Ost-Akademie – Wikipedia
Die Ost-Akademie Lüneburg war eine Akademie, die sich in den Jahren 1951 bis 2005 vor allem der Geschichte und den Interessen der Bevölkerung widmete, die aus den ehemaligen östlichen Gebieten ausgesiedelt wurde.
Bezeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nordostdeutsche Akademie (NOA), 1951–1954
- Ostdeutsche Akademie, 1954–1962
- Ost-Akademie, 1962–1965
- Ost-Akademie – Institut für gesamtdeutsche Studien, 1965–
- Akademie für Ost-West-Kooperation – Ost-Akademie Lüneburg e.V. – Institut für Ost-West-Fragen an der Universität Lüneburg
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1951–1980
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 31. Oktober 1951 gründete Max Hildebert Boehm die Nordostdeutsche Akademie in Lüneburg. Am 8. September 1952 erfolgte die feierliche Eröffnung. Am ersten Lehrgang nahmen rund 40 Teilnehmer aus neun Staaten teil. Die Nordostdeutsche Akademie widmete sich der Pflege der Tradition und den Problemen der ausgesiedelten Deutschen aus den östlichen Gebieten. Sie beschäftigte sich mit der Ostforschung. Die Akademie wurde staatlich gefördert unter anderem durch das Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen und durch das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. In den ersten dreißig Jahren vertrat sie rigorose Positionen, die eine Wiederherstellung der Grenzen von 1937 forderte und die DDR nicht anerkannte. Ab 1963 war sie Mitglied im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB).
1981–1990
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1981 veränderte die Akademie ihre politische Ausrichtung.[1] Sie begann, sich mit dem Leben in der DDR zu beschäftigen und Kontakte zu den Menschen dort zu suchen. Ein Beispiel dafür war die Ausstellung Jugend in der DDR.
Für das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) war die Ost-Akademie eine Einrichtung mit Feindtätigkeit gegen die DDR. Im Mai 1982 wurde hierzu ein Vorgang zum Feindobjekt (FO) Flechte angelegt. Inoffizielle Mitarbeiter sammelten unter anderem Informationen über Struktur, Aufgaben und Mitarbeiter der Einrichtung.[2]
1990–2005
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1995 wurde die Ost-Akademie in einer Definition der Bundesregierung in einer Drucksache des Deutschen Bundestags so beschrieben: „Die Ost-Akademie Lüneburg e. V. ist eine Einrichtung wissenschaftlich ausgerichteter politischer Bildung. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Aspekte der Deutschen Frage im 20. Jahrhundert, insbesondere auf Geschichte, Politik, Gesellschaft und Kultur. Im Vordergrund stehen dabei die Beziehungen Deutschlands zu den ostmittel- und osteuropäischen Nachbarn.“[3]
Die Ost-Akademie gehörte als An-Institut zur Universität Lüneburg. 2003 beschloss der Bundestag die Einstellung der Finanzierung der Ost-Akademie.[4] Das Gebäude in der Herderstraße wurde verkauft und zu einem Altenwohnheim der Augusta-Schwesternschaft umgebaut. Auf der Homepage der Schwesternschaft sieht man den Nordgiebel des Gebäudes. Es wurde über einen gläsernen Gang mit dem Mutterhaus in der Heinrich-Heine-Straße verbunden. Die Akademie sollte aber weiter bestehen bleiben. 2005 wurde die Ost-Akademie aufgelöst.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leiter
- Max Hildebert Boehm, 1951–
- Karl Heinz Gehrmann, 1961–1979
- Bernhard Schalhorn, 1980–2005 (vor 2003, auch Chefredakteur der Deutschen Studien)
- Weitere Mitarbeiter
- Hanns von Krannhals, seit 1953, dort Dozent für Zeitgeschichte Osteuropas
- Walter Hildebrandt, seit 1963 Präsidiumsmitglied und Gründer der Deutschen Studien
- Gerhard Doliesen
- Adalbert R. Lewandowski[5]
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1954 bis 1962 veröffentlichte die Ostakademie die Zeitschrift Ostbrief, von 1963 bis 2005 die vierteljährlich erschienene Zeitschrift Deutsche Studien, bei der der Soziologe Walter Hildebrandt Mitbegründer und Mitherausgeber war.
Daneben veröffentlichte sie weitere Schriften[6]
- Hanns von Krannhals: Der Warschauer Aufstand 1944, 1962
- Jugend in der DDR. Text- und Materialsammlung zu einer Ausstellung der Ost-Akademie Lüneburg, 1987/1988
- Anatolij P. Bachtin: Vergessene Kultur. Kirchen in Nordostpreußen, 1998
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bernhard Schalhorn: Die Ost-Akademie und die Carl-Schirren-Gesellschaft. In: Jahrbuch des baltischen Deutschtums, ISSN 0075-2436, Jg. 44 (1996), S. 173–179.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ SED-Diktatur und deutsche Frage Tagungsbericht von 2011, Beitrag des ehemaligen Leiters des Ost-Akademie Bernhard Schalhorn.
- ↑ Niedersachsen und die Stasi - Die Überwachung im "Operationsgebiet West" BStU
- ↑ Deutscher Bundestag: Drucksache 13/1630 vom 6. Juni 1995.
- ↑ Drucksache 15/556. In: dserver.bundestag.de. Deutscher Bundestag, 22. Februar 2021, abgerufen am 12. Februar 2003.
- ↑ Carsten Tessmer: Das Willy-Brandt-Bild in Polen. Vorwort S. 11. PDF. Schriftenreihe der Willy-Brandtstiftung Heft 6, Berlin 2000. 2013 war Schalhorn nicht mehr im Amt, siehe Archivierte Kopie ( vom 12. April 2015 im Internet Archive) eingesehen 2015.
- ↑ Publikationen der Ost-Akademie WorldCat