Manfred Maurenbrecher – Wikipedia

Manfred Maurenbrecher beim Rudolstadt-Festival, 2014

Manfred Maurenbrecher (* 2. Mai 1950 in Berlin) ist ein deutscher Liedermacher und Schriftsteller sowie promovierter Germanist.[1] Er ist ein Urenkel des Historikers Wilhelm Maurenbrecher und ein Enkel des Schauspielers Otto Maurenbrecher.

In seiner Jugend spielten Klavierunterricht, eine Vorliebe für Gedichte, Leonard Cohen, Bob Dylan und Franz-Josef Degenhardt eine Rolle.[2] Sein Germanistikstudium an der FU Berlin finanzierte er wesentlich selbst, unter anderem als Bus-Reiseleiter. 1977 war er Mitgründer der Musikgruppe Trotz & Träume, die 1979 eine LP veröffentlichte. 1979/1980 zog er sich fünf Monate zu einem Studienaufenthalt auf die Insel Kreta zurück, um seine Doktorarbeit zu schreiben. Diese trägt den Titel Subjekt und Körper. Eine Studie zur Kulturkritik im Aufbau der Werke Hans Henny Jahnns, dargestellt an frühen Texten.[3] Sein damaliges Hobby, Lieder zu komponieren und zu texten, wurde zu seinem Beruf, insbesondere nachdem Herwig Mitteregger 1982 von seinem Auftritt begeistert war und Zusammenarbeit für ein professionelles, abendfüllendes Soloprogramm und eine Plattenaufnahme anbot.[2] Ein Höhepunkt jener Jahre war Maurenbrechers Auftritt im Rahmen der WDR-Fernsehreihe Rockpalast in der Markthalle Hamburg am 25. Februar 1985.[4] Als zwischendurch mal die Zuhörerzahlen schwanden, eroberte er sich ein neues, jüngeres Publikum in der Berliner Lesebühnen-Szene.

Maurenbrecher ist seit 1989 verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Berlin (in der Künstlerkolonie Wilmersdorf) und in einem Dorf nahe der Oder.

Maurenbrecher veröffentlichte mehr als zwanzig LPs bzw. CDs unter eigenem Namen, drei CDs als Teil von Mittwochsfazit und eine LP mit der Gruppe Trotz & Träume. Er sieht sich selbst als „Geschichtenerzähler am Klavier“ und „Kulturschaffenden“ und angesichts seiner sonstigen Karrieren eben nicht als bloßen Liedermacher.[5]

Maurenbrecher schrieb Liedtexte unter anderem für Spliff, Herman van Veen, Renan Demirkan, Veronika Fischer, Ulla Meinecke („Hafencafé“)[6] und Katja Ebstein.

Rundfunkfeatures produzierte er unter anderem für RIAS Berlin, NDR, WDR und DLF. Die Sendung „Unterhaltung am Wochenende“ von WDR5 wurde jahrelang unter anderem von Maurenbrecher moderiert.

Ab 1995 verfasste er Drehbücher zu Folgen der Serie Cobra 11 (RTL). Von 1997 bis 2002 arbeitete Maurenbrecher als regelmäßiger Autor für die Ohrenweide (WDR 5). 2000 schrieb er die Rheinfels-Saga und Die Burg der 1000 Jahre – Dramen-Skripte zu zwei Theaterstücken für den Kultursommer Rheinland-Pfalz (Gesamtleitung Richard Wester). Zwei Romane und etliche Kurzgeschichten hat er ebenfalls veröffentlicht.

Anlässlich seines 60. Geburtstages erschien die Tribute-3-CD-Box Maurenbrecher für alle – eine Hommage in 62 Liedern, auf der namhafte Musiker-Weggefährten und -Kollegen jeweils einen Song aus seiner Feder interpretieren.[7]

Im März 2020 kam sein 25. Album, Inneres Ausland heraus. Daraus wurde das Lied „Jetzt auf einmal geht’s“ mit dem Platz eins der Liederbestenliste im Mai 2020 ausgezeichnet.

Politik und gesellschaftliches Engagement

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Seit 2003 ist Manfred Maurenbrecher Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Bei der Bundestagswahl 2009 rief Maurenbrecher öffentlich zur Wahl der Partei Die Linke auf. Am 26. Februar 2011 unterstützte er durch einen Gastauftritt in Erfurt die „Tour der 1000 Brücken“ von Heinz Ratz, mit der auf die Situation von Flüchtlingen in Deutschland aufmerksam gemacht werden soll.

Wichtige Tourneen und Programme

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Randy-Newman-Projekt (2006)
  • 1982: LP MaurenBrecher (CBS)
  • 1983: LP Feueralarm (CBS)
  • 1985: LP/CD Viel zu schön (CBS)
  • 1986: LP Schneller leben (CBS)
  • 1989: LP/CD Nichts wird sein wie vorher (CBS)
  • 1991: CD Das Duo live (mit Richard Wester, Monopol)
  • 1996: CD Kakerlaken (Bellaphon)
  • 1997: CD Pflichtgefühl gegen Unbekannt (CD-Sampler mit 18 Liedern von 1983–1991)
  • 1997: CD LieblingsSpiele (Bellaphon)
  • 1999: CD Weisse Glut (mit PULS, Richard Wester, Horst Evers und Bov Bjerg. Conträr-Musik / Indigo)
  • 2001: CD Mittwochsfazit (Live-Mitschnitt mit Horst Evers und Bov Bjerg, Silberblick-Musik)
  • 2001: CD Hey Du – Nö! (Studioaufnahme mit Richard Wester, Conträr-Musik/Indigo)
  • 2002: CD Gegengift (pur am Flügel, Lamu-Musik)
  • 2002: CD Mittwochsfazit II (Live-Mitschnitt mit Horst Evers und Bov Bjerg, Silberblick-Musik)
  • 2004: CD Ende der Nacht (Lamu-Musik)
  • 2005: CD Mittwochsfazit – Geile Teile – Bäckereifachverkäuferinnen packen aus (Live-Mitschnitte und Studioaufnahmen mit Horst Evers und Bov Bjerg und andere, Silberblick-Musik)
  • 2006: CD Die Lichtenberger Texte – Überholen ohne einzuholen (Silberblick-Musik)
  • 2007: CD Glück (Reptiphon)
  • 2009: CD Hoffnung für alle (Doppel-CD) (Reptiphon)
  • 2011: CD wallbreaker (solo live) (Doppel-CD) (Reptiphon)
  • 2013: CD No Go (Reptiphon)
  • 2014: CD Klagen ist für Toren … eine Winterreise (mit Marco Ponce Kärgel) (Reptiphon)
  • 2015: CD Rotes Tuch (Reptiphon)
  • 2017: CD flüchtig (Reptiphon)
  • 2020: CD Inneres Ausland (Reptiphon)
  • 2022: Box Die CBS – Jahre CD-Box mit den ersten 5 Alben plus Bonus-Disc „Lose Enden“ (Reptiphon)
  • 2023: CD Menschen machen Fehler (Reptiphon)

Texte (Auswahl)

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  • 1989: Fast so was wie Liebe (Roman, rororo)
  • 1990: Tür zu. Stimmen! (Textsammlung, A-verbal-Verlag)
  • 2000: Ballade vom kleinen Doppelleben (Textsammlung, Nora-Verlag)
  • 2008: Ich bin nicht da (Roman, Verlag: House of the Poets)
  • 2013: Das Lügenlied vom Glück. Erinnerungen. (zusammen mit Veronika Fischer) Heyne, München 2013, ISBN 978-3-453-20026-5.
  • 2016: Künstlerkolonie Wilmersdorf. be.bra Verlag Berlin, ISBN 978-3-89809-128-2.
  • 2018: Der Lichtenberger. Jahrestexte von 2001–2018. ISBN 978-3-947106-18-9.
  • 2019: Grünmantel. Roman. be.bra Verlag Berlin, ISBN 978-3-86124-725-8.
  • 2021: Der Rest ist Mut. Vom Liedermachen in den Achtzigern. Autobiografie der 1980er Jahre, Bebra Verlag, Berlin 2021, ISBN 978-3-86124-744-9.[1]

Auszeichnungen und Ehrungen

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  • Max Dax: Manfred Maurenbrecher wird siebzig. In: Süddeutsche Zeitung. 2. Mai 2020, S. 16.

Einzelnachweise

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  1. a b Mathias Mauersberger: Manfred Maurenbrecher: „Der Rest ist Mut“ – Das Lied als Kurzgeschichte. (mp3-Audio; 8 MB; 8:41 Minuten) In: Deutschlandfunk-Kultur-Sendung „Tonart“. 22. April 2021, abgerufen am 1. Februar 2023.
  2. a b Michael Kleff: Liedermacher aus Überzeugung – Manfred Maurenbrecher: „Keine falschen Töne, nur falsche Ohren“. In: folker.de. Heft 4, 2003, archiviert vom Original am 20. November 2003; abgerufen am 2. Februar 2023 (Interview mit Manfred Maurenbrecher).
  3. Manfred Maurenbrecher: Subjekt und Körper: Eine Studie zur Kulturkritik im Aufbau der Werke Hans Henny Jahnns. Lang, Bern/Frankfurt am Main/New York 1983, ISBN 3-261-03298-7.
  4. Manfred Maurenbrecher – Markthalle Hamburg 25.02.1985. In: rockpalastarchiv.de. Abgerufen am 2. Februar 2023.
  5. Martin Böttcher: Tonart-Livesession: Manfred Maurenbrecher. (mp3-Audio) In: Deutschlandfunk-Kultur-Sendung „Live Session“. 14. Dezember 2022, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Februar 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.deutschlandfunkkultur.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Hafencafé Songtext von Ulla Meinecke. In: MusikGuru. Abgerufen am 2. Februar 2023.
  7. Maurenbrecher für alle – eine Hommage in 62 Liedern. In: genussmaenner.de. 18. September 2010, archiviert vom Original am 1. Oktober 2017; abgerufen am 2. Februar 2023.