Rotkelchige Nachtkerze – Wikipedia
Rotkelchige Nachtkerze | ||||||||||||
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Rotkelchige Nachtkerzen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Oenothera glazioviana | ||||||||||||
Micheli |
Die Rotkelchige Nachtkerze (Oenothera glazioviana, Synonyme: Oenothera erythrosepala Borbás, Oenothera lamarckiana auct. und andere) ist eine neu in Europa entstandene Art der Gattung Nachtkerzen (Oenothera) in der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae), die vermutlich eine Hybride zwischen Oenothera elata subsp. hookeri und der Gemeinen Nachtkerze (Oenothera biennis) ist.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rotkelchige Nachtkerze ist eine zweijährige (oder mehrjährige) krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 0,8 bis 1,80 m erreicht. Der Stängel und die Blütenstiele sind drüsig und behaart, wobei viele Haare eine papillenförmig emporgehobene, dunkelrote Basis haben. Hierdurch sind Stängel und Blütenstiele rot getupft. Der Stängel ist im oberen Teil allerdings manchmal durchgehend rötlich überlaufen, so dass man diese Tupfen nicht mehr sieht.[1]
Unter den Nachtkerzen fällt die Rotkelchige Nachtkerze vor allem durch die Größe ihrer Blüten auf. Die zwittrigen Blüten haben einen Durchmesser von 3,5 cm bis 6 cm. Die drüsigen Kelchzipfel sind deutlich rötlich überlaufen bis rotgestreift und bis 4,5 cm lang. Die Blütenbecherröhre wird 3,5 cm bis 5 cm lang.[1] Die gelben bis orangen Kronblätter sind bis 5 cm groß. Der unterständige Fruchtknoten ist behaart und drüsig.
Es werden bis 3,5 cm große, längliche Kapselfrüchte gebildet.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[2]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rotkelchige Nachtkerze ist in Mitteleuropa in Kultur entstanden und, aufgrund ihrer großen Blüten, vielfach in Gärten angepflanzt. Von dort aus ist sie verwildert[1] und mit zumeist unbeständigen Vorkommen in Deutschland verbreitet.[3]
Sie wächst an stickstoffreichen, offenen Stellen wie z. B. an Straßenrändern, Ruderalstellen oder frischen Brachflächen.[3] Im pflanzensoziologischen System gilt die Rotkelchige Nachtkerze als Charakterart des Dauco-Melilotion (Verband der Möhren-Steinklee-Gesellschaften).[3][2]
Genetik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rotkelchige Nachtkerze ist ein Beispiel für eine Pflanze, die stets heterozygot auftritt. Und zwar erkannte Otto Renner im Jahr 1924 zwei Komplexe im Genom der Pflanze, die er gaudens und velans nannte. Der gaudens-Komplex bewirkt die Ausbildung grüner Kelchblätter, breiter Blätter und roter Flecken auf den grundständigen Blättern, der velans-Komplex die von rot gestreiften Kelchblättern, schmaleren Blättern und rein grünen grundständigen Blättern. Tritt einer dieser beiden sogenannten Renner-Komplexe homozygot auf, führt dies zum Absterben. Deshalb enthält jede lebende Pflanze in ihrem Genom sowohl den gaudens wie auch den velans-Komplex. Die Merkmale dieser Komplexe können erst nach Kreuzung mit anderen Nachtkerzen-Arten ausgebildet werden.[4]
Anhand einer Mutante mit kurzem Griffel, der brevistylis-Mutante, entdeckte Hugo de Vries die Mendel’schen Regeln neu. Außerdem begründete er aufgrund von anderen Mutanten, die in seinen Kulturen auftraten, die Mutationstheorie und entdeckte die Polyploidisierung.[4]
- Geöffnete Blüte gegen Abend
- Haare mit papillenförmiger emporgehobener, dunkelroter Basis
- Bestand im Dünengürtel Dune du Perroquet an der Nordsee
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 332.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 689.
- ↑ a b c Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 10., bearbeitete Auflage. Band 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München/Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2, S. 483.
- ↑ a b Botanik Online: Heterosis
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rotkelchige Nachtkerze. auf FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Rotkelchige Nachtkerze. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Oenothera glazioviana Micheli In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 29. Dezember 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)