Nordthüringgau – Wikipedia

Nordthüringgau
Heiliges Römisches Reich um 1000, Ausschnitt.
Der Nordthüringgau (Nordthuringowe) um das Jahr 1000.

Der Nordthüringgau war im Mittelalter eine sächsische Gaugrafschaft in Ostfalen nördlich der Linie Großer GrabenBode, westlich der Elbe-Saale-Linie und südlich der Ohre- und der Spetzeniederung. Er erstreckte sich beidseits des Flusses Aller.

Zur Zeit des Markgrafen Gero, der seit 945 die sogenannte Sächsische Ostmark bzw. Marca Geronis regierte, war sein Verwandter Hodo Gaugraf im Nordthüringgau. Christian, der Sohn von Geros Schwester Hidda und Bruder des Erzbischofs Gero von Köln, wird 937 ebenfalls als einer von mehreren Grafen im Nordthüringgau sowie im benachbarten Schwabengau erwähnt. Zu ihnen gehörten auch die Herren der Grafschaft Walbeck, die von 985 bis 1009 den Titel Markgrafen der Nordmark trugen (welche aber 983 nach dem Slawenaufstand faktisch dem Reich verloren war). Seit der Errichtung der Marca Geronis amtierte Christian auch im Gau Serimunt. Sein Sohn Thietmar erbte von seinem Großonkel Gero große Teile von dessen Ostmark, insbesondere den Hardagau (um Halberstadt), den Schwaben- und Nordthüringgau und den Hassegau. Er heiratete Suanhilde, eine Tochter Hermann Billungs aus der Familie der Billunger, und wurde 976 Markgraf von Meißen. Die Sächsische Ostmark wurde jedoch nach dem Tod Geros „des Großen“ 965 aufgelöst und in fünf kleinere Verwaltungseinheiten (Marken) geteilt. Letzter Graf im Nordthüringgau war Thietmars Enkel Thietmar II. Nach dessen Tod kam der Nordthüringgau, zusammen mit dem Schwaben- und dem Harzgau, an Hodos Enkel, Esico von Ballenstedt, den Stammvater der Askanier.

Der Nordthüringgau wurde dann Bestandteil des askanischen Stammlandes, der Altmark. In seiner Geschichte zerfiel er zeitweise in zwei, drei und sogar vier Teile. Diese wurden verschiedenen Grafen zugeschlagen, so der Raum Wolmirstedt den Grafen von Falkenstein. Später ging der Nordthüringgau in der Mark Brandenburg auf, die bis 1320 von den Askaniern regiert wurde (siehe: Die Mark Brandenburg unter den Askaniern).

Östlich des Nordthüringgaues begann die slawische Besiedlung mit den Gauen Moraciani[1] und Zerwisti[2] im Norden an der Elbe und dem Gau Zitizi (zum Gau Serimunt) im Süden an der Saale.

Im Westen schloss sich der Derlingau, im Süden der Schwabengau (ab der Saale) und der Harzgau an.

Nach Norden erstreckte sich ein in frühgeschichtlicher Zeit unbesiedeltes Waldgebiet.

Das Kerngebiet stellte die vor- und frühgeschichtliche Offensiedellandschaft zwischen Nienburg und Althaldensleben dar.

Im Nordthüringgau lagen nach dem Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes[3] folgende Siedlungen:

An der Saale-Grenze (zwischen Sachsen und Slawen) lagen folgende Orte (beginnend im Süden):

An der Bode-Grenze (zwischen Sachsen und Sueben) lagen (beginnend an der Bodemündung):

An der Grenze zum Harzgau lag nördlich des Großen Grabens der Ort:

An der Elbe-Grenze (zwischen Sachsen und Slawen) lagen (beginnend an der Saalemündung):

An der Ohre-Grenze hin zu einem frühgeschichtlich unbesiedeltem großen Waldgebiet zwischen der Ohre und dem Gau Belcsem im Osten an der Elbe und der Mark Lipani nördlich von Kalbe (Milde) lagen (an der Ohremündung beginnend):

Im Nordwesten wurde die Grenze nicht direkt von der Ohre gebildet, sondern von der weiter südlich liegenden Niederung der Spetze, einem Nebenfluss der Aller. Hier lagen folgende Siedlungen (beginnend am Oberlauf der Spetze):

Im Westen bildete der oberste Teil der Aller bis hin zur Spetze den Rand der Besiedlung mit den Orten:

Im zentralen Siedlungsbereich lagen die folgenden Ortschaften (beginnend im Süden in Bodennähe):

Grafen des Nordthüringgau

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Teil des Erzstifts Magdeburg:

Teil der Nordmark:

Teil der Mark Lausitz:

Später wurde der Gau Serimunt zum Nordthüringgau dazugezählt:

  • Carl C. von Leutsch: Marggraf Gero: Nebst einer Gaugeographie von Thüringen und der Ostmark (Digitalisat).
  • August von Wersebe: Beschreibung der Gaue zwischen Elbe, Saale und Unstrut, Weser und Werra. Hahnsche Hofbuchhandlung, Hannover 1829 (Digitalisat).
  • Ruth Schölkopf: Die Sächsischen Grafen (919–1024).
  • Andreas Thiele: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte. Band 1, Teilband 2: Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II: BD I/2.
  1. am Ostufer der Elbe von Magdeburg-Pechau bis Schartau
  2. auch Ciervisti - um Zerbst in Anhalt
  3. Otto Schlüter, Oskar August (Hrsg.) unter Mitwirkung zahlreicher Fachwissenschaftler: Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1958–1960, Karte 15