Seiji Ozawa – Wikipedia

Seiji Ozawa (1963)

Seiji Ozawa (jap. 小澤 征爾, Ozawa Seiji; * 1. September 1935 in Shenyang, Mandschukuo (heute Volksrepublik China); † 6. Februar 2024 in Tokio)[1] war ein japanischer Dirigent.

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben[2][3]
Neujahrskonzert 2002 (mit Wiener Philharmoniker)
 DE3721.01.2002(4 Wo.)
 AT1
Doppelplatin
×2
Doppelplatin
20.01.2002(37 Wo.)
Berlioz: Symphonie fantastique (mit Boston Symphony Orchestra)
 DE8306.10.2023(1 Wo.)

Seiji Ozawa wurde als Sohn des Zahnarztes Ozawa Kaisaku in Mandschukuo geboren. Er studierte an der Tōhō Gakuen Daigaku in Chōfu zunächst Klavier. Nach einem Rugby-Unfall, bei dem er sich zwei Finger brach,[4] wechselte er zu den Fächern Komposition und Dirigieren, die er 1958 abschloss.[5] Sein Dirigierlehrer war Saitō Hideo. 1959 erhielt er einen Preis der International Competition of Young Orchestra Conductors in Besançon und eine Einladung von Charles Münch an das Tanglewood Music Center, wo Ozawa 1960 den Koussevitzky-Preis als Student-Dirigent gewann. Durch Michiko de Kowa-Tanaka bekam er ein Stipendium bei Herbert von Karajan.

1961 wurde er Assistenzdirigent von Leonard Bernstein für die New Yorker Philharmoniker. Ein Jahr später gab er selbständige Konzerte mit der San Francisco Symphony. Von 1964 bis 1969 war er Musikdirektor des Ravinia Festivals, der Sommerresidenz des Chicago Symphony Orchestra. Von 1965 bis 1969 war Ozawa Musikdirektor des Toronto Symphony Orchestra und von 1970 bis 1976 der San Francisco Symphony.

1973 wurde Ozawa Musikdirektor des Boston Symphony Orchestra (BSO) und war es bis 2002. Es gab in jüngerer Zeit nur wenige Dirigenten, die so lange mit einem großen Orchester kontinuierlich kooperieren konnten. Er führte das BSO auch in Musik-Epochen der Moderne. Tourneen mit dem BSO führten ihn nach Europa, in die Volksrepublik China, nach Japan, Südamerika und quer durch die USA. Er brachte es auf über 140 Einspielungen von 55 Komponisten auf zehn Labels. 1976 erhielt er den ersten Emmy Award für TV-Serien von Sinfoniekonzerten. Ozawa gründete im September 1984 das Saito Kinen Orchestra in Japan.

1990 gab er eine Reihe von Festkonzerten zum 50. Jubiläum des Tanglewood Music Center. Seiji Ozawa war Mitbegründer des Saito Kinen Festival in Matsumoto 1992. Es ist nach seinem Lehrer in Tokio benannt, Hideo Saitō, der westliche Musik und Spieltechnik nach Japan brachte. Längere Zeit war Ozawa mit dem Orchestre National de France unterwegs sowie an der Mailänder Scala und der Wiener Staatsoper beschäftigt.

Im Oktober 2002 wurde Ozawa Musikdirektor der Wiener Staatsoper, was seinem wachsenden Interesse an Opern entgegenkam. Er war dort schon früher oft Gastdirigent und leitete die Wiener Philharmoniker auf Tourneen und bei den Salzburger Festspielen. Außerdem leitete er 2002 das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Im Jahre 2008 leitete Ozawa die Gedenkkonzerte zu Ehren des 100. Geburtstages von Herbert von Karajan.[6] Aufgeführt wurde bei diesem Anlass im goldenen Saal des Wiener Musikvereins unter anderem das Violinkonzert op. 61 von Ludwig van Beethoven mit Anne-Sophie Mutter als Solistin, die – wie auch Ozawa – von Karajan gefördert worden war.[6] Nachdem im Jahr 2010 bei Ozawa Speiseröhrenkrebs festgestellt worden war, gab er seine Stellung an der Wiener Staatsoper auf und zog sich vom Konzertbetrieb zurück. 2013 kehrte er ans Pult zurück.[7]

Großes Anliegen war ihm die Förderung der modernen Musik und junger Komponisten. Von Ozawa gibt es rund 400 Einspielungen auf CD, vor allem mit dem Boston Symphony Orchestra.

Seiji Ozawa (Mitte) mit Familienangehörigen und US-Außenminister John Kerry anlässlich des Kennedy-Preises 2015

Ozawa erhielt die Ehrendoktorwürden der University of Massachusetts, des New England Conservatory of Music und des Wheaton College, Norton (Massachusetts).

  • Wolfgang Behrens: Ozawa, Seiji. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 12 (Mercadante – Paix). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2004, ISBN 3-7618-1122-5 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  • José A. Bowen: Ozawa, Seiji. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  • S. Noma: Ozawa Seiji. In: Alan Campbell (Hrsg.): Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, Tokio 1993, ISBN 4-06-205938-X, S. 1178.
  • Alain Pâris: Klassische Musik im 20. Jahrhundert. Instrumentalisten, Sänger, Dirigenten, Orchester, Chöre. 2. Auflage. dtv, München 1997, ISBN 3-423-32501-1, S. 577.
  • Lincoln Russell, Caroline Smedvig: Seiji. An Intimate Portrait of Seiji Ozawa. Houghton Mifflin, Boston 1998, ISBN 0-395-93943-7 (englisch, archive.org [abgerufen am 10. Februar 2024]).
  • Bernd Wladika: Seiji Ozawa. Ein Leben im Dienste der Musik. In: Conductors – Seiji Ozawa – Retrospective (DVD-Box). EuroArts, Berlin 2020, S. 7–11 (Begleittext zur DVD-Edition).
Commons: Seiji Ozawa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Seiji Ozawa 88-jährig gestorben. In: Die Presse. 9. Februar 2024.
  2. Chartquellen: DE AT
  3. Auszeichnungen für Musikverkäufe: AT
  4. José A. Bowen: Ozawa, Seiji. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  5. Wolfgang Behrens: Ozawa, Seiji. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 12 (Mercadante – Paix). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2004, ISBN 3-7618-1122-5 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  6. a b Bernd Wladika: Seiji Ozawa. Ein Leben im Dienste der Musik. In: Conductors – Seiji Ozawa – Retrospective (DVD-Box). EuroArts, Berlin 2020, S. 10 (Begleittext zur DVD-Edition).
  7. Seiji Ozawa kehrt in den Konzertbetrieb zurück. In: Die Presse. 3. April 2013.
  8. Ehrungen für Ozawa und Janowitz bei Musiktheaterpreis. In: Salzburger Nachrichten/APA. 31. August 2022, abgerufen am 31. August 2022.
  9. Österreichischer Musiktheaterpreis benennt erste Sonderpreisträger. In: musik-heute.de. 30. August 2022, abgerufen am 31. August 2022.