OK-GLI – Wikipedia

Buran OK-GLI (BTS-002), Schukowski, (1997)
Heckansicht, auf dem Weg zum Technik-Museum Speyer (2008)

Die OK-GLI ist ein 1984 gebauter Prototyp einer Raumfähre des sowjetischen Buran-Programms. Er diente der aerodynamischen Erprobung der Flugeigenschaften und des automatischen Landesystems. Als einzige Raumfähre weltweit konnte dieses Modell wie ein vierstrahliges Flugzeug eigenständig ohne Zusatzraketen starten und landen.

Das Modell Buran OK-GLI (oder BTS-02), der Prototyp des Raumfähren-Programms, war als einziges Modell mit eigenen Triebwerken ausgestattet und absolvierte erfolgreich 25 Atmosphärenflüge, um das Landesystem zu testen. Im Dezember 1989 wurden die Tests abgeschlossen. Das Fluggerät wurde als verschlissen betrachtet und in Baikonur eingelagert.

Russland verkaufte es vor den Olympischen Spielen 2000 in Sydney als Ausstellungsobjekt nach Australien.[1][2] In Folge sollte es dann im Rahmen der Sommerfestspiele im Juni 2002 in Bahrain ausgestellt werden, blieb dort aber wegen finanzieller Probleme des Veranstalters, wo es offenbar in Vergessenheit geriet. Satellitenbilder bei Google Earth[3] zeigen, dass OK-GLI im Hafenbereich demontiert hinter einer Lagerhalle aufbewahrt wurde (26° 11′ 54″ N, 50° 36′ 10″ O mit Datum 31. Dezember 2006).

Im Mai 2002 wurde OK-GLI in einer Auktion des Radiosenders News 980 KFWB-AM in Los Angeles mit einem Startpreis von sechs Millionen US-Dollar zum Kauf angeboten, ohne dass sich jedoch ernsthafte Bieter meldeten.[4]

Bei Dreharbeiten für die Formel 1 in Bahrain stieß ein deutsches Fernsehteam im Herbst 2003 wieder auf die OK-GLI.[5] Ende 2003 wurde sie dann vom Technik-Museum Speyer für einen geschätzt sechsstelligen Eurobetrag gekauft und sollte dort ursprünglich schon ab Mitte 2006 ausgestellt werden.[6] Wegen andauernder Rechtsstreitigkeiten zwischen dem letzten Käufer und NPO Molnija verzögerte sich der Transport nach Speyer immer wieder. Zuletzt hätte die Fähre noch nach Malaysia gebracht werden sollen, wo sie im Rahmen der Malaysia International Aerospace Exhibition 2007 vom 5. Juni 2007 bis 7. August 2007 ausgestellt werden sollte, doch wurde diese Veranstaltung abgesagt.[7] Im Frühjahr 2008 konnte schließlich der Transport nach Speyer beginnen.

Die OK-GLI wurde auf dem Seeweg von Bahrain nach Rotterdam und anschließend auf dem Rhein zum Technik-Museum Speyer transportiert, das sie am 12. April 2008 erreichte. Dort wird sie seit Oktober 2008 ausgestellt. Die Gesamtkosten für den Kauf, Transport und die eigens errichtete neue Ausstellungshalle beliefen sich für das Technik-Museum Speyer auf etwa zehn Millionen Euro.[8]

Gegenüber dem Orbiter Buran war OK-GLI mit vier Ljulka AL-31-Strahltriebwerken ausgerüstet, wie sie auch in den Flugzeugen Su-27 und Su-30 verwendet werden, und war dadurch in der Lage, mit eigenem Antrieb wie ein Flugzeug von einer Startbahn abzuheben, was weder der Orbiter noch der US-amerikanische Space Shuttle konnten. Die beiden oberen Triebwerke seitlich des Seitenleitwerks sind Teil des originalen Orbiter-Designs, das zwei Marschtriebwerke vorsah, um die Reichweite bei der Landung zu vergrößern.[9] Die Triebwerke sind mit einem Hitzeschutzmantel und Klappen an den Triebwerkseinläufen ausgerüstet. Sie kamen beim Orbiter Buran aber wegen technischer Probleme und der damit verbundenen Gefahr, das Projekt zu verzögern, nie zum Einsatz. Die Einbaubuchten der Strahltriebwerke waren aber an allen Orbitern vorhanden und nur mit einer Abdeckung verschlossen.

Buran OK-GLI hat eine Gesamtlänge von 36,37 m, eine größte Rumpfbreite von 5,5 m und eine Flügelspannweite von 23,92 m. Das maximale Startgewicht betrug 105 t bei einer Nutzlast bis zu 30 t. Das Landegewicht konnte 82 t betragen, dabei waren bei einer Landegeschwindigkeit von 312 km/h 15 t Nutzlast und bei 360 km/h 20 t Nutzlast zulässig. Die Fähre hatte Platz für bis zu 10 Personen.[10]

Neun Rolltests und fünfundzwanzig Testflüge in der Atmosphäre wurden mit OK-GLI in Baikonur durchgeführt.[11]

Datum Beschreibung Maximale Geschwin­digkeit Maximale Höhe Dauer Besatzung / Bemerkungen[12]
29. Dezember 1984 Rolltest 1 45 km/h 5 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
2. August 1985 Rolltest 2 200 km/h 14 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
5. Oktober 1985 Rolltest 3 270 km/h 12 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
15. Oktober 1985 Rolltest 4 300 km/h Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
10. November 1985 Flug 1 480 km/h 1500 m 12 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
15. November 1985 Rolltest 5 170 km/h 12 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
3. Januar 1986 Flug 2 520 km/h 3000 m 36 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
6. April 1986 Rolltest 6 14 min Anatoli Lewtschenko, Alexander Schtschukin
27. Mai 1986 Flug 3 540 km/h 4000 m 23 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
11. Juni 1986 Flug 4 530 km/h 4000 m 22 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
20. Juni 1986 Flug 5 25 min Anatoli Lewtschenko, Alexander Schtschukin
28. Juni 1986 Flug 6 23 min Anatoli Lewtschenko, Alexander Schtschukin
10. Dezember 1986 Flug 7 4000 m 24 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk / Erste automatische Landung
23. Dezember 1986 Flug 8 17 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
29. Dezember 1986 Flug 9 17 min Anatoli Lewtschenko, Alexander Schtschukin
16. Februar 1987 Flug 10 28 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
25. Februar 1987 Flug 11 19 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
29. März 1987 Rolltest 7 2 min Anatoli Lewtschenko, Alexander Schtschukin
30. März 1987 Rolltest 8 25 min Anatoli Lewtschenko, Alexander Schtschukin
21. Mai 1987 Flug 12 20 min Anatoli Lewtschenko, Alexander Schtschukin
25. Juni 1987 Flug 13 19 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
5. Oktober 1987 Flug 14 21 min Alexander Schtschukin, Igor Wolk / automatische Landung
15. Oktober 1987 Flug 15 19 min Iwan Batschurin, Alexei Borodai
16. Januar 1988 Flug 16 Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
24. Januar 1988 Flug 17 Iwan Batschurin, Alexei Borodai
23. Februar 1988 Flug 18 22 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
4. März 1988 Flug 19 32 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
12. März 1988 Flug 20 Iwan Batschurin, Alexei Borodai
23. März 1988 Flug 21 Iwan Batschurin, Alexei Borodai
28. März 1988 Flug 22 Iwan Batschurin, Alexei Borodai
2. April 1988 Flug 23 20 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
8. April 1988 Flug 24 Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
15. April 1988 Flug 25 19 min Rimantas Stankevičius, Igor Wolk
29. Dezember 1989 Rolltest 9 Rimantas Stankevičius, Wiktor Sabolotski
  • Heinz Elser: Buran – Geschichte und Transport der russischen Raumfähre OK-GLI in das Technikmuseum Speyer, 2008, ISBN 3-9809437-7-1
Commons: OK-GLI – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. suburbia.com.au: Buran Analogue/002 in Sydney, abgerufen am 2. Juli 2006
  2. collectspace.com (10. Februar 2000): Russian shuttle lands down under, abgerufen am 2. Juli 2006
  3. googlesightseeing.com: Buran OK-GLI, Datumseinstellung: 31. Dezember 2006, abgerufen am 26. September 2009
  4. Jim Banke: Auction fails to sell Buran, still for sale. 23. Mai 2002, abgerufen am 15. August 2013 (englisch).
  5. Stern online (23. September 2004): Bahrain: Ein UFO in der Wüste, abgerufen am 15. November 2008
  6. Spiegel Online (23. September 2004): Sinsheimer Museum kauft den Sowjet-Shuttle, abgerufen am 16. November 2008
  7. aerospaceweb.org: Analog Buran Test Vehicle, abgerufen am 16. November 2008
  8. Spiegel Online (12. April 2008): „Burans“ letzte Reise, abgerufen am 16. November 2008
  9. buran-energia.com: Buran Composition Turbojets, abgerufen am 16. November 2008
  10. Quelle: Museumsprospekt Technikmuseum Speyer
  11. Krzys Kotwicki: Buran Energia Timeline History (Memento vom 31. Oktober 2006 im Internet Archive), abgerufen am 4. August 2006
  12. Buran Analogue in der Encyclopedia Astronautica (englisch), abgerufen am 5. August 2006