Moabiter Brücke – Wikipedia
Moabiter Brücke | ||
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Moabiter Brücke von oben | ||
Nutzung | Straßenverkehr, Fußgänger | |
Überführt | Kirchstraße | |
Querung von | Spree, Helgoländer Ufer, Holsteiner Ufer | |
Ort | Berlin-Moabit, Berlin-Tiergarten | |
Konstruktion | dreibogige Steinbrücke | |
Gesamtlänge | 70,0 m | |
Breite | 19,8 m, davon 11,0 m Fahrbahn | |
Längste Stützweite | 17,88 m | |
Konstruktionshöhe | 1,16 m | |
Lichte Höhe | 4,39 m | |
Baubeginn | 1893 | |
Eröffnung | 1894 | |
Planer | Ingenieur: Karl Bernhard, Architekt: Otto Stahn | |
Lage | ||
Koordinaten | 52° 31′ 18″ N, 13° 20′ 54″ O | |
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Die Moabiter Brücke ist eine Steinbrücke über die Spree im Berliner Bezirk Mitte, die die Ortsteile Hansaviertel und Moabit miteinander verbindet. Die Brücke bildet den Übergang zwischen Bartningallee und Kirchstraße und befindet sich 200 Meter flussabwärts des Gerickestegs. Aufgrund der bis zum Zweiten Weltkrieg und seit 1981 wieder vorhandenen Bärenskulpturen ist sie auch unter dem Namen Bärenbrücke bekannt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An gleicher Stelle bestand seit 1822 eine Holzbrücke, die der Hofzahnarzt Pierre Baillif als „Privatbrücke“ erbauen ließ.[1] Das Geld stammte angeblich von Aktien einer von ihm eigens gegründeten Brückenbau-Aktiengesellschaft.[2] Die Überführung wurde nach Errichtung der St. Johanniskirche 1840 mit einem Klappendurchlass versehen und später von der Stadt Berlin übernommen. Die Brücke war rund 70 Meter lang und 7,5 Meter breit. Die 3,80 Meter breite Fahrbahn wurde von vierzehn Stützjochen getragen. Nach Anhebung des Überbaus und Anbringung von Rampen für die Zufahrtsstraßen um 1868 konnte der Klappendurchlass beseitigt werden. Gleichzeitig wurde die Fahrbahn auf 5,30 Meter verbreitert und Widerlager am Ufer errichtet. Bis etwa 1870 war die Moabiter Brücke die einzige feste Verbindung zwischen dem Stadtzentrum Berlins und der Gemeinde Moabit.
Mit fortschreitendem Bevölkerungswachstum war die Holzbrücke den Belastungen nicht mehr gewachsen. Von 1893 bis 1894 entwarfen der Ingenieur Karl Bernhard und der Architekt Otto Stahn einen steinernen Neubau, der sich streng an das Vorbild der Lutherbrücke hielt – lediglich die Brückenbreite war mit elf Metern Fahrbahn und vier Metern Gehweg etwas geringer. Pfeiler, Stirnflächen und Brüstung wurden mit dunkelgrauer rheinischer Basaltlava aus Steinbrüchen von Niedermendig bei Mayen verkleidet.
Anschließend ließ der Magistrat vier Bronzebären der Künstler Karl Begas, Johannes Boese, Johannes Götz und Carl Piper aufstellen. Diese wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen (siehe auch hier). Erst 1981 ersetzte eine 233.000 Mark teure gusseiserne Bärengruppe von Günter Anlauf den damaligen Verlust.
Während der Schlacht um Berlin kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das südliche Gewölbe gesprengt und dadurch bis auf einen kleinen Teil des Gehwegs vollständig zerstört. Eine 1946 über dem zerstörten Teil errichtete Notbrücke ermöglichte die Verlegung einer Trümmerbahnstrecke zum Abtransport des Bauschutts, der durch zahlreiche alliierte Luftangriffe und die Schlacht um Berlin entstanden war. Die Reparatur des Gewölbes mit Ziegelsteinen in den Jahren 1948 bis 1950 sowie stetige Restaurierungen konnten das historische Aussehen der Moabiter Brücke – bis auf die Bärennachgüsse – von 1894 wiederherstellen bzw. erhalten.
Im Januar 2009 fuhr ein Eisbrecher mit Maschinenschaden gegen einen Pfeiler der Moabiter Brücke. Dabei wurde das Steuerhaus abgerissen; Menschen kamen nicht zu Schaden. An der Brücke konnten Spezialisten keine Beschädigungen feststellen.[3]
- Einer der vier neu aufgestellten Bären von Günter Anlauf
- Querschnitte
- Längsschnitt
- Ansicht der Brücke von der Nordseite aus, 1899
Benachbartes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 19. Jahrhundert gab es an der Moabiter Brücke den Schiffbauer Jahnke, der Ausflugs-Gondeln herstellte. Diese flachen Fahrzeuge boten 20–30 Personen Platz, waren mit einem Holzverdeck versehen und brachten Ausflügler über verschiedene Abschnitte der Spree. Berichtet und mehrfach kolportiert wird dieser Ausflugsverkehr unter dem Namen „Moabiter Gondelfahrt“, die ab 1897 eingestellt wurde.[4]
Wenige Schritte von der Moabiter Brücke entfernt befinden sich das Verwaltungsgericht Berlin, der „Spreebogen“ (ehemaliger Sitz des Bundesinnenministeriums) und der S-Bahnhof Bellevue.
Auf dem Gelände der späteren Kirchstraße (Hausnummer 6) befand sich die frühere Preußische Seehandlungs-Sozietät, die August Borsig später in eine Eisengießerei und Maschinenbauanstalt verwandelte. Borsig ließ auch direkt an der Brücke einen Park anlegen.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Bernhard: Der Neubau der Moabiter Brücke in Berlin. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 2, 1896, S. 13–15 (zlb.de). (Fortsetzung). In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 3, 1896, S. 23–25 (zlb.de).
- Felix Hasselberg: Die Entstehung der Moabiter Brücke. In: Zeitschrift des Vereins für die Geschichte Berlins. Nr. 1, 1941, S. 38–39 (zlb.de).
- G. Sommer: Steinbrücken in Deutschland. Verlag Bau und Technik, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7640-0240-9.
- Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken. Jaron Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89773-073-1, S. 120.
- Jürgen Tomisch: Denkmale in Berlin. Bezirk Mitte. Ortsteile Moabit, Hansaviertel und Tiergarten. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005, ISBN 3-86568-035-6, S. 201.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Moabiter Brücke (Obj.-Dok.-Nr. 09050376) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Moabiter Brücke. In: Structurae
- Die Brücken von Moabit auf „moabit online“
- alte Ansichtskarte mit Moabiter Brücke und „Criminal-Gericht“. heimatsammlung.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Aufgrund Kabinettsorder v. 4. März 1822, GStA I. HA Rep. 93B Nr. 2847 fol. 36.
- ↑ J. G. Helling: Geschichtlich-statistisch-topographisches Taschenbuch von Berlin, Berlin 1830, S. 3.
- ↑ „Seehund“ rettet „Seeotter“. In: Berliner Zeitung, 12. Januar 2009
- ↑ Arne Hengsbach: Moabiter Gondelfahrt. Verein für die Geschichte Berlins. In: Mitteilungen, 1/1987; abgerufen am 19. April 2013
- ↑ Diether Ontrup: Vergangen und Vergessen? Borsig in Moabit – Industrie und Gartenkultur. Verein für die Geschichte Berlins. In: Mitteilungen, 4/2002; abgerufen am 19. April 2013