Meister von St. Laurenz – Wikipedia

Retabelfragment aus St. Laurenz, um 1420, Wallraf-Richartz-Museum, Köln (WRM 737).
Der heilige Ludwig von Toulouse, Wallraf-Richartz-Museum, Köln.

Als Meister von St. Laurenz wird ein gotischer Maler bezeichnet, der in der Zeit von 1415 bis 1430 in Köln tätig war.

Der Künstler erhielt seinen Notnamen nach dem von ihm bemalten Retabel, das von einem Altar aus der Kölner Pfarrkirche St. Laurenz stammt.[1] Es befindet sich heute unter der Inventarnummer 737 im Wallraf-Richartz Museum & Fondation Corboud in Köln.

Der Meister von St. Laurenz war kurz vor Stefan Lochner in Köln tätig, in der „Blütezeit“ der sogenannten Kölner Malerschule. Seine elegante Art der Gestaltung und die typischen Farben mit ihren Gelb- und Rosamischungen scheinen typisch für seine Arbeiten zu sein.[2]

Es wurde eine Ausbildung in der Werkstatt des Meisters der heiligen Veronika und eine Beteiligung des Laurenzmeisters an dessen späten Werken (z. B. der Tafel mit Kreuzigungsgruppe und sieben Aposteln, um 1415, WRM 14) diskutiert.[3] So erinnern laut Frank Zehnder auch die Engelsgruppen auf dem namensgebenden Retabelfragment (WRM 737) an die Engel des Münchener Vera Icon-Bildes des vermuteten Lehrers (Alte Pinakothek München Inv. Nr. 11866).[4] Den Tafeln WRM 14 und 737 steht darüber hinaus die Malerei des Hochaltarretabels aus St. Gereon (um 1420, Gemäldegalerie Staatliche Museen zu Berlin Inv. Nr. 1627 A) nahe.[5] Die Trennung in Werkgruppen ist bis heute nicht abgeschlossen und maßgeblich von der Bewertung der Personalstile und der Datierung einzelner Tafeln abhängig.[6] Zuletzt wurden auch kunsttechnologische Befunde angeführt, die die Verhältnisse des Laurenz- und Veronikameisters zueinander bestimmen: Demnach sind aufgrund des Malschichtenaufbaus und beispielsweise der Inkarnatsherstellung die Werke WRM 14, 19, 737 und das Münchener und Londoner[7] Vera Ikon-Bild zu einer Gruppe unter der Autorschaft des Meisters von St. Laurenz zusammenzufassen.[8]

Zugeschriebene Werke (Auswahl)

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  • zwei Tafeln eines Passionsretabels, um 1400/20[9]
    • Christus am Ölberg (Eiche; 55,6 × 35,9 cm; Alte Pinakothek München Inv. Nr. L 1027)[10]
    • Kreuztragung (Eiche; 57,5 × 34,5 cm; Alte Pinakothek München Inv. Nr. L 1028)[11]
  • Madonna mit Heiligen, um 1410 (Eiche; 36,4 × 26,7 cm; John G. Johnson Collection Philadelphia Inv. Nr. 742)[12][13]
  • Außenseiten eines Retabelflügels oder Sakramentsschranktüren aus der Deutschordenskirche St. Katharina, um 1410[14][15]
    • Hl. Katharina von Alexandrien (Leinwand auf Tanne; 142 × 55 cm; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Inv. Nr. Gm2)[16]
    • Hl. Elisabeth mit Bettler (Leinwand auf Tanne; 142 × 55 cm; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Inv. Nr. Gm3)[17]
  • Not Gottes, um 1415 (Eiche; 23,2 × 15,9 cm; WRM Dep. 363)[18]
    • Rückseite: Vera Icon
  • Kreuzigungsgruppe mit Heiligen, um 1415 (Eiche; 178,1 × 246,4 cm; WRM 14)[3][4][19]
  • Maria im Paradiesgarten, um 1420 (Eiche; 20,2–20,4 × 16,2 cm [Tafelgröße]; WRM Dep. 361)[20][21]
  • Vera Icon, um 1420 (Nussbaum; 41,4 × 35,9 cm; WRM 19)[22][23][24]
  • Retabelfragment: Tod und Krönung Mariae sowie Auferstehung und Himmelfahrt Christi, um 1420 (Eiche; 179 × 114,5 cm; WRM 737)[25][26]
    • Rückseite: Grablegung des hl. Laurentius (Leinwand auf Eiche; 123 × 115 cm; Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Inv. Nr. Gm6)[27]
  • Retabelflügel mit Aposteln, um 1420[28]
    • Thomas, Andreas, Matthäus, Simon Judas (Eiche; 57,2 × 69,2 cm; Germanisches Nationalmuseum Gm5)[29]
    • Jakobus und ein weiterer Apostel (58 × 37 cm; privat [1943 vom WRM abgegeben])
    • zwei Apostel (58 × 37 cm; privat [1943 vom WRM abgegeben])
  • Fragmente eines Passionsretabels, um 1425/30[30][31]
    • Christus am Ölberg, Christus vor Pilatus, Geißelung, Dornenkrönung, Kreuztragung, Christus am Kreuz mit Stifter und Söhnen, Kreuzabnahme mit Stiftergattin und Töchtern, Christus in der Vorhölle, Auferstehung, Noli me tangere, Himmelfahrt (etwa 90 × 53–56 cm; WRM 20–31)
    • Stephanus, Laurentius, Ägidius, Eligius mit Stifter und Söhnen (89 × 173 cm; WRM 32)
    • Franziskus und Ludwig von Toulouse (89 × 80 cm)
    • Madonna und Johannes (89 × 80 cm)
  • Maria mit dem Kinde und musizierende Engel (Pappel; 34 × 24,5 cm; Dommuseum Frankfurt am Main)[32]
  • Der heilige Ludwig von Toulouse (WRM Dep. 827)
  • Triptychon mit der Wickenmadonna, um 1420 (Eiche [Flügel], Nussbaum [Mitteltafel]; 53,5 × 34 cm [Mitteltafel]; WRM 10)[33][34][35][36][37]
    • geschlossener Zustand: Dornenkrönung

Werke aus dem Umkreis

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  • Verkündigungsengel (Gemäldesammlung Kunsthaus Heylshof Worms)

Literatur (chronologisch)

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  • Eduard Firmenich-Richartz: Der Meister von St. Laurenz. In: Zeitschrift für christliche Kunst 23 (1910), S. 323–332.
  • Alfred Stange: Norddeutschland in der Zeit von 1400 bis 1450 (= Deutsche Malerei der Gotik, Bd. 3). Berlin 1938, S. 65–67.
  • Alfred Stange: Köln, Niederrhein, Westfalen, Hamburg, Lübeck und Niedersachsen (= Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, Bd. 1). München 1967.
  • Frank Günter Zehnder: Werkgruppen in Köln um 1400. In: Gerhard Bott (Hrsg.): Vor Stefan Lochner. Die Kölner Malerei von 1300–1430. Ergebnisse der Ausstellung und des Colloquiums, Köln 1974 (= Kölner Berichte zur Kunstgeschichte, Bd. 1). Köln 1974, S. 106–117.
  • Rainer Budde: Köln und seine Maler 1300–1500. Köln 1986, S. 47–49.
  • Frank Günter Zehnder: Katalog der Altkölner Malerei (= Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums, Bd. 11). Köln 1990, S. 491–509.
  • Frank Günter Zehnder (Hrsg.): Stefan Lochner. Meister zu Köln. Herkunft – Werke – Wirkung. Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum Köln. Verlag Locher, Köln 1993.
  • Roland Krischel: Ein wieder aufgefundenes Retabelfragment des Meisters von St. Laurenz. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 65 (2004), S. 15–34.
  • Stephan Kemperdick: „Meister“ und Maler. Was sind die Kölner Werkgruppen um 1400? In: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 1 (2012), S. 114–126.
  • Wallraf-Richartz-Museum, Doerner-Institut, Bayerische Staatsgemäldesammlung (Hrsg.): Die Sprache des Materials. Die Technologie der Kölner Tafelmalerei vom „Meister der heiligen Veronika“ bis Stefan Lochner. München / Berlin 2013.
  • Katja von Baum: Beobachtungen zum Meister von St. Laurenz. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte N. F. 5/6 (2020/21), S. 367–378.

Einzelnachweise

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  1. z. B. Eduard Firmenich-Richartz: Der Meister von St. Laurenz. In: Zeitschrift für christliche Kunst, 23 (1910), S. 324–332.
  2. Dommuseum | Frankfurt — kirchliche-museen.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. April 2014; abgerufen am 9. Juli 2022.
  3. a b Vgl. Zehnder 1993, S. 296 (Frank Günter Zehnder).
  4. a b Zehnder 1990, S. 491. – Kemperdick 2012, S. 121 sieht aufgrund des stilistischen Vergleichs der Engel auf der Münchener und Kölner Tafel die Maler als identisch an.
  5. Vgl. Stephan Kemperdick: Deutsche und Böhmische Gemälde 1230–1430. Kritischer Bestandskatalog. Petersberg 2010, S. 210 f. – Stephan Kemperdick, Julien Chapuis: Kölner Tafelmalerei. In: Dagmar Täube, Miriam Verena Fleck (Hrsg.): Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt. Ausstellungskatalog Museum Schnütgen. Hirmer München 2011, S. 176–193, hier S. 183.
  6. Vgl. Zehnder 1974. – Hess / Baumbauer / von Baum 2021.
  7. Wie das namensgebende Retabelfragment ebenfalls aus der Kölner Kirche St. Laurentius. Um 1420; Nussbaum; 44,2 × 33,7 cm; The National Gallery London Inv. Nr. 687. Vgl. (noch mit einer Zuschreibung an den Meister der Hl. Veronika) Dagmar Täube, Miriam Verena Fleck (Hrsg.): Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt. Ausstellungskatalog Museum Schnütgen. München 2011, S. 447, Kat. Nr. 205 (Iris Metje).
  8. Vgl. Wallraf-Richartz-Museum u. a. 2013, S. 214–229.
  9. Vgl. Wallraf-Richartz-Museum u. a. 2013, S. 230–233, Kat. Nr. 7 (Martin Schawe / Jaenine Walcher).
  10. Christus am Ölberg. In: Sammlung. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 16. Februar 2024.
  11. Kreuztragung. In: Sammlung. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 26. Februar 2024.
  12. Vgl. Zehnder 1974, S. 116.
  13. Vgl. Rolf Wallrath (Hrsg.): Vor Stefan Lochner. Die Kölner Maler von 1300 bis 1430. Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum. Köln 1974, S. 87 f., Kat. Nr. 23 (Frank Günter Zehnder).
  14. Vgl. Alfred Stange: Köln, Niederrhein, Westfalen, Hamburg, Lübeck und Niedersachsen (= Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, Bd. 1). München 1967, S. 28 f., Nr. 40.
  15. Vgl. dagegen Wallraf-Richartz-Museum u. a. 2013, S. 242–245, Kat. Nr. 10 (Martin Schawe / Jaenine Walcher).
  16. Flügel eines Altars der Deutschordens-Kommende S. Katharina zu Köln: Hl. Katharina. In: Objektkatalog. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, abgerufen am 29. Februar 2024.
  17. Hl. Elisabeth mit Bettler. In: Objektkatalog. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, abgerufen am 26. Februar 2024.
  18. Vgl. Zehnder 1990, S. 491–494.
  19. Vgl. Wallraf-Richartz-Museum u. a. 2013, S. 214–217, Kat. Nr. 3 (Roland Krischel / Katja von Baum).
  20. Vgl. Rolf Wallrath (Hrsg.): Vor Stefan Lochner. Die Kölner Maler von 1300 bis 1430. Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum. Köln 1974, S. 88, Kat. Nr. 24 (Frank Günter Zehnder).
  21. Vgl. Zehnder 1990, S. 498–500.
  22. Vgl. Stange 1967, S. 29, Nr. 52.
  23. Vgl. Zehnder 1990, S. 127 f.
  24. Vgl. Wallraf-Richartz-Museum u. a. 2013, S. 218–221, Kat. Nr. 4 (Roland Krischel / Katja von Baum).
  25. Vgl. Rolf Wallrath (Hrsg.): Vor Stefan Lochner. Die Kölner Maler von 1300 bis 1430. Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum. Köln 1974, S. 89, Kat. Nr. 25 (Frank Günter Zehnder).
  26. Vgl. Zehnder 1990, S. 494–498.
  27. Grablegung des Hl. Laurentius. In: Objektkatalog. Germanisches Nationalmuseum, abgerufen am 16. Februar 2024.
  28. Vgl. Alfred Stange: Köln, Niederrhein, Westfalen, Hamburg, Lübeck und Niedersachsen (= Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, Bd. 1). München 1967, S. 28, Nr. 47.
  29. Altarflügel mit den Aposteln Philippus, Andreas, Matthäus und Thomas. In: Objektkatalog. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, abgerufen am 29. Februar 2024.
  30. Vgl. Alfred Stange: Köln, Niederrhein, Westfalen, Hamburg, Lübeck und Niedersachsen (= Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, Bd. 1). München 1967, S. 27 f., Nr. 46.
  31. Vgl. Zehnder 1990, S. 500–509.
  32. Vgl. Zehnder 1993, S. 306 f., Kat. Nr. 38 (Frank Günter Zehnder).
  33. Vgl. Rolf Wallrath (Hrsg.): Vor Stefan Lochner. Die Kölner Maler von 1300 bis 1430. Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum. Köln 1974, S. 85–87, Kat. Nr. 21 (Frank Günter Zehnder).
  34. Vgl. Zehnder 1974, S. 116.
  35. Vgl. Zehnder 1990, S. 316–323, hier insb. S. 319.
  36. Vgl. Wallraf-Richartz-Museum u. a. 2013, S. 238–241, Kat. Nr. 9 (Roland Krischel / Katja von Baum).
  37. Katja von Baum u. a.: Blattmetallauflagen, Verzierungstechniken und Farbauftrag. Die künstlerische Handschrift aus technologischer Sicht. In: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 1 (2012), S. 33–53, hier S. 50–53 ermittelten zwei Maler (Meister der hl. Veronika und Meister von St. Laurenz) und drei verschiedene Punzierer, die an der Fertigung des Retabels beteiligt gewesen sein sollen.