Mjertyn Moń – Wikipedia

Mjertyn Moń, deutsch: Martin Moyn (* 24. Januar 1848 in Turnow, Niederlausitz; † 4. September 1905 in Eisleben), war ein niedersorbischer Lehrer, Volkskundler und Sprachwissenschaftler.

Gedenkstein im Geburtsort Turnow

Der Sohn des Bauern Hanzo Moń aus Turnow bei Peitz besuchte nach der Konfirmation das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Cottbus bis zum Sommer 1870. Einer seiner Mitschüler war der 1913 in den Adelsstand erhobene General Bruno von Mudra.[1] Er studierte Klassische Philologie in Leipzig sowie ab dem Wintersemester 1872/1873 in Halle[2] und legte dort im Oktober 1875 das Examen ab. Mit Beginn des Wintersemesters 1875 trat er sein Probejahr als wissenschaftlicher Hilfslehrer am Gymnasium in Seehausen in der Altmark an.[3] Daran anschließend nahm er 1876 eine Stelle in Eisleben als fünfter ordentlicher Lehrer an der städtischen höheren Bürgerschule unter Julius Wilhelm Otto Richter an.[4] Er blieb beinahe 30 Jahre lang Lehrer in Eisleben, bis er im September 1905 im Alter von 57 Jahren verstarb.

Sein Sohn Ernst Moyn (* 3. September 1878), der das Martin-Luther-Gymnasium Eisleben besucht hatte, erhielt im Ersten Weltkrieg im Rang eines Hauptmanns in einem Pionierbataillon als erster Eislebener das Eiserne Kreuz 1. Klasse.[5] Er starb am 12. Dezember 1945 als Oberst a. D. und Studienrat.[6]

In Turnow erinnern der Martin-Moyn-Ring sowie seit 2001 eine Tafel an seinem Geburtshaus an ihn.[7]

Wissenschaftliche Tätigkeit

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In den Ferien wanderte Mjertyn Moń ähnlich wie Arnošt Muka durch die Niederlausitz und führte dabei ein Reisetagebuch. Er notierte volkskundliche und sprachliche Besonderheiten wie auch kritische Beobachtungen der politischen und gesellschaftlichen Umstände. Unter anderem dokumentierte er so auch die niedersorbische Sprache in den Dörfern um Plessa, einer Region die Muka in den 1880er Jahren bereits für eingedeutscht hielt.[8]

Er gehörte 1880 zu den Mitbegründern der Maśica Serbska, dem Niederlausitzer Ableger der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maćica Serbska. Im Jahr 1883 trat er auch der Oberlausitzer Muttergesellschaft bei.

Der Leipziger Slawistikprofessor August Leskien empfahl der Jablonowskischen Gesellschaft als Preisfrage für das Jahr 1886 die Ausarbeitung einer niedersorbischen Grammatik. Mjertyn Moń war einer von zwei Einreichenden. Trotz guter Bewertung konnte er sich nicht gegen die seit einigen Jahren in Ausarbeitung befindliche Einreichung Arnošt Mukas durchsetzen, sodass jener die 1000 Mark Preisgeld erhielt.[9]

Einige kleinere Veröffentlichungen hatte er im Casnik. Postum erschienen 1907 zwei Beiträge durch Arnošt Muka im 60. Band der Časopis Maćicy Serbskeje (ČMS), der wissenschaftlichen Zeitschrift der Maćica Serbska. Weitere Auseinandersetzung mit seinem zumeist handschriftlichen Nachlass gab es ab der Zeit der DDR.[10][11]

Belege und Weiterführendes

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  • Ludowe pěsnje, spěwy a rěče z Turnowa a Drěnowa. In: Časopis Maćicy Serbskeje 60 (1907), S. 55–73
  • Dolnoserbske rostlinske mjenja. In: Časopis Maćicy Serbskeje 60 (1907), S. 122–136
  • Trudla Malinkowa: Sorbische Denkmale. Handbuch sorbischer Gedenk- und Erinnerungsstätten. Domowina Verlag, Bautzen 2022, ISBN 978-3-7420-2647-7, S. 248–250.
  • Moń, Mjertyn. In: Jan Šołta, Pětr Kunze, Franc Šěn (Hrsg.): Nowy biografiski słownik k stawiznam a kulturje Serbow. Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin [Bautzen] 1984. S. 392 f.
  • Moń, Mjertyn (Moyn, Martin). In: Serbski biografiski słownik. Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin [Bautzen] 1970. S. 182 f.
  • E. Muka: Nekrolog LII. – Mjertyn Móń (Moyn). In: Časopis Maćicy Serbskeje 59 (1906), S. 68–70 (Digitalisat).
  1. Hugo Purmann: Programm des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums zu Cottbus. Schuljahr 1869–70. Mit einem Aufsatz von Edmund Veckenstedt. Cottbus 1870, S. 42 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  2. Amtliches Verzeichniß des Personals und der Studirenden auf der Königlichen vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg. Halle 1873, S. 10 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  3. Hermann Henkel: Zu der öffentlichen Prüfung des Gymnasiums zu Seehausen i. d. Altmark und zur Entlassung der Abiturienten am 4. und 5. April 1876. Seehausen i. d. Altmark 1876, S. 16 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  4. J. W. Otto Richter: Siebentes Programm der vollberechtigten städtischen höheren Bürgerschule [fünfklassien Realschule] zu Eisleben. Eisleben 1877, S. 23 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  5. Kalendernotizen der Region Mansfeld-Südharz. 25. Juni 2008, abgerufen am 19. April 2020 (Eisleber Tageblatt vom 18. Januar 1915).
  6. Johannes Gutbier: Luthers letztes Vermächtnis: Geschichte des Eisleber Luther-Gymnasiums und der Staatlichen Luther-Schule, 1896–1946: Festschrift zum vierhundertjährigen Bestehen der Anstalt. 1958, S. 91 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Trudla Malinkowa: Spominamy. In: Pomhaj Bóh. Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin September 2005, S. 12 (Digitalisat [PDF]).
  8. Erwin Koschmieder (Hrsg.): Die Welt der Slaven. Böhlau, 1960, S. 188 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Peter Kosta: Die historische Grammatik Arnošt Mukas und ihre Bedeutung für die Entwicklung der niedersorbischen Sprache. In: Magdalena Norberg und Peter Kosta, Institut für Slavistik der Universität Potsdam (Hrsg.): Arnošt Muka – ein Sorbe und Universalgelehrter (= Podstupimske pśinoski k Sorabistice – Potsdamer Beiträge zur Sorabistik. Nr. 6). Universitätsverlag Potsdam, 2004, ISBN 978-3-939469-56-8, ISSN 1615-2476, S. 9–11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Frido Mětšk (Hrsg.): Chrestomatija dolnoserbskego pismowstwa. Band 2. Volk und Wissen, 1956, S. 112–136 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Sonja Wölke: Geschichte der sorbischen Grammatikschreibung: Von den Anfängen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts (= Schriften des Sorbischen Instituts. Band 38). Domowina-Verlag, 2005, ISBN 3-7420-1924-4, S. 134 ff.