Marie Espérance von Schwartz – Wikipedia

Marie Espérance von Schwartz, geborene Brandt (* 8. November 1818 in Southgate in Hertfordshire,[1] England; † 20. April 1899 in Ermatingen, Schweiz), auch Marie Esperance Kalm de Schwartz, Marie Speranza von Schwartz, bekannt unter ihrem gräzisierten Namen Elpis Melena (griechisch Ελπίς Μέλαινα), war eine Schriftstellerin deutscher Herkunft und englischer Staatsangehörigkeit. Sie war eine Freundin von Giuseppe Garibaldi und Franz Liszt und wurde vorwiegend auf dem Gebiet der Reise- und Memoirenliteratur bekannt.

Im Palais Lovatti in Rom
Auf dem Pferd und mit ihrem Windspiel Huney, den sie auf Kreta mitgenommen hatte
Blick auf Calabrien und bei Liparischen Inseln im Jahre 1860, 1861

Als Tochter eines Hamburger Bankiers in England geboren, wurde sie vorwiegend in Genf erzogen.[2] Nach einer frühen kurzen Ehe mit einem Vetter verwitwet, ließ sie sich in Rom nieder. Mit ihrem zweiten Ehemann, dem Hamburger Bankier Ferdinand von Schwartz (* 8. Juni 1813; † 14. April 1883)[3], den sie in Italien kennengelernt hatte, unternahm sie abenteuerliche Reisen durch Griechenland, die Türkei, Kleinasien, nach Ägypten und Nordafrika, jedoch wurde diese Ehe 1854 geschieden. In Rom führte die wohlhabende und gebildete, insbesondere sprachlich talentierte (sie soll acht Sprachen beherrscht haben) Frau einen literarischen Salon, in dem zahlreiche Künstler und Aristokraten verkehrten.[4] Sie war mit Franz Liszt befreundet und pflegte mit ihm über viele Jahre einen regen Briefwechsel.[5]

Daneben frönte sie weiterhin ihrer Reiselust.

Seit 1849 interessierte sich Marie Esperance von Schwartz für den Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi. Im Herbst 1857 trat sie zu Garibaldi auf der Insel Caprera in persönliche Beziehungen; sie lebte mit ihm zusammen, sorgte für seine Kinder, unterstützte seine Sache finanziell und durch ihre Schriften und pflegte ihn während seiner Gefangenschaft und nach seiner Verwundung. Sie galt allgemein als seine Geliebte; Garibaldi soll mehrfach um ihre Hand angehalten haben.[6] Garibaldi gab ihr aus Dank für ihre aufopfernde Freundschaft das Manuskript seiner Memoiren, die sie schnell ins Deutsche übersetzte und 1861 noch vor ihrem Konkurrenten Alexandre Dumas d. Ä. herausbringen konnte.

Ende 1865 verlegte Marie Esperance von Schwartz ihren Wohnsitz nach Kreta, wo sie sich, unbeirrt durch die auf der Insel während des kretischen Aufstands tobenden Kämpfe, in Chalepa bei Chania eine reizvolle Villa in den Weingärten bauen ließ. Ihre Sympathie gehörte den Aufständischen. Auf ihre Bitte hin entsandte Garibaldi zur Unterstützung des Aufstands ein Kontingent von 500 Mann nach Kreta. Sie widmete viel Zeit und Geld karitativen Einrichtungen, gründete Krankenhäuser, Asyle, Schulen, übersetzte deutsche Schulbücher ins Neugriechische und kretische Volkslieder, Sagen und Volksgut ins Deutsche.[7] Sowohl bei den christlichen als auch den islamischen Kretern erwarb sie sich hohen Respekt.

Sie entfaltete auf dem Gebiete des Tierschutzes ein reges Engagement, das sich über ganz Europa erstreckte. In Chania gründete sie ein Tierspital für Pferde und Esel, die zahllosen Straßenhunde wurden täglich gefüttert. In zahlreichen Broschüren in vielen Sprachen warb sie um Förderer des Tierschutzes und setzte sich gemeinsam mit Ernst Grysanowski und Ernst von Weber gegen Tierversuche ein.[8]

Nach 20 Jahren auf Kreta ließ sie sich in der Schweiz nieder, wo sie schließlich im Alter von 80 Jahren starb.

Werke (Auswahl)

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Sekundärliteratur

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Wikisource: Elpis Melena – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. heute zu London Borough of Barnet gehörend.
  2. Vater: Emanuel Heinrich Brandt (1776–1852), (Bruder zu Wilhelm Brandt), Mutter: Susanne-Stéphanie Sylvestre (1786–1858). Die Erzieherin hieß: Marguerite Catherine Espérance Sylvestre (1790–1842), die eine Verwandte der ebenfalls aus Genf stammenden Mutter und später auch Erzieherin der Schwestern Marie und Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach war. (Quelle: Société Genevoise de Généalogie, Pers. ID: I604396)
  3. Ferdinand von Schwartz bei woydt.be
  4. Adolf Stahr, Fanny Lewald: Ein Winter in Rom. Berlin 1869, S. 371 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3Ds3otAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA371~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  5. La Mara: Liszt und die Frauen, (Nachdruck Breitkopf & Hertel, Leipzig 1911) elv-Verlag, Berlin 2014, S. 279 ff. (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DUpPziHikFA8C~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA279~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  6. Bernhard Fetz: Die Biographie - zur Grundlegung ihrer Theorie. Berlin 2009, S. 457 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DvA4Oz7jbVl8C~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA457~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D)
  7. Kreta-Biene oder kretische Volkslieder, Sagen, Liebes-, Denk- und Sittensprüche (1874)
  8. Julia Voss: Aus alten und neuen Horrorkabinetten, in FAZ vom 26. November 2008