Madame Tussauds – Wikipedia
Madame Tussauds ist ein Museum in London. Es ist ein Wachsfigurenkabinett mit weiteren Niederlassungen auf der ganzen Welt. Ausgestellt werden lebensnah nachempfundene Wachsfiguren von historischen Gestalten und Personen der aktuellen Zeitgeschichte, zum Beispiel von Sportlern, Schauspielern, Musikern, Politikern, Models und Wissenschaftlern.
Das Unternehmen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gesellschaft Tussauds Group betreibt neben ihren Wachsfigurenkabinetten weltweit zahlreiche weitere Freizeiteinrichtungen, u. a. auch das London Eye und das Heide Park Resort in Soltau. Im Jahr 2007 erwarb die Merlin Entertainments Group die Mehrheit der Unternehmensanteile und forcierte eine Expansion der Wachsfigurenmuseen an weiteren internationalen Standorten.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründerin des Museums war Marie Tussaud (1761–1850), genannt „Madame Tussaud“. Ihr Handwerk erlernte sie bereits mit 17 Jahren von ihrem Förderer Philippe Curtius in Bern.[1] Ab 1767 lebte sie in Paris, wo sie Privatlehrerin einer Schwester des Königs Ludwig XVI. wurde. Während der Französischen Revolution modellierte sie zahlreiche prominente Opfer für das Revolutionsmuseum. Die Köpfe von Hingerichteten wurden aufgespießt auf Lanzen zur Schau gestellt; sie verwesten schnell. Deshalb wurden sie durch Wachsköpfe, gegossen in Totenmasken, ersetzt. Als Maries Onkel 1794 starb, erbte sie seine Wachsfigurensammlung, die sie um von ihr selbst erstellte Wachsfiguren ergänzte. Mit ihrer Wanderausstellung zog sie mehrere Jahre durch Großbritannien und Irland. 1802 stellte sie ihre Sammlung erstmals in London aus. 1835 eröffnete sie in The Baker Street Bazaar an der Baker Street zusammen mit ihren Söhnen ein eigenes Museum für ihre Ausstellung; sie leitete das Wachsfigurenkabinett bis 1842. Im Jahr 1884 verlegte ihr Enkel Joseph Randall die Ausstellung an ihren jetzigen Ort an der Marylebone Road.
Am 18. März 1925 verursachte ein elektrischer Kurzschluss einen Brand. Dabei gingen viele der Porträtfiguren verloren und auch wichtige Stücke der napoleonischen Zeit, so z. B. die Kutsche und das Sterbebett Napoleons.[2] Die meisten Formen konnten gerettet werden, sodass die Figuren nachgegossen werden konnten. Es waren auch noch sehr viele Gipsfiguren in einem Lagerraum vorhanden, die nicht beschädigt waren. 1926 wurde das Unternehmen Madame Tussauds eine Limited Company. 1928 wurde das Museum, erweitert um ein Kino, wiedereröffnet.
In der Luftschlacht um England während des Zweiten Weltkriegs wurden bei einem Angriff der Luftwaffe rund 5000 Kopf-Gussformen unwiederbringlich beschädigt und das angrenzende Kino zerstört.
Seitdem hat Madame Tussauds kontinuierlich an der Erweiterung der Ausstellung gearbeitet. Heute sind die neuesten Attraktionen die Zeitreise Spirit of London, welche die Geschichte der britischen Hauptstadt von der Zeit Elisabeths I. bis in die Gegenwart umspannt, sodann Scream, das neue Gruselkabinett, sowie der 4D-Film Marvel Super Heroes 4D. Einige der neueren Figuren sind Daniel Radcliffe, Justin Timberlake und Kate Moss; eine Angela-Merkel-Figur[3] wurde 2008 aufgestellt.
Weitere Niederlassungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben der Erweiterung der Stammausstellung eröffnete Madame Tussauds seit 1970 23 weitere Niederlassungen auf der ganzen Welt: 1970 wurde die Amsterdamer Zweigstelle eröffnet. Ab 1999 eröffneten in rascher Folge Las Vegas (1999), New York (2000), Hongkong (2000), Shanghai (2006) und Washington D.C. (2007). Am 5. Juli 2008 wurde in der Straße Unter den Linden in Berlin die siebte Niederlassung von Madame Tussauds außerhalb Londons mit 75 Wachs-Exponaten eröffnet.[4] Kurz nach der Eröffnung wurde der rund 200.000 Euro teuren Hitler-Wachsfigur von einem Besucher der Kopf abgerissen.[5] Vor dieser Ausstellung gab es mit Castans Panoptikum (1869 bis 1922) an der Stechbahn bzw. in der Friedrichstraße sowie dem Berliner Panoptikum (1972 bis 1996) am Kurfürstendamm/Ecke Joachimstaler Straße bereits Wachsfigurenkabinette in Berlin, welche aber nicht zur Madame-Tussauds-Gruppe gehörten.[6][7] 2009 eröffnete Madame Tussauds Filialen in Hollywood, im September 2010 in Bangkok. Im März 2011 wurde in Blackpool die zehnte und im April 2011 in Wien im Prater die elfte Niederlassung eröffnet.[8] Seit dem 16. April 2012 besteht eine weitere Niederlassung in Sydney, Australien. Weitere Niederlassungen gibt es in Tokio (2013), Wuhan (2013), Peking (2014), San Francisco (2014), Singapur (2014), Orlando (2015), Chongqing (2016), Istanbul (2016), Nashville (2017), Prag (2019), Dubai (2021) und Budapest (2023). Die erste indische Niederlassung wurde in Delhi eröffnet.
- Wachsfigur der Königin Elisabeth II. von Großbritannien im Madame-Tussauds-Museum in Shanghai
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website des Museums (englisch)
- Biografie (englisch)
- Website Madame Tussauds Berlin (deutsch)
- Website Madame Tussauds Amsterdam (deutsch)
- Website Madame Tussauds Wien (deutsch)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Uta Kornmeier: Taken from life. Madame Tussaud und die Geschichte des Wachsfigurenkabinetts vom 17. bis frühen 20. Jahrhundert. Berlin 2003. Volltext
- Helmut Stalder: Madame Tussaud. Geschäfte mit Köpfchen. In: Helmut Stalder: Verkannte Visionäre. 24 Schweizer Lebensgeschichten. Verlag NZZ Libro, Zürich 2011, ISBN 978-3-03823-715-0, S. 59–63.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Alex Capus: Himmelsstürmer: Zwölf Portraits, S. 11ff
- ↑ Solveig Grothe: Augenblick mal: Was steckt hinter diesem Bild? In: Spiegel Online. 24. März 2017, abgerufen am 9. Juni 2018.
- ↑ n24.de
- ↑ Bei Madame Tussauds ist Hitler bestens aufgehoben. In: weltonline.de, 5. Juli 2008
- ↑ Museumsbesucher reisst Hitler den Kopf ab. In: NZZ Online, 5. Juli 2008
- ↑ Ehemaliges Berliner Wachsfigurenkabinett zieht nach Mannheim ( vom 12. Oktober 2014 im Webarchiv archive.today). Artikel vom 14. August 2012, abgerufen am 12. Oktober 2014.
- ↑ Ehemaliges Berliner Panoptikum, Wachsfigurenkabinett. In: Lexikon Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z
- ↑ Neue Filiale im Prater eröffnet. In: Der Standard, 31. März 2011
Koordinaten: 51° 31′ 22″ N, 0° 9′ 19″ W