höchste von SACS vergebene Klassifizierung. Liberty University wird außerdem durch folgende Institute beglaubigt: American Bar Association (ABA), Accreditation Board for Engineering and Technology (ABET), National Council for Accreditation of Teacher Education (NCATE), Commission on Collegiate Nursing Education (CCNE), Aviation Accreditation Board International (AABI), National Association of Schools of Music (NASM) Commission on Accreditation of Athletic Training Education (CAATE), Accreditation of Allied Health Education Programs (CAAHEP), und Accreditation Board for Engineering and Technology (ABET).
Lehre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Biologie-Studium wird Wert darauf gelegt, die Evolutionstheorie zu problematisieren und die Sichtweise des Junge-Erde-Kreationisten als bessere Erklärung darzustellen. Die Universität arbeitet dabei mit der Gruppe „Answers in Genesis“ zusammen.[8][9][10][11][12][13][14] Die Liberty University führte obligatorischen Intelligent-Design-Unterricht ein, sodass alle Studenten verpflichtet sind, unabhängig von ihrem Studienfach ein Semester kreationistische Biologie zu studieren.[15] Im Oktober 2006 wurde eine Stellenanzeige aufgegeben, in der nach wissenschaftlichen Mitarbeitern gesucht wurde, die die Ansichten der Junge-Erde-Kreationisten teilten.
Grundsatz und Verhaltenskodex
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Verhaltenskodex sieht Rügen und bei wiederholten Vergehen auch Geldstrafen für bestimmtes Verhalten von Studierenden vor. Zu den verbotenen Verhalten gehören: Die Anwesenheit bei Tanzveranstaltungen, das Nichteinhalten der nächtlichen Ausgangssperre, das Betrachten von Filmmaterial, bei dem die Altersfreigabe erst ab 17 Jahren vorliegt, das Trinken von Alkohol, das Rauchen, das Anschauen von Pornografie, das Betreten des Schlafzimmers eines Mitglieds des anderen Geschlechts, Abtreibung, und die Unterzeichnung von nicht-autorisierten Petitionen.[16] Im Sommer 2005 wurden die Kleidungsvorschriften gelockert, um Flip-Flops, Caprihosen, Jeans und andere informelle Kleidungsstile zuzulassen (nicht jedoch kurze Hosen oder Kleidung mit Löchern). Weitere Regeln, wie z. B. dass männliche Studenten nur Hemden mit Kragen tragen dürfen, gelten fort. Der Vertrag mit den Mitgliedern des Lehrkörpers sieht ähnliche Restriktionen vor.[17][18] Als der Universitätskanzler, Jerry Falwell, Jr., den Präsidentschaftskandidaten Mike Huckabee auf Papier mit dem Briefkopf der Universität empfahl, wurde die Universität wegen Verletzung der politischen Neutralität bei der US-Steuerbehörde angezeigt.[19]
Alle Studierende müssen dreimal pro Woche an „Zusammenkünften“ bzw. Gottesdiensten teilnehmen, bei denen sie Vorträge von rechtskonservativen Aktivisten wie Candace Owens und Dinesh D’Souza hören.[20]
LGBTQ-Studierende werden zu einer „Konversionstherapie“ gedrängt oder vom Studium ausgeschlossen.[20]
Zahlen zu den Studierenden und den Dozenten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Universität gab die Zahl der Studierenden auf ihrer Webseite 2021 mit über 100.000 an.[1] Davon gehörten 30.000 dem Militär an.[1] Im Herbst 2020 waren 93.349 Studierende eingeschrieben.[4] Davon strebten 47.988 ihren ersten Studienabschluss an, sie waren also undergraduates.[4] Von diesen waren 57 % weiblich und 43 % männlich.[4] 45.361 arbeiteten auf einen weiteren Abschluss hin, sie waren graduates.[4] Von den 3.149 Dozenten arbeiteten 1.051 in Vollzeit und 2.098 in Teilzeit.[4]
Für das Studienjahr 2017/2018 wurde die Gesamtzahl der eingeschriebenen Personen mit 79.152 angegeben, womit die Universität die größte der USA war.[6] Im Juni 2013 wurde die Zahl der Studierenden mit 100.000 angegeben. Davon waren 90.000 Online-Studenten.
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Sportteams sind die Liberty Flames. Die Universität ist Mitglied der Conference USA seit 1. Juli 2023.
Einige Mannschaften der Universität spielen außerhalb ihrer Hauptkonferenz. Ab dem Studienjahr 2023/2024 spielt die Feldhockeymannschaft der Frauen in der Big East Conference, die Fußballmannschaft der Männer spielt in der Ohio Valley Conference, und die Lacrosse- und die Schwimmmannschaft der Frauen nehmen in der Atlantic Sun Conference teil.
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kreationismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Evolutionsbiologe Richard Dawkins äußerte sich über die Liberty University:
“If it's really true that the museum at Liberty University has dinosaur fossils which are labeled as being 3,000 years old, then that is an educational disgrace. It is debauching the whole idea of a university, and I would strongly encourage any members of Liberty University who may be here, to leave and go to a proper university.”
„Wenn es wirklich wahr ist, dass das Museum der LU Dinosaurier-Fossilien zeige, die 3.000 Jahre alt sein sollen, ist das eine erzieherische Schande. Die gesamte Idee einer Universität wird dadurch in den Dreck gezogen und ich kann jedem nur dringend dazu raten, diese Universität zu verlassen und zu einer vernünftigen Universität zu gehen.“
Handfeuerwaffen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer Rede am 5. Dezember 2015 im Zusammenhang mit dem Terroranschlag in San Bernardino ermutigte der damalige Präsident Jerry Falwell Jr. die Studentenschaft, Waffenscheine für Handfeuerwaffen zu erwerben.[22] Dazu sagte er: „Wenn mehr gute Menschen Waffenscheine gehabt hätten, hätten wir die Muslime erledigen können, bevor sie eintreten konnten“.[22] Nach Kritik ruderte Falwell zurück und sagte, er habe nur über gewalttätige Muslime sprechen wollen.[22][23]
Donald Trump
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jerry Falwell Jr., der bis 2020 Universitätspräsident war, galt ab 2012 als Unterstützer von Donald Trump.[24] Im Vorfeld der Republikanischen Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl begann Falwell Jr., sich für den Kandidaten Trump zu engagieren.[25] Bei der Republican National Convention 2016, auf der Trump zum Kandidaten gekürt wurde, hielt er am Abschlusstag eine Rede. Ende Januar 2017 wurde bekannt, dass er von US-Präsident Trump zum Vorsitzenden einer Kommission zur „Reform“ des United States Department of Education berufen werden wird.[26] Ausdrücklich lobte Falwell Trumps Stellungnahmen zu den rechtsextremen Demonstrationen in Charlottesville im August 2017. Als Reaktion kam es zu Protesten ehemaliger Studenten, die dazu aufforderten, ihre Uni-Zeugnisse an die Hochschule wieder zurückschicken.[27]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Toby McKeehan (* 1964), Musiker und einer der drei Gründer der christlichen Band dc Talk
- Jackie Walorski (1963–2022), US-amerikanische, republikanische Politikerin, studierte von 1981 bis 1983 am Liberty Baptist College, seit 2013 im US-Repräsentantenhaus
- Malik Willis (* 1999), American-Football-Spieler
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Liberty University Quick Facts. In: Liberty University > About Liberty > LU Quick Facts. Liberty University, Lynchburg, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Executive Leadership. In: Liberty University > About Liberty > At a Glance > Leadership. Liberty University, Lynchburg, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Jerry Prevo. In: Liberty University > About Liberty > At a Glance > Leadership > President. Liberty University, Lynchburg, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ a b c d e f g College Navigator – Liberty University. In: Integrated Postsecondary Education Data System > College Navigator > Liberty University. National Center for Education Statistics (NCES), U.S. Department of Education, Institute of Education Sciences IES, 2020, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Historic Endowment Study Data. In: NACUBO-TIAA Study of Endowments. National Association of College and University Business Officers NACUBO®, 2021, abgerufen am 5. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ a b The 50 Largest US Colleges and Universities. In: CollegeXpress. Carnegie Dartlet, abgerufen am 22. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Forbes: America’s Top Colleges vom 8. November 2015, abgerufen am 7. Dezember 2015
- ↑ Liberty University - Answers in Genesis. Answers in Genesis, abgerufen am 7. Januar 2009.
- ↑ Ken Ham: Liberty University scholarship awarded to AiG research paper winner. Answers in Genesis, 31. Juli 2007, archiviert vom am 16. August 2007; abgerufen am 7. Januar 2009. /
- ↑ Ken Ham: Graduation day at Liberty University. Answers in Genesis, 14. Mai 2006, archiviert vom am 18. Juli 2012; abgerufen am 7. Januar 2009.
- ↑ Liberty University and Answers in Genesis To Co-Sponsor 2005 Creation Mega Conference. Liberty University, 8. Juli 2005, archiviert vom am 13. Februar 2008; abgerufen am 7. Januar 2009.
- ↑ Christa Desrets: Liberty University disputing evolution. The News & Advance, 14. Februar 2009, archiviert vom am 21. Juli 2010; abgerufen am 10. Juni 2009.
- ↑ Steve Hendrix: Creationist Students Take Trip to Evolution Headquarters: The Smithsonian In: The Washington Post, 11. März 2009. Abgerufen am 7. Mai 2010
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 14. Dezember 2004 im Internet Archive)
- ↑ Lenny Flank: Deception by Design: The Intelligent Design Movement in America. Red and Black Publishers, St. Petersburg (Florida) 2007, ISBN 978-0-9791813-0-6, S. 24–30.
- ↑ Student Affairs - Code of Conduct. Archiviert vom am 27. September 2007; abgerufen am 19. September 2007.
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 28. Mai 2009 im Internet Archive)
- ↑ a b Soo Youn: How can you be LGBTQ+ at an evangelical university? In secret The Guardian, 24. November 2020.
- ↑ Robert Doolan: The fossils shout creation. Answers in Genesis/Creation magazine, Dezember 1991, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. Dezember 2006; abgerufen am 4. November 2006.
- ↑ a b c Sarah Pulliam Bailey: Jerry Falwell Jr.: ‘If more good people had concealed-carry permits, then we could end those’ Islamist terrorists. In: The Washington Post. The Washington Post, 5. Dezember 2015, abgerufen am 31. Dezember 2021 (englisch).
- ↑ Tobi Walsh and Jessie Pounds: Update:Falwell defends convocation remarks – 'I'm not backing down'. In: Lynchburg News & Advance. Abgerufen am 6. Dezember 2015.
- ↑ politico.com: A Tale of Two Falwell Brothers
- ↑ time.com: Jerry Falwell RNC Speech: What to Know on Evangelical Leader
- ↑ chronicle.com: Jerry Falwell Jr. Says He Will Lead Federal Task Force on Higher-Ed Policy
- ↑ focus.de: Uni-Direktor lobt US-Präsidenten
Koordinaten: 37° 21′ 8,7″ N, 79° 10′ 48,6″ W