Orgel des Salt Lake Tabernacle – Wikipedia

Orgel des Salt Lake Tabernacle
Allgemeines
Ort Salt-Lake-Tabernakel
Orgelerbauer Joseph H. Ridges / Æolian-Skinner[1][2]
Baujahr 1867 / 1948[1][2]
Letzte(r) Umbau/Restaurierung 1984 durch Schoenstein & Co.[2]
Orgellandschaft Orgellandschaft Nordamerika
Abbildungen
Spieltisch
Technische Daten
Anzahl der Pfeifen 11.623[2]
Anzahl der Register 147
Anzahl der Pfeifenreihen 206
Anzahl der Manuale V/P
Tontraktur elektro-pneumatisch
Registertraktur elektro-pneumatisch
Anzahl der 32′-Register 6
Anzahl der 64′-Register
Sonstiges
Bedeutende Organisten

Alexander Schreiner, John Longhurst

Die Orgel des Salt Lake Tabernacle (Salt Lake City) gilt als Inbegriff des klassischen US-amerikanischen Orgelbaues und gehört zu den größten Orgeln der USA. Sie wurde insbesondere bekannt durch die musikalische Begleitung des Tabernacle Choir at Temple Square während dessen wöchentlichen Radio- und Fernsehsendungen „Music and the Spoken Word“ (engl.: „Musik und das gesprochene Wort“).

Die heutige Orgel geht auf ein Instrument zurück, das der britisch-australische Schreiner und Orgelbauer Joseph Harris Ridges in den 1860er Jahren für den im Bau befindlichen Salt-Lake-Tabernakels entworfen hatte. Da die Stadt Salt Lake City noch weitab von Verkehrswegen lag, bemühte sich Ridges für den Bau so weit wie möglich Baumaterialien aus der näheren Umgebung zu nutzen. Das Bauholz stammte aus dem Pine Valley, ein Teil der Metallpfeifen und andere Bauteile erwarb Ridges von dem Orgelbauer William B. D. Simmons aus Boston. Für die Gestaltung des Gehäuses und des Prospekts orientierte sich Ridges an der neu erbauten Walcker-Orgel der Boston Music Hall. Ridges konzipierte ein Werk mit 32 Registern auf zwei Manualen und Pedal mit mechanischer Traktur. Die Balganlage wurde von Hand betrieben, der Spieltisch war in das Gehäuse integriert.[2]

Die Arbeit an der Orgel begann im Januar 1866, wobei zunächst geeignete Holzarten gefunden werden und man sich mit der Herstellung des Leims für die Montage befassen musste. Der eigentliche Bau des Instrumentes konnte so erst im Sommer 1867 beginnen. Anfang Oktober 1867 war die Orgel so weit fertiggestellt, dass sie bereits zur Begleitung des Tabernacle Choir at Temple Square genutzt werden konnte.[1] Zu diesem Zeitpunkt verfügte das Instrument über 12 Register und etwa 700 von vorgesehenen 1600 Pfeifen.[2] Die Arbeiten wurden fortgesetzt und im Sommer 1869 vorerst abgeschlossen.[2][1]

Einem Bericht der Zeitung "Utah News" zufolge umfasste das Instrument um 1870 bereits 35 Register mit 2638 Pfeifen auf zwei Manualen und Pedal,[1] andere Quellen erwähnen bereits 1869 ein drittes Manual.[3] Für die Betätigung der Bälge waren fünf Personen notwendig. Um 1885 verfügte das Instrument über ein drittes Manual und Niels Johnson, ein Mitarbeiter Ridges, erweiterte die Orgel auf 57 Register. Um die Spielbarkeit zu erleichtern, installierte Johnson pneumatische Spielhilfen und betrieb die Balganlage nun mit einem Wasserrad, das in den Fundamenten unterhalb des Salt-Lake-Tabernakels eingebaut war. Um die Jahrhundertwende wurde das Wasserrad durch zwei Gleichstrommotoren ersetzt.[2][1]

1901 wurde die Orgel durch die Kimball Organ Company komplett reorganisiert und modernisiert. Die pneumatisch unterstützte, mechanische Traktur wurde durch eine Röhrenpneumatik ersetzt, wodurch auch ein frei aufgestellter Spieltisch realisiert werden konnte. Die Umfänge von Manualen und Pedal wurden erweitert und zwei Drittel der Pfeifen ersetzt. Schließlich verfügte die Orgel über 62 Register und etwa 3600 Pfeifen. Die Windversorgung übernahm ein elektrisches Gebläse mit einer Leistung von etwa 10 PS.[2]

Bereits 1915 war die pneumatische Traktur von Kimball so störanfällig geworden, dass die Austin Organ Company mit umfangreichen Reparatur- und Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten beauftragt wurde. Die Orgel erhielt eine elektrische Traktur und neue Windladen. Das Orgelgehäuse wurde von Cannon & Fetzer zum heutigen Erscheinungsbild erweitert, der Prospekt wurde um nahezu das Doppelte verbreitert. Nach der Fertigstellung im Jahr 1916 verfügte die Austin-Orgel über 100 Register, verteilt auf sechs Werke (Great, Solo, Swell, Choir, Echo und Pedal), die über vier Manuale und Pedal angespielt werden konnten. 1926 erweiterte die Austin Organ Company das Instrument um weitere 24 Register und ergänzte 1940 nochmals neun Register.[1]

Das heutige Instrument

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Um die Orgel auf dem neuesten Stand zu halten, erhielt die Æolian-Skinner Organ Company 1945 den Auftrag, das Instrument zu erneuern. Mit Ausnahme des Gehäuses und des Prospektes, zwei Registern aus der Ridges-Orgel sowie einigen weiteren Registern aus dem Bestand der Vorgängerinstrumente entstand unter der Leitung von G. Donald Harrison als Opus 1075 ein komplett neues Instrument, das im Januar 1949 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Es verfügte über fünf Manuale mit Pedal und 10.814 Pfeifen, verteilt auf 137 Register in 189 Pfeifenreihen.[3] 1979 ergänzte das kanadische Orgelbauunternehmen Casavant Frères das Solowerk.[2][3]

Nach fast 40 Jahren intensiver Nutzung wurde die Orgel von 1984 bis 1988 durch Schoenstein & Co. aus San Francisco sorgfältig renoviert und auf 147 Register in 206 Pfeifenreihen mit 11.623 Pfeifen erweitert.[3] Neben der Modifikation der Windanlage und dem Einbau eines weiteren Gebläses wurden auch die elektromechanischen Schaltanlagen durch elektronische Komponenten ersetzt.[2] Der Spieltisch wurde in die Werkstätten nach San Francisco gebracht und dort einer kompletten Renovierung und Modernisierung unterzogen. Um die Orgel in diesem Zeitraum weiter nutzen zu können, kam ein viermanualiger Spieltisch zum Einsatz. Währenddessen wurde am Standort des Spieltisches eine in den Boden eingelassene, langsam rotierende Scheibe eingebaut, um den Besuchern eine bessere Sicht zu ermöglichen.[2]

Im Rahmen der Renovierung des Salt-Lake-Tabernakels in den Jahren 2004 bis 2007 wurde auch die Orgel gewartet und gereinigt.

Die Orgel wurde bis 2000 benutzt, um die halbjährliche Allgemeine Konferenz der Heiligen der letzten Tage der Kirche Jesu Christi HLT musikalisch zu unterstützen. Seit 2001 wird die Konferenz im nahegelegenen LDS-Konferenzzentrum abgehalten.

Disposition seit 1988

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I Choir (schwellbar)
Gamba 16′
Principal 8′
Concert Flute 8′
Viola 8′
Viola Celeste 8′
Dulcet II 8′
Kleine Erzähler II 8′
Prestant 4′
Zauberflöte 4′
Gambette 4′
Piccolo Harmonique 2′
Fife (Carillon) 1′
Sesquialtera (Carillon) II
Carillon III
Rauschpfeife III
Dulzian 16′
Trompette 8′
Krummhorn 8′
Orchestral Oboe 8′
Rohr Schalmei 4′
Tromp. Harm. (Bomb.) 8′
Tremulant


I/II Positiv
Principal 8′
Cor de Nuit 8′
Quintade 8′
Principal 4′
Nachthorn 4′
Nazard 223
Principal 2′
Spielflöte 2′
Tierce 135
Larigot 113
Sifflöte 1′
Septerz II
Scharf III
Zimbel III
Rankett 16′
Cromorne 8′
Tremulant
II Great
Subprincipal 16′
Quintaton 16′
Principal 8′
Diapason 8′
Montre 8′
Bourdon 8′
Spitzflöte 8′
Flûte Harmonique 8′
Bell Gamba 8′
Grosse Quinte 513
Principal 4′
Octave 4′
Koppelflöte 4′
Flûte Octaviante 4′
Gemshorn 4′
Grosse Tierce 315
Quinte 223
Super Octave 2′
Blockflöte 2′
Tierce 135
Septieme 117
Acuta III
Full Mixture IV
Fourniture IV
Klein Mixtur IV
Cornet V
Double Trumpet 16′
Trumpet 8′
Clarion 4′
III Swell (schwellbar)
Lieblich Gedeckt 16′
Gemshorn 16′
Geigen Principal 8′
Gedeckt 8′
Claribel Flute 8′
Flauto Dolce 8′
Flute Celeste 8′
Viole de Gambe 8′
Viole Celeste 8′
Orchestral Strings 8′
Salicional 8′
Voix Celeste 8′
Prestant 4′
Fugara 4′
Flauto Traverso 4′
Nazard 223
Octavin 2′
Hohlflöte 2′
Cornet III
Cymbale (from Plein Jeu VI) IV
Plein Jeu (from Plein Jeu VI) IV
Plein Jeu VI
Contra Fagot 32′
Contra Trompette 16′
1ere Trompette 8′
2eme Trompette 8′
Hautbois 8′
Voix Humaine 8′
Quinte Trompette 513
Clairon 4′
Tremulant
IV Bombarde
Diapason 8′
Octave 4′
Grosse Cornet IV–VI
Grande Fourniture VI
Bombard 16′
Trompette Harmonique 8′
Trompette 8′
Clairon 4′


IV Solo
Flauto Mirabilis 8′
Gamba 8′
Gamba Celeste 8′
Concert Flute 4′
Nazard 223
Piccolo 2′
Tierce 135
French Horn 8′
English Horn 8′
Corno di Bassetto 8′
Tuba 8′
Cornet V (Great) 8′
Harp 8′
Chimes
Celesta (Harp)
Tremulant


V Antiphonal
Diapason 8′
Gedeckt 8′
Salicional 8′
Voix Celeste 8′
Principal 4′
Kleine Mixtur III
Trompette 8′
Vox Humana 8′
Tuba Mirabilis 8′
Cornet (Great) V
Tremulant


Percussion
Chimes on Great
Chimes on Pedal
Harp on Choir
Celesta on Choir
Pedal
Montre 32′
Flûte Ouverte 32′
Contre Bourdon 32′
Principal 16′
Flûte Ouverte 16′
Contre Basse 16′
Violone 16′
Bourdon 16′
Gemshorn (Swell) 16′
Gamba (Choir) 16′
Lieblich Gedeckt (Swell) 16′
Grosse Quinte 1023
Principal 8′
Violoncello 8′
Spitzprincipal 8′
Flûte Ouverte 8′
Flauto Dolce 8′
Gamba (Choir) 8′
Lieblich Gedeckt (Swell) 8′
Quinte 513
Choral Bass 4′
Nachthorn 4′
Gamba (Choir) 4′
Lieblich Gedeckt (Swell) 4′
Principal 2′
Blockflöte 2′
Full Mixture IV
Cymbale IV
Grand Harmonics V
Bombarde 32′
Contra Fagot (Swell) 32′
Ophicleide 16′
Trombone 16′
Double Trumpet (Great) 16′
Contre Trompette (Swell) 16′
Dulzian (Choir) 16′
Posaune 8′
Trumpet 8′
Double Trumpet (Great) 8′
Contre Trompette (Swell) 8′
Krummhorn (Choir) 8′
Clairon 4′
Chalumeau 4′
Kornett 2′

Technische Daten

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  • 147 Register, 206 Pfeifenreihen, 11.623 Pfeifen
  • Windversorgung:
    • Gebläse: 3 Windmotoren (Main, Auxiliary Pedal, Antiphonal)
    • Motorleistung: > 30 PS
    • Choir: 121 mmWS
    • Positiv: 67 mmWS
    • Great: 89 – 124 mmWS
    • Swell: 108 – 124 mmWS
    • Bombarde: 156 mmWS
    • Solo: 237 mmWS
    • Antiphonal: 111 – 381 mmWS
    • Pedal: 86 – 178 mmWS
  • Stimmung:
    • Höhe a1= Hz: 440 Hz bei 23 °C
    • Stimmung gleichschwebend

Ständige Organisten

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  • 1867–1900: Joseph J. Daynes
  • 1900–1925: John J. McClellen, davon 1905–1925 als Senior Organist
  • 1905–1937: Edward P. Kimball, davon 1926–1937 als Senior Organist
  • 1907–1908: Walter J. Poulton
  • 1909–1930: Tracy Y. Cannon
  • 1911: Moroni B. Gillespie
  • 1922–1969: Frank W. Asper
  • 1924–1977: Alexander Schreiner (* 1901 in Nürnberg; † 1987), davon 1938–1977 als Senior Organist
  • 1933–1944: Wade N. Stephens
  • 1947–1984: Roy M. Darley, davon 1978–1984 als Senior Organist
  • 1965–1991: Robert Cundick, davon 1985–1991 als Senior Organist
  • 1977–2007: John Longhurst (* 1940), davon 1992–2007 als Senior Organist
  • Seit 1979: Bonnie Goodliffe (zeitweise)[4]
  • Seit 1982: Clay Christiansen, davon 2008 bis 2014 als Senior Organist[4]
  • Seit 1984: Linda Margetts (zeitweise)[4]
  • Seit 1991: Richard Elliott[4]
  • Seit 2007: Andrew Unsworth[4]
  • Donald Gordon McDonald: The Mormon Tabernacle Organ. Union Theological Seminary Thesis, 1952.
  • Orpha Ochse: The History of the Organ in the United States. Indiana University Press, 1988, ISBN 0-253-32830-6, S. 189–190, 309–311.

Aufnahmen/Tonträger

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  • John Longhurst: Mormon Tabernacle Organ. 1983, Philips.
  • Richard Elliott: In the Shadows of the Everlasting Hills. 1994, Pro Organo
  • Robert Cundick and John Longhurst: A Tabernacle Organ Duo Extravaganza, Argo 430 426-2.
Commons: Orgel des Salt Lake Tabernacle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Religious Studies Center: A Historical Study of the Construction of the Salt Lake Tabernacle: The Organ. Abgerufen am 13. Juni 2017.
  2. a b c d e f g h i j k l The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints: Organs and Organists on Temple Square - Tabernacle Organ. Abgerufen am 13. Juni 2017.
  3. a b c d The Church Of Jesus Christ Of Latter-Day Saints: The Salt Lake Tabernacle Organ: Celebrating 150 Years. Abgerufen am 21. Juni 2017.
  4. a b c d e The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints: Organs and Organists on Temple Square - Organists. Abgerufen am 21. Juni 2017.