Geschossenergie – Wikipedia
Geschossenergie ist ein Begriff der Ballistik und bezeichnet die kinetische Energie des Projektils. Die höchste Energie hat das Geschoss im Allgemeinen beim Verlassen der Mündung.
Berechnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die kinetische Energie errechnet sich als , mit der Geschossmasse mG (kg) und der Geschossgeschwindigkeit vG (m/s). Sie wird in Joule (J) angegeben.
Eine alte Einheit ist mt (Meter · Tonne) im Sinne von (Meter · 1000 kp). Im angelsächsischen Raum wird für die Geschossenergie anstatt Joule die Einheit foot-pound verwendet.
Mündungsenergie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mündungsenergie (auch als Mündungswucht oder E0[1]) bezeichnet die kinetische Energie des Projektils beim Verlassen des Laufes einer Waffe.
Schießstände sind stets für Waffen einer bestimmten maximalen Mündungsenergie zugelassen.
Schusswaffen, deren Geschosse durch kalte Gase (Luftdruck- und CO2-Waffen) also ohne NC oder Schwarzpulver angetrieben werden, mit einer Mündungsenergie, die kleiner als 7,5 Joule ist, können in Deutschland frei ab 18 Jahren erworben werden.
Auftreffenergie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auftreffenergie bezeichnet die kinetische Energie des Projektils beim Auftreffen auf das Ziel. Aufgrund des Luftwiderstands ist sie geringer als die Mündungsenergie. Eine alte Bezeichnung ist Auftreffwucht.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Gewehr Fortek 2001 verschießt Munition vom Kaliber .50 BMG, das heißt 0,5 inch = 12,7 mm im Durchmesser und einer Geschossmasse von 42 g mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 823 m/s. Die Mündungsenergie beträgt damit 14.224 J. Die maximale Schussweite von 6200 m wird mit dieser Munition bei einem Schusswinkel von 37 Grad erreicht. Das Geschoss trifft mit einer Geschwindigkeit von 175 m/s auf und hat damit eine Auftreffenergie von 643 J.
- Die Dicke Bertha, ein großer Mörser aus dem Ersten Weltkrieg, verschoss Sprenggranaten von bis zu 1200 kg mit einer maximalen Mündungsgeschwindigkeit von 435 m/s und erreichte damit eine Mündungsenergie von 114 MJ. Die Granate traf nach rund 9 km mit 310 m/s auf und hatte damit eine Auftreffenergie von 58 MJ. Das entspricht also der kinetischen Energie einer Masse von 1200 kg, die aus einer Höhe von 5000 m ohne Abbremsung durch den Luftwiderstand auf die Erde fällt, oder von 4 Eisenbahnwagen zu je 50 t bei einer Geschwindigkeit von 86 km/h oder eines dieser Wagen bei 172 km/h, die er nach einem Fall aus 120 m Höhe erreichen würde.
- Das 18,1"(~46,1 cm)-Hauptkaliber der japanischen Schlachtschiffe der Yamato-Klasse, als bisher größte schiffsgestützte Rohrartillerie, verschoss Granaten mit einer Masse von 1458 kg bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 780 m/s. Die dabei in 0,035 s bis 0,040 s auf das Geschoss übertragene Mündungsenergie von rund 440 MJ (~122 kWh) entspricht etwa dem monatlichen Elektroenergiebedarf eines durchschnittlichen Singlehaushalts.
Tabelle ausgewählter Geschosse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kaliber | Masse des Projektils | Mündungs- geschwindigkeit | Mündungs- energie |
6 mm Airsoftkugel (6 mm BB) | ~0,12 – 0,85 g | ~70 – 100 m/s | ~0,3 – 4,25 J |
4,5 mm Diabolo (Luftgewehr) | ~0,5 g | ~90 – 360 m/s | ~2 – 50 J |
.22 lfB (Kleinkaliber) | ~2,2 – 2,6 g | ~300 – 340 m/s | ~100 – 250 J |
4,6 × 30 mm (PDW) | ~2,0 – 2,5 g | ~725 m/s | ~500 – 525 J |
5,7 × 28 mm (PDW) | ~1,8 – 2,1 g | ~520 – 760 m/s | ~470 – 540 J |
9 × 19 mm (Pistole, MP) | ~6,8 g | ~350 – 450 m/s | ~300 – 550 J |
.45 ACP (Pistole, MP) | ~12,0 g | ~260 m/s | ~320 – 600 J |
7,62 × 39 mm (Mittelpatrone, z. B. AK-47) | ~8,0 – 10,0 g | ~610 – 745 m/s | ~1.960 – 2.180 J |
5,56 × 45 mm NATO (Sturmgewehr) | ~3,5 g | ~1.000 m/s | ~1.200 – 1.900 J |
7,62 × 51 mm NATO (Gewehrpatrone) | ~9 – 9,6 g | ~700 – 900 m/s | ~2.700 – 3.580 J |
12,7 × 99 mm NATO (schweres MG) | ~46,0 g | ~800 m/s | ~15.000 J |
23 × 115 mm (Maschinenkanone) | ~175 – 200 g | ~690 – 740 m/s | ~46.700 J |
30 × 165 mm (Maschinenkanone) | ~400 g | ~980 m/s | ~190.000 J |
250 mm (10″) Kugelbombe in Großfeuerwerk | ~4.500 g | ~110 m/s | ~55.000 J |
120 × 530 mm (DM 53) (Panzer Leopard 2) | ~5.000 g[2] | ~1.750 m/s[3] | ~7.650.000 J |
460 × 1829 mm (APC Typ 91)[4] (Schlachtschiff Yamato) | ~1.458.000 g | ~780 m/s | ~444.000.000 J |
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Geschossenergie (E). Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Die Munition der deutschen Panzerkanone 120 mm von Rheinmetall. Stefan Kotsch, abgerufen am 17. April 2009. (Gewicht des Penetrators)
- ↑ Paul-Werner Krapke: Leopard 2 – sein Werden und seine Leistung. BoD - Books on Demand, 2004, ISBN 3-8334-1425-1, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 17. April 2009]).
- ↑ Tony DiGiulian: Japan 40 cm/45 (15.7") Type 94. navweaps.com, 30. April 2020 (offiziell gab Japan ein Kaliber von 15.7" (~39,9 cm) an, um Art. VI des Washingtoner Flottenabkommens von 1922 nicht zu verletzen, tatsächlich betrug das Kaliber jedoch 18,11" (~46,0 cm)).