Nonnenstraße – Wikipedia

Nonnenstraße
Wappen
Wappen
Straße in Leipzig
Nonnenstraße
Nonnenstraße
Gesicht der Nonnenstraße geprägt von der Front der früheren Wollgarnfabrik[1]
Basisdaten
Ort Leipzig
Ortsteil Plagwitz
Angelegt um 1860
Hist. Namen Nonnenstraße (in Plagwitz), Elsterstraße (in Kleinzschocher)
Anschluss­straßen Karl-Heine-Straße
Erich-Zeigner-Allee
Querstraßen Erdmannstraße, Ernst-Mey-Straße, Weißenfelser Straße, Industriestraße
Bauwerke Mey & Edlich, Sächsische Wollgarnfabrik, Museum für Druckkunst, Nonnenbrücke über den Karl-Heine-Kanal
Nutzung
Nutzergruppen Radverkehr, Autoverkehr, Fußgänger
Straßen­gestaltung Fahrbahn plus Gehwege links und rechts
Technische Daten
Straßenlänge 1057 m[2]

Die Nonnenstraße in Leipzig verbindet die Karl-Heine-Straße und die Erich-Zeigner-Allee im Ortsteil Plagwitz, Stadtbezirk Südwest.

Die Nonnenstraße verläuft nahezu gerade im Abstand von zumeist 60 bis 120 Metern[3] vom Westufer der Weißen Elster in SW-NO-Richtung. Die Hausnummerierung erfolgt von Norden aus mit den ungeraden Nummern auf der linken, den geraden Nummern auf der rechten Seite, jeweils mit aufsteigenden Nummern in Richtung Süden.

In ihrem mittleren Abschnitt wird die Nonnenstraße noch heute von der lang gestreckten und im Stil des Historismus reich geschmückten Fabrikfront der inzwischen umgenutzten Wollgarnwerke geprägt. Im nördlichen und südlichen Abschnitt befinden sich Wohnhäuser aus der Gründerzeit, die unter Denkmalschutz stehen. Gegenüber der Front der früheren Fabrik stehen hingegen Wohnhäuser in einfacher Bauweise mit früheren Betriebswohnungen[4] und einem Grünstreifen davor. Weitere frühere Fabrikgelände und neu errichtete Gebäude beherbergen breit gefächerte Nutzungen, darunter das Museum für Druckkunst, eine Senioreneinrichtung[5], Wohnungen, Lofts, Läden, Praxen und Büros, beispielsweise des Landesamts für Schule und Bildung.[6] Die Nonnenbrücke, auf der die Straße die Einfahrt zum Karl-Heine-Kanal überquert, ist von der Straße aus kaum wahrzunehmen.

Nach der 1891 erfolgten Eingemeindung von Plagwitz nach Leipzig wurde durch Ratsbeschluss der Name bekräftigt, den die Straße bereits in Plagwitz trug: Nonnenstraße, benannt nach dem Georgen-Nonnenkloster[7], das auch dem nahegelegenen Waldstück „Die Nonne“ den Namen gab. Dem Georgen-Nonnenkloster gehörte zeitweise das in der Nähe liegende Vorwerk in Schleußig, das zu diesem Zeitpunkt ebenso wie Kleinzschocher nach Leipzig eingemeindet wurde.[8] In Kleinzschocher lag ein Teilabschnitt der Straße, der mit dem Beschluss von Elsterstraße ebenfalls in Nonnenstraße umbenannt wurde.

Von der Gründerzeit bis zum Dritten Reich

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Vorn die Nonnenstraße mit der Nonnenbrücke (um 1923)

Auf einem alten Stich[9] ist die Elster noch unreguliert, aber parallel zum Flusslauf sind bereits Fragmente der Nonnenstraße zu sehen. Hier am Fluss entstand auf Betreiben Karl Heines (1819–1888) auf trocken gelegtem Sumpfland in den 1860er Jahren das früheste Industriegebiet des Dorfes Plagwitz vor den Toren Leipzigs. Zu den ersten Betrieben gehörte eine Teppichweberei, aus der eine Luxuspapierfabrik hervorging, bevor Mey & Edlich die Gebäude für ihre Wäschefabrikation übernahmen. Weitere Betriebe waren eine Pelzzurichterei und eine Petroliumraffinerie, die sich zu einer Fabrik für Gasbeleuchtungsanlagen entwickelte, ferner eine Nähmaschinen- und eine Gummiwarenfabrik. Aus einer Dampffärberei für Wollgarne ging 1887 die Aktiengesellschaft Sächsische Wollgarnfabrik hervor.[10]

Als Transportwege dienten nicht nur Wasserwege, sondern auch Gleisanschlüsse. Von 1888 bis 1926 querte die Bahnstrecke Leipzig-Connewitz–Plagwitz die Nonnenstraße in Höhe Industriestraße.

Kapp-Putsch 1920: Barrikaden im Bereich Karl-Heine-Straße / Nonnenstraße

1897 bis 1922 verkehrte im nördlichen Teil der Nonnenstraße auch die Straßenbahn[3], mit Fortführung durch die Weißenfelser Straße.

In der Geschichte der Arbeiterbewegung spielte die Nonnenstraße ebenfalls eine Rolle. 1920 wurden im Bereich Karl-Heine-Straße / Nonnenstraße zur Abwehr des Kapp-Putsches Barrikaden errichtet. Am 23. Februar 1933 wurde der Plagwitzer Maschinenschlosser Walter Heinze (1900–1933) an der Kreuzung Nonnenstraße / Ernst-Mey-Straße bei einem Zusammenstoß mit der SA erstochen.[3]

In der Zeit der DDR wurden die Betriebe in der Nonnenstraße als Volkseigene Betriebe (VEB) fortgeführt. Mey & Edlich wurde zum VEB Plastex Delitzsch, die Wollgarnfabrik Tittel & Krüger Teil des VEB Buntgarnwerke.[11] Das Gebäude des „Museums für Druckkunst“ war Heimstatt des Reclam-Verlages von 1972 bis 1995.[12] Der Verlag Phillip Reclam jun. war einer der 32 Verlage, die 1988/89 offiziell in Leipzig ihren Sitz hatten.[13]

Commons: Nonnenstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Helmut Sander: Buntgarnwerke. In: leipziger-industriekultur.de. 21. Juni 2017, abgerufen am 31. Oktober 2023.
  • M. Mann: Museum für Druckkunst. In: leipziger-industriekultur.de. 25. Oktober 2016, abgerufen am 31. Oktober 2023.

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Krüger: Im Leipziger Elsterland. Von Plagwitz bis Hartmannsdorf. Hrsg.: Pro Leipzig. Pro Leipzig, Leipzig 1997, ISBN 3-9805368-3-1, S. 62.
  2. gemessen mit GoogleMaps
  3. a b c André Loh-Kliesch: Nonnenstraße. In: Leipzig-Lexikon. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  4. Hans-Joachim Böttcher: Die Buntgarnwerke in Leipzig–Plagwitz. In: leipzig-lese. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  5. Website des Seniorenheims
  6. Website des Landesamts für Schule und Bildung
  7. Beschlussnummer: 1889, Beschlussdatum: 9. Dezember 1891, Inkrafttreten: 4. Mai 1893
  8. Verzeichnis Leipziger Straßennamen mit Erläuterungen. In: Website der Stadt Leipzig. 2018, abgerufen am 7. August 2023., die Nonnenstraße ist auf S. 1975
  9. Ansicht aus den Beständen des Stadtgeschichtlichen Museums, Leipzig: vorne die Plagwitzer Brücke, hinter der die Nonnenstraße nach links abgeht.
  10. Alle Angaben nach: Ulrich Krüger, Leipzig 1997
  11. Ursula Herrmann, Hannes Bachmann: Plagwitz. Aus der Geschichte des Vortortes und seiner Industrie. Hrsg.: Rat des Stadtbezirkes Leipzig-Südwest. Leipzig 1986, S. 42.
  12. Reclam-Verlagsgebäude in der Nonnenstraße zu Leipzig. In: reclam-museum.de. Abgerufen am 31. Oktober 2023.
  13. Thomas Keiderling, Buchstadt unter sozialistischen Vorzeichen, in: Ulrich von Hehl (Hrsg.): Geschichte der Stadt Leipzig. Band 4. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2019, ISBN 978-3-86583-804-9, S. 583.

Koordinaten: 51° 19′ 44,4″ N, 12° 20′ 37,6″ O