Menschlicher Schutzschild – Wikipedia

Als menschlichen Schutzschild bezeichnet man das absichtliche Platzieren von Nichtkombattanten innerhalb, in der Nähe oder vor einem militärischen Ziel, um den Gegner so von einem Angriff abzuhalten.[1] Die Verwendung menschlicher Schutzschilde ist nach den Genfer Konventionen illegal.

Es gilt zwischen freiwillig gestellten und erzwungenen Menschlichen Schutzschilden zu unterscheiden. So können Menschliche Schutzschilde zum Schutz einsatzbereiter Waffen und Waffenlager eingesetzt werden.[2] Dies gilt als besonders grausame Art der Kriegführung, da Zivilisten und allgemein Nichtkombattanten einem sehr hohen Risiko ausgesetzt werden. Teilweise wird hierbei auch expliziter Zwang angewendet. So ist es vorgekommen, dass Menschen angekettet wurden. Die Angreifer werden vor die Wahl gestellt, entweder Unschuldige umzubringen oder von einem Angriff auf das militärische Ziel abzusehen – mit den möglichen (militärischen) Folgen.[3] Die Nutzung Menschlicher Schutzschilde zur Erlangung Militärischer Ziele gilt laut dem Römischen Statut des Internationalen Strafgerichtshofs als Kriegsverbrechen.[4] Menschliche Schutzschilde wurden von Friedensaktivisten aber auch schon freiwillig gestellt.[5]

Im Israelisch-Palästinensischen Konflikt

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Laut Israelischen Angaben forderten im Gazastreifen, die islamistischen Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad sowie der Fernsehsender al-Aqsa TV während der Operation Protective Edge 2014 die Zivilbevölkerung mehrfach zur Formierung menschlicher Schutzschilde auf, um bestimmte Gebäude vor der Zerstörung durch die Israelischen Streitkräfte zu schützen.[6] Waffenlager der Hamas befinden sich regelmäßig in zivilen Einrichtungen oder in deren Nähe, und auch der Raketenbeschuss auf Israel wird aus dichtbesiedeltem Gebiet vorgenommen. Auch im Zuge des Terrorangriffs auf Israel 2023 und des daraus folgenden Krieges in Gaza bedient sich die den Gazastreifen beherrschende Organisation systematisch dieser Methode. Dieser Missbrauch der palästinensischen Zivilbevölkerung stellt gemäß der deutsch-schweizerischen Völkerrechtlerin Anne Peters ein Kriegsverbrechen dar.[7] Die US-amerikanische Studentin Rachel Corrie wurde durch einen Israelischen Bulldozer getötet, wie sie im März 2003 ein palästinensisches Haus vor der Zerstörung bewahren wollte.[8] Im Juni 2024 haben die Vereinten Nationen (UNO) den Israelischen Streitkräfte vorgeworfen, Palästinenser als Schutzschilde im Westjordanland missbraucht zu haben.[9]

Vor dem Golfkrieg im Jahre 2003, reisten Friedensaktivisten in den Irak um den Krieg zu verhindern.[10][11]

  • Glenda Lockwood, Christopher Mowbray: Mein Kind, ein menschlicher Schutzschild. Luebbe, Bergisch Gladbach 1991, ISBN 3-404-61227-2.
  • Thomas Darnstädt: Da gilt Kriegsrecht. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2009 (online).
Commons: Menschlicher Schutzschild – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: menschlicher Schutzschild – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Vgl. für den Rückzug der deutschen Truppen in der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs: Kathrin Janka, Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“: Geraubte Leben. Zwangsarbeiter berichten. Böhlau Verlag, Köln/Weimar 2008, ISBN 978-3-412-20092-3, S. 247
  2. Gregoria Palomo Suárez: Kindersoldaten und Völkerstrafrecht. Die Strafbarkeit der Rekrutierung und Verwendung von Kindersoldaten nach Völkerrecht. BWV Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8305-1651-4, S. 221.
  3. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (Hrsg.:) Internationale Politik. Band 61, 2006, Ausgaben 5–8, S. 30, ISSN 0014-2476.
  4. By Putting Civilians In Harm’s Way To Get To Militants, Army Violates Laws To Which India Is A Signatory. Abgerufen am 2. Juli 2024.
  5. Neve Gordon, Nicola Perugini: Human Shields, a history of people in the line of fire. In: University of California Press. 2020, S. 4, abgerufen am 1. Juli 2024 (englisch).
  6. Bericht über Aufruf zum menschlichen Schutzschild (Memento des Originals vom 23. Januar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.terrorism-info.org.il auf al-Aqsa TV
  7. Heinrich Wefing: Darf man Leid aufrechnen? Recht auf Selbstverteidigung, Mitleid für Gaza – Israels Reaktion auf den Terrorangriff stellt nicht nur die eigene Armee vor grauenhafte Dilemmata. In: Die Zeit, Ausgabe Nr. 44, 19. Oktober 2023, S. 3.
  8. Promoting Impunity: The Israeli Military's Failure to Investigate Wrongdoing. Abgerufen am 2. Juli 2024 (englisch).
  9. Julian Borger: ‘Unprecedented scale’ of violations against children in Gaza, West Bank and Israel, UN report says. In: The Guardian. 11. Juni 2024, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 23. Juni 2024]).
  10. Human shield protest in Iraq: Ask campaign leader. 16. Januar 2003 (bbc.co.uk [abgerufen am 2. Juli 2024]).
  11. Human Shield Action to Iraq. Abgerufen am 2. Juli 2024.