Marián Čalfa – Wikipedia

Marián Čalfa (* 7. Mai 1946 in Trebišov, Tschechoslowakei) ist ein ehemaliger tschechoslowakischer Politiker und kommunistischer Funktionär. Nach der gesellschaftlichen Umwälzung im Zuge der sogenannten Samtenen Revolution 1989 wurde er am 10. Dezember 1989 zum Ministerpräsidenten der Regierung Marián Čalfa I gewählt, welche die Aufgabe hatte, die ersten demokratischen Wahlen nach 1948 vorzubereiten.

Lebenslauf, politische Karriere

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Marián Čalfa wurde in der Slowakei geboren und studierte 1964 bis 1970 Rechtswissenschaften an der Karls-Universität Prag. Seit seinem 18. Lebensjahr war er Mitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, der KSČ. 1970 bis 1972 arbeitete er für die Nachrichtenagentur ČTK, ehe er ab 1972 für die Staatskanzlei des tschechoslowakischen Ministerpräsidenten tätig war. Ab 1988 war er Vorsitzender des Legislativrates der tschechoslowakischen Regierung.

Während der samtenen Revolution führte er wichtige Verhandlungen mit den Vertretern der neu gegründeten oppositionelle Gruppierungen, des tschechischen Občanské fórum (OF; Bürgerforum) bzw. der slowakischen Verejnosť proti násiliu (VPN; Öffentlichkeit gegen Gewalt), die zur Bildung seiner ersten Regierung führten und die aus 10 Vertretern der KSČ, 4 Vertretern der Blockparteien und 7 von den Oppositionsgruppen benannten Parteilosen bestand.

Im Januar 1990 trat er aus der KSČ aus. Nach den ersten freien Parlamentswahlen am 8./9. Juni 1990, welche im tschechischen Landesteil das Bürgerforum und in der Slowakei die Öffentlichkeit gegen Gewalt gewannen, beauftragte Staatspräsident Václav Havel ihn erneut mit der Bildung der Föderationsregierung, welcher nunmehr ausschließlich Vertreter der bisherigen Oppositionsbewegungen angehörten. Später schloss sich Čalfa selbst ebenfalls der VPN an. Er blieb Ministerpräsident bis zu den Parlamentswahlen am 5./6. Juni 1992, bei dem die VPN nicht mehr den Einzug ins Parlament gelang.

Marián Čalfa übte folgende Regierungsfunktionen aus:

  • 21. April 1988 bis 11. Oktober 1988 Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung Lubomír Štrougal VI
  • 12. Oktober 1988 bis 3. Dezember 1989 Minister ohne Geschäftsbereich in der Regierung Ladislav Adamec
  • 3. Dezember 1989 bis 10. Dezember 1989 der erste stellvertretender Ministerpräsident in der Regierung Ladislav Adamec
  • 7. Dezember 1989 bis 10. Dezember 1989 – kommissarischer Ministerpräsident nach dem Rücktritt von Ladislav Adamec; die Regierung wird häufig nicht ganz korrekt als „Regierung Marián Čalfa I“ bezeichnet
  • 10. Dezember 1989 bis 27. Juni 1990 Ministerpräsident der Regierung Marián Čalfa I (Rücktritt angekündigt bereits am 26. Juni 1990); in Medien auch als „Vláda národního porozumění“ (Regierung der nationalen Verständigung) genannt
  • 27. Juni 1990 bis 2. Juli 1992 Ministerpräsident der Regierung Marián Čalfa II; in Medien auch als „Vláda národní oběti“ (Regierung der nationalen Aufopferung) genannt

Nach seinem Ausscheiden aus der Politik war er von 1992 bis 2011 in Prag als Rechtsanwalt und teilweise auch unternehmerisch tätig. Er blieb jedoch inoffiziell ein Berater des Präsidenten Václav Havel. 1993 hat Čalfa die tschechische Staatsangehörigkeit angenommen.

Veröffentlichungen

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