Opel 4 PS – Wikipedia
Opel Laubfrosch 4 PS | |
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Opel Laubfrosch offen | |
Basisinformation | |
Hersteller | Adam Opel KG |
Modell | Opel 4 PS |
Produktionszeit | 1924–1931 |
Karosseriebauform | Cabrio, Phaeton, Lieferwagen |
Vorgängermodell | Opel 4/8 PS |
Nachfolgemodell | Opel 1,2 Liter |
Technische Daten[1][2][3] | |
Motor | Benzin, 4-Zylinder-Reihenmotor |
Leistung | 12 bis 20 PS |
Geschwindigkeit | 60 km/h. |
Getriebe | 3-Vorwärts- 1 Rückwärtsgang |
Opel 4 PS, im Volksmund Opel Laubfrosch, war eine Pkw-Baureihe des deutschen Herstellers Adam Opel KG (ab 1929 AG), die zwischen Mai 1924 und Juni 1931 in Rüsselsheim produziert wurde. Die Fließbandfertigung der deutschen Automobilindustrie begann 1924 mit dem Opel 4 PS, etwa ein Jahr darauf wurde der Hanomag 2/10 PS das nächste „Fließbandauto“ in Deutschland.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Opel 4 PS, auch Opel 4/12 PS, das Grundmodell, war das erste in Deutschland am Fließband gebaute Automobil und wurde bis 1926 produziert. Die Bezeichnung „4/12 PS“ war von der vorgesehenen Kraftfahrzeugsteuer beeinflusst. Mit 4 Steuer-PS hatte der Wagen anfangs 12 PS Motorleistung. Im Vergleich zu vielen damals üblichen Automobilen war er klein und grün statt groß und schwarz und wurde deshalb vom Volksmund „Laubfrosch“ genannt. Ebenfalls vom Volksmund mit Namen bedacht war das Vorgängermodell Opel 4/8 PS, der als Opel Doktorwagen bekannt war, was gleichzeitig für den Kundenkreis dieser Wagen sprach.[1][2][4][5]
Im Mai 1924 rollte der erste Opel 4/12 PS vom Band. Der Einlitermotor hatte anfangs 950 cm³ (später 1020 cm³) mit einer Zylinderbohrung von 58 mm (später 60 mm) und mit einem Hub von 90 mm. Er brachte das Auto auf eine Spitzengeschwindigkeit von 60 km/h. Weitere „Laubfrösche“ waren der 4/14 PS zwischen 1924 und 1925, der 4/16 PS zwischen 1925 und 1926, der 4/16 (4/18) PS zwischen 1926 und 1930, sowie der 4/20 PS, auch „1,1 Liter“ genannt, zwischen 1929 und 1931. Ab Oktober 1929 wurde die Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN) im Fahrzeugrahmen eingeschlagen. Zuvor war es üblich, die FIN der Fahrzeuge nach den Motornummern zu bestimmen. Nach insgesamt 119.484 Wagen aller Versionen kam im Juli 1931 der Nachfolger Opel 1,2 Liter auf den Markt, Vorgänger des Opel P4 und des Opel Kadett.[1][2][3]
Die Fließbandfertigung des Opel Laubfrosch gilt als die Geburtsstunde für das „Auto des kleinen Mannes“ in Deutschland und war gleichzeitig die Rettung für Opel, wo man wegen Zulieferschwierigkeiten aus dem französisch besetzten Ruhrgebiet und der steigenden Inflation der frühen 1920er-Jahre das Werk 1923 geschlossen und auf Fließbandfertigung umgestellt hatte, so wie es in der amerikanischen Automobilproduktion schon länger verbreitet war. 4.500,-- Rentenmark kostete der „Wagen für Jedermann“ nach Produktionsstart. Obgleich preiswert im Vergleich zu anderen Automobilen, entsprach dies immer noch dem Gegenwert eines Eigenheims. Nach 100.000 verkauften Exemplaren war der Opel in der einfachen Ausführung 1930 ab 1.800,-- Reichsmark erhältlich. Durch die Weltwirtschaftskrise war für viele Kunden und Hersteller der Automobilmarkt in jener Zeit problematisch. Deshalb ist die Zahl der verkauften Fahrzeuge schwierig zu bewerten. Opel nennt für 1928 einen Marktanteil von 44 Prozent und wurde 1929 von General Motors übernommen, was die Fortführung der Produktion sicherte.[1][4][5]
Die seit 1924 fortlaufend gesenkten Preise für den Opel Laubfrosch wurden später in der Presse als besonderer Erfolg betont.[6] Allerdings hatten sich die Kosten für Unterhalt, Betrieb und Wiederbeschaffung eines Opel Laubfrosch mit 20.000 km Jahresfahrleistung bis 1939 auf einen errechneten Betrag von 4.131,-- Reichsmark entwickelt. Es galt als Faustregel, das die Fahrzeugkosten im ersten Jahr dem Preis der Neuanschaffung gleich kamen. Im Automobilmarkt war der Laubfrosch beliebt und quasi ein früher „Volks-Wagen“; er galt als Kleinwagen an der Schwelle zu den damaligen Mittelklassefahrzeugen.[2][3]
Als Erfolg im Motorsport gilt der auf Basis des „Laubfroschs“ 1928 entstandene erste raketengetriebene Wagen der Welt: der Opel RAK1.[7]
- Opel Laubfrosch, Fahrzeugfront links
- Opel Laubfrosch, mit glattem Fahrzeugheck
- Opel Laubfrosch, gut erkennbar ein bootsförmiges Fahrzeugheck
Karossierievarianten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Karosserievariante bot Opel beim 1924er 4/12 PS nur einen offenen Zweisitzer mit sogenanntem „Bootsheck“ und Segeltuchverdeck an. Bei den späteren Laubfrosch-Modellen wuchsen die Fahrzeugmaße etwas, es gab technische Verbesserungen und weitere Varianten:[2][3]
- Zweisitzer Basisaufführung: offenes Modell 1924 mit Spitzgatt-Bootsheck (ab 1926 abgerundetes Heck)
- Zweisitzer Luxusausführung: offenes Modell mit verändertem Heck (ab 1925)
- Dreisitzer: offenes 3-sitziges Fahrzeug (ab November 1924)
- Viersitzer: offenes 4-sitziges Fahrzeug (ab 1925)
- Limousine: geschlossenes Fahrzeug mit drei (ab November 1924) oder vier (ab 1925) Sitzplätzen
- Lieferwagen: geschlossenes Fahrzeug mit Hecktür (ab November 1924)
Plagiatsprozess von Citroën
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den Laubfrosch sah Citroën als Plagiat des französischen Citroën 5CV bzw. 5HP. In Prozessen, die seinerzeit von Citroën angestrengt wurden, wurde die Klage von den Gerichten wegen mehrerer Fahrzeugdetailunterschiede zurückgewiesen. Die nach außen auffälligste Änderung war aber die grüne Lackierung – Citroën lackierte das Auto zitronengelb. 1924 und 1925 wurden in Deutschland viermal so viele Opel 4 PS wie Citroen C verkauft. Die Produktion des Citroën 5CV wurde Anfang 1926 eingestellt.
Der Plagiatsprozess dient teilweise als Deutungsversuch zur Redewendung Dasselbe in Grün. Im Automobilmuseum Aspang in Aspang-Markt in Niederösterreich sind zum Vergleich ein Opel aus dem Jahr 1927 und ein Citroën aus dem Jahr 1922 ausgestellt.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 1. Auflage. Band 2. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-02170-6.
- Karl-Heinz Rothenberger: Auto, Straße und Verkehr Kraftfahrzeug und Straßenverkehr in der Pfalz von den Anfängen des Automobils bis in die Gegenwart. 1. Auflage. BoD, Norderstedt 2014, ISBN 3-7357-6059-7.
- Olaf Trapp, Friedrich Rappsilber: Sonderveröffentlichung: 80 Jahre Opel P4. In: Alt-Opel IG (Hrsg.): Der Zuverlässige. 33. Jahrgang, Clubmagazin Nr. 164-166, Nr. 2/2004, 3/2004, 4/2004, OCLC 1368087298.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Werner Oswald: Deutsche Autos 1920–1945. 2001, S. 293–297.
- ↑ a b c d e f Olaf Trapp, Friedrich Rappsilber: Sonderveröffentlichung. 33. Jahrgang, Magazin Nr. 165.
- Teil 1, 80 Jahre Opel 4 PS. Februar 2004, archiviert vom am 10. April 2016; abgerufen am 11. April 2023 (archive.org. PDF-Datei 1,1 MB).
- Teil 2, 80 Jahre Opel 4 PS. März 2004, archiviert vom am 10. April 2016; abgerufen am 11. April 2023 (archive.org. PDF-Datei 600,1 kB).
- Teil 3, 80 Jahre Opel 4 PS. April 2004, archiviert vom am 10. April 2016; abgerufen am 11. April 2023 (archive.org. PDF-Datei 1,6 MB).
- ↑ a b c d Karl-Heinz Rothenberger: Auto, Straße und Verkehr. 2014, S. 72–79.
- ↑ a b 150 Jahre Opel, Die Opel-Story. In: Klassik News. Auto Bild, 23. August 2012, abgerufen am 10. April 2023.
- ↑ a b Rainer Manthey: Fast alles über Opel. 1. Auflage. Delius Klasing, Bielefeld 2019, ISBN 3-667-11566-0.
- ↑ Gestern-heute-morgen, Opel-Planarbeit. In: Illustrierter Beobachter . Band 16, Folge 23. F. Eher Nachf, München 1941, OCLC 10052610, S. 13.
- ↑ Michael Graf Wolff Metternich: Deutsche Raketenfahrzeuge auf Straße, Schiene und Eis - 1928 bis 1931. Hrsg.: Hermann Walter Sieger. Verlag Hermann E. Sieger GmbH, Lorch/Württemberg 1997, OCLC 248494864, S. 25–31.