Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change – Wikipedia

Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC)
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC)
MCC am EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg
Träger: Stiftung Mercator und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Standort der Einrichtung: Berlin
Art der Forschung: Anwendungsorientierte Grundlagenforschung
Fächer: Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften
Leitung: Ottmar Edenhofer; Brigitte Knopf (Generalsekretärin)
Mitarbeiter: ca. 50
Homepage: https://www.mcc-berlin.net

Das Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) forscht und berät zu der Frage, wie frei verfügbare und weltweit wichtige Naturressourcen (z. B. die Atmosphäre und die Meere) gemeinsam zu nutzen und trotzdem zu schützen sind. Ein Hauptthema ist dabei die Vereinbarkeit von Wirtschaftswachstum, nachhaltiger Entwicklung und Klimaschutz.

Das Institut mit Sitz auf dem EUREF-Campus in Berlin wurde 2012 von der Stiftung Mercator und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gegründet. Das Forscherteam ist interdisziplinär aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zusammengesetzt. Im Jahresdurchschnitt 2023 waren am MCC 66 Mitarbeiter beschäftigt.[1] Direktor ist der Klimaökonom Ottmar Edenhofer, Co-Leiter sind die Klimaökonomen Sabine Fuss und Matthias Kalkuhl.

Die Arbeit des MCC gliedert sich in zwei Bereiche: Forschung und Politik-Dialog. Ziel ist es, fächerübergreifend Einsichten zu gewinnen und als Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu vermitteln. Den Schwerpunkt hierfür bilden die globalen Gemeinschaftsgüter (d. h. natürliche Ressourcen wie z. B. Atmosphäre, Land, Meere und Wälder) und die Annahme, dass für deren nachhaltige Nutzung eine weltweite Zusammenarbeit unabdingbar ist.

Versteht man beispielsweise die Atmosphäre als globales Gemeinschaftsgut, so wird sie nicht einzig national, lokal oder regional verortet, sondern gehört allen. In diesem Fall benötigt man auch übergeordnete Regeln für alle, damit diese Ressource nicht übernutzt wird (vgl. Tragik der Allmende). Weitere Beispiele hierfür sind die Überfischung der Weltmeere oder die Plünderung von Wildtiervorkommen.

Auch die mangelnde Verfügbarkeit öffentlicher Güter, die Zugang bieten zu Gesundheitsversorgung, Bildung, sauberem Wasser uvm., sogenannte soziale Gemeinschaftsgüter, sind wesentliche Inhalte der Arbeit des MCC.

Basierend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen werden mögliche Lösungen identifiziert, evaluiert und bereitgestellt.

Im August 2020 wurde die damalige MCC-Generalsekretärin Brigitte Knopf in den Expertenrat für Klimafragen (Klimarat) berufen.[2][3]

Im März 2022 wurde MCC-Direktor Ottmar Edenhofer in den European Scientific Advisory Board on Climate Change (ESABCC) berufen, wo er der Vorsitzende ist.[4][5]

MCC-Definition von Globalen Gemeinschaftsgütern

Die Forschung des MCC ist in sechs Arbeitsgruppen und ein Policy Evaluation Lab unterteilt:[6]

  1. Wirtschaftswachstum und menschliche Entwicklung: Diese Arbeitsgruppe untersucht den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum, Klimawandel und nachhaltiger Entwicklung mit begrenzten natürlichen Ressourcen.
  2. Klimaschutz und Entwicklung: Diese Arbeitsgruppe untersucht das Zusammenspiel zwischen nachhaltigen Entwicklungsprozessen und Klimaschutz. Die Rolle von Strukturwandel steht dabei im Fokus.
  3. Landnutzung, Infrastruktur und Transport: Diese Arbeitsgruppe untersucht die Dynamiken von Urbanisierung, Transportsystemen, Bodenrenten und alternativen Formen von Landnutzung.
  4. Nachhaltiges Ressourcenmanagement und globaler Wandel: Diese Arbeitsgruppe untersucht Mechanismen und Design von Instrumenten und Lösungsansätzen für nachhaltiges Ressourcenmanagement und Bereitstellung öffentlicher Güter.
  5. Governance: Diese Arbeitsgruppe analysiert Optionen der Governance globaler Gemeinschaftsgüter. Im Fokus stehen die für Klimapolitik relevanten Akteure und Institutionen auf verschiedenen Ebenen.
  6. Angewandte Nachhaltigkeitsforschung: Diese Arbeitsgruppe untersucht, wie wissenschaftliche Erkenntnisse für die Klimapolitik zusammengestellt und nutzbar gemacht werden können.

Das Policy Evaluation Lab verbindet moderne Methoden der Kausal- und Wohlfahrtsanalyse mit den neuen Möglichkeiten von Big Data und maschinellem Lernen. Ziel ist es, die Politikgestaltung bei drängenden umweltpolitischen Herausforderungen evidenzbasiert zu unterstützen.

Neben der wissenschaftlichen Forschung steht die politische Beratung im Mittelpunkt der Arbeit des MCC. Ein methodisches Merkmal ist, dass beide Bereiche aufeinander aufbauen und eine Art Kreislauf bilden: Die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse bilden die Grundlage der Beratungsarbeit („Politik-Dialog“) und auch die Beratung selbst wird zum Forschungsgegenstand, indem sie kontinuierlich wissenschaftlich evaluiert wird.

Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung sind langfristige und komplex miteinander verwobene Themen. Nutzt man z. B. Biomasse zur Erzeugung „sauberer“ Energie, um die Erderwärmung zu beschränken, kann dies unter Umständen zu einer zunehmenden Entwaldung, Verlust der Artenvielfalt oder steigenden Nahrungsmittelpreisen führen.

Eine Herausforderung der Klimapolitik: Im Boden sind noch große Mengen fossiler Rohstoffe vorhanden, die überwiegend dort verbleiben müssen, da der Deponieraum für CO2 in der Atmosphäre begrenzt ist.

Diese Komplexität möglicher Konsequenzen (klima-)politischen Handelns erfordert sowohl eine vorausschauende, als auch eine internationale Betrachtung. Hierbei kann es Aufgabe der Wissenschaft sein, fundierte Informationsgrundlagen bereitzustellen, ohne Politikentscheidungen vorzugeben. Die Zielgruppen der politischen Beratung des MCC sind z. B. Entscheidungsträger in internationalen Organisationen, Parlamenten und der öffentlichen Verwaltung sowie andere Interessenvertreter bei Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen.[7] Eine Querschnittseinheit „Policy Unit“ liefert – auf Grundlage der wissenschaftlichen Expertise und in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen des MCC – übergreifende Analysen und Impulse für den öffentlichen Diskurs. Die zentrale Aufgabe ist es, die Schnittstelle des Instituts zu Politik und Gesellschaft strategisch auszurichten und inhaltlich zu gestalten.[8]

  • F. Creutzig, N. H. Ravindranath, G. Berndes u. a.: Bioenergy and climate change mitigation: an assessment. In: GCB Bioenergy. Jg. 5, Nr. 7, 2015, S. 916–944. (PDF, 1,26 MB, englisch. doi:10.1111/gcbb.12205)
  • F. Creutzig, G. Baiocchi u. a.: A Global Typology of Urban Energy Use and Potentials for an Urbanization Mitigation Wedge. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Jg. 20, Nr. 112, 2015, S. 6283–6288. (PDF 954 kB, englisch. doi:10.1073/pnas.1315545112)
  • O. Edenhofer, C. Flachsland, M. Jakob, K. Lessmann: The atmosphere as a global commons: challenges for international cooperation and governance. In: The Oxford Handbook of the Macroeconomics of Global Warming. Oxford Univ. Press, Oxford u. a. 2015, ISBN 978-0-19-985697-8, S. 260–296.
  • O. Edenhofer, M. Jakob, F. Creutzig, C. Flachsland u. a.: Closing the emission price gap. In: Global Environmental Change. Nr. 31, 2015, S. 132–143. doi:10.1016/j.gloenvcha.2015.01.003 Überarbeitetes Manuskript (PDF 692 kB, englisch)
  • O. Edenhofer, M. Kowarsch: Cartography of pathways: A new model for environmental policy assessments. In: Environmental Science & Policy. Nr. 51, 2015, S. 56–64. doi:10.1016/j.envsci.2015.03.017 Zusammenfassung, englisch.
  • S. Fuss, J. G. Canadell, G. P. Peters, M. Tavoni u. a.: Betting on negative emissions. In: Nature Climate Change. Jg. 10, Nr. 4, 2014, S. 850–853. doi:10.1038/nclimate2392
  • M. Jakob, C. Chen, S. Fuss, A. Marxen, N. Rao, O. Edenhofer: Carbon Pricing Revenues Could Close Infrastructure Access Gaps. In: World Development. Nr. 84, August 2016, S. 254–265. doi:10.1016/j.worlddev.2016.03.001
  • M. Jakob, O. Edenhofer: Green growth, degrowth, and the commons. In: Oxford Review of Economic Policy. Nr. 30, 2014, S. 447–468. doi:10.1093/oxrep/gru026 Zusammenfassung englisch
  • D. Klenert, L. Mattauch, O. Edenhofer, K. Lessmann: Infrastructure and Inequality: Insights from Incorporating Key Economic Facts about Household Heterogeneity. Working Paper Version (PDF, 383 kB, englisch)
  • D. Klenert, L. Mattauch: How to make a carbon tax reform progressive: The role of subsistence consumption. In: Economics Letters. Nr. 138, Januar 2016, S. 100–103. (PDF; 341 kB, englisch)
  • Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change: MCC Evaluation Report. Berlin März 2016. Abgerufen am 3. Juni 2016 (PDF; 6 MB, englisch)
  • J. C. Steckel, O. Edenhofer, M. Jakob: Drivers for the renaissance of coal. In: Proceedings of the National Academy of Sciences.Vol. 29, Nr. 112, 6. Juli 2015, S. E3775–E3781. (PDF, 1,13 MB, englisch) doi:10.1073/pnas.1422722112
  • C. Von Stechow, D. McCollum, K. Riahi, J. C. Minx u. a.: Integrating global climate change mitigation goals with other sustainability objectives: a synthesis. In: Annual Review of Environment and Resources. Nr. 40, 2015, S. 363–394. doi:10.1146/annurev-environ-021113-095626

Einzelnachweise

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  1. Website des MCC. Abgerufen am 10. Juni 2024.
  2. Bundesregierung beruft Expertenrat für Klimafragen - BMU-Pressemitteilung. Abgerufen am 14. August 2020.
  3. Malte Kreutzfeldt: Klimaschutzziele in Deutschland: Regierung besetzt Klimarat. In: Die Tageszeitung: taz. 12. August 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. August 2020]).
  4. Europäische Union beruft Edenhofer in wissenschaftlichen Beirat zum Klimawandel. Abgerufen am 10. Juni 2024 (deutsch).
  5. EU Climate Advisory Board chair elected — European Environment Agency. Abgerufen am 10. Juni 2024 (englisch).
  6. Website des MCC - Thema Arbeitsgruppen. Abgerufen am 10. Juni 2024.
  7. Evaluationsbericht. (PDF) MCC, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juni 2016; abgerufen am 6. Juni 2016 (englisch).
  8. Policy Unit. Abgerufen am 10. Juni 2024.
  9. Deutsche Welle: Food for thought on hunger – Globalization – DW.COM – 26. Mai 2016. In: dw.com. 26. Mai 2016, abgerufen am 29. Mai 2016 (englisch).
  10. dpa: Pariser Hype: Was bleibt? In: handelsblatt.com. 21. April 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
  11. Benjamin von Brackel: Klimavertrag: CO2 sparen reicht nicht mehr. In: fr-online.de. 20. April 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
  12. UN-Entwicklungsziele: Klimapolitik darf nicht egoistisch sein. In: zeit.de. 30. März 2016, abgerufen am 29. Mai 2016.
  13. Importabhängig: Viele Entwicklungsländer riskieren Hunger. In: euractiv.de. 9. März 2016, abgerufen am 2. Juni 2016.
  14. Mehr Mut: Der Verkehr darf den Klimaschutz nicht länger aufhalten. In: wiwo.de. 29. Dezember 2015, abgerufen am 2. Juni 2016.
  15. CO2-Ausstoß: Verkehrs-Emissionen bis 2050 halbierbar. In: Spiegel Online. 20. November 2015, abgerufen am 2. Juni 2016.
  16. Joachim Müller-Jung: Is it time for reform at the IPCC? In: theguardian.com. 4. November 2015, abgerufen am 2. Juni 2016 (englisch).
  17. Rosie Scammell: Vatican enlists 'secular Jewish feminist' Naomi Klein in environmental fight. In: washingtonpost.com. 1. Juli 2015, abgerufen am 2. Juni 2016 (englisch).
  18. Low-energy urbanisation 'can help climate goals' - BBC News. In: bbc.com. 13. Januar 2015, abgerufen am 2. Juni 2016 (englisch).
  19. Christopher Schrader: Energieverbrauch – Der Hunger des Molochs. In: sueddeutsche.de. 16. Januar 2015, abgerufen am 2. Juni 2016.
  20. Damian Carrington: Leave fossil fuels buried to prevent climate change, study urges. In: theguardian.com. 8. Januar 2015, abgerufen am 2. Juni 2016 (englisch).
  21. Fixing Climate Change May Add No Costs, Report Says. In: nytimes.com. 16. September 2014, abgerufen am 2. Juni 2016 (englisch).