Melbach – Wikipedia

Melbach
Gemeinde Wölfersheim
Koordinaten: 50° 23′ N, 8° 48′ OKoordinaten: 50° 22′ 50″ N, 8° 48′ 30″ O
Höhe: 150 m ü. NHN
Fläche: 10,19 km²[1]
Einwohner: 1250 (2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 123 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 61200
Vorwahl: 06036

Melbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Wölfersheim im hessischen Wetteraukreis.

Geographische Lage

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Melbach befindet sich südlich von Wölfersheim, dem größten Ortsteil der gleichnamigen Gemeinde. Der Ort liegt an der Bundesstraße 455 sowie an der Bahnstrecke Friedberg–Wölfersheim-Södel (ehemalige Bahnstrecke Friedberg–Mücke) mit eigenem Bahnhof.

Ersterwähnung und Ortsnamen

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Der Name Melbach leitet sich ab von althochdeutsch malan = schwarz.[3] Zwischen 802 und 817, in der Amtszeit des fuldischen Abtes Ratgar, wird der Ort im Codex Eberhardi erstmals als „Melbbach“ genannt. "Walthere tradidit sancto Bonifacio bona sua im Melbbach." (Übersetzung: Walter schenkt dem heiligen Bonifatius seine Güter in Melbach).[4] In diese Zeit fällt auch die Ersterwähnung der nahe gelegenen Orte Berstadts und Grund-Schwalheims. Nach Kropat[5] ist mit Melbbach das heutige Melbach zu identifizieren. Die Datierung in die Amtszeit des Abtes Ratgar erfolgt nach Stengel.[6] Diese Schenkung ist zugleich ein Beleg für frühen Besitz des Klosters Fulda in Melbach.

Weitere historische Formen des Ortsnamens im Hochmittelalter sind:

  • um 1090 bis 1150 „Melpah[7]
  • 1206 „Melpach[8]

Melbacher Gericht und Gerichtsbuch

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Das freie Reichsdorf mit seiner Burg besaß ein eigenes Gericht, das vom Reich zunächst an die Herren von Carben, später an die Burggrafschaft Friedberg verpfändet wurde.[9] Südwestlich vor der Kirchenmauer standen die Gerichtslinde und der Gerichtstisch. Hier wurden seit 1341 Hubengerichte abgehalten. Die Gerichtslinde ist gefällt, der steinerne Gerichtstisch steht heute am Haag. Zum Melbacher Gericht gehörte auch die Wüstung Rode bei Wisselsheim. 1419: "zum Roide by Wissensheim im Melpächer Gericht",[10] 1420: by dem Rode in Melpechir gerichte.[11] Das Original des Gerichtsbuchs, begonnen 1475, befindet sich im Gemeindearchiv Wölfersheim. Der Inhalt wurde in Regestenform von dem ehemaligen Pfarrer Hermann Knodt veröffentlicht.[12] Der Titel des Gerichtsbuchs lautet: "Insatze des gerichts anno domini 1475." Das Gerichtsbuch beinhaltet neben den Festmachungen die Gerichtsordnung sowie den Schöffeneid und den Nachbareid von 1475.[13] Am Ende des Alten Reichs befand sich das Gericht in den Händen der Familie Wetzel genannt von Carben. Durch die langjährige Verpfändung galten sie als inzwischen als Ortsherren und das Gericht als Patrimonialgericht. 1806 gelangte Melbach an das Großherzogtum Hessen. 1822 schloss die Familie Wetzel genannt von Carben einen Vertrag mit dem Staat, der das Patrimonialgericht übernahm.

Kloster Altenberg

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Das Kloster Altenberg bei Wetzlar erhielt 1267 eine Stiftung der Elisabeth, Witwe des Friedberger Bürgers Wigand von Wetzlar, in der sie u. a. auch Güter zu Melbach dem Kloster vermachte. Dort waren ihre Töchter Berte und Elyzabeth Nonnen.[14] Das Klostergut in Melbach umfasste ca. 300 Morgen. 1749 wurde die Familie Leopard mit der Verwaltung des Klosterguts beauftragt. Nach der Säkularisation kam es in den Besitz der Fürsten zu Solms-Braunfels. Der bisherige Rentmeister Georg Caspar Leopard blieb in seinem Amt.[15]

Kloster Arnsburg

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Der große Grundbesitz des Klosters Arnsburg gehörte wohl teilweise zur Erstausstattung des Klosters im 12. Jahrhundert. Ein weiterer bedeutender Teil des Klosterbesitzes stammt aus dem Besitz des Friedberger Bürgers Rudolf Rule. Dieser war u. a. Bischof von Verden an der Aller. Die Güter lagen in Melbach sowie dem später wüst gefallenen Heyenheim.

Während des Siebenjährigen Krieges und der Napoleonischen Kriege wurden besonders die großen Hofgüter des Ortes zu Fuhrdiensten und Abgaben verpflichtet.

1806 befand sich Melbach im Besitz der Familie von Wetzel genannt von Carben.[16] In diesem Jahr fiel Melbach durch die Rheinbundakte[17] an das Großherzogtum Hessen, das den Ort in das Fürstentum Oberhessen (ab 1816: Provinz Oberhessen) eingliederte. Die Patrimonialgerichtsbarkeit der Wetzel genannt von Carben bestand aber zunächst fort.

1820 bis 1822 kam es zu einer Verwaltungsreform im Großherzogtum. Mit ihr wurden nun auch auf unterer Ebene Rechtsprechung und Verwaltung getrennt. Für die Verwaltungsaufgaben wurden Landratsbezirke geschaffen, für die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichte.[18] Melbach wurde 1821 hinsichtlich der Verwaltung in den Landratsbezirk Butzbach eingegliedert, zunächst allerdings „mit Vorbehalt der patrimonialgerichtsherrlichen Polizeibefugnisse“.[18] Dieser Vorbehalt fiel erst, als der Staat ein Jahr später das Patrimonialgericht aus den Händen der Familie Wetzel genannt von Carben übernahm.[19]

Während des Oberhessischen Kartoffelkrieges im September 1830 schlugen die obrigkeitstreuen Bauern und Bürger von Melbach, Södel und Wölfersheim die Rebellen im Feld bei Melbach zurück und nahmen die Anführer fest. Aufgrund eines Missverständnisses richteten dann hessische Soldaten, die aus Butzbach gekommen waren, das Blutbad von Södel an.[20]

Das moderne Melbach

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In Melbach steht im Nordosten des Dorfes eines der ältesten hessischen Dorfgemeinschaftshäuser. Daneben wurde die Kita „Räuberhöhle“ erbaut. Im Ortskern, westlich der Kirche, steht das moderne Feuerwehrhaus. Am östlichen Ortsrand in Richtung Weckesheim besitzt Melbach ein großes Sportgelände.

Die Gemeinde Wölfersheim fusionierte im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis zum 31. Dezember 1970 mit den bis dahin selbständigen Gemeinden Melbach, Södel und Wohnbach zur Großgemeinde Wölfersheim.[21]

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Melbach 1263 Einwohner. Darunter waren 39 (3,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 222 Einwohner unter 18 Jahren, 516 zwischen 18 und 49, 279 zwischen 50 und 64 und 245 Einwohner waren älter.[22] Die Einwohner lebten in 510 Haushalten. Davon waren 111 Singlehaushalte, 165 Paare ohne Kinder und 183 Paare mit Kindern, sowie 42 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 93 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 333 Haushaltungen lebten keine Senioren.[22]

Einwohnerentwicklung
Melbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
  
509
1840
  
481
1846
  
515
1852
  
542
1858
  
538
1864
  
501
1871
  
503
1875
  
454
1885
  
504
1895
  
554
1905
  
629
1910
  
662
1925
  
748
1939
  
774
1946
  
1.202
1950
  
1.145
1956
  
1.045
1961
  
1.013
1967
  
1.049
1970
  
1.019
1980
  
1.239
1985
  
1.199
1990
  
1.222
1995
  
1.239
2000
  
1.218
2005
  
1.284
2011
  
1.263
2020
  
1.236
2022
  
1.250
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[22]; Gemeinde Wöllersheim[23][24]; 2022[2]
Historische Religionszugehörigkeit
• 1961: 798 evangelische (= 78,78 %), 208 katholische (= 20,43 %) Einwohner[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Evangelisch-lutherische Kirche in Melbach
Wasserwerk

Vereine und Organisationen

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  • 1. Melbacher Carneval Club
  • Ev. Posaunenchor Södel/Melbach
  • Freiwillige Feuerwehr Melbach
  • Gesangverein „Liederkranz Melbach“ 1919 e. V. Der Gesangverein ist sehr wahrscheinlich schon 1815 gegründet worden und damit sicher der älteste Verein in Melbach. Eine Vereinsfahne aus dem 19. Jahrhundert hat sich erhalten. Sie trägt die Inschrift "Gesangverein Melbach 1861" unter einer Lyra. Auf der anderen Seite zeigt die Fahne einen doppelköpfigen Adler.
  • Landfrauenverein Melbach
  • Ortsbauernverband Melbach
  • Seniorenclub Melbach
  • SG 1927 Melbach (Fußball)
  • SPD Ortsbezirk Melbach
  • Tischtennisclub 1978 Melbach
  • Turngemeinde 1891 Melbach
  • VdK Ortsverband Melbach
  • Vereinsgemeinschaft Melbach

Persönlichkeiten

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  • August Görtz (1795–1864), hessischer Beamter und Politiker
  • Christoph Keil (1805–1872), hessischer Abgeordneter und 1843 bis 1872 Bürgermeister in Melbach
  • Georg Caspar Leopard (1749–1834), Solms-Braunfelsischer Verwalter, Hofgutbesitzer, Verfasser wissenschaftlicher Werke zur Landwirtschaft.
  • Christian Aledter: Die historische Gemeinde Melbach bis zu ihrer Eingemeindung in die Großgemeinde Wölfersheim 1970. Wölfersheim 1980.
  • Hermann Knodt: Das Melbacher Gerichtsbuch. In: Wetterauer Geschichtsblätter. 9, 1960, S. 45–78.
  • Manfred Preiß: Familienbuch der evangelischen Kirchengemeinde Melbach. Friedberg 2018.
  • Eugen Rieß: Kirchengeschichte von Melbach in der Wetterau. Friedberg 2016.
  • Eugen Rieß: Melbach – Meelbach – Melpach – Melbbach. 1200 Jahre mitten in der Wetterau. Eine Ortsgeschichte. Wölfersheim 2018.
  • Dieter Wolf: Dorfbefestigung: Haingraben, Zäune und feste Pfortenbauten. in: Eugen Rieß, Melbach, S. 285–316.
  • Literatur über Melbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Melbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Melbach, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Wetteraukreis: Bevölkerung: Einwohner/-innen nach Ortschaften. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2023; abgerufen im Mai 2024.
  3. "Der Gewässername Schwarzbach ist üblich." (Jürgen Steen: Königtum und Adel in der frühmittelalterlichen Siedlungs-, Sozial- und Agrargeschichte der Wetterau. Frankfurt am Main 1917 (= Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main. 14). 1979, ISBN 3-7829-0223-8, S. 175.)
  4. Heinrich Meyer zu Ermgassen: Codex Eberhardi. Band 1 II, Nr. 171, S. 212 fol. 112 rb = Ernst Friedrich Johann Dronke: Traditiones et Antiquitates Fuldensis (TAF). Fulda 1844, Capitulum 42, Nr. 171.
  5. Wolf-Arno Kropat: Reich, Adel und Kirche in der Wetterau von der Karolinger- bis zur Stauferzeit. (= Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde. 28).
  6. Edmund Ernst Stengel: Urkundenbuch des Klosters Fulda. Band I,2, Marburg 1956, S. 435, Nr. 331.
  7. Heinrich Meyer zu Ermgassen: Codex Eberhardi. Band 1, S. 333 = TAF, Capitulum 25, S. 60.
  8. Hans Otto Keunecke: Die Münzenberger. Quellen und Studien zur Emancipation einer Reichsdienstmannenfamilie. (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. 35). Darmstadt/ Marburg 1978, S. 149, Nr. 180.
  9. Erhard Nietzschmann: Die Freien auf dem Lande. Ehemalige deutsche Reichsdörfer und ihre Wappen. Melchior, Wolfenbüttel 2013, ISBN 978-3-944289-16-8, S. 53.
  10. Georg Landau: Beschreibung des Gaues Wettereiba. Kassel 1855, S. 14.
  11. Ludwig Baur: Urkundenbuch des Klosters Arnsburg. Darmstadt 1851, Nr. 1172.
  12. Hermann Knodt: Das Melbacher Gerichtsbuch. In: Wetterauer Geschichtsblätter. 9, 1960, S. 45–78.
  13. Hermann Knodt: Das Melbacher Gerichtsbuch. In: Wetterauer Geschichtsblätter. 9, 1960, S. 45.
  14. Heinrich Eduard Scriba: Oberhessische Regesten. Nr. 721, S. 57.
  15. Eugen Rieß: Kirchengeschichte Melbach. S. 61.
  16. L. Ewald: Beiträge zur Landeskunde. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landes-Statistik (Hg.): Beiträge zur Statistik des Grossherzogthums Hessen. Jonghaus, Darmstadt 1862, S. 56.
  17. Art. 25 Rheinbundakte.
  18. a b Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (409–410) (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  19. Die Abtretung der Freiherrlich von Wetzelschen patrimonialgerichtsherrlichen Gerechtsame in dem Orte Mehlbach an den Staat betreffend vom 27. Februar 1822. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 10 vom 13. März 1822, S. 149.
  20. Manfred Köhler: Das Blutbad von Södel am 1. Oktober 1830. In: Eugen Rieß: 1200 Jahre Södel. Band 1: Die 'Geschichte. Rockenberg 2001, S. 177 ff.
  21. Zusammenschluß der Gemeinden Melbach, Södel, Wohnbach und Wölfersheim im Landkreis Friedberg zur Gemeinde „Wölfersheim“ vom 5. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 3, S. 110, 110 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,5 MB]).
  22. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 108, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  23. Einwohnerzahlen HW. In: Webauftritt. Gemeinde Wölfersheim, archiviert vom Original am 26. August 2016; abgerufen im November 2018.
  24. Kommunale Bilanz 2020. In: Webauftritt. Gemeinde Wölfersheim, S. 7, abgerufen im Mai 2024.