Matronae Vacallinehae – Wikipedia
Die Matronae Vacallinehae gehören zu den überwiegend in der römischen Provinz Germania inferior belegten Matronen, germanisch keltisch-römischen Muttergottheiten. Sie sind durch Inschriften und bildliche Darstellungen auf Votivsteine aus dem 2. bis 3. Jahrhundert n. Chr. bekannt. Ein zentraler Kultort der Göttinnen war der sogenannte Tempelbezirk von Pesch bei Bad Münstereifel-Nöthen[3]. Die Matronae Vacallinehae sind durch etwa 130 vollständig und weitere 150 fragmentarisch erhaltene Inschriften belegt, die alle aus der Eifel kommen (Aachen, Antweiler[4], Bad Münstereifel-Iversheim, Bad Münstereifel-Nöthen, Lessenich[5], Mechernich-Weyer, Rödingen-Ameln, Satzvey)[6].
Die Göttinnen wurden von einer germanisch-keltischen Mischbevölkerung aus den Nachkommen der von den Römern angesiedelten Ubiern und keltischer Vorbevölkerungen verehrt. Daher ist die zweifelsfreie namentliche Zuordnung nach dem sprachlichen Befund weder für das Germanische noch das Keltische möglich. Eine wahrscheinliche Namensdeutung ergibt sich durch den Vergleich mit anderen Formen von Matronennamen, so dass auch hier ein Ortsbezug angenommen werden kann. Die im ersten Glied des Namens der „Vacall-i-nehae“ enthaltene Form Vacall- findet sich in heutigen aus dem lokalen und regionalen Umfeld vorkommenden Orts- und Gewässernamen, wie dem Fundort eines Votivsteins der Vacallinehae bei Wachendorf, des Wachenbachs bei Antweiler und dem keltischen Namen des Waals (zu gallisch Vacalus). Sie sind demnach als Matronen dieses Rheinarmes anzusehen, möglicherweise nicht nur als Göttinnen des befruchtenden Wassers, sondern ebenso als Schutzgöttinnen der Schifffahrt und somit im Weiteren des Reichtums und Handels. Eine Parallele zur Göttin Nehalennia ist damit gegeben.[7]
Namentliche Varianten sind die bisher in zehn Fällen festgestellte Matronae Vocallinehae sowie Vacallinebus (aus Aachen).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. 3. Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997, ISBN 3-7001-2609-3.
- Siegfried Gutenbrunner: Germanische Götternamen der antiken Inschriften. Niemeyer, Halle/S. 1936.
- Hermann Reichert: Lexikon der altgermanischen Namen. Band 1, Teil 1: Textband. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1987, ISBN 978-3-7001-0931-0 (= Thesaurus Palaeogermanicus, 1, 1).
- Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X.
- Wolfgang Spickermann: Germania Inferior (= Religionsgeschichte des römischen Germanien. Band 2). Mohr Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-16-149381-2, Index s. v. Matronae Vacallinehae.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Epigraphische Datenbank Heidelberg: Inschriften für die Matronae Vacallinehae. Abgerufen am 17. April 2014.
- Einträge im F.E.R.C.A.N Projekt: „Keltische Götternamen in den Inschriften der römischen Provinz Germania Inferior“
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Octavia Zanger: Matronenstein unter Altarmensa entdeckt. In: Denkmalpflege im Rheinland 7, 3, 1991, S. 123 (Volltext).
- ↑ CIL 13, 12021.
- ↑ Frank Biller: Kultische Zentren und Matronenverehrung in der südlichen Germania inferior. (= Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antke Rezeption Bd. 13). Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2010, ISBN 978-3-89646-734-8, S. 198–240.
- ↑ CIL 13, 7951, CIL 13, 7952, CIL 13, 7953.
- ↑ AE 1908, 254; AE 1908, 255.
- ↑ CIL 13, 12035.
- ↑ Helmut Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur. 3. Auflage. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2609-3, S. 513–525, hier S. 521.