Liutgart von Beutelsbach – Wikipedia

Liutgart von Beutelsbach (11./12. Jahrhundert), auch Liutgard, Luitgart oder Luitgard, war vermutlich eine Enkelin des Herzogs Konrad II. von Kärnten. Demnach war sie Angehörige einer Nebenlinie des kaiserlichen Hauses der Salier, die im 11. Jahrhundert ihren Sitz auf der Burg Beutelsbach bei der heutigen Stadt Weinstadt im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg hatte. Sie gilt als Stammmutter des Hauses Württemberg.

Landeshistorische Bedeutung

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Die Anfänge des Hauses Württemberg liegen im Dunkeln. Viele Ereignisse des 11. Jahrhunderts sind lediglich durch wenige und qualitativ sehr schlechte Quellen untermauert. Liutgart war gemäß dem derzeitigen Stand der Forschung eine Schwester Konrads I. von Württemberg und des Hirsauer Abtes Bruno von Beutelsbach.

Im 20. Jahrhundert waren die Landeshistoriker lange Zeit der Ansicht, dass Liutgart die Gemahlin eines Konrads von Wirdenberg war, der seinen Namen auf den Berg Widdenberg rechts des kleinen Flusses Syr bei Mensdorf in der luxemburgischen Gemeinde Betzdorf zurückführte. Die Idee entstand, weil der württembergische Historiker Peter Goessler während seines Militärdienstes im Ersten Weltkrieg an der Westfront von diesem Berg in Luxemburg Kenntnis erlangte.[1] Nach einer 1929 veröffentlichten These soll der aus Luxemburg stammende Konrad von Wirdenberg durch seine Ehe mit Liutgart von Beutelsbach den Namen Wirdenberg mitgebracht haben und dadurch erst auf die auf dem Rotenberg gelegene Burg Wirtemberg übertragen haben. Jener Konrad soll ein Sohn des Grafen Heinrich II. von Luxemburg gewesen sein.[2]

Diese These gilt inzwischen als eher unwahrscheinlich. Älteren und nun auch wieder aktuellen Ansichten nach ist Liutgarts Bruder Konrad von Beutelsbach der Erbauer der Burg Württemberg, deren Kapelle am 7. Februar 1083 durch Bischof Adalbert II. von Worms geweiht wurde. Der Berg trug nach neueren Sprachforschungen schon von alters her die römisch-keltische Bezeichnung „Wirodunum“, aus der verkürzt der Name „Wirten“ entstand.[3] Dadurch ist aber Liutgarts Gatte wiederum völlig unbekannt. Der aus der Ehe mit dem unbekannten Edelmann hervorgegangene Sohn Konrad II. von Württemberg erhielt Name und Besitz des Onkels mütterlicherseits. Dies ist vielleicht ein Hinweis darauf, dass Liutgart von wesentlich vornehmerer Abstammung war als ihr Gatte.

Diese hohe Abstammung der Liutgart von Beutelsbach könnte die Erklärung sein, warum sie den neuen Namen ihres Bruders Konrad von Württemberg an ihren Sohn Konrad II. weitergab und dieser nicht den Namen seines heute unbekannten Vaters übernahm.[4]

Liutgart trat gemäß den Urkunden als wohltätige Stifterin für das Kloster Hirsau und vielleicht auch für das Kloster St. Blasien in Erscheinung, so dass sie im Investiturstreit wie ihre beiden Brüder auf der Seite des Papstes Gregor VII. gestanden haben dürfte.

Abstammung der Liutgart von Beutelsbach

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Die Leitnamen der Geschwister Konrad, Bruno und Liutgart von Beutelsbach lassen sich einer Nebenlinie des Kaiserhauses der Salier zuordnen.[3] Der Vater der drei Geschwister von Beutelsbach könnte Cuno gewesen sein, der 1056 Bruchsal an König Heinrich IV. veräußerte. Cunos Vater und somit Liutgarts Großvater wäre Konrad II. von Kärnten gewesen, dessen Bruder der Bischof Bruno von Würzburg war. Diese beiden Brüder Konrad und Bruno wiederum waren Söhne von Herzog Konrad I. von Kärnten und der Mathilde von Schwaben. Auch in der Generation von Liutgarts Urgroßvater Konrad I. von Kärnten tauchte ein Bruder namens Bruno auf, der spätere Papst Gregor V. Somit ist für mehrere Generationen hintereinander erkennbar, dass die Leitnamen Konrad und Bruno traditionell so vergeben wurden, dass der ältere Konrad die Herrschaft seiner Linie übernahm und der jüngere Bruno ein geistliches Amt ausübte. Otto von Worms war der Vater von Papst Gregor V. als auch Stammvater der salischen Kaiser.

 
 
 
 
Otto von Worms
(† 1004)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Heinrich
(† um 1000)
 
Bruno
(Papst Gregor V.

† 999)
 
 
 
 
Herzog Konrad I. von Kärnten
(† 1011)
 
 
Wilhelm I. von Straßburg
(† 1047)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kaiser Konrad II.
(† 1039)
 
 
 
 
 
 
Herzog Konrad II. von Kärnten
(† 1039)
 
 
 
Bruno von Würzburg
(† 1045)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kaiser Heinrich III.
(† 1056)
 
 
 
 
 
 
Cuno (Konrad ?)
(verliert 1056 Bruchsal)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kaiser Heinrich IV.
(† 1106)
 
 
Bruno von Beutelsbach
(† 1120)
 
Konrad I. von Wirtenberg
(† vor 1120)
 
 
Liutgart von Beutelsbach
(Stammmutter des Hauses Württemberg)
 
 

Stammmutter des Hauses Württemberg

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Die ungenaue Kenntnis der Verwandtschaftsverhältnisse im frühen Haus Württemberg entstand vermutlich erst dadurch, dass die Grablege des Hauses in der Stiftskirche Beutelsbach sowie die Burg Beutelsbach 1311 bzw. 1312 im Reichskrieg zerstört wurden. Dadurch gingen alle Inschriften und Wappen der in der Stiftskirche Beutelsbach bestatteten frühen „Grafen von Wirtemberg“ verloren. Auch archäologische Erkenntnisse zur frühen Geschichte des Hauses Württemberg sind erschwert oder praktisch unmöglich geworden, weil einerseits in Beutelsbach schon im 14. Jahrhundert große Zerstörungen stattfanden und anderseits beim Bau der im 19. Jahrhundert errichteten Grabkapelle auf dem Württemberg sämtliche alten Bodenschichten und Bausubstanzen der alten Burg Wirtemberg vollständig abgeräumt und somit für die archäologische Forschung vernichtet wurden.

 
 
 
 
Liutgart von Beutelsbach
(11./12. Jh.)
⚭ N.N.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Konrad II.
(† 1143)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig I.
(† 1158)
 
 
 
 
 
Emicho
(1139, 1154)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig II.
(† 1181)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hartmann I.
(† 1239)
 
 
 
 
 
Ludwig III.
(1139, 1154)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Konrad von Grüningen
(† um 1250)
 
 
 
 
 
Hermann
(erwähnt 1231)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Hartmann I. von Grüningen
(† 1280)
 
 
 
 
 
Ulrich der Stifter
(† 1265)
  • Sönke Lorenz, Dieter Mertens, Volker Press: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon. Kohlhammer, Stuttgart 1997, ISBN 3-17-013605-4.
  • Dieter Mertens: Die Wiege Württembergs. Beutelsbach und die frühen Württemberger. In: Bernd Breyvogel (Herausgeber): Festschrift 925 Jahre Beutelsbach. Kleine Schriftenreihe Nr. 6, Stadtarchiv und Museen Weinstadt, Remshalden 2006, S. 23–50 (Digitalisat).

Einzelnachweise

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  1. Hansmartin Decker-Hauff : Die Anfänge des Hauses Wirtemberg. In: Robert Uhland (Hrsg.): 900 Jahre Haus Württemberg. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1984, ISBN 3-17-008930-7, S. 26
  2. Hansmartin Decker-Hauff : Die Anfänge des Hauses Wirtemberg. In: Robert Uhland (Hrsg.): 900 Jahre Haus Württemberg. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1984, ISBN 3-17-008930-7, S. 29
  3. a b Dieter Mertens: Württemberg. In: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Alten Reiches. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Band 2, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-87181-764-9, S. 7
  4. Dieter Mertens: Württemberg. In: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Alten Reiches. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Band 2, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-87181-764-9, S. 8