Pöttsching – Wikipedia
Marktgemeinde Pöttsching | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Burgenland | |
Politischer Bezirk: | Mattersburg | |
Kfz-Kennzeichen: | MA | |
Fläche: | 24,64 km² | |
Koordinaten: | 47° 48′ N, 16° 22′ O | |
Höhe: | 218 m ü. A. | |
Einwohner: | 3.077 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 125 Einw. pro km² | |
Postleitzahlen: | 7033, 7202 | |
Gemeindekennziffer: | 1 06 09 | |
NUTS-Region | AT112 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Amtsgebäude 1 7033 Pöttsching | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Martin Mitteregger (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022) (23 Mitglieder) | ||
Lage von Pöttsching im Bezirk Mattersburg | ||
Römisch-katholische Pfarrkirche Pöttsching | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Pöttsching (ungarisch Pecsenyéd, kroatisch Pečva)[1] ist eine Marktgemeinde mit 3077 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Mattersburg im Burgenland in Österreich.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pöttsching liegt nordwestlich von Mattersburg und nordöstlich des Rosaliengebirges.
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gemeindegebiet ist zweigeteilt: Südlich von Bad Sauerbrunn befindet sich eine unbewohnte Exklave, die Katastralgemeinde Pöttsching-Rosalia. Die Gemeinde besteht weiters aus der Katastralgemeinde Pöttsching mit der gleichnamigen Ortschaft, die neben dem Hauptort noch die Siedlungen Hohen-Siedlung, Keltenberg, Pöttschinger See, Römersee und Scheibenwaldsiedlung umfasst.
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lichtenwörth (WB) | Zillingdorf (WB) | Zillingtal (EU) |
Neudörfl | Krensdorf | |
Katzelsdorf (WB) | Wiesen | Mattersburg |
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pöttsching ist die älteste Siedlung in diesem Raum, archäologische Funde reichen bis in die Jungsteinzeit. Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg. Später im Römischen Reich war das Gebiet Teil der Provinz Pannonia.
Beim Bau einer Eisenbahnstrecke von Wiener Neustadt nach Sopron wurden 1847 erste Grabstellen aus der Frühlatènezeit (~480 bis 280 v. Chr.) entdeckt. Das Landesmuseum Burgenland musste von 1978 bis 1980 eine Rettungsgrabung unter der Leitung von Alois Ohrenberger vornehmen, wobei beim Römersee ein Gräberfeld mit 42 Körperbestattungen – davon einige Dreifach- und Vierfachbelegungen – freigelegt wurden. Trotz neuzeitlicher Störungen durch Beackerung war eine zeitliche Abfolge der Bestattungen feststellbar. Ähnlich wie beispielsweise bei den Gräberfeldern Pottenbrunn, Loretto oder Mannersdorf wurde dadurch eine ununterbrochene Belegung vom 5. in das 4. Jahrhundert v. Chr. festgestellt. Die Frauengräber sind mit reichen Grabbeigaben ausgestattet, wobei Schmuck und Trinkgeschirr vorherrschen. Die Tongefäße sind meist mit Stempelverzierungen versehen, teilweise im Inneren der Schalen oder an den Schultern der Flaschen. Eine Flasche mit liegenden S-Stempeln in Doppelreihe erinnert an verwandte Stücke vom Gräberfeld Sopron-Krautacker und Mannersdorf. Vergleichende Stilanalysen und Materialuntersuchungen lassen den Schluss zu, dass sie aus einer Werkstatt, womöglich sogar von einem Töpfer stammen.[2]
Pöttsching geht auf eine alte Petschenegen-Siedlung zurück. Um 1123 siedelten die Ungarn die namensgebenden Petschenegen, einen aus dem Schwarzmeergebiet stammenden Volksstamm, als Grenzwächter des Gyepűsystems an.
In einer Schenkungsurkunde 1223 wird Pöttsching erstmals als Villa Beseneu erwähnt.
Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Pecsenyéd verwendet werden.
Pöttsching wurde 1811 Endpunkt des Wiener Neustädter Kanals, der bis 1879 in Betrieb war. Dieser Kanal sollte ursprünglich bis Sopron (Ödenburg) geführt werden, um die am Brennberg abgebaute Kohle nach Wien zu schaffen. Die Weiterführung scheiterte am Widerstand der ungarischen Großgrundbesitzer.
Der Erste Weltkrieg forderte unter der männlichen Bevölkerung Pöttschings einen relativ hohen Blutzoll.[3] Insgesamt verloren 80 Männer, mehrheitlich auf den Schlachtfeldern des Ostens, ihr Leben. Die meisten von ihnen dienten in nur drei Einheiten: dem Honved-Infanterie-Regiment 18 (33 Personen), dem k.u.k. Ungarisches Infanterie Regiment „Freiherr von Salis-Soglio“ Nr. 76 (24 Personen) und dem Feldjäger-Bataillon 11 (8 Personen). Sowohl das Honved-Infanterie-Regiment 18 als auch das Infanterieregiment 76 hatten Sopron als Ergänzungsbezirk, während Győr jener der Feldjäger war.
Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Gefallenen auf Einheiten und Kriegsjahr, zwei der Männer erlagen nach Ende des Krieges ihren Verwundungen:
Einheit | 1914 | 1915 | 1916 | 1917 | 1918 | 1919 | Summe |
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Honved-Infanterie-Regiment 18 | 5 | 9 | 10 | 3 | 4 | 2 | 33 |
Infanterie Regiment „Freiherr von Salis-Soglio“ Nr. 76 | 9 | 5 | 9 | 1 | 24 | ||
Feldjäger-Bataillon 11 | 4 | 3 | 1 | 8 | |||
Sonstige Einheiten | 1 | 8 | 3 | 1 | 2 | 15 | |
Summe | 19 | 25 | 23 | 5 | 6 | 2 | 80 |
Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes). Marktgemeinde ist Pöttsching seit 1986 (durch VO 7).
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit dem Jahr 1981 ist die Zuwanderung so stark, dass die leicht negative Geburtenbilanz bei weitem ausgeglichen wird.[4]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Katholische Pfarrkirche Pöttsching hl. Nikolaus: Die Orgel wurde 1792 von dem Wiener Orgelbauer Johann Gottfried Malleck gebaut. Sie ist jetzt schon stark verändert und hat elf Stimmen.
- Friedhof Pöttsching
- Atelierhaus Karl Prantl: 1990 nach den Plänen des Architekten Ernst Hiesmayr erbaut.
- Skulpturen in der Landschaft: Westlich des Ortszentrums stehen Skulpturen internationaler Bildhauer auf freiem Feld.
- Kulturpfad Pöttsching: Das Tourismusprojekt stellt auf einer Route sämtliche Sehenswürdigkeiten des Ortes in Form eines Audio-Guides dar.[5]
- 2015 wurde beim Bau der Wasserleitung Neudörfl–Sopron ein 7500 Jahre altes gut erhaltenes jungsteinzeitliches Skelett in einer Lehmgrube gefunden.[6]
Natur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Naturpark Rosalia-Kogelberg: 7770 Hektar groß, im Jahr 2006 offiziell von der Landesregierung als Naturpark begründet, Pöttsching ist eine der 13 Naturparkgemeinden
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Einwohnerzahl insgesamt 23 Mitglieder.
Partei | 2022[7] | 2017[8] | 2012[9] | 2007[10] | 2002[11] | 1997[11] | ||||||||||||
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Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | Sti. | % | M. | |
SPÖ | 976 | 57,18 | 13 | 904 | 52,44 | 12 | 885 | 50,86 | 12 | 953 | 57,13 | 14 | 1062 | 64,80 | 16 | 822 | 55,06 | 12 |
ÖVP | 660 | 38,66 | 9 | 646 | 37,47 | 9 | 510 | 29,31 | 7 | 610 | 36,57 | 8 | 461 | 28,13 | 6 | 435 | 29,14 | 6 |
FPÖ | 71 | 4,16 | 1 | 104 | 6,03 | 1 | 113 | 6,49 | 1 | 105 | 6,29 | 1 | 116 | 7,08 | 1 | 236 | 15,81 | 3 |
Grüne | nicht kandidiert | 70 | 4,06 | 1 | 94 | 5,40 | 1 | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | ||||||||
BIKUS | nicht kandidiert | nicht kandidiert | 138 | 7,93 | 2 | nicht kandidiert | nicht kandidiert | nicht kandidiert | ||||||||||
Wahlberechtigte | 2576 | 2418 | 2368 | 2306 | 2193 | 1949 | ||||||||||||
Wahlbeteiligung | 71,97 % | 77,17 % | 77,96 % | 77,32 % | 81,30 % | 85,17 % |
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quelle: Atlas Burgenland[12]
- 1923CS) Stefan Sauerwein (
- 1931 Anton Sauerwein (CS)
- 1934 Johann Marchart (CS)
- 1935 Johann Reisinger (CS)
- 1938 Ludwig Treuer (Gemeindeverwalter)
- 1945 Johann Knotzer
- 1945–1946 Alexander Stangl (SPÖ)
- 1958–1959 Heinrich Knotzer (SPÖ)
- 1959–1972 Ludwig Parise (SPÖ)
- 1972–1991 Rudolf Moser (SPÖ)
- 1991–1994 Christa Prets (SPÖ)
- 1994–2006 Irene Izmenyi (SPÖ)
- 2006–2017 Herbert Gelbmann (SPÖ)
- 2017 Karin Lehner(SPÖ) (Februar bis Oktober)
- seit 2017 Martin Mitteregger (SPÖ)[8]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: In goldenem Schild auf einer eingezogenen roten Spitze eine goldene Kirche; die Spitze wird begleitet von einem aus einem mit zwei Blättern versehenen, aus drei Früchten bestehenden roten Kirschzweig (vorne) und einem roten Violinschlüssel (hinten).
Das Wappen wurde am 4. Juni 1986 verliehen.
Die Kirsche steht für den Obstanbau, der Notenschlüssel verdeutlicht die bedeutende Rolle der Musik in der Dorfkultur.[13]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter der Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Anton David Steiger (1755–1832), Mineraloge und Bergbaupionier
- Peter Zauner (1886–1973), Musiker
- Johann Reisinger (1890–1959), Landwirt und Politiker
- Heinrich Knotzer (1906–1992), Landarbeiter, Gewerkschafter und Politiker
- Ludwig Parise (1912–1991), Eisenbahnbediensteter und Politiker
- Karl Prantl (1923–2010), Bildhauer, hier geboren und lebte in Pöttsching
- Rudolf Moser (1931–2017), Politiker
- Kurt Schweiger (* 1934), Radrennfahrer
- Christa Prets (* 1947), Politikerin, Bürgermeisterin (1991) und Mitglied des Europäischen Parlaments
Personen mit Beziehung zur Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Herbert Muck (1924–2008), Leiter des Instituts für Kirchenbau und Sakrale Kunst, Akademie der bildenden Künste, Wien, seit 1997 in Pöttsching ansässig
- Brigitte Hatz (1940–2022), bildende Künstlerin, 1997 nach Pöttsching gezogen
- Manfred Moser (* 1956), Rechtsanwalt und Politiker, in Pöttsching aufgewachsen
- Katharina Prantl (* 1958), Malerin, in Pöttsching aufgewachsen
- Christian Sagartz (* 1981), Vizebürgermeister
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dominik Kimmel: Das awarische Gräberfeld von Pöttsching – Bad Sauerbrunn, Burgenland. In: Archaeologia Austriaca 81, 1997, ISSN 0003-8008, S. 221–246.
- Wolfgang Meyer: Die Wehranlage von Pöttsching, Bezirk Mattersburg, Burgenland. In: Festschrift für Karl Semmelweis. Burgenländische Landesregierung, Landesarchiv – Landesbibliothek, Eisenstadt 1981, (Burgenländische Forschungen Sonderheft 6, ZDB-ID 503882-0), S. 117–132.
- Susanna Steiger-Moser (Hrsg.): 700 Jahre Pfarre Pöttsching 1299–1999. Pfarre Pöttsching, Pöttsching 1999.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S. 89.
- ↑ Susanne Sievers, Otto Helmut Urban, Peter C. Ramsl: Lexikon zur Keltischen Archäologie. A–K; L–Z. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2012, ISBN 978-3-7001-6765-5, S. 1507 f.
- ↑ Liste der Gefallenen aus Pöttsching im Ersten Weltkrieg. regiowiki.at, abgerufen am 21. Juli 2015
- ↑ Ein Blick auf die Gemeinde Pöttsching, Bevölkerungsentwicklung. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 31. Oktober 2020.
- ↑ Kulturpfad Pöttsching. alpenlandmagazin.at, Route und Informationen zum Kulturpfad Pöttsching
- ↑ Sensation: 7.500 Jahre altes Skelett entdeckt. ORF.at, 27. Mai 2015.
- ↑ Gemeinderatswahlen 2022-10-02. Land Burgenland, abgerufen am 27. Oktober 2022.
- ↑ a b Wahlergebnis Pöttsching 2017. Land Burgenland; abgerufen am 8. Dezember 2017
- ↑ Wahlergebnis Pöttsching 2012. Land Burgenland; abgerufen am 8. Dezember 2017
- ↑ Wahlergebnis Pöttsching 2007. Land Burgenland; abgerufen am 8. Dezember 2017
- ↑ a b Wahlergebnis Pöttsching 2002. Land Burgenland; abgerufen am 8. Dezember 2017
- ↑ Pöttsching. Atlas Burgenland; abgerufen am 8. Dezember 2017
- ↑ Pöttschinger Geschichtssplitter. Gemeinde Pöttsching, abgerufen am 27. Oktober 2022 (österreichisches Deutsch).