Isländische Staatskirche – Wikipedia

Kirche von vorne in Farbe.
Dom zu Reykjavik (2009)

Die Isländische Staatskirche, isländisch Íslenska þjóðkirkjan („Isländische Volkskirche“), ist eine evangelisch-lutherische Kirche. An ihrer Spitze steht der Bischof von Island, seit 2024 Guðrún Karls Helgudóttir, davor als erste Frau Agnes M. Sigurðardóttir.

Nach der Christianisierung Islands um das Jahr 1000 gab es die beiden Bischofssitze Skálholt (seit 1056) und Hólar (seit 1106), die zunächst wie Skandinavien dem Erzbistum Bremen, ab 1104 dem Erzbistum Lund und schließlich dem Erzbistum Nidaros unterstanden. In der Reformation wurden diese Bistümer von Rom gelöst und die lutherische Lehre eingeführt. Schon 1536 hatte Christian III. von Dänemark und Norwegen dabei die evangelisch-lutherische Religion für Dänemark, Norwegen und die Färöer durchgesetzt. 1800 wurde der Bischofssitz in Hólar aufgelöst und der von Skálholt nach Reykjavík verlegt. Erster Bischof von ganz Island wurde Geir Vídalín. Die Verfassung von 1874 gewährte die vollständige Religionsfreiheit in Island. Sie bestätigte aber die evangelisch-lutherische Kirche als Staatskirche. Die größte Kirche Islands, die Hallgrímskirkja, wurde zwischen 1929 und 1986 in Reykjavík errichtet.

Art. 62 der Verfassung der Republik Island lautet:

(1) Die Evangelisch-lutherische Kirche ist Volkskirche und wird als solche vom Staat unterstützt und geschützt.
(2) Diese Bestimmung kann durch Gesetz geändert werden.

Der Kirche gehören mit 227.259 Kirchenmitgliedern rund 58,6 % aller Isländer an (Stand 2023).[1]

Sie ist Mitglied im Lutherischen Weltbund und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa und steht durch das Porvoo-Abkommen in Kirchengemeinschaft mit der Church of England sowie anderen anglikanischen und lutherischen Kirchen. Dies ermöglicht einen gegenseitigen Austausch von Geistlichen. Sie hat einen Überschuss an Theologen. Die Ordination von Frauen wird seit 1947 praktiziert. Die kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare ist seit 2010 möglich, soweit der Ortspfarrer einverstanden ist.[2]

Oberhäupter der Isländischen Staatskirche

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  • Þjóðkirkjan. Internetauftritt der Isländischen Staatskirche. In: kirkjan.is. (isländisch).

Einzelnachweise

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  1. Populations by religious and life stance organizations 1998-2023. In: px.hagstofa.is. Statistics Island, abgerufen am 26. Oktober 2023 (englisch).
  2. Island: Parlament einstimmig für Ehe-Öffnung. In: queer.de. 11. Juni 2010, abgerufen am 10. November 2019.