In dulci jubilo – Wikipedia
In dulci jubilo („In süßer Freude“, zu lat. dulcis „süß“, spätlat. iubilum „Jubel“) ist ein aus dem 14. Jahrhundert stammendes Kirchenlied[1], das vorwiegend in der Weihnachtszeit gesungen wird.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Liedtext, ein „makkaronisches“ Gedicht (d. h., es besteht aus einer Mixtur zweier Sprachen), wird Heinrich Seuse zugeschrieben. Damit ist das Lied ein Tropus des lateinischen Textes aus dem Mittelalter. Die älteste bekannte Überlieferung des Textes findet sich in einem Codex der Mainzer Stadtbibliothek (HÄs I 164[2]).
Zum ersten Mal in einer Liedersammlung erschien es wohl um 1400, in einer gesicherten Version bei Peter von Dresden 1440.
Je nach Version enthält das Lied zwischen vier und sechs zunächst zehnzeilige, heute jedoch achtzeilige Strophen. Erstmals gedruckt wurde das Lied im Klugschen Gesangbuch von 1529, und zwar ohne die (4.) Marienstrophe.
Die alternierend lateinisch-deutsche Version steht im katholischen Gebet- und Gesangbuch Gotteslob unter der Nummer 253, eine vollständig deutsche Fassung Nun singet und seid froh, die erstmals 1646 in einem Hannoverschen Gesangbuch erschien, findet sich heute im Evangelischen Gesangbuch (EG 35).
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bekannte Fassungen im Satz stammen von Michael Praetorius und Johann Walter.
- Es gibt zahlreiche weitere Bearbeitungen, etwa Johann Sebastian Bachs Choralvorspiele BWV 608 und BWV 729.
- Der Lübecker Marienorganist und Komponist Dieterich Buxtehude schrieb eine gleichnamige Kantate (BuxWV 52), erschienen bei Bärenreiter Kassel 1977/2003 (ISMN 979-0-006-40397-4 (Suche im DNB-Portal)), sowie MDH Nördlingen 2000 und im Carus-Verlag Stuttgart 1968/1991.
- Mike Oldfield veröffentlichte 1975 eine instrumentale Bearbeitung des Liedes in einem irischen Jig-Rhythmus, die ein Pop-Hit wurde. Die Die Toten Hosen boten in ihrem Album Wir warten auf’s Christkind von 1998 eine Punkversion dieses Weihnachtsliedes.
- Ludger Stühlmeyer komponierte ein Stück für Querflöte, In dulci jubilo. Aus-Flüge für Querflöte, erschienen 2015 im Sonat-Verlag (ISMN 979-0-50254-034-0 (Suche im DNB-Portal)), in dem er die Dur-Moll-Tonalität des Liedes um aschkenasische Modus-Phrasen erweitert.
- Der pommersche Landesposaunenwart Hans Peter Günther schrieb eine „grandiose“ Fassung mit Posaunenchor.
Übersetzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In das Dänische mehrfach übersetzt von Thomissøn, Kingo, Pontoppidan u. a. (und entsprechend auch in älteren dänischen Kirchengesangbüchern; lateinisch-deutsch 1569), neu bearbeitet von Nikolai Frederik Severin Grundtvig, 1837, und danach übernommen in das dänische Gesangbuch Den Danske Salmebog, Kopenhagen 1953, Nr. 95, und in Den Danske Salmebog, Kopenhagen 2002, Nr. 116 („En sød og liflig klang er i vor julesang…“).[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Konrad Ameln: Die Cantio „In dulci jubilo“. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 29 (1985), S. 23–78.
- Ludwig Erk, Franz Magnus Böhme (Hrsg.): Deutscher Liederhort. Band 3. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1894 (Nachdruck: Olms, Hildesheim 1963) S. 636–639 (Digitalisat).
- Clytus Gottwald: In dulci jubilo. Morphogenese eines Weihnachtsliedes. In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 9 (1964), S. 133–143.
- Anne-Dore Harzer: In dulci jubilo. Fassungen und Rezeptionsgeschichte des Liedes vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Francke, Tübingen 2006, ISBN 3-7720-8128-2.
- August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Geschichte des deutschen Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Nebst einem Anhange: In dulci iubilo, nun singet und seid froh. 3. Auflage. Dümler, Hannover 1861 (Digitalisat).
- Gisela Kornrumpf: In dulci jubilo. Neue Aspekte der Überlieferungsgeschichte beider Fassungen des Weihnachtsliedes. In: Johannes Spicker (Hrsg.): Edition und Interpretation. Neue Forschungsparadigmen zur mittelhochdeutschen Lyrik. Festschrift für Helmut Tervooren. Hirzel, Stuttgart 2000, ISBN 3-7776-1038-0, S. 159–190.
- Hermann Kurzke: In dulci jubilo. In: Hansjakob Becker u. a. (Hrsg.): Geistliches Wunderhorn. Große deutsche Kirchenlieder. C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-48094-2, S. 51–59.
- Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 1000 f.
- Joseph Smits van Waesberghe: Das Weihnachtslied In dulci jubilo und seine ursprüngliche Melodie. In: Lothar Hoffmann-Erbrecht, Helmut Hucke (Hrsg.): Festschrift Helmuth Osthoff zum 65. Geburtstage. Tutzing 1961, S. 27–37.
- Alexander Völker: 35 – Nun singet und seid froh. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 5. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-50326-1, S. 31–35.
- Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. 11. Auflage. Schott, Mainz 2004, ISBN 3-254-08213-3, S. 35–37.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gemeinfreie Noten von In dulci jubilo in der Choral Public Domain Library – ChoralWiki (englisch)
- In dulci jubilo im Liederprojekt von SWR2 und Carus-Verlag
- Text und Melodie in verschiedenen Fassungen
- In dulci jubilo in der christlichen Liederdatenbank
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://archive.ph/20040324200842/http://www.sibeliusmusic.com/cgi-bin/show_score.pl?scoreid=45183
- ↑ Mainz, Stadtbibl., Hs. I 164 im Handschriftencensus.
- ↑ Vgl. In dulci jubilo. In: Otto Holzapfel: Liedverzeichnis. Lieddatei – Lieder A-K, Update März 2023 (PDF, 46,3 MB), S. 1203–1205.