Militärflugplatz Gjadër – Wikipedia
Militärflugplatz Gjadr | |
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Shenyang F-6 in einer Kaverne des Flugplatzes Gjadër | |
Kenndaten | |
ICAO-Code | LAGJ |
Koordinaten | 41° 53′ 43″ N, 19° 35′ 55″ O |
Höhe über MSL | 6 m (20 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Entfernung vom Stadtzentrum | 10 km südlich von Lezha |
Basisdaten | |
Eröffnung | 1974[1] |
Betreiber | Albanische Luftstreitkräfte |
Start- und Landebahnen | |
16/34 | 2840 m × 60 m Beton |
17/35 | 2200 m × 25 m Beton |
Der Militärflugplatz Gjadër (albanisch Aerodromi ushtarak i Gjadrit, auch Baza ajrore e Gjadrit, ICAO-Code: LAGJ), auch Militärflugplatz Lezha-Zadrima ist ein ehemaliger Militärflugplatz der Albanischen Luftstreitkräfte in der Zadrima nördlich von Lezha in Nordalbanien.
Lage und Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Flugplatz liegt in Nordalbanien in der flachen Zadrima-Ebene zwischen den Städten Lezha und Shkodra. Gleich an den Flugplatz angrenzend liegt das Dorf Gjadër. Dieses wird vom alten Flusslaufes des Drin und dessen Nebenfluss Gjadër durchflossen. Dorfstraßen und die Nationalstraße SH29 kreuzen die Nebenpiste.
Rund 400 bis 600 Meter westlich der Hauptpiste verläuft die schmale Nebenpiste. Sie dient auch als Rollbahn zum nördlichen Ende der Hauptpiste. Eine weitere Rollbahn verbindet die Pisten an ihren südlichen Enden. Eine dritte verläuft westlich parallel zur Hauptpiste.
Rund 1,4 Kilometer südwestlich der Hauptpiste respektive 400 Meter südlich der Nebenpiste befindet sich eine unterirdische Flugzeugkaverne im Hügelzug des Mali i Kakarriqit (398 m ü. A.), der die Ebene im Westen begrenzt.[2] Der 14 Meter breite und halbkreisförmige Bunker hatte zwei Eingänge. Er bot Platz für bis zu 50 Düsenjets.[3]
Bei der Kaverne lag auch die Militärbasis. Kurz nach der Kaverne überquert die Rollbahn den Drin.
Rund einen Kilometer östlich der Hauptpiste verläuft die wichtigste Nord-Süd-Achse SH1.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anfangsjahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die im Jahr 1951 gegründete albanische Luftwaffe war anfangs nur in Lapraka bei Tirana stationiert.[4] 1955 wurde der Militärflugplatz Kuçova im südlichen Mittelalbanien in Betrieb genommen. Der neue Flughafen Tirana, der 1958 bei Rinas eröffnet wurde, wurde sowohl militärisch als auch zivil genutzt.[5]
Um den nordalbanischen Luftraum besser gegen Eindringlinge – insbesondere Verletzungen durch die jugoslawische Luftwaffe – zu schützen, wurde 1969 mit dem Bau eines Militärflugplatzes in Gjadër begonnen.[3] Unterstützung dabei kam von der Volksrepublik China.[6] Mit der Shenyang F-6 kamen die damals modernsten Flugzeuge der albanischen Luftwaffe in Gjadër zum Einsatz.[4] In Gjadër wurde ein neu gegründetes Fliegerregiment stationiert.[1] In den Folgejahren wurden weitere Flugzeuge – Shenyang FT-5, Chengdu F-7A und mehr F-6 – von Tirana und Kuçova nach Gjadër verlegt.[4]
Transformationsjahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Luftwaffe nutzte die Basis mindestens bis 1993.[3] 1992 war es noch zu einem Zwischenfall mit einer FT-5 gekommen, die ein Problem mit dem Fahrgestell hatte. Die Piloten konnten das Flugzeug im Gras neben der Piste auf dem Bauch landen.[7]
Anfang 1994 richteten sich Amerikaner auf dem Militärflugplatz Gjadër ein. Die CIA stationierte zwei unbemannte Luftfahrzeuge (Drohnen) vom Typ Gnat 750 und eine Bodenstation für Satellitenkommunikation, um während des Bosnienkriegs Aufklärungsflüge über Bosnien und Herzegowina und Jugoslawien durchzuführen. Eine Schweizer RG-8A Condor, die als fliegende Kommunikationsstation eingesetzt, konnte die Operation auch nicht retten, die unter schlechtem Wetter und Problemen mit der Satellitenkommunikation litt.[3]
Von April bis November 1995 nutzte die US Air Force die Basis. Sie flog mit Predator-Drohnen Aufklärungsflüge über dem Kriegsgebiet in Bosnien. Das Material wurde mit einer C-130 Hercules eingeflogen. Über 70 Amerikaner waren in Gjadër stationiert.[3][4]
Während des bürgerkriegsähnlichen Lotterieaufstands im Jahr 1997 wurde der Flugplatz von Zivilpersonen gestürmt und mehrere Gebäude, darunter der Kontrollturm, wurden zerstört. Am 16. März 1997 haben sich die Soldaten vom Stützpunkt zurückgezogen. Reparaturarbeiten wurden in der Folge nicht durchgeführt. Im Jahr 2000 wurde der Flugbetrieb offiziell eingestellt.[3]
Brachliegendes Gelände
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Kavernen von Gjadër wird noch immer altes Fluggerät gelagert. Soldaten sind dort keine mehr stationiert.[4] Es gibt keine aktuellen Pläne, den Flughafen zu reaktivieren.[8]
Das Dorf Gjadër hat sich zwischenzeitlich weit in das Gelände des Militärflugplatzes ausgedehnt. Neben der alten Nebenpiste und den Rollwegen stehen heute Wohnhäuser.[9]
Die Hauptpiste wurde von jungen Männern aus den Städten der Umgebung gerne für nächtliche Autorennen genutzt.[9]
2014 wurden die Pisten des Flugplatzes vom Staat mit Betonblöcken blockiert, nachdem publik geworden war, dass wiederholt Drogenschmuggler den brachliegenden Flugplatz – nebst anderen im Land – genutzt hatten.[10]
Italienisches Lager für Migranten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ende 2023 schlossen Italien und Albanien ein Abkommen, dass Migranten, die von italienischen Schiffen aus dem Mittelmeer gerettet werden, nach Albanien verbracht werden sollen, bis ihre Asylanträge von Italien bearbeitet sind. Ende März 2024, nachdem die Gerichte und Parlamente beider Länder das Abkommen gutgeheißen hatten, begannen auf dem Militärgelände im Bereich zwischen Fluss und Hügel die Bauarbeiten für die Unterkunft.[11] Die in internationalen Gewässern aufgegriffenen Bootsflüchtlinge erreichen Albanien im Hafen von Shëngjin, wo sie registriert werden. In Gjadër werden innert 28 Tagen die Asylanträge bearbeitet. Das Bearbeitungszentrum wird von italienischen Behörden betrieben, die Asylanträge nach italienischem Recht beurteilt. Die im Oktober 2024 in Betrieb genommene Anlage ist für 880 Asylbewerber ausgelegt, aber ein Ausbau für bis zu 3000 Personen ist möglich. Die Migranten können die Anlage nicht verlassen. Eine weitere Abteilung bietet Platz für 144 Asylbewerber mit negativem Bescheid, die auf ihre Rückführung warten. Im Gefängnistrakt können 20 Personen untergebracht werden.[12][13][14]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Han de Ridder: Gjadër-Zadrima air base auf YouTube, 29. September 2014.
- Abandoned forgotten & little known airfields in Europe: Gjadër (englisch)
- Protocol between the Government of the Italian Republic and the Council of Ministers of the Albanian Republic (PDF) – Übersetzung des Odysseus Academic Network der albanisch-italienischen Vereinbarung über die Migrantenzentern in Albanien
- Digitalb: Enigma: Baza ajrore Gjadër auf YouTube, 3. Januar 2017 (albanische TV-Dokumentation, nicht mehr online verfügbar).
- Associated Press: Albania: Gjader: US Airforce Predator Robot Plane auf YouTube, 21. Juli 2015 (Bildmaterial von 1995 aus den Archiven von AP).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Air Force History. In: Armed Forces of Albania. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2019; abgerufen am 11. August 2019 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Offizielle Karte 1:50'000 des militärischen kartographischen Amtes Albaniens, Blatt K-34-76-A Barbullushi, 2. Auflage 1988.
- ↑ a b c d e f Gjadër. In: Abandoned, Forgotten, & Little Known Airfields in Europe. 25. Dezember 2018, abgerufen am 10. Mai 2020 (englisch).
- ↑ a b c d e Albanian Military Air Bases and Airfields. In: aeroflight.co.uk. Abgerufen am 10. Mai 2020 (englisch).
- ↑ Rezarta Delisula: Tirana-Mahnia. Maluka, Tirana 2018, ISBN 978-9928-26018-5, Albania in the 30s, where aircrafts replaced cars, S. 71–73.
- ↑ Digitalb: Enigma: Baza ajrore Gjadër auf YouTube, 3. Januar 2017.
- ↑ Chronological Listing of Albanian Ejections and Losses (englisch) ( vom 22. November 2010 im Internet Archive)
- ↑ Wim Das, Kees Otten: Albanian Airforce – Tirana’s moving steps. Hrsg.: Dutch Aviation Support. 2007, S. 3 f. (dutchaviationsupport.com [PDF; abgerufen am 14. Mai 2020]).
- ↑ a b Han de Ridder: Gjadër-Zadrima air base auf YouTube, 29. September 2014.
- ↑ Denion Ndrenika: Droga me avion, i arrestuari Bajrami: Betonizuan Gjadrin, u zgjodh Divjaka. In: illyriapress.com. 12. Mai 2014, abgerufen am 11. Mai 2020 (albanisch).
- ↑ Report TV: Marrëveshja me Italinë për emigrantët, në Gjadër të Lezhës nis ndërtimi i kampit auf YouTube, 29. März 2024, abgerufen am 29. März 2024 (albanisch).
- ↑ Andreas Ernst: Italien lagert Asylverfahren nach Albanien aus: 5 Fragen und Antworten zum Migrations-Deal. In: Neue Zürcher Zeitung. 15. Oktober 2024 (nzz.ch [abgerufen am 17. Oktober 2024]).
- ↑ Christian Jakob: Memorandum zwischen Italien und Albanien: Migrationsdeal alla Meloni. In: Die Tageszeitung: taz. 7. November 2023, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 10. November 2023]).
- ↑ Elvis Hila: Report tv në Gjadër, ku do të ngrihet kampi i refugjatëve brenda zonës ushtarake. In: Shqiptarja.com. 9. November 2023, abgerufen am 10. November 2023 (albanisch).