Natternzungen – Wikipedia

Natternzungen

Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum)

Systematik
Abteilung: Gefäßpflanzen (Tracheophyta)
Farne
Klasse: Psilotopsida
Ordnung: Natternzungenartige (Ophioglossales)
Familie: Natternzungengewächse (Ophioglossaceae)
Gattung: Natternzungen
Wissenschaftlicher Name
Ophioglossum
L.

Die Natternzungen (Ophioglossum) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Natternzungengewächse (Ophioglossaceae) innerhalb der Farne.

Azorische Natternzunge (Ophioglossum azoricum)
Ophioglossum californicum
Portugiesische Natternzunge (Ophioglossum lusitanicum)
Ophioglossum nudicaule
Ophioglossum pendulum subsp. falcatum in Hawaii
Ophioglossum pusillum

Die Natternzungen-Arten besitzen ein oder wenige grundständige Blätter, die aus einem unterirdischen, kurzen Stämmchen entspringen. Die Blätter sind bis zum Grund oder zumindest weit hinab in zwei Abschnitte geteilt, eine flächige, sterile „Spreite“, das Trophophyll, das man gewöhnlicherweise als „das Blatt“ bezeichnet, und einen fertilen Teil, das Sporophyll.

Das Trophophyll ist bei den Natternzungen stets ungeteilt und ganzrandig. Von der Form her ist es zungenförmig, lanzettlich, bis herzförmig. Sein Grund umfasst das Sporophyll scheidig, so dass sich die beiden Blatteile auf den ersten Blick oft erst weit über dem Boden zu trennen scheinen. Der flächige Teil des Trophophylls kann sitzend oder gestielt sein. Seine Größe schwankt bei den verschiedenen Arten erheblich.

Die netzartige Nervatur des Trophophylls scheint darauf hinzudeuten, dass es sich bei den Natternzungen eher um eine abgeleitete als eine ursprüngliche Farngruppe handelt.

Das nicht immer vorhandene Sporophyll ist stets lang gestielt. Die Sporangien sind auf ihm in zwei vertikalen Reihen angeordnet und lateral verwachsen, so dass es wirkt, als seien sie in das Sporophyll eingesenkt. Letzteres ist schmal linear und endet bei den meisten Arten mehr oder weniger spitz.

Bei den meisten Arten in den gemäßigten Gebieten wird pro Jahr nur ein einziges Blatt gebildet, bei tropischen Vertretern der Gattung manchmal auch bis zu fünf.

Die Gattung Ophioglossum ist weltweit verbreitet, wobei die meisten Arten in den Tropen und Subtropen vorkommen.

Bis auf zwei Arten wachsen alle Natternzungen auf feuchter bis nasser Erde auf Grasland. Sie werden wahrscheinlich oft übersehen, da sie in sterilem Zustand den Keimblättern von Einkeimblättrigen ähnlich sehen. Die beiden erwähnten nicht terrestrisch wachsenden Arten sind Ophioglossum pendulum und Ophioglossum palmatum.

Alle anderen Arten wachsen epiphytisch und weichen auch im Habitus um einiges von den anderen Arten ab, weshalb sie oft auch als Ophioderma pendula bzw. Cheiroglossa palmata in eigene, monotypische Gattungen ausgegliedert werden.

Die Gattung Ophioglossum wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, Seite 1062 aufgestellt.

Die Gattung Ophioglossum umfasst je nach Autor weltweit zwischen 20 und 50 Arten.

In Europa kommen vier Arten vor:

  • Azorische Natternzunge (Ophioglossum azoricum C.Presl): Sie kommt auf den Azoren, Kanaren, Madeira, in Portugal, Spanien, Frankreich, auf Korsika, in Italien, im Vereinigten Königreich, in Irland, Island, Kroatien und Polen vor.[1] Nach Á.Löve und B.M.Kapoor ist diese Art aus dem Bastard von Ophioglossum lusitanicum mit Ophioglossum vulgatum entstanden.[2]
  • Portugiesische Natternzunge (Ophioglossum lusitanicum L.): Sie kommt auf den Azoren, Kanaren sowie Madeira, in Marokko, Algerien, Tunesien, Tansania, Uganda, in Portugal, Spanien, Frankreich, im Vereinigten Königreich, Italien, Kroatien, Griechenland, Albanien, Zypern, in der Türkei, im Gebiet von Israel und Jordanien, in Aserbaidschan und Georgien vor.[3][1]
  • Ophioglossum polyphyllum A.Braun: Sie kommt in Afrika und Südasien, in Australien und Nordamerika aber auch auf den Kanarischen Inseln vor.[1]
  • Gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum L.): Sie ist in fast ganz Europa, in Nordamerika, Asien, Australien und Afrika verbreitet.

Sonstige Arten (Auswahl) sind:

Bei den Natternzungen ist die Zahl der Chromosomen auffallend hoch. Die südasiatische Art Ophioglossum reticulatum hat mit 2n=1260 sogar die höchste Chromosomenzahl im gesamten Pflanzenreich.

Alle Natternzungenarten sind mykotroph, also in ihrem Leben mehr oder weniger stark auf das Zusammenleben mit Pilzen angewiesen. Beispielsweise fehlen den Wurzeln die Wurzelhaare, was darauf hindeutet, dass Mykorrhizapilze deren Funktion übernommen haben. Weiterhin bleibt das unterirdische Prothallium in der Regel ohne Chlorophyll und damit nicht allein lebensfähig. Bei einigen Arten schließlich ist das Sporophyll auch fast ganz reduziert.

Quellen und weiterführende Informationen

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  • Franz Fukarek: Urania Pflanzenreich. Band 2: Moose, Farne, Nacktsamer. Urania-Verlag, Leipzig 1992, ISBN 3-332-00495-6.
  • Wolfgang Frey, Jan-Peter Frahm, Eberhard Fischer, Wolfram Lobin: Kleine Kryptogamenflora. Band IV: Die Moos- und Farnpflanzen Europas. Gustav Fischer, Stuttgart, Jena, New York 1995, ISBN 3-437-30756-8.
  • Warren H. Wagner Jr., Florence S. Wagner: Ophioglossum. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 2: Pteridophytes and Gymnosperms. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 1993, ISBN 0-19-508242-7, S. 102–105 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)., textgeich online wie gedrucktes Werk.
  • Werner Rothmaler, John Robert Akeroyd: Ophioglossum L. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S. 9–10 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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  1. a b c d M. Christenhusz, E. von Raab-Straube (2013): Lycopodiophytina. Datenblatt Ophioglossum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  2. J. Dostál: Ophioglossaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage. Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin-Hamburg 1984. S. 87.
  3. a b c Ophioglossum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 16. Februar 2019.
  4. a b c d e f g h Quanru Liu, Norio Sahashi: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 2–3: Ophioglossaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2010. Ophioglossum Linnaeus. S. 102–105 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  5. a b c d e Warren H. Wagner Jr., Florence S. Wagner: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 2: Pteridophytes and Gymnosperms. Oxford University Press, New York und Oxford, 1993, ISBN 0-19-508242-7. Ophioglossum Linnaeus. - textgeich online wie gedrucktes Werk.
  6. Mitesh Patel, Mandadi Narsimha Reddy, 2018: Discovery of the World’s Smallest Terrestrial Pteridophyte. In: Scientific Reports. 8, Article number: 5911. DOI: 10.1038/s41598-018-24135-2
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