Maria Anna Viktoria von Spanien – Wikipedia

Königin Maria Anna Viktoria von Portugal

Maria Anna Viktoria von Bourbon (auf Portugiesisch: Mariana Vitória de Borbón) (* 31. März 1718; † 15. Januar 1781) war eine Prinzessin von Spanien und als Gemahlin König Josephs I. Königin von Portugal. Von 1774 bis 1777 fungierte sie als Regentin für ihre Tochter Maria I.

Maria Anna wurde als Tochter des spanischen Königs Philipp V. und seiner Frau Elisabetta Farnese, Prinzessin von Parma (Isabel de Farnesio), geboren. Sie hatte sieben Geschwister bzw. Halbgeschwister, darunter den spanischen König Karl III. und Herzog Philipp I. von Parma. Die spanischen Könige Ludwig I. und Ferdinand VI. waren ihre Halbbrüder.

Verlobung mit Ludwig XV.

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Louis XV mit Maria Anna Victoria 1723, von François de Troy

Nach dem Krieg des Vierbundes beschlossen Frankreich und Spanien, sich durch die Vermählung der Infantin Mariana mit ihrem Cousin ersten Grades, Louis XV von Frankreich, zu versöhnen. Sie wurde von Philippe d’Orléans, Regent von Frankreich, für den erst zehnjährigen Ludwig XV.,[1] organisiert. Im Gegenzug sollte der junge Luis[2] die Tochter von Philippe d’Orléans, Louise Élisabeth de Bourbon-Orléans, heiraten. Saint-Simon, der französische Botschafter, bat am 25. November 1721 um Maria Annas Hand. Der Austausch der jungen Infantin und der Mademoiselle de Montpensier fand auf der Île des Faisans („Insel der Fasane“) statt. Es war der Ort, wo sich ihre gemeinsamen Vorfahren, Ludwig XIV. und Maria Teresa von Spanien (1638–1683), im Jahre 1660 getroffen hatten. Die Mutter hatte den Begleitern des wohlerzogenen Kindes eingeschärft, die spanische Heimat so schnell wie möglich zu vergessen. Maria Anna traf am 2. März 1721 in Paris ein und nahm das Palais du Louvre als Wohnsitz. Das Kind ließ geduldig stundenlange Triumphzüge, Jubelveranstaltungen und Festmessen über sich ergehen und machte perfekte Konversation auf Französisch. Der jungen Infantin wurde der Spitzname l’Infant Reine („Königin-Infantin“) gegeben. Kaum begeistert war hingegen der zukünftige Bräutigam, Ludwig XV., der dem Kind gegenüber abweisend und mundfaul war und ihr aus dem Weg ging, wo immer er konnte. Das Paar konnte nicht verheiratet werden, bis Maria Anna ein reiferes Alter erreicht hatte.[3]

Maria Anna de Bourbon 1725 von Alexis Simon Belle

Nach Angaben der Mutter des Regenten, Elisabeth Charlotte von der Pfalz, war Maria Anna die „süßeste und schönste Kleinigkeit“ und machte erhebliche Witze für ihr Alter. Ihre Ausbildung wurde in die Obhut von Marie Anne de Bourbon[4], einer unehelichen Tochter von Ludwig XIV. und Louise de La Vallière gegeben.

Ihre Anwesenheit in Frankreich wurde nicht mehr gewollt. Unter dem Einfluss des Ministerpräsidenten Louis Henri, Prinz von Condé und seiner Geliebten Madame de Prie wurde am 11. März 1725 die Entscheidung getroffen, die siebenjährige Maria Anna zurück nach Spanien zu schicken. Der Prinz von Condé bot seine jüngeren Schwestern Élisabeth Alexandrine (1705–1765) und Henriette Louise (1703–1772) als Ehekandidatinnen an. Im Gegensatz zu Maria Anna waren diese alt genug, um zu Heiraten und Kinder zu bekommen.

Die Situation wurde von der spanischen Ablehnung gegen Louise Élisabeth d’Orléans, deren Mann gestorben war, verstärkt. Da ihre Ehe nicht vollzogen wurde, weigerte sich das spanische Königshaus, sie zu unterstützen, und schickte sie zurück nach Frankreich mit ihrer Schwester Philippine Élisabeth. Mariana verließ Versailles am 5. April 1725 und reiste zu der Grenze, wo sie und die beiden Töchter Orléans ausgetauscht wurden. Louis XV heiratete später Maria Leszczyńska, die interessanter[5] war als Maria Anna, im September 1725 und Maria Annas Schwester, die Infantin Maria Theresia Rafaela von Spanien heiratete den Sohn von Ludwig XV. im Februar 1745.

Verlobung mit Joseph

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Infantin Maria Anna von Spanien

Ihre Ankunft in Spanien wurde als große Beleidigung aufgenommen und führte zu einem diplomatischen Bruch zwischen Spanien und Frankreich. Das beleidigte Spanien schloss einen Vertrag mit Österreich, den Vertrag von Wien, während England Unterstützung bei Frankreich sucht. Zunächst blieb Maria Anna unverheiratet. Sie hatte zwar immer noch Anspruch auf den Thron, rückte aber mit der Geburt ihres jüngeren Bruders Philip im Jahre 1720 in der Thronfolge nach hinten. Gespräche mit dem Königreich Portugal 1727 über eine Ehe wurde vom portugiesischen Botschafter Marquis von Abrantes ausgehandelt. Eine Doppelhochzeit wurde geplant. Maria Anna würde den Infant José, „Prinz von Brasilien“, Sohn und Erbe von João V. von Portugal, heiraten. Ihr älterer Halbbruder Ferdinand, „Prinz von Asturien“ würde Josés Schwester, die Infantin Bárbara, heiraten.[6] Maria Anna heiratete den Prinzen von Brasilien (traditioneller Titel für den portugiesischen Thronfolger) am 19. Januar 1729 in Elvas in Portugal. Der Prinz von Asturien (traditioneller Titel für den spanischen Thronfolger) heiratete die Infantin Bárbara am nächsten Tag in Badajoz. Bis zur Thronbesteigung ihres Mannes im Jahre 1750 wurde sie als „Ihre Königliche Hoheit, die Prinzessin von Brasilien“ tituliert.

Prinzessin von Brasilien

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Mariana und José hatten eine enge Beziehung. Das Paar liebte die Jagd sowie die Musik – Maria Anna Victoria war eine vollendete Sängerin. Es förderte italienische Opernsängerinnen und das Theater, war aber dennoch sehr religiös. Trotzdem pflegte ihr Mann eine Mätressenwirtschaft. Während ihrer Ehe gebar Maria Anna acht Kinder, von denen vier das Kindesalter überlebten.

María Ana von Spanien, Prinzessin von Brasilien von Domenico María Sani, erste Hälfte 18. Jahrhunderts

Ihrem ersten Kind, Infantin María, wurde als Thronfolgerin der Titel „Prinzessin von Beira“ gegeben. Zwei von Maria Annas Töchtern blieben unverheiratet. Ihre Tochter Infantin Mariana Francisca wurde als Braut für den Dauphin von Frankreich, Sohn von Louis XV, vorgeschlagen, aber Maria Anna lehnte den Plan ab. Als ihre andere Tochter Infanta Doroteia als zukünftige Frau für Philippe Égalité vorgeschlagen wurde, weigerte sich Maria Anna erneut. Ihre jüngste Tochter Infanta Maria Franziska Benedita heiratete José, Prinz von Brasilien, einen Enkel Maria Annas.

Königin von Portugal

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Nach dem Tod ihres Schwiegervaters im Jahre 1750 wurde ihr Mann der König von Portugal, das große Gebiete in Südamerika hatte. Joseph I. überließ die Regierung des Staates dem Marquês de Pombal, der seine Macht verwendete, um den Einfluss der Kirche am Hof zu verringern. Mariana und ihren Töchtern gefiel der Einfluss Pombals auf Josef I. nicht. Ihr Mann entwickelte nach dem Erdbeben von Lissabon, das am 1. November 1755 100.000 Menschen tötete, eine schwere Klaustrophobie. Dies führte dazu, dass sich der König in Gebäuden „ummauert“ fühlte. Deshalb zog der königliche Hof in einen umfangreichen Komplex aus Zelten in den Hügeln von Ajuda. Es war Pombal, der den Wiederaufbau von Lissabon in der Zeit nach dem Erdbeben organisierte.

Im Jahr 1774 wurde König Joseph I. aufgrund einer Geisteskrankheit für nicht mehr regierungsfähig erklärt und Maria Anna übernahm bis zu dessen Tod 1777 die Regentschaft für ihre Tochter Maria. Politisch völlig desinteressiert, überließ sie die Regierung weitestgehend Pombal.

 
 
 
 
 
Ludwig XIV., König von Frankreich (1638–1715)
 
 
 
 
Louis de Bourbon Dauphin von Frankreich (1661–1711)
 
 
 
 
 
Maria Teresa von Spanien (1638–1683)
 
 
 
Philipp V. König von Spanien (1683–1746)
 
 
 
 
 
 
Ferdinand Maria, Kurfürst von Bayern (1636–1679)
 
 
 
Maria Anna von Bayern (1660–1690)
 
 
 
 
 
Henriette Adelheid von Savoyen (1636–1676)
 
 
 
Maria Anna von Spanien
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ranuccio II. Farnese (1630–1694)
 
 
 
Odoardo II. Farnese (1666–1693)
 
 
 
 
 
Isabella d’Este (1635–1666)
 
 
 
Elisabetta Farnese (1692–1766)
 
 
 
 
 
 
 
 
Philipp Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz (1615–1690)
 
 
 
Dorothea Sophie von der Pfalz (1670–1748)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Elisabeth Amalie von Hessen-Darmstadt (1635–1709)
 
 

Das Paar hatte folgende Kinder:

  • Maria I. (1734–1816) regierende Königin von Portugal ⚭ 1760 Peter III. König von Portugal
  • Maria Anna (7. Oktober 1736– 6. Mai 1813)
  • Totgeborene Tochter (*/† 27. Juni 1738)
  • Dorothea Franziska (* 21. September 1739; † 14. Januar 1771)
  • Totgeborener Sohn (*/† 7. März 1741)
  • Totgeborener Sohn (*/† 15. Oktober 1742)
  • Totgeborener Sohn (*/† 14. Mai 1744)
  • Maria Franziska Benedita (1746–1829)
Commons: Maria Anna Viktoria von Spanien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Edward Armstrong: Elisabeth Farnese. „The Termagant of Spain“. Longmans, Green, and Co., London u. a. 1892, S. 243.
  2. François Velde: The Abdication of the throne of Spain by Felipe V (1724). heraldica.org, 4. Juli 2005, abgerufen am 25. September 2010.
  3. Christine Pevitt: The Man Who Would Be King. The Life of Philippe d’Orléans, Regent of France 1674–1723. Weidenfeld & Nicolson, London 1997, ISBN 0-297-81317-X, S. 288.
  4. Christine Pevitt: The Man Who Would Be King. The Life of Philippe d’Orléans, Regent of France 1674–1723. Weidenfeld & Nicolson, London 1997, ISBN 0-297-81317-X, S. 284.
  5. Thea Leitner: Skandal bei Hof. Ueberreuter, Wien 1993, ISBN 3-8000-3492-1.
  6. Edward Armstrong: Elisabeth Farnese. „The Termagant of Spain“. Longmans, Green, and Co., London u. a. 1892, S. 265.
VorgängerinAmtNachfolgerin
Maria Anna von ÖsterreichKönigin von Portugal
1750–1777
Charlotte Johanna von Spanien