Orpensdorf – Wikipedia

Orpensdorf
Koordinaten: 52° 46′ N, 11° 37′ OKoordinaten: 52° 46′ 6″ N, 11° 36′ 40″ O
Höhe: 27 m ü. NHN
Fläche: 2,67 km²[1]
Einwohner: 43 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 16 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1939
Eingemeindet nach: Schmersau
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039392
Orpensdorf (Sachsen-Anhalt)
Orpensdorf (Sachsen-Anhalt)

Lage von Orpensdorf in Sachsen-Anhalt

Evangelische Dorfkirche Orpensdorf

Orpensdorf gehört zur Ortschaft Gladigau und ist ein Ortsteil der Hansestadt Osterburg (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Das altmärkische Orpensdorf, ein kurzes Angerdorf mit Kirche, das durch Gutsbildung deformiert wurde,[1] liegt 10 Kilometer westsüdwestlich von Osterburg am Schmersauer Graben, der nach Norden in die Biese strömt.[4]

Mittelalter bis Neuzeit

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Im Jahre 1345 wurde Orpensdorf urkundlich als villa ermenstorph erwähnt.[1][5] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Orbenstorpp aufgeführt. Er gab 12 Höfe.[6] Weitere Nennungen sind 1517 Orpenstorff, 1687 Orpenstorff[1] und 1804 heißt es Gut und Dorf Orpensdorf.[7]

Anna Katharina Diterichs, geb. Kraatz, verw. Falcke; Kupferstich von 1769.

Das Gut gehörte von vor 1345 bis 1694 der Familie von Rönnebeck, 1694 bis 1721 dem Hof- und Grenzrat Berndis.[1]

Seine Blüte erlebte das Gut in Orpensdorf Anfang des 18. Jahrhunderts, was nicht zuletzt den Meliorationsbemühungen des damaligen Gutsherrn, Kriegs- und Domänenrat Gustav Falcke (1693–1743), zuzuschreiben war, der es 1721 übernommen hatte. Dabei ging es insbesondere um die Trockenlegung der alljährlich überschwemmten Landstriche an der Elbe, die der preußische Architekt, Baubeamte und Wasserbauexperte Friedrich Wilhelm Diterichs (1702–1782) in seinem Auftrag ins Werk setzte.[8] Zu Falckes Gutsbesitz gehörten neben Orpensdorf die benachbarten Ortschaften Flessau, Schmersau, Wollenrade sowie Teile von Rönnebeck. Der Gutsherr bekleidete außerdem die Stellung als Obergerichtsrat am Altmärkischen Obergericht in Stendal.

Nach dem Tod Falckes heiratete Diterichs, den schon zu Lebzeiten Falckes gute persönliche Beziehungen mit der Familie verbanden, im Jahr 1744 dessen Witwe Anna Katharina (1702–1767). Der Verstorbene hatte zusammen mit seiner Ehefrau in einem „gegenseitigen Testament“ neben anderen Zuwendungen Geld für den Bau einer Kirche in Orpensdorf nach beider Ableben gestiftet. Diterichs nahm als Nachfolger des Gutsherrn jedoch bereits 1747 den an Stelle der einsturzgefährdeten alten Kirche geplanten Neubau in Angriff und führte ihn innerhalb weniger Monate zu Ende.[8] In zweiter Ehe heiratete Diterichs 1769 Catharina Dorothea Hedwig Louise von Barsewisch (1747/48–1805), die in zweiter Ehe 1789 Ludwig Franz Philipp von Kleist (1748–1809) heiratete.[1][8] Er heiratete 1806 Dorothea Johanna Friederike von Barsewisch (1784–1855), die in zweiter Ehe Friedrich von Lüderitz ehelichte.[9] Sie erscheint in einer örtlichen Sage.[10]

In den 1930er Jahren konnte Robert Salomon das hoch verschuldete Gut in Orpensdorf auf Rentenbasis erwerben. Die Familie wurde 1945 im Zuge der Bodenreform enteignet. Die Familie konnte das frühere Rittergut ab 1991 schrittweise zurückkaufen. Seit 1992 wird es von der Familie als Landwirtschaftsbetrieb geführt.[11]

An der Straße nach Schmersau standen noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwei Windmühlen.[12]

Eingemeindungen

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Dorf und Gut gehörten bis 1807 zum Stendalschen Kreis, danach bis 1813 zum Landkanton Osterburg im Königreich Westphalen, ab 1816 kamen beide in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Am 17. Oktober 1928 wurde der Gutsbezirk Orpensdorf mit der Landgemeinde Orpensdorf vereinigt.[13]

Am 1. April 1939 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Orpensdorf und Schmersau zu einer Gemeinde mit dem Namen Schmersau.[14] Die Gemeinde Schmersau wurde am 1. Februar 1974 aufgelöst und in die Gemeinde Gladigau eingemeindet.[15] So gehörte der Ortsteil Orpensdorf erst zu Schmersau, dann zur ehemals selbstständigen Gemeinde Gladigau und ist nach der Umsetzung des Gebietsänderungsvertrages vom 1. Juli 2009 ein Ortsteil der neuen Hansestadt Osterburg (Altmark).

Einwohnerentwicklung

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Jahr 1734 1772 1790 1798 1801 1818 1840 1864 1871 1885 1892 1895 1900 1905
Dorf/Gemeinde Orpensdorf 49 73 36 43 66 70 77 26 17 12 65[16] 51 62[16] 44
Gut Orpensdorf 22 30 47 70 53 19 28
Jahr Einwohner
1910 [00]42[16]
1912 [0]42[8]
1925 71
1930 [0]58[8]
1936 [0]78[8]
2011 [00]48[17]
Jahr Einwohner
2012 [00]47[17]
2014 [00]47[18]
2018 [00]43[19]
2019 [00]43[19]
2020 [00]42[20]
2021 [00]41[21]
Jahr Einwohner
2022 [0]41[2]
2023 [0]43[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1925:[1]

Die evangelische Kirchengemeinde Orpensdorf, die früher zur Pfarrei Schmersau gehörte,[22] wird heute betreut vom Pfarrbereich Gladigau des Kirchenkreises Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[23]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Orpensdorf stammen aus dem Jahre 1804.[24] Ältere Einträge sind in den Büchern von Schmersau zu finden, die 1642 beginnen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Kirche Orpensdorf

Auf dem Kirchhof befindet sich der Ortsfriedhof.

Der Kirchenbau entstand am westlichen Ende des Dorfes in unmittelbarer Nähe des Gutskomplexes mit dem Gutshaus. Er ähnelt als späteste der von Friedrich Wilhelm Diterichs erbauten Kirchen in vielem der Schlosskirche Buch in Berlin, ist jedoch aufgrund der begrenzten Geldmittel sehr viel schlichter gehalten.

An den Hauptraum der evangelischen Kirche mit ihrem achteckigen Grundriss schließen sich in Ost-West-Richtung gleich lange Gruft- und Turmbauten an, sodass äußerlich der Eindruck einer Langhausanlage entsteht. An dem unter Verwendung klassischer strengerer Architekturformen konsequent durchgestalteten Bauwerk hat Diterichs als Architekt des Barock erkennbar den Weg zum Stil des preußischen Rokoko gefunden, dem er über Jahrzehnte treu blieb.

Diterichs starb 1782 in Orpensdorf und wurde in dem Gewölbe seiner Guts- und Patronatskirche beigesetzt.

Sagen aus Orpensdorf

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Frau von Kleist zu Orpensdorf

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Dorothea Johanna Friederike von Kleist, geborene von Barsewisch, später verheiratet mit einem Herrn von Lüderitz lebt im Volksmund fort als Frau von Kleist, die nachts im alten Gutsgebäude umgeht. Wer ihr begegnet ist, will bemerkt haben, das sie ein langes weißes Gewand an hat und ohne Kopf einhergeht, so berichtete Alfred Pohlmann im Jahre 1901. Er meint, dass die spukende weiße Frau die Göttin Freya darstellt.[10]

Kopfloses Lamm im Schloss

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Im Schloss des Rittergutes spukt ein kopfloses weißes Lamm, dass den Bewohnern des Schlosses öfters zur nächtlichen Stunde zu Gesicht gekommen ist. Es folgt den Schlossgesessenen wie ein Hund auf dem Fuße und tut niemandem etwas zu Leide.[25]

Das Gutshaus wurde 1984 abgerissen.[1]

Persönlichkeiten

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Zu den in Orpensdorf geborenen Altmark-Persönlichkeiten gehört der königlich preußische Generalleutnant und Politiker Hermann von Lüderitz (1814–1889).

  • Rolf-Herbert Krüger: Friedrich Wilhelm Diterichs. Potsdamer Verlagsbuchhandlung, 1994, ISBN 3-910196-11-X.
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1596–1599, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 186 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 379, 104. Orpensdorf (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Orpensdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1596–1599, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Nico Maß: Zurück im Minus. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 18. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 13.
  3. Hauptsatzung Hansestadt Osterburg (Altmark), § 15 Ortschaftsverfassung vom 3. Juli 2019. (PDF) Hansestadt Osterburg (Altmark), 5. Juli 2019, abgerufen am 29. März 2024.
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 464 (Digitalisat – XXXV.).
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 320 (archiviert auf archive.org (Memento vom 21. September 2019 im Internet Archive)).
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 262 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00284~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. a b c d e f Corrie Leitz: Der Ortsteil Orpensdorf stellt sich vor. In: osterburg.eu. 2017, abgerufen am 3. Mai 2020.
  9. Dirk Peters: Dorothea Johanna Friederike von Barsewisch. In: gedbas.genealogy.net. Abgerufen am 20. März 2024.
  10. a b Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 51–52, 6. Frau von Kleist zu Orpensdorf (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_q4M-AAAAYAAJ~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn59~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  11. Werner Preugschat: Nach 46 Jahren zurück in der Altmark. In: Agrarheute. 1. Oktober 2014 (archiviert auf archive.org (Memento vom 21. September 2019 im Internet Archive)).
  12. Karte des Deutschen Reiches Blatt 240: Wittenberge. Reichsamt für Landesaufnahme, 1906, abgerufen am 8. Mai 2021.
  13. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 232.
  14. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1939, ZDB-ID 3766-7, S. 6, Nr. 37.
  15. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  16. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 187 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  17. a b So viele Einwohner zählen die einzelnen Orte. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 12. Januar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 11. April 2020]).
  18. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. (PDF) 30. Oktober 2015, S. 285, abgerufen am 3. August 2019.
  19. a b Nico Maß: Nur noch vierstellig. In: Osterburger Volksstimme. 21. Januar 2020, DNB 1047269554, S. 13.
  20. Nico Maß: Osterburg schrumpft. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 9. Januar 2021, DNB 1047269554, S. 17.
  21. Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  22. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 88 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Pfarrbereich Gladigau. In: ekmd.de. Abgerufen am 29. März 2024.
  24. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  25. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 60, III. Von den kopflosen Tieren (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dbub_gb_q4M-AAAAYAAJ~MDZ%3D%0A~SZ%3Dn78~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
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